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27.10.2016 Wir sind den letzten Tag in Page, dem Drehkreuz im großen Kreis der Nationalparks im Südwesten der USA.
Heute Morgen haben wir interessantes Wetter. Es sind Wolken am Himmel und es trübt sich auch ein bisschen ein. Gute Chancen für einen interessanten Sonnenaufgang. Also hurtig aus den Federn und
nach kurzem Frühstück ab in den Arches Canyonlands. Beine bewegen und Sonnenaufgang-Gucken geht schließlich in einem. Das Ergebnis steht unten:
Nach dem Joggen haben wir einen umfangreichen Morgentoiletten-Ritus hinter uns gebracht. Dazu gehört auch Wagenpflege, wie Wasser auffüllen, Frontscheibe säubern etc. Dann waren wir fertig für
die Weiterreise. Denn mein Mountainbike ist Auslöser für einen Kurztrip in den Nachbarstaat Colorado. Mein Freilauf ist defekt und mein älterer Zahnkranz nebst Freilauf ist mal nicht ebenso auf
Lager gewesen. Also musste das Teil bestellt werden und - die Wartezeit überbrücken wir mit einem Ausflug in die amerikanischen Rocky Mountains. Ich nenne das später einen Ausflug in den
Winter...
Am ersten Tag fahren wir den Colorado-Fluss entlang und nehmen dann den Highway 70 immer gen Osten. Übernachtet wird in Rifle/Colorado. Einige nette Felsformationen sind auf unserer Route zu
sehen. Die beiden letzten Fotos zeigen die Fisher Towers.
Jetzt wird es spannend. Morgens gibt es düstere Gewitterszenarien (s. Aufnahme vom Walmarkt-Parkplatz aus). Endlich mal ein anderes Wetter wie nur Sonnenschein und Hitze. Wir brechen auf und
fahren wieder auf dem Highway weiter. Heute wollen wir noch zum Nationalpark (Rocky Mountain National Park) im Nordosten von Colorado kommen. Wir passieren interessante Landstriche. Zum
Beispiel durchfahren wir eine lange Schlucht und erklimmen immer mehr Höhenmeter, so dass wir uns auf 2000 m plus x befinden.
Noch rechtzeitig, gegen 15 Uhr, erreichen wir den Westeingang des Rocky Mountain Nationalparkes. Wir erkundigen uns im Besucherzentrum nach den Wandermöglichkeiten und den
Straßenbedingungen. Uns wird schnell klar: Die Westseite ist nicht so attraktiv. Zudem ist mittlerweile ein starker Wind aufgekommen und es sind Niederschläge angesagt. Das heißt für uns:
Nichts wie über den Pass auf die Ostseite. Die höchste Stelle liegt bei gut 3.700 m. Wir fragen nach dem momentanen Straßenzustand. Es ist zwar Schneefall auf der Höhe, aber die
Straßen sind noch passierbar. Also keine Zeit verlieren und losfahren.
Auf dem Weg zur Passhöhe entwickelt sich der Wind zu einem Sturm und auf der Höhe fegen auch schon Schneeschauer über die Straße. Ein bisschen mulmig ist einen schon, wenn man rechts oder
links vom Auto in die Tiefe blickt. So etwas wie Leitplanken verwenden die Amerikaner nur sehr spärlich und hier, auf der Trail Ridge Straße, schon gar nicht. Also immer schon
weiterfahren und hoffen, dass die Windböen einen nicht erfassen und wegdrücken.
Es gibt zwei Dinge im Rocky Mountain Nationalpark, auch RMNP genannt, die hervorzuheben sind. Es ist Brunftzeit und das Roosevelt Elk, die sogenannten Wapitihirsche sammeln ihren Harem
zusammen. Ihnen macht wohl das Schneewetter nichts aus...
Später fahren wir auf der Westseite des Nationalparks bei dem Ort Estes Park wieder hinaus. Auch im Ort sind die Wapitis, hier zwei Kühe, zu finden. Klar, das Gras ist hier bestimmt
grüner und saftiger. Abends übernachten wir unweit von Estes Park auf 2.400 m Höhe. Es war eine kalte Nacht und der Wagen wurde vom Sturm ordentlich gerüttelt. Hans hat sich dann
aufgemacht und die Bäume rund um das Fahrzeug inspiziert. Alles o.k.. Es war kein Standortwechsel angesagt, nur Seetüchtigkeit.
Kalt ist es. Morgens hat es Frost auf der Windschutzscheibe. Hans, der auf dem unteren Bett liegt, hat in der Nacht gefroren. Bei der Höhenlage (2.400 m) springt auch unsere Standheizung
nicht an. Vermutlich liegt es an unserer Bordbatterie, die derzeit Schwächeanfälle hat. Wir sind gut ausgestattet und haben eigentlich wir für jeden zwei Schlafsäcke dabei. Aber wer hat
schon Lust, sich nachts schlaftrunken daran zu machen, sein Bett neu zu bereiten?
Unlustig machen wir uns erst einmal auf den Weg zu Mc Donalds, wo wir einen Kaffee trinken, im Internet surfen und darauf warten, dass die Sonne ihre Arbeit tut. Dann geht es auf in den
Nationalpark zu unserem Wanderstartpunkt. Wir wollen heute eine von einem Ranger empfohlene Tour vom Farn-See (Fern Lake) zum Bärensee (Bear Lake) machen. Und das im Hiketrott. Keiner hat bei den
Umgebungstemperaturen von 5 Grad Lust, sich die kühle Luft in die Lungen zu pumpen. Also erst einmal gemach, gemach. Die Tour ist 16 km lang und hat so um die 800 Höhenmeter. Am Endpunkt
erwartet uns dann ein Shuttlebussystem, das uns wieder zu unserem Startpunkt und Auto zurückbringt.
Wir genießen jeden Sonnenstrahl, freuen uns an den leuchtenden Espen und über jede Wanderbegegnung. Trotz Sonnenschein schneit es leicht und das ergibt eine besondere Atmosphäre. Die
Schneeflocken glitzern im Sonnenlicht. Später verdüstert sich der Himmel und es wird ungemütlicher. Am Fern Lake gibt es eine Holzhütte. Aber alles ist abgeschlossen. Wir machen es uns auf einem
Holzstapel bequem und legen eine Trinkpause ein. Das waren dann die letzten Sonnenstrahlen, bevor es sich zunehmend bewölkt und stärker schneit. Die ersten Gedanken an ein Umdrehen machen sich
breit. Wir schauen auf die Karte. Jetzt haben wir mehr als die Hälfte, also weiter. Nach einem Anstieg entlang einer schroffen Bergwand begegnet uns ein junges Paar. Nur noch 3 Meilen, also
knappe 5 km bis zum Bear Lake, berichten sie uns. Na, denn weiter. Und dann tut sich auf der anderen Bergseite auch wieder die Sonne auf und der Schritt wird leichter.
Ja, und dann kommt die zweite Besonderheit, mit der wir den Nationalpark verknüpfen. Die erste sind wie schon erwähnt die Wapitihirsche. Die zweite Erscheinung sind mehrere Pikas, die wir auf dem
letzten Wanderabschnitt sehen. Das sind Pfeifhasen, die es bei uns in Europa nicht gibt. Sie sehen eigentlich mehr wie überdimensionale Mäuse aus. Und pfeifen tun sie natürlich. Daher sind wir
auch auf die putzigen Tiere aufmerksam geworden. Aber sie sind ordentlich scheu. Bislang habe ich nur mal kurz ein Pika um einen Felsen huschen sehen. Diesmal hatte ich das Glück, dass meine
gesichteten Vierbeiner einfach mal hocken blieben. Den Schwanz sucht ihr vergebens. Ich glaube, die haben nur einen kleinen Stummel als Schwanz. Also doch keine überdimensionale Maus.
Unten angekommen haben wir das Glück, dass wir gerade mal 5 Minuten auf unseren Bus warten müssen. Wir werden auch gleich in den Bus gelassen und können uns etwas aufwärmen. Nach ca. 20 Minuten
Fahrt müssen wir unseren Bus noch einmal wechseln. Aber auch hier kommt der Shuttle recht bald. Wir sind die einzigen Businsassen und es entwickelt sich gleich ein Gespräch mit der Busfahrerin
über das Shuttlesystem, was so wenig benutzt wird, über unsere Reise und so weiter. Am Startpunkt angekommen, lässt es sich unsere Fahrerin nicht nehmen, einen Blick in unseren Ford Nugget zu
werfen. Es hat sie total interessiert. wie das Mobil innen aussieht. Die US-Amerikaner kennen wie schon erwähnt den Fahrzeugtyp, aber nicht in der Ausbauform eines Nuggets. Tja und nach diesem
Abenteuer in kühler Winterluft war uns Beiden nicht mehr nach Berge und Schnee zumuten. Wir wollten nur tiefer. Also starteten wir noch am gleichen Tag Richtung Boulder. der Universitätsstadt im
Vorland, um dort unser Nachtdomizil zu suchen.
In Boulder fand sich nichts Geeignetes zum Stehen. Also fuhren wir 10 Meilen weiter und haben unweit eines State Parks am Rand einer Landstraße eine Stehmöglichkeit entdeckt. Heutiges Ziel ist
die "Schwarze Schlucht", der "Black Canyon of the Gunnison". Gunnison deshalb, weil der Fluß, der die Schlucht gegraben hat, so heißt. Auch eine kleine Stadt in der Nähe trägt den Namen Gunnison.
Der Fels ist so hart, so dass der Fluss sich tief und steil eingegraben hat. Die Schluchtwände haben eine Höhe von um die 550 m an ihrer höchsten Stelle. Es gibt eine Süd- und eine Nordseite der
Schlucht. Auf jeder Seite führt eine Straße im Nationalpark an dem sogenannte Rim entlang. Wir entschließen uns, den South Rim, die Südkante, anzufahren, da es dort ein Besucherzentrum gibt. Der
Ranger berät uns wegen des Abstiegs in die Schlucht. Man hat die Möglichkeit, an zwei Stellen bis zum Fluss abzusteigen, wobei es keine direkten Wanderwege gibt, sondern der Weg über Geröll- und
Schutthalden steil nach unten führt. Also beschlossen: Morgen früh steigen wir vom Gunnison-Punkt hinunter und wieder hinauf. Nettes Sportereignis. Wir können uns einen Erlaubnisschein für die
Begehung selbst ausfüllen. Ein Frühstart ist also möglich.
Wir parken das Auto ca. 2 km von Parkeingang auf etwa 2.400 m Höhe. Schon wieder so hoch. Aber es ist uns wichtig, nicht zu weit morgens anfahren zu müssen.
Die Nacht war ruhig. Nur einmal fuhr ein Auto ziemlich dicht an uns vorbei, so dass man aus dem Schlaf gerissen wurde. Ich hörte leisen Regen auf das Dach tröpfeln, schlummerte aber sofort wieder
ein. Morgens gegen 6 Uhr habe ich die Schiebetür aufgemacht und musste dann blinzeln: Über Nacht ist Winter in Colorado eingekehrt. Das Auto ist von einer Schneeschicht, die so zwischen 5 und 10
cm dick ist, eingehüllt. Es ist alles so hell und glitzernd, dass man geblendet wird. Und kalt ist es. Brrrh. Hans startet den Motor und mit diesem Trick schaffen wir es, dass unsere Standheizung
auch anspringt und zumindest einige Zeit läuft.
Was nun? Den Abstieg in die Schlucht können wir jetzt knicken. Machbar schon, aber nicht mehr reizvoll, da alles nass ist. Und stellenweise wohl glatt und rutschig. Da müsste man mindestens bis
zum Mittag warten, bis die Herbstsonne den Schnee wieder zum Schmelzen gebracht hätte. Aber nochmals in den Canyon "gucken" und vielleicht das eine oder andere Foto schießen wollte ich schon noch
einmal. Also warteten wir ab, bis der Schneeräumer gekommen war und fuhren dann nochmals in den Nationalpark hinein. Die Fahrt entlang der Südkante des Canyons hatten Ranger bereits gesperrt.
Somit blieb uns nur noch der Ausguck am Besucherzentrum. Wie der Schnee auf den Bäumen sich in filigranen Mustern kontrastreich von den schwarzen, düsteren Schluchtwände abhebt, seht ihr auf den
Fotos.
Beim Hinunterfahren begegenen uns mehrere Viehtransporter, die von "Cowboys" gefahren werden. Ja, ja, so sieht der moderne Cowboy aus. Entweder fährt er mit einem Quad hinter den Kühen her oder
er holt sie mit einem großen LKW von den nun mit Schnee bedeckten Weiden. Sah schon lustig aus, wie die Männer, mit hellen Cowboyhüten bekleidet, hinter dem Steuer der schweren Trucks saßen. Auf
dem letzten Bild seht ihr die Viehherden, die sich in ihrem schwarzen Fellkleid toll vom Schnee abheben.
Jetzt war der schöne Plan eines Canyon-Abstiegs dahin. Was nun? Auf jeden Fall kein Schneeabenteuer. Irgendwie zog es uns wieder Richtung Moab, was mit seinen 1.200 m doch auch im Spätherbst noch
ganz angenehm ist. Und dort wartete schließlich das Fahrrad-Ersatzteil.
Auf dem Weg nach Moab hatten wir zwei Möglichkeiten. Entweder fahren wir eine größere Runde und statten Ouray, einem kleinen Ort in den Bergen einen Besuch ab. Oder aber wir kürzen ab und fahren
Telluride, ein namhafter Skiort, an. Telluride war uns noch nicht bekannt. Also stand die Entscheidung schnell fest.
Auf der Fahrt gab es immer wieder schöne Blicke auf die Rockys. Ja, jetzt sahen die Rocky Mountains majestätisch und bizarr aus. Ohne Schnee hatte ich bisher noch keine große Bewunderung für
diese Bergwelt empfinden können. Nach wie vor bin ich aber der Meinung, dass die europäischen Alpen eine weitaus prachtvollere Bergkette darstellen und für die Wanderer eine bessere Infrastruktur
vorhanden ist. Der Amerikaner fährt entweder mit seinem Auto an und hat ein Restaurant vor der Nase. Oder aber er geht zum Wandern und hat zwischendurch keine Hütte, wo er was essen kann,
sondern muss sich selbst verpflegen. So ist das halt hier.
In Telluride sind wir ein paar Stunden umherspaziert und haben uns über die Bergwerks-Vergangenheit des Örtchens informiert. Der Name Telluride kommt von Tellur, engl. Tellurium, einem seltenen
in Kristallform vorkommenden Halbmetall. Es geht unter anderem Verbindungen mit Gold ein. In Telluride hat man nach Gold, Kupfer, Blei und Zink geschürft.
Heute erinnert nicht mehr viel an diese Vergangenheit. Telluride ist ein Skiort, der mit seinem Nachbarort "Mountain Village" eine große Skiarena bildet. Von Helikopter-Skifahren bis
Hochtouren,normalem Skifahren sowie Langlauf und auch Eisklettern - all dies ist hier machbar und auf etwa 2.400 m Höhe auch schneesicher.
Ich habe mir nachmittags eine "Auszeit" genommen und bin in Telluride herumgeschlendert. Natürlich haben mich die Sportshops interessiert. Manchmal kann man in der Nebensaison ein Schnäppchen
machen. Reizvoller war aber noch die Fahrt mit einer kleinen Gondelbahn auf den Bergrücken und hinunter zur Mountain Village. Von der Gondel gab es einen netten Blick hinunter auf den Skiort.
Während ich so in der Nachmittagssonne alleine gen Bergstation fuhr, habe ich die Augen geschlossen und fühlte mich mit einem Male nach St. Moritz versetzt....
Fazit des Tages: Seilbahnfahren macht einfach Spaß!
Große Enttäuschung gestern: Das Ersatzteil für den Freilauf meines Mountainbikes ist nicht geliefert worden! Also hat sich Hans mit dem Mechaniker daran gemacht, den Freilauf mittels
Schmiermitteln (Danke Georg für den Tipp!) wieder gängig zu machen. Nebenbei wurden auch noch meine Scheibenbremsen entlüftet. So bin ich heute morgen mit einem gut überholten Bike auf die Tour
gegangen....
Da dies die erste Tour im Red Rock für uns darstellte, haben wir uns die Gemini Bridges Straße ausgesucht, die gut 13 km hoch Richtung Canyonland Nationalpark führt. Sie ist auch beliebt bei Jeep
und Quad-Fahrern. Also sind wir wieder mal früh los, um keinen sandaufwirbelnden Verkehr zu haben. Die Höhenmeter waren mit etwa 250 m ganz annehmbar. Dennoch gab es immer wieder deftige
Anstiege, die mir Schwierigkeiten bereiteten.
Auf 2/3 der Strecke gab es dann die Belohnung in Form der Gemini-Arches. Große Naturbögen, denen man sich auf Sandsteinwegen von oben näherte. Gab schon eine Gänsehaut, so 50 Meter in die Tiefe
zu schauen.
Wir beschlossen zu Übungszwecken die Rückfahrt wieder auf der gleichen "Dirt Road", also Piste, zu machen. Diesmal hatten wir mehr Verkehr zu berücksichtigen, was besonders die Abfahrten spannend
machte. So gegen 11 Uhr kam uns eine ganze Reihe von Möchtegern-4x4-Fahrern entgegen. Ein Mountainbike ist unschlagbar auf diesen Dirt Roads. Kein Jeep-Fahrer kam uns in den Abfahrten hinterher
und auch sonst hielten sie sich dezent im Hintergrund.
Fazit des Tages: Mehr Mountainbiking ist angesagt. So der O-Ton von Hans, dem es ganz gut ging. Bei 2,5 Stunden Hintern-Einsatz haben wir auch körperlich nicht allzu sehr gelitten. Es hat mich
heute nur gewaltig geärgert, dass ich meine Actionkamera nicht dabei habe. Das eine oder andere rassige Video wäre heute entstanden. So hatte ich die Turnerei mit der Kamera am Rucksack und
manche Strecke wurde halt mal einhändig gefahren.
Heute haben wir jede Gelegenheit wahrgenommen, um Steilstrecken oder auch Slickrock-Strecken mitzunehmen. Es war alles dabei: Von Slickrock aus Navajo Sandstein, Holperstrecke mit Steinen bis hin
zu tieferem Sand, in dem man herumschlingerte. Die Fitness ist derzeit ganz gut und lässt uns am Berg nicht im Stich. Mal schauen, wie das nächste MB-Projekt heißt...
Gegenverkehr auf der Rückfahrt....
So langsam gehen unsere Tage in dem Bike-Mekka Moab zu Ende, denn es gibt ja noch andere Ecken und Orte in Utah und dem südlich benachbarten Arizona zu entdecken. "Wir müssen weiter..." ist dann
der O-Ton von Hans, der zum Aufbruch und zur Weiterfahrt mahnt.
Aber noch sind wir in Moab. Und einmal müssen wir die berühmten "Slickrock-Trails" zumindest anschauen und antesten. Es handelt sich um ein Gebiet, was sich "Sandflats Recreation Area nennt" und
was sich im Südosten von Moab, nur einige Kilometer entfernt, befindet. Die Wege, die es dort gibt, sind vielfältig. Da gibt es einige Fahrstrecken für 4x4-Fahrzeuge über Felsenbuckel hinweg. Das
sieht recht abenteuerlich aus, wenn man die Allrad-Vehikel über die Sandsteinhügel tuckern sieht.
Und dann gibt es d e n Slickrocktrail über 9 Meilen, sprich um die 14 Kilometer, der für Hiker, Jogger, Mountainbiker und sogar Motorräder zugelassen ist. Damit man sich auf der Runde über
die Sandsteinfelsen gut orientieren kann, sind weiße Streifen auf den Felsen aufgemalt.
Für Ungeübte wie uns besteht die Möglichkeit, eine sogenannte Übungsrunde zu drehen, um dann zu entscheiden, ob man den ganzen Slickrock-Trail machen möchte oder nicht. Die Übungsrunde hat
3 Meilen, also 5 km.
Unsere Idee war also, unsere geringen technischen Bike-Künste mal auf dem Fels auszuprobieren. Also Fahrräder ausgepackt, geölt und los gings. Gleich zu Anfang war mir schon leicht unheimlich,
weil die Anstiege einfach deftig sind und ich in Sachen "Schwerpunkt" mich noch nicht so recht mit meinem Bike angefreundet habe. Relativ schnell habe ich das Gefühl, dass ich hintenweg kippe und
da hilft auch aus dem Sattel und nach vorne gehen manchmal nichts. Ich schiebe das mal auf das Bike und sage, dass es einfach nicht die richtige Geometrie für mich bzw. für anspruchsvolle Trails
hat. Mit dieser Aussage fühle ich mich dann besser.
Hans fährt vorsichtig und kontrolliert aber eindeutig technisch besser wie ich. Tja, und wenn die gute Frau dann auch noch vergisst bei ihrem Fully (voll gefedert) die Federung einzuschalten,
dann ist ihr auch nicht zu helfen. Der Trail hatte es in sich und hat immer wieder steile Abfahrten und dann gleich wieder steile Anstige in seinem Profil.
Bei einer Stufe habe ich gedacht, dass ich mein Vorderrad mit Schwung die 15 cm hochkriege. Pustekuchen, das Ding wollte nicht, eingefedert hat es sowieso nicht und Frau ging mit Kinn voraus auf
den Sandstein. Kinn federte alles ab (Autsch!), die Oberschenkel landeten auf dem Lenker (2. Autsch, das gibt dolle blaue Flecken) - und das war's. Zwei Asiaten auf Bike sahen sich das Ganze an
und fragen freundlich, ob ich mir was gemacht habe. Nein, natürlich nicht und wenn - ich hätte es nicht zugegeben. Göttergatte fuhr weit vorneweg und merkte sowieso nichts. Also nichts wie
weiter.
Aber jederman kennt es. Nach einem Sturz, so gelinde er denn ausgeht, zittern einem gerne die Knie. So auch bei mir. Und der Schneid schmolz zu einem kleinen Häufchen zusammen.... Klein-Petra
wollte nicht mehr so recht auf diesem hautunfreundlichen Terrain unterwegs sein. Gott sei Dank machte Hans gerade den Vorschlag, dass wir einfach noch nicht geübt genug sind, um Freude am
Slickrock zu haben. Recht hat er.
Also viel Filmmaterial gibt es nicht von diesem, dem eigentlichen Slickrock-Trail. Aber - morgen wollen wir das Ganze joggen und meinen Füßen traue ich mehr zu als meinem Zweirad (incl.
Fahrerin).
Beim Hinausfahren aus der Sandflat-Region konnte ich noch ein kurzes Video der Allrad-Fahrzeuge machen, die über den Slickrock tuckern:
Hmmh. Da saßen wir nun bei unserem Mittagessen im Nugget, waren ziemlich kleinlaut und ruhig. Erst mal ein Mittagsnickerchen machen und dann sehen wir weiter....
Nach der ausgedehnten Pause beschlossen wir, abenteuer-gedämpft wie wir waren, zumindest in der Umgebung von Moab noch eine kurze Bike-Runde zu drehen. Wir fuhren zum gleichen Parkplatz, den wir
auch schon gestern angefahren hatten. Die Trails in der Region "Moab Brands Trail" (Brands nach den Brennzeichen, was das Weidevieh hat) sahen für uns Ungeübte schon genießbarer aus.
Also schwangen wir uns zum zweiten Mal aufs Fahrrad und das Mütchen, das zuvor so abgekühlt war, erwärmte sich nun an der schönen Kurverei. Auch hier gab es Slickrock. Besonders der Rockin' A hat
es uns angetan. Wir schafften es kontrolliert durch die Runde zu kommen. Waren uns die Anstiege zu heftig oder die Stufen zu hoch, dann sind wir halt abgestiegen. Nach einer guten Stunden hatten
wir in Anbetracht des nächsten Jogging-Tages genug und fuhren wieder zum Parkplatz zurück. Na also, klappt doch...
Ach ja, die Art Garder Snake wurde nicht von uns totgefahren. Schade um das arme Tier...
Früh übt sich... Selbst die Kleinsten haben schon ihr Übungsgelände. Ob mit Bike oder Laufrad - mit Freude turnen sie in den Sandhügeln herum. Mit Erlaubnis habe ich einige Fotos geschossen.
Jetzt wollten wir es wissen: Wie sieht die 9 Meilen-Slickrockrunde in Moab aus? Also stiegen wir morgens, ohne Verkehr, in Joggingkleidung in die Runde. Wir wollten die 14 km-Runde begutachten
und uns ein eigenes Bild darüber machen. Fazit war dann: Sie ist ganz klar zu anfordernd als Bike-Runde für uns. Es hätte ein ständiges Auf- und Absteigen vom Bike bedeutet, wenn man auf
Sicherheit beim Fahren geachtet hätte. Verdammt steile Anstiege und rassige Abfahrten, in denen man sogar Kurven eingebaut hatte, machen den Trail so schwer. Viele "stands and grunts" also (zu
dt. "Stehen und Grunzen"), was in der Biker-Fachsprache "steile Bike-Kletterei" bedeutet.
Dafür machte das Joggen Spaß. War zwar eine Art Achterbahn-Joggen, was mich ganz schön schwitzen ließ. Aber man hatte ein gutes Magengefühl dabei und wir lernten einen netten Vater mit Sohn aus
Colorado kennen, die die Runde auf dem Bike auch ganz gemach angingen. Am Ende der Runde lieferten wir uns ein kleines Rennen - wer ist zuerst am Startpunkt zurück: Die zwei Biker aus Colorado
oder wir? Es nahm sich nicht viel. Kann man nicht alles fahren, dann ist ein guter Jogger mindestens gleich schnell.
Wie ihr auf den Bildern seht, liegt der Slickrock-Trail landschaftlich sehr schön. Man kommt sogar bis an Castle Valley und das Tal des Colorado nordöstlich von Moab heran.
Am Ende, nach 2,5 Stunden Jogging, kamen schwere Beine und die Erkenntnis heraus, dass es gestern gut war, auch die Übungsrunde vorzeitig zu beenden. Zugegeben, es sind ein bisschen viele Bilder
eingestellt. Aber das entspricht dem momentanen Begeisterungsgrad.
Das zusammengeschnittene Video zeigt deutlich, wie mich das Jogging beansprucht hat (siehe Pusterei...). Wir hatten die letzten Tage keine Ruhepause eingelegt oder aber, plausibler, FRAU ist halt
doch nicht so gut drauf. Die beiden Biker sind Vater & Sohn aus Colorado.
Eine lustige Begebenheit: Ich sitze in der Bücherei in Moab und schneide gerade zwei Videos zusammen. Dazu muss ich sie halt auch erst mal anschauen. Der Ton vom Laptop ist an und man hört meine
deutliche Schnauferei in der ansonsten völlig stillen, morgendlichen Bibliothek. Grins. Da hat eine Angestellte mir dezent einen Korb mit lauter Kopfhörern gereicht. Ich sollte mir doch so einen
aufziehen. War aber bereits fertig mit dem Videoschnitt. Später kam mir, dass man diese Schnauferei ja auch völlig missdeuten könnte. Ich bin geistig nicht so flexibel, dass ich auf andere, mir
völlig fremde Denkrichtungen komme... Aber es hörte sich schon so an, als würde ich mir irgendeinen Sexfilm zu Gemüte führen...
Dem ist nicht so - hier der Beweis:
Eigentlich hatten wir heute vor auf das Mountainbike zu steigen. Aber es kam anders. Morgens trafen wir Dirk aus Augsburg bei McDonalds, der mit seinem Bike ganz schön lange und anstrengende
Touren fährt. Den ein oder anderen wertvollen Tipp haben wir von ihm erhalten, was unseren Blick wieder auf den Canyonlands Nationalpark lenkt.
Zudem rät uns Dirk, eine gesichterte VPN-Verbindung auf dem Laptop einzurichten. Das ermöglicht uns zukünftig dann auch bei einem offenen WIFI sicher zu surfen. Gesagt - getan. Wir sind dann zur
Bibliothek getigert, haben erst einmal unsere Rückflüge für Mai 2017 gebucht und ich habe mich dann mit dem sogenannten VPN-Tunnelzugang beschäftigt. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten kam ich
mit dem Angebot von Cyber Ghost ganz gut zurecht. Das wird jetzt erst einmal getestet und dann für Mexico & Co. eine Lösung für all meine Geräte installiert.
Während ich so in der Bücherei herumwerkle, habe ich ein nettes Gespräch mit einem 76-jährigen Amerikaner aus dem Staat Washington angefangen, der mich auf deutsch anredet. Er war früher in
Österreich Skilehrer gewesen. Seine Frau hat im amerikanischen Konsulat in Frankfurt gearbeitet. Ich bin dann mit meiner Installationsgeschichte sehr beschäftigt gewesen und habe Hans als
Gesprächspartner mit ins Boot geholt. Die Zwei haben dann mindestens eine Stunde über Gott und die Welt diskutiert, wobei ich bei ganz heftigen Gesprächsthemen Hans wiederholt anstupsen musste.
Die Lautstärke nahm bibliotheksunfreundliche Werte an und ich wollte nicht, dass die Beiden an die Luft gesetzt werden. Grinsend saß ich daneben und stellte nebenbei meine Lauscher auf, um
zumindest hin und wieder meinen eigenen Senf dazu zu geben.
Ja, und dann war die Energie für den Tag irgendwie raus. Mittagessen bruzeln, Powernap (sprich Schläfchen) und keiner von uns Beiden kam mehr hoch. Doch - Stichwort Microbrewery (Brauerei) Moab.
Das ist das Essdomizil, was uns am meisten zugesagt hat. Gute Burger, angenehmes Preis-Leistungsverhältnis. Es wird dort in Moab auch Bier gebraut. Ihr hört richtig. In einer Mormonenstadt (ca.
4500 Einwohner)! In den 80er Jahren gelang es Unternehmern, diese Kleinbrauerei aufzubauen.
Um dort einen Platz zu bekommen, sollte man sich zwischen 17 und 18 Uhr in Gang setzen. Gesagt getan. Da bewegt man sich dann schnell vom Liegeplatz im Auto. Essen war gut. Der Hunger war nur
nicht so groß gewesen, so dass sich hinterher ein dolles Völlegefühl einstellte. Daher sind wir zum Verdauen noch in den Nebensträßchen von Moab herumspaziert und haben das Flair genossen.
Blick ins Innere unseres "Stammlokals":
Nach der gestrigen Faulenzerei hieß es heute wieder die Hufe zu schwingen. Der Syncline-Trail im Canyonlands Nationalpark reizte uns. Also nichts wie hin. Es ist eine ganz schöne Kurverei, bis
man dort ist. So eine Dreiviertelstunde sitzt man mindestens im Auto.
Mit kleiner Karte von Rangern versorgt, stiegen wir dann in die 13,5 km Runde (ca. 450 Hm). Es geht zuerst locker 400 m vom Hochplateau hinab. Wir joggten zwar, aber ich würde es eher traben
nennen, denn man musste sehr auf den Weg achten. Und diese Traberei haben wir dann auch durchgezogen, bis es im letzten Drittel der Runde dann zu steil dafür wurde.
Das Schöne war die fast völlige Einsamkeit (nur zwei Wanderer), die einen umgibt. Naturgenuss pur.
Die Runde war recht anfordernd. Wir mussten mehrere Pausen einlegen und uns mit Wasser etc. versorgen. Die Traberunde hat 3:15 Stunden gedauert.
Hinterher war dann im Auto zwei Stunden lang vollständige Ruhe. Da lagen zwei ermattete Traber im Tiefschlaf....
Im Canyonlands konnten wir ganz gut den sogenannten "biological soil crust" erkennen. Das ist eine Art Kruste auf dem Wüstenboden (high desert), die aus Bakterien (hauptsächlich Cyanobacteria),
Moosen, Flechten, Grünalgen, kleinsten Pilzen besteht. Es handelt sich also um die Oberfläche des Wüstenbodens, der aber tatsächlich voller Leben ist. Und die Ranger sind aus guten Gründen sehr
darauf bedacht, dass man auf dem Weg bleibt und diese "Quelle des Lebens" nicht tottritt. Wenn es regnet, lösen sich manche dieser knubbeligen Formen und andere werden ausgewaschen, so dass sie
etwas erhaben sind.
Abends sind wir dann noch einmal auf den Aussichtspunkt hochgegangen und haben einen Blick hinunter in die Region geworfen, die wir heute zu Fuß erkundet haben. Als Upheavel Dome wird die helle,
ausgewaschene Erhebung in diesem Krater bezeichnet, wobei nicht klar nachgewiesen werden kann, wie diese entstanden ist.
Im Canyonlands NP liegt auch der Shafer-Trail, den Dirk gestern mit dem Bike gemacht hat. (s. u.)
Was hat das LQ (Life Quality/Lebensqualitäts-) Projekt bisher gebracht?
Auf jeden Fall tolle Eindrücke, viele Kicks, nette Menschen, Austausch von Erfahrungen, Meinungen, Lebensphilosophien. Es hat sich schon gelohnt, Mühe in die Planung und Vorbereitung dieses
Jahres hineinzustecken. Die sportlichen "Highlights" für uns sind teilweise von Glück gesegnet gewesen. Es hätte uns diese Aktivitäten auch komplett verhageln können, wenn Hans die Anforderungen
nicht so gut weggesteckt hätte. Manchmal war es auch grenzwertig und Krämpfe zeigten an, dass ein Umkehren angesagt gewesen ist. Aber unter Einsatz von prophylaktischem Diclofenac,
Pausenmanagement und Magnesium haben wir Beide immer wieder die Kurve gekriegt. Manche Symptome bei Hans sind derzeit gut zu handeln. Einiges wie z. B. Burning Feet ("brennende Füße") ist
geblieben und lässt sich so auch nicht beeinflussen. Es ist uns in den vergangenen Monaten klar geworden, dass es gut war, diese Auszeit jetzt zu tun und nicht noch Jahre zuzuwarten. Im Austausch
mit Reisebegegnungen kristallisierte sich diese Einstellung auch jedes Mal klar heraus. Nun gut, dass sind ohnehin die Reisenden, die sich für eine Auszeit entschieden haben, aber auch die
Kontakte mit Kurzzeiturlaubern haben unsere Meinung bestätigt.
Wieso so ein Reisetagebuch? Erst einmal freut es mich, wenn die Lieben zu Hause informiert sind und mir signalisieren, dass sie die Webseite immer wieder besuchen. Es sind also zuerst einmal
Lebenszeichen von uns, ohne dass wir einen umfangreichen Mail- oder Telefonverkehr betreiben. Ein bisschen Selbstdarstellung, zumindest bei den Fotos, ist immer dabei. Was aber ganz praktisch
unterwegs ist, ist einfach auf unsere Webseite zuverweisen. Sie dient als Kontaktgeber, erspart uns Visitenkarten und wir können unserer Reisegemeinde unterwegs einige Tipps an die Hand geben.
Und nicht zuletzt... Wenn ich unserem Enkel Tim später einmal erkläre, wo wir so überall waren und was wir gemacht haben, so brauche ich ja auch einen Beweis. Denn sonst glaubt er das der im
Gesicht runzligen und dann zahnlosen Omi nicht...
Auf dem Weg zum Monument Valley haben wir im Gooseneck State-Park übernachtet. Gooseneck bedeutet Gänsehals: Und tatsächlich macht der San Juan River hier Kurven, die an diesen Tierhals
erinnern. Bei Sonnenaufgang haben wir den Blick tief hinunter (ca. 300 m tief!) in die Schlucht genossen. Dann ging es weiter zum Monument-Tal.
2010 hatten wir auf einen Besuch des Monument Valley verzichtet. Grund war für uns auch gewesen, dass man eine extra Eintrittsgebühr zu zahlen hatte und wir unter anderem auch keine Lust hatten,
die Vermarktung des Tales mitzumachen. Aber einmal wenigstens wollten wir uns die Formationen anschauen - so lautete die Devise 2016.
20 Dollar waren insofern auch nicht zu viel, da diese Gebühr den Besuch für zwei Tage erlaubte. Es war nur noch zu klären, wo wir über Nacht bleiben konnten, denn wir waren inmitten des
Navajo-Reservats und weit und breit war kein Staatsgebiet in der Nähe, wo man kostenfrei übernachten könnte. Somit waren wir auf Navajo-Campingplätze angewiesen.
Zuerst einmal sind wir mit unserem Fahrzeug die Meilen-Rundtour um die Felsentürme gefahren. Natürlich war dies alles auf einer Piste zu bewältigen, die mal mehr und mal weniger gut präpariert
war. Es gab sandige Stellen, durch die man mit Schwung hindurchkurven musste. Dann wieder ausgefahrene, tiefe Rillen, wo die Fahrspur gekonnt zu wählen war. Da wir recht früh unterwegs waren,
konnten wir es uns erlauben, auf einem Parkplatz mitten in der Runde ein zweites Frühstück zu bereiten. Ohne großen Tumult um uns herum genossen wir die Aussicht auf die von den Navajos für
heilig gehaltenen Türme.
Zufrieden mit unserem Fotoergebnissen suchten wir uns einen Parkplatz und erkundeten Museum sowie sonstige Einrichtungen der Navajos. Busbesucher werden mit einem Jeep in das Gebiet gefahren,
wobei sie wahrlich abgezockt werden. Eine Rundtour kostet so um die 80-90 Dollar, je nach Tageszeit. Kurz vor Sonnenuntergang werden gerne mal 10 Dollar aufgeschlagen.
Im Dunkeln haben wir dann einen Campingplatz vor den Toren des Monument Valley NP aufgesucht. Auf Nachfrage wurde uns mitgeteilt, dass die Besitzer die 20 Dollar für die Übernachtung direkt am
Fahrzeug kassieren. Doch keiner kam. Was konnten wir dafür? Also sind wir am nächsten Morgen wieder ohne Zahlung abgefahren. Und wir waren nicht die Einzigen....
Heute hatte mir jemand Blei in meine Beine gegossen, so schwer fühlten sie sich an. Es gibt solche Tage, an denen man schon frühmorgens müde ist und sich die Müdigkeit auch nicht auflöst. Um kurz
nach 6 Uhr standen wir an der Kante zum Monument Valley, eigentlich bereit für eine frühe Mountainbike-Tour in das Tal. Die ganze Nacht hat es gestürmt, so dass sogar unser Fahrzeug geschüttelt
wurde. Leider erfüllte sich unsere Hoffnung nicht, dass der Sturm sich am Morgen legen würde. Immer noch gab es garstige Böen, die den Sand
aufwirbelten. Keiner von uns Beiden hatte Lust, sich mit dem Mountainbike Sand in das Fahrradgetriebe zu holen oder sich auf einer Wanderung sandstrahlen zu lassen. Also sind wir weiter gefahren
und haben gegen 11 Uhr Page erreicht. Page ist ein Eldorado für Naturliebhaber. Da gibt es den Upper und Lower Antilope Canyon, schmale Slot Canyons, die mit ihrem Farbenspiel aufwarten. Dann ist
im südlichen Bereich des Grand Staircase-Escalante die Sandstein-Formation der „Wave“ (Welle) zu besuchen. Es gibt viele weitere Canyons, die man auch in Mehrtagestrekkings erwandern kann (so z.
B. der Buckskin Gulch). Wassersport kann auf dem Lake Powell (Powell-See) betrieben werden und und und.
Zielstrebig haben wir das BLM Besucherzentrum in Big Water angefahren, um uns bezüglich eines Joggings zu den Wahweap-Hoodoos zu erkundigen. Denn es war ja wieder Sporttag (ächz, stöhn…).
Außerdem hatten wir vor, den Buckskin Gulch bzw. den Paria Canyon in einem Trekking zu begehen und brauchten weitere Infos. Mit Karte versorgt sind wir dann zum Wanderparkplatz des Wahweap-Washs
getuckert.
Die Tour zu den Hoodoos hat eine Gesamtlänge von 9 Meilen (ca. 14 km) und folgt in der Regel einem ausgetrockneten Flussbett. So ausgetrocknet wie schon erlebt war es diesmal nicht, was aber das
Laufen auf dem noch leicht feuchten und festen Untergrund erleichterte. Ansonsten gab es aber keine Bonbons mehr. Die Mittagssonne brannte erbärmlich und das Blei in meinen Gliedern schien noch
schwerer zu werden. Es war einfach nicht mein Tag. Hans rannte voraus, etwas genervt von meinem Geh-Renn-Tempo. Immer wieder kürzten wir die Flußwindungen ab, indem wir uns durch die Büsche
schlugen. Meine Laune sank zunehmend, als ich meine zerkratzten Beine anschaute. Nach 70 Minuten haben wir dann die ersten Hoodoo-Formationen erreicht und dann war sowieso nur noch Staunen,
Erkunden und Fotografieren angesagt. In den letzten sechs Jahren hat sich das Landschaftsbild hier sehr verändert. Viel Felsenmaterial ist heruntergestürzt und so mancher Hoodoo hat seinen
Felskopf verloren. Vor allem aber hat sich der Fluss immer weiter in das Land hineingefressen, so dass manche Hoodoos nun schon bedenklich nahe am Flussufer stehen und wohl nicht mehr lange
überleben werden.
Die Schatten wurden immer länger und wir beschlossen wieder zurück zu trotten. Ich erbat mir, den Weg nur noch über das Flussbett zu nehmen. Auf „Bushwhaking“ (sich durch die Büsche zu schlagen)
hatte ich keine Lust mehr. Dauerte zwar ein bisschen länger, aber nach 4 Stunden waren wir wieder an unserem Wahldomizil. Lass uns doch gleich an diesem ruhigen Standplatz bleiben. Gesagt, getan.
Sich frisch machen und dann gemütlich essen. Das war alles, was wir noch wollten. Wir hatten die Schiebetür offen und schauten in Mutter Natur und – schauten direkt in die neugierigen Augen eines
Mausexemplars, was im Busch saß. Nein, nicht schon wieder. Uns Beiden war bewusst, dass unser Auto alles andere als „maussicher“ war. Wir sind zwar stolzer Besitzer einer Mausefalle, doch dies
ist nur für den Notfall gedacht. Ist bei uns auf Grund der Raumenge auch ne heikle Angelegenheit, will man die eigenen Füße nicht in die Falle bekommen.
Die Sache war klar. Binnen 10 Minuten waren wir startbereit und fuhren von dannen. Gerade noch im letzten Abendlicht erreichten wir den Wanderparkplatz der Toadstool-Hoodoos. Dass dieser
geräumige Platz auch mal LKWs zum nächtlichen geräuschvollen Wenden dient, war uns nicht bewusst gewesen, als wir dort das Auto abstellten….
Heute Morgen haben wir voll Spannung der Lotterie im Kanab Besucherzentrum beigewohnt. Zur Erklärung: In die bekannte Sandstein-Formation der Waves dürfen pro Tag
nur 20 Besucher wandern, um die empfindlichen Felsen nicht zu sehr zu beschädigen. 10 Bewerbungen liefen online. Die restlichen 10 Bewerbungen werden Tag für Tag im Rahmen einer Lotterie mit
richtiger Bingomaschine verlost. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen!
So um die 60 Gruppen, manche mit 3 oder mehr Leuten haben sich dazu am Morgen registrieren lassen und warteten gespannt auf die Bekanntgabe der Kugelnummern, die
der Bingomaschine entnommen wurden….
Leider waren wir nicht dabei. Gut, viele Tränen haben wir nicht vergossen, weil wir ja 2010 schon das Glück hatten. Doch es juckt immer wieder, das Glück
herauszufordern.
Wir lernten in der Tourist-Info Mikel kennen, der aus der Nähe von Seattle stammt. Er hatte „geburtstagsfrei“ bekommen und war eine Woche in der Gegend mit
gemietetem Allrad-Fahrzeug unterwegs. Als ehemaliger Ranger in Alaska und in Rest-USA hat er einen Sinn für Natur und ist auch sehr belesen. Wir tauschten uns mit Mikel aus und hatten Beide
schnell ein Ersatz-Szenario für den Tag entworfen. Wir fahren zum Parkplatz für die WAVE-Formation und wandern stattdessen den Wirepass-Wanderweg Richtung Buckskin Gulch (ein Slot-Canyon). Dies
wollte jeder unabhängig voneinander tun. Uns war klar, dass wir uns dort ohnehin treffen würden.
Tja, und dann sind wir so um die 50 km wieder zurückgefahren und mussten eine "dirt road", sprich ungeteerte Straße, nehmen, auf der es nochmals eine gute halbe
Straße entlang ging. Sie sollte auch für normale Fahrzeuge fahrbar sein. Was wir dann aber vorfanden, war schon heftig. Waschbrett-Piste, d. h. durch zu schnelles Fahren komplett ausgefahren.
Dazu kamen einige Durchfahrten an ausgetrockneten Flussbetten, die aber so steil abwärts und aufwärts führten, dass wir an einer Crux stehen blieben und die Stelle zu Fuß erkundeten. Bleibt nur
Wagen hinten hochpumpen und durch. Ein gleichzeitig erstelltes Video zeigte aber dann, dass massig Platz war. Aus dem Fahrzeug heraus sieht das immer viel steiler und schwieriger aus. Später
wurde uns von anderen Fahrern gebeichtet, dass sie just an der Stelle aufgesessen sind.
Ja, da waren wir nun an dem Wanderparkplatz und stellten fest, dass man eine Gebühr pro Person zahlen muss. Nein, da sind wir Sparfüchse zu geizig dazu. Uns war
bekannt, dass der Stateline Zeltplatz an der Grenze zu Arizona in der Nähe war. Also nichts wie hin, Auto dort kostenfrei abstellen und mit den Bikes zurück, um ---- geradewegs der Rangerin in
die Arme zu laufen. Die machte Dienst auf dem Parkplatz und kontrollierte die Autos. Nebenbei wies sie daraufhin, dass dies eine Gebührenzone sei. Wir nickten und schlossen seelenruhig unsere
Bikes am Ständer ab, um dann loszumarschieren….
Wie alle Wanderer, auch diejenigen, die zur WAVE gingen, mussten wir zuerst in einem Flussbett marschieren. Der Fluss war trocken. Gleich zu Beginn hatten wir die
glückliche Begegnung mit einer Garder Snake. Sie ist völlig harmlos, kann vielleicht gerade mal Insekten und sonstiges Kleinstvieh fressen. Aber – Hans hatte endlich mal eine Schlange gesichtet.
Ständig hatte er sich die Augen danach ausgeguckt.
Während die Wanderer zur WAVE dann nach rechts in die Formationen der North Coyote Buttes abbogen, sind wir dem "wash", dem Flusslauf, gefolgt und sind dann zu
einem Slot Canyon (sehr enger Canyon) gekommen. Damit begann dann die Fotosession, bis ich unbeherrschte Rufe von Hans „Komm mal!“ hörte. Das bin ich ja gewohnt und folge diesen Aufforderungen
mehr oder weniger schnell. Diesmal klangen sie aber doch recht dringend, also nix wie hin. Da hing Hans an einem größeren Fels an einer Strickleiter, die nach unten führte. Diese war an einem
Pflock befestigt. Wie es Strickleitern nunmal tun, pendelte sie hin und her. Zumal führte sie nach unten und zwar unter den Felsblock, der den Canyon blockierte. Und das ist ein doofes Gefühl,
wenn es unter Dir plötzlich wieder nach innen pendelt und man keine Wand spürt. Ich musste nicht eingreifen. Hans half sich dann selber und kam alleine die Leiter runter. Bei mir gab es dann
ähnliche Probleme, nur das ich schon vorgewarnt war. Außerdem konnte Hans die Leiter von unten etwas stabilisieren und die 3 m Höhendifferenz waren dann schnell überwunden. Die Rangerin hatte uns
schon vorher von der Leiter berichtet, die ohne Erlaubnis der BLM (Büro Landmanagement) installiert worden war. Sie meinte, sie würde diese Leiter und den Knotenstrick wieder entfernen… Das
sollte schneller geschehen, als uns lieb war…
Nachdem wir durch den ersten Canyonteil hindurch waren und auf den Buckskin Gulch trafen, der senkrecht dazu in seiner Erstreckung lief, trafen wir Michael, der
schon Stunden in diesem Canyon-System zugebracht hatte. Es gab ein nettes Hallo beim Wiedersehen und Austausch. Der untere Buckskin-Teil ist unpassierbar. Vor 4 Wochen hatte es viel Regen gegeben
und dort steht das Wasser noch. Der obere Teil ist zwar noch schlammig, aber passierbar. Michael erzählte uns, dass das Wasser etwa 3 m hoch gestanden haben muss, als es vor Wochen so regnete.
Keine Chance zu entkommen, wenn das Wasser schnell steigt! Wir bogen ab und liefen auf einem kleinen Pfad zwischen Schlammfeldern durch den oberen Canyon. Als er sich wieder weitete, hatten wir
keine Lust mehr, noch weitere Schlammpfützen anzuschauen und kehrten um.
Auf unserer Rückkehr kamen uns bei einer Erweiterung des Canyons Hiker von oben entgehen. Sie erzählten uns,
dass die Leiter entfernt worden war und sie daher den Umweg nehmen mussten. Nun aber hurtig. Wie gingen in den Canyon und trafen auf die Rangerin, die an der besagten stelle war, auf uns
arme Tröpfe von oben herunterschaute und die aufgerollte Strickleiter in der Hand hatte. Keine Chance, dass sie die noch mal für uns runterlässt. Wir befinden
uns hier in einer sogenannten Wilderness (Wildnis) und entweder kommt man darin zurecht oder aber man bleibt draußen. Na ja, den Felsklotz kamen wir dann ganz gut hoch. Man musste sich eben etwas
zwischen Fels und Wand einklemmen. Aber all die anderen Wanderer, die nach uns kommen würden und die vielleicht die Umleitung nicht kennen, ie haben erst einmal ein Problem, sollten sie nicht
gewohnt sein etwas zu kraxeln. Schon ganz schön fies. Man hätte ja einfach mittels eines Schildes auf die Möglichkeit des Umweges hinweisen können. Aber das Schild hätte schon wieder bedeutet, in
diese Einstellung von „Wilderness“ hineinzupfuschen. Wir waren jedenfalls draußen, schnappten uns am Parkplatz unser Bike und fuhren zum Campingplatz zurück, wo wir kostenlos übernachten
konnten.
Für den heutigen Tag stand also das Gebiet mit den südlichen Coyote Buttes auf dem Programm. Das Auto wollten wir auf dem Campingplatz stehen lassen und stattdessen mit den Bikes so weit anfahren
wie wir konnten. Für 7,5 km kein Problem, aber dann kam ein sehr sandiger Pistenabschnitt, der auf der Karte als nur für Allradfahrzeuge befahrbar gekennzeichnet war. Die Rangerin von gestern
teilte uns mit, dass wir maximal so 2 km mit den Bikes fahren könnten, dann würden wir im Sand stecken bleiben. Na, mal sehen, dachten wir.
Es war ordentlich kühl am frühen Morgen. Manchmal hätte man gerne die Handschuhe auf dem Mountainbike angehabt. Da es aber größtenteils bergauf ging, wurde uns mit der Zeit warm. Ja, dann kam der
Abzweig und von da an wurde es, na ja, der Amerikaner würde sagen „tricky“. Immer wieder tiefer loser Sand, dann mal wieder fester Sand, dazu bergauf. Das hieß mal ein Stück fahren, dann wieder
Schieben. Nach einer halben Stunde war uns dieses Prozedere zu viel und wir schlossen die Fahrräder an einen Baum an, um dann zu Fuß weiter zum Trailhead, dem Startpunkt der Wanderung zu gehen.
Und dann kam der Pawhole Trailhead und mit ihm der Begriff „Wilderness Area“. Das bedeutete für diesen Tag wegloses Gelände (wie immer in einer Wildnis), dazu ständiges Trotten in tiefem Sand und
Suchen der schönsten Buttes, d.h. dieser nibeligen Felsenhügel, die irgendwie an weibliche Formen erinnerten. Ich war wieder voll begeistert bezüglich der Fotomotive und Hans war genervt wegen
der ständigen Klickerei und dem vermaledeiten Sand. An einer besonders schönen Ecke haben wir zur Erholung ein kleines Nickerchen gemacht und versuchten dann, den nördlicheren Teil des Gebietes
zu erreichen. Unsere einfache Karte gab keine konkrete Aussage über die Distanzen. Lediglich unsere Füße sagten nach einer Stunde Sandschlurferei, dass wir einfach nicht schnell genug vorankommen
konnten, um an diesem Tag noch in den nördlichen Teil zu kommen. Also war Umkehren angesagt.
Von weitem sahen wir eine Person auf einer Hügelkette stehen. Klar, das war Michael aus Seattle, der heute Morgen nochmals sein Glück in der Lotterie testen wollte. Danach wollte er zu uns
stoßen. Er hatte uns auch gesehen und auf der sandigen Straße zurück zu unseren Bikes kam er hinter uns hergelaufen. Michael hatte mittags versucht, die 4x4-Piste hinaufzufahren, ist aber elendig
im tiefen Sand stecken geblieben. Um aus dem Abenteuer herauszukommen, musste er den ganzen Abhang auf der Piste rückwärts hinunterfahren. Das war unangenehm, berichtete er. Wir luden Michael auf
unseren Campplatz ein, er wollte aber nochmals zurück zum Buckskin Gulch, da er gestern beim Übertragen seiner Bilder auf das Laptop alle Bilder irgendwie verloren hatte. Aua, das tut weh.
Der Rückweg auf der sandigen Piste bis zur Wegkreuzung war schon abenteuerlich. Da es abwärts ging, konnten wir längere Passagen biken. Aber es war eine Gurkerei und der tiefe Sand drohte ständig
den Lenker quer zu stellen. Da war Schwung bei der Bikerei angesagt.
Die „Straße“, obwohl auch Piste, war dann schon angenehmer, wenn auch die Rillen einen ordentlich durchschüttelten. Aber es ging ja jetzt mehr runter als hoch und das entlastete die Beine. Gegen
16 Uhr zurück an unserem Camping-Stellplatz (nach 8 Stunden) war es dann genug. Steak, Salat und eine eisgekühlte Cola brachten Erfrischung und Regeneration. Hans startete ein Lagerfeuer. Damit
konnten wir auch das meiste unseres Abfalls verbrennen. Es kehrte so eine richtige Camping-Atmosphäre ein und noch beim Dunkelwerden loderte ein kleines Feuerchen, was man gut im Auto liegend
beobachten konnte.
Zur Erklärung: Die Steine unten sind Sandstein-Eisenverbindungen, vielfach Hämatit, was aus dem Sandstein herauserodierte. Die Steine sind auch entsprechend schwer. Es gibt diese auch in schöner
Kugelform (hier an der Fundstelle allerdings nicht). Die Kugelförmigen werden "Moqui Marbles" genannt.
Wir konnten es nicht lassen. Nur noch einmal .... unser Glück bei der Wave-Lotterie versuchen! Schließlich waren wir ja noch immer in der Gegend und hatten keine große Anfahrt. Doch es wollte
einfach nicht klappen. Längst hatten wir aber schon das Ersatzszenario im Hinterkopf. Es sollte in den Paria Canyon gehen. Dazu fuhren wir wieder zurück in Richtung Page und bogen an der Paria
Contact Station, bei der wir 6 Jahre zuvor Glück im Lotteriespiel hatten, ab. Unweit davon befindet sich der White House Campingplatz, bei dem auch der Einstieg in den Paria Wash, das Flussbett
des Parias ist. Dieses verengt sich nach einigen Kilometern und wir zur Schlucht. Ziel war es, in dieser Schlucht so weit zu wandern, bis wir auf die Schlucht des Buckskin Gulch treffen würden.
Eine Strecke bemaßen wir mit 7 Meilen, also ca. 11 km.
Heute sollte es in den Antilope Canyon gehen. Genauer gesagt: in den Lower Antilope Slot Canyon (Unterer Antilope Canyon). Das bedeutet Großeinsatz für die Lumix-Bridge-Kamera DMC FZ 1000.
Schon Tage zuvor habe ich mich damit beschäftigt, welche Kameraeinstellungen denn bei den spärlichen Lichtverhältnissen in dieser Sandsteinschlucht am besten wären. Dazu die Frage, ob ich mit
Stativ arbeiten soll oder nicht. Zur Sicherheit habe ich mir noch ein Monopod gekauft, dass zwar keine verwacklungsfreien Bilder garantiert, dafür aber in der Raumenge der Canyons leichter
zu handhaben ist als ein Dreibeinstativ.
Wir bezahlten am Zugang zum Gelände des Unteren Antilope-Canyons, welches vollständig auf Navajo-Gebiet liegt, brav unsere 8 Dollar Navajo-Gebühr pro Person. Die Frage Stativ ja/nein war dann
schnell gelöst: Eine 2-Stunden-Fototour würde mich satte 42 Dollar kosten und ich wäre dabei noch immer im Schlepptau eines Führers und mit anderen Fotobegeisterten zusammen. Eine Normalo-Tour
mit Führer mit knappem Netto-Aufenthalt von einer Stunde im Canyon würde mit um 20 Dollaronen erleichtern. Also buchen wir eine 08/15-Tour und holen raus an Fotos was geht.
Im Vergleich dazu konnte ich 2010 unter Vorzeigen eines Stativs einen völlig freien 3-Stunden-Aufenthalt zu weniger Eintrittsgebühr erhalten. Den Fotopass und die längere Verweildauer gab es
quasi gratis zum normalen Eintritt. Aber nach dem drastischen Unfall mit 11 Toten nach einer Blitzflut im Jahr 2011 gibt es nun die Auflage, dass immer ein Begleiter dabei ist. Mit dem Wort
"Führung" will ich hierbei sparsam umgehen. Nach den ersten Erklärungen war mir klar, dass ich hier keine geologischen Erkenntnisse vermittelt bekomme, sondern vielmehr etwas höre zu den Formen
und wie diese von den Navajos benannt werden.
Ich stand also unter Strom, aus dieser Stunde Canyonbegehung verwertbare Fotoergebnisse zu produzieren. Von Anfang an ließ ich mich an den Schwanz der 10-köpfigen-Besuchertruppe fallen und
knipste, was das Zeug hielt. Anders kann man das nicht nennen. Da ich auf ein Stativ verzichtete, benutzte ich hauptsächlich die intelligente Automatik der Kamera (iA), die bei diesem wenigen
Licht gerade noch funktionierte und Schärfe produzierte. Mehr Zeit verwendete ich auf die Wahl der Motive. Aber da war ich ja durch die vergangenen Slotcanyons etwas geübt, so dass schnelle
Entscheidungen möglich waren.
"Mein Tourführer" ließ mich weitestgehend in Ruhe. Nur einmal wurde ich ermahnt. Mittlerweile befand ich mich eher am Kopf der nachfolgenden Gruppe, deren Leitung weniger gnädig mit mir umging.
Es war schon ein bisschen Spießrutenlaufen. Aber durch diese Taktik hatte ich oft freies Feld für das Fotografieren.
Die Zeit war gut gewählt. Zwischen 9 und 11 Uhr zeigen sich einige Beams, sogenannte Strahlen, die durch die schmalen Öffnungen im Canyon auf Boden oder Wände treffen. Ein Highlight für mich!
Das vorletzte Bild zeigt dann den Ausstieg und einen Schwenk in Richtung Canyonverlauf. Das letzte Bild zeigt das Kohlekraftwerk der Navajo-Indianer im Hintergrund. Im Vordergrund ist das Gebäude
mit Kartenverkauf zu sehen.
Kapitel DESASTER:
Ja, in Hochstimmung bin ich in das Auto gestiegen, SDHC-Karte raus aus der Kamera und rein in das Laptop. Laptop angemacht und -
Hilfe, nur ein grauer Balken war auf dem Bildschirm zu sehen! Schluck! Es sollte sich doch nicht gerade jetzt die Grafikkarte verabschiedet haben? Oder der Screen? Am rechten Rand sah man einen
Pixelhaufen auf dem Screen, der auf einen Defekt hindeuten könnte. Wer kann mir helfen? Na klar, erst mal Tobi in Wolfshagen fragen....
Also sind wir zur örtlichen Bücherei gefahren und ich habe mit Tobi Kontakt aufgenommen, Bild vom Screen per Iphone rüber gesandt. Ja, Diagnose wohl: LCD-Schirm ist defekt. Kann ich mein Läppi an
einen anderen Bildschirm hängen. Ja, geht. Kann man zumindest mal eine Sicherung fahren (die ich schon längst hätte machen sollen....). Die Büchereiangestellte erlaubte mir nicht, etwas an der
Infrastruktur der eigenen Standcomputer zu ändern, gab mir aber den Rat zu "Page Computer" zu gehen. Also bin ich mit dem Ford hingetuckert. Und Jason von "Page Computer" war total nett, hat mir
mein Laptop gleich an einen Bildschirm angestöpselt und ich legte los mit dem Sichern. Schön, wenn man den Desktop wieder sehen kann, auf all seine Daten zugreifen kann.... Ächz.
Ja, was nun? Jason meinte, dass er mal recherchieren könnte, ob ein neuer Screen für mich bestellbar wäre. Ansonsten - auf Lager war natürlich nix.
Wer meint, so 100 Gigabyte an Bildern mal schnell auf USB-Sticks bannen zu können, der irrt. Diesem Irrtum war auch ich verfallen. Und so saß ich Stunden, bis ich mal was rüberschaufeln konnte
und Jason machte wahrscheinlich den Umsatz seines Lebens mit dem Verkauf von schnellen USB-Sticks an mich. Es wäre letztendlich schlauer gewesen, eine Festplatte anzuhängen. Aber ich hatte keine
auf die Reise mitgenommen. Zwischendurch stoppte ich einmal und Jason baute meinen defekten Bildschirm aus, um sich bei seiner Recherche sicher zu sein, dass alles passt. Und ich hatte Glück! Ihr
Zulieferer hat einen nagelneuen Screen auf Lager. Incl. Einbau würde mich das 80 Dollaronen kosten. Das ist ein sehr guter Preis und der Deal war perfekt. 2-3 Tage veranschlagte Jason für die
Lieferung aus Californien. Wir vereinbarten, dass ich in 3 Tagen anrufen würde. Der Tag war für mich gerettet - eine Lösung war gefunden worden....
Wir hatten j nun einige Tage Freilauf, da wir auf meinen bestellten Bildschirm warten mussten, der frühestens in 4 Tagen eintreffen würden. Also beschlossen wir, erst einmal weiter zu reisen und
in den Grand Canyon Nationalpark, diesmal den South Rim (Südkante), zu fahren. Es waren gut 200 km zurückzulegen und wir haben uns gestern Nachmittag auf den Weg gemacht, um die Strecke bis
abends zu bewältigen.
Gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang sind wir angekommen. Die Frage war nun: Wo übernachten? Gleich außerhalb des Nationalparks bleiben und uns dort ganz legal im National Forest einen Platz
suchen oder hineinfahren und in der Nähe des Startpunktes der Wanderung des South Kaibab Trails übernachten und riskieren, dass wir den Platz wieder verlassen müssen? Wir entschieden uns für die
Zeitsparvariante und haben uns ganz frech auf einen Parkplatz im Nationalpark gestellt, von wo aus wir am frühen Morgen gleich zum Trailhead (unserem Joggingstart) gehen konnten. Keiner hat uns
in der Nacht gestört. Lediglich einige Wanderer sind schon früh aufgebrochen.
Wir hatten vor, die 1400 Hm bis zum Colorado Fluss hinunter zu rennen und dann je nach Kondition gleich den Weg wieder nach oben in Angriff zu nehmen. Die Gesamtdistanz sind 22 km. Da wir dies
vor 6 Jahren schon einmal gemacht hatten, wussten wir, dass es zwar schweißtreibend sein würde. Aber di Strecke war gut zu schaffen.
Start war zum Sonnenaufgang. Ganz konkret um 6.21 Uhr lief die Stoppuhr an und dann ging es runter, runter. Im Gegensatz zu früher wird der South Kaibab Trail nun auch von Muli-Touranbietern
benutzt. Ebenfalls trotten die Cowboys mit den "Versorgungs-Mulis" für die Phantom-Ranch-Lodge am Colorado auf diesem Weg hinunter. Frischer Pferdekot auf dem Weg ließ uns vermuten, dass wir
solch einen Versorgungszug vor uns hatten. Mist, das würde ggf. unser Vorhaben stoppen, da es immer schwierig ist, auf dem schmalen Pfad an den Viechern vorbeizukommen. Mal sehen...
Der Weg war durch die Muli-Benutzung sehr ausgetreten, so dass man oft hohe Stufen hinunterzuspringen hatte. Nicht gerade komfortabel, aber es ging. Die Sonne kam mehr und mehr in das Tal des
Colorado. Sie beleuchtete die Spitzen der umliegenden Felstürme und alles wurde von Goldtönen überflutet. Das Grün der Pflanzen und die roten Felsen im Kontrast dazu gaben ein herrliches
Farbenbild ab. Hans unkte vor mir wieder herum, ich soll doch endlich die Kamera beim Laufen wegstecken. Aber wer kann schon diese Landschaftsszenen ungeknipst lassen?
Weiter unten kündigte aufgewirbelter Sand und ein Hufescharren den Mulizug an. Hans stieß zuerst auf die Tiere und musste eine Weile staubschluckend hinterhergehen. Dann hatten die Cowboys ein
Erbarmen und hielten den Tross an, so dass er passieren konnte. Das Gleiche durfte ich Minuten später auch genießen. Also doch kein Zwangsstopp.
Ja, und dann kamen schon die letzten Kurven kurz vor dem Colorado-Fluss. Kurz vor der Hängebrücke machten wir Pause. Die Abwärtsrennerei war zuletzt nicht mehr so locker wie gedacht und die
Oberschenkelmuskulatur machte sich schon bemerkbar. Ich war froh, dass ich eine kurze Trinkpause hatte, bevor es wieder hinaufging. Die Gedanken an die Sonne, die so langsam unerbärmlich auch in
die Tiefen des Tales vordrang, versuchte ich zu verdrängen. Wir zogen uns leichter an, schoben noch schnell einen Müsliriegel in die Backe und dann war der Berggang einzuschalten. 100 Minuten
hatten wir für die Strecke zum Fluss gebraucht. Jetzt wurde es spannend und die Stunde der Wahrheit zum Zustand unserer Laufkondition stand an.
Hans hatte sich vorgenommen, alles im Schnellgang zu hiken. Mein Ziel war es, so weit hoch wie möglich in einem Lauftrott zu verbleiben, selbst wenn ich langsamer wie Hans vorwärts kommen sollte.
Hans grinste und meinte, dass mein Berg-Renn-Trott nicht als Laufen zu bezeichnen wäre. Ich persönlich fand schon, dass ich zwar trabte, die Schrittabfolge aber deutlich schneller wie ein Gehen
war. Dann ist es eben "Oma-Traben", meinte ich und nahm langsam aber stetig eine Kurve nach der anderen. 1000 Höhenmeter gelang es mir, die Spannkraft aufrecht zu erhalten und die Stufen im
Trabgang zu nehmen. Dann kam der Einbruch. Lag es daran, dass ich Hans kurz zuvor noch eine Flasche Wasser abgegeben habe. Mist! Jetzt könnte ich sie gebrauchen. Wie aus heiterem Himmel fiel es
mir pltözlich schwer, lange Schrägen bergauf ohne Pause zu nehmen. Immer wieder musste ich stehen bleiben, um zu pusten. Der Akku war offensichtlich leer. Hinzu kam, dass die Sonne nun erbärmlich
brannte. In der Hoffnung, wieder zu Kräften zu kommen, schob ich mir bei kurzen Verschnaufpausen einen Müsliriegel nach dem anderen hinein. Hinzu kam noch etwas Cola, was mir Hans im Austausch da
gelassen hatte. Er selbst war mittlerweile außer Reichweite.
Meine Muskulatur zeigte mir, dass ich sie überstrapaziert hatte. In der linken Wade krampfte es unaufhörlich und ich mmusste mir die Taktik zurechtlegen, nun die Stufen zuerst mit dem rechten Fuß
zu nehmen. Wanderer fragten mich, ob es mir gut ging und meinten, mein Gesicht sei puterrot. Wenn die wüssten!
Aber nach dem letzten Sattel und einer guten halben Stunde der Kriecherei machte es dann doch 'Klick' und meine Mukkis funktionierten wieder. Vielleicht war es dank des Anblicks vom letzten
Anstieg an der Bergkante und dem Blick auf die Uhr. Nein, über 5 Stunden Gesamtzeit wollte ich nicht abliefern, also hurtig.
Nach 4 Std. 53 Min. war dann die Tortur zu Ende. Ich hätte es ja anders haben können, wenn ich wie Hans gewandert wäre. Aber der alte Sturkopf wollte es wissen. Es war keine dolle Zeit, aber ich
war zuletzt wieder so gut drauf, dass ich mir eine Flasche Wasser über den Kopf kippte und dann auf jeglichen Shuttle-Bus stolz verzichtete sondern zum Auto zurückjoggte.
Für Hans kam das Krampf-Abenteuer hinterher. Das war dann so heftig, dass ich ihm aufhelfen musste und er im Auto umherhumpelte. Egal - mit einem saftigen Steak und großem Salat haben wir alles
runtergeschluckt und an den nächsten Tag denken wir jetzt nicht. "Experiencing your limits" würden die Amerikaner dazu sagen. Hin und wieder ist es ganz gut, mal ein bisschen die Grenzen
auszuloten.
Schauen wir aber die Zeiten von 2010 an, liegen Welten dazwischen: Damals war ich in 3 Std. 50 Minuten oben gewesen. Heute hatte ich eine ganze Stunden länger gebraucht. Relativieren wir das: Das
macht pro Jahr 10 Minuten langsamer und Oma geworden bin ich auch. Also halb so schlimm mit dem Leistungsabschwung...
"Petrified Forest" heißt so viel wie "Versteinerter Wald" und das ist ein Nationalpark, den man sich wirklich zu Gemüte führen sollte. Er besteht aus einem südlichen und nördlichen Teil. Diese
Beiden werden durch die Autobahn bzw. die Eisenbahnlinie geteilt. Im südlichen Teil findet man eine der größten Ansammlungen von sogenannten "verkieselten" Holzstämmen in der Welt. Erosionen
bringen sie zu Tage.
Entstanden sind diese tollen Gebilde in der Zeit des späten Trias-Zeitalters vor etwa 215 Millionen Jahren. Eine unvorstellbar lange Zeitperiode! Die Bäumstämme wurden von Schlamm und Schlick
begraben und diese Schicht schloss das Ganze luftdicht ab, so dass sie nicht vermoderten. Weitere Ablagerungen sammelten sich auf den Bäumen an und mit der Zeit drang kieselsäurehaltiges
Grundwasser in die Bäume ein. Quarz und Quarzartige Formen (Chalcedon) ersetzten mit der Zeit die Zellstrukturen des Holzes und lagerten sich im Stamm ein. So kommt es, dass heute noch Rinde oder
auch Baumringe erkennbar sind. Weitere Schichten deckten die Ablagerungen ab, bis sich dann auf Grund von Erdbewegungen dieses Gebilde in die Höhe hob. Unter diesen Spannungen brachen die Stämme
dann auch in mehrere Stücke. Nachfolgend kam es zu Abtragungen durch Wind und Wasser und mit der Zeit kamen so die Stämme wieder zu Tage. Man kann gut sehen, wie Teile der Stämme aus den
verschiedenen Gesteins- und Sandschichten herausschauen.
Ein sehr fotogener Punkt war die "Blue Mesa", ein Gebiet mit bunten Tonsteinen in grauen, violetten und sandfarbenen Tönen. Die meisten Bilder stammen aus diesem Teil des Nationalparks.
Dann kreuzten wir auch noch die altbekannte "Route 66", DIE BERÜHMTE STRAßE in den USA, die früher von Chicago nach Santa Monica/Californien an den Pazifik führte. Als Erinnerung hatte man an
diesem Punkt einen Oldtimer "geparkt". Der Verlauf der Telegrafenmasten zeigt noch die alte Route, die aber an diesem Stück nicht mehr befahrbar ist. In Flagstaff, was wir durchfahren haben, ist
die historische Straße, die erste durchgehende Straßenverbindung mit ca. 4.000 km in den USA überhaupt, noch erhalten und Straßenschilder verweisen auf den Verlauf.
Am Ende unserer Rundtour sind wir noch in den nördlichen Teil gefahren und haben den Painted Desert Inn, ein früheres Gasthaus aus den 30er Jahren, besucht. Dieses lag an der Route 66. Wir wurden
von einem sogenannten Volunteer, einem "freien" Mitarbeiter bzw. Freiwilligen, empfangen und bestaunten die aufwändige Bauweise mit verzierten Decken und indianischer Malerei. In einem längeren
Gespräch mit dem Parkmitarbeiter haben wir erfahren, dass er schon 86 Jahre alt ist und bereits in mehreren Nationalparks mit seinen Diensten ausgeholfen hat. Im Petrified Forest NP hat er nicht
nur Innendienst in verschiedenen Besucherzentren, sondern er fährt auch zu den Aussichtspunkten, um dort den Besuchern das Besondere am Park nahe zu bringen. Er erhält keinen Lohn von der
Parkverwaltung, sondern er kann mit seinem Wohnanhänger kostenlos stehen und erhält Wasser sowie Elektrizität für seine Unterkunft. Ich finde dieses Volunteer-System nicht schlecht. Schon
mehrfach haben wir ältere Singles oder Paare angetroffen, die in Parks oder auf Campingplätzen eine sinnvolle Arbeit tun und dabei etwas gegen das "Altersrosten" unternehmen. Dabei ist durchaus
Flexibilität und Wille zum Lernen angesagt, da die Einsatzorte ja unterschiedlich sind. Der "Aushilfs-Ranger" hat sich total gefreut, als ich um ein persönliches Foto nachfragte und posierte
Stolz am Tresen. Eine kleine Bestätigung für die hilfreichen Dienste dieses Senioren.
Es geht wieder zurück zur Stadt Page, wo wir ja unseren Computerbildschirm abholen müssen. Aber wir haben noch Zeit und daher fahren wir zu "Lees Ferry", einer früheren Fährstation am Colorado,
wo heute Flußbefahrer ihre Boote und Rafts zu Wasser lassen, um dann in ein- bis zweiwöchigen Tripps den Colorado-Canyon zu Wasser zu bereisen. Zu Hause, in Deutschland, war Hans voll begeistert
von so einer Flußreise und hat sich die Veranstalter notiert. Ich war eher skeptisch. Der teure Preis von gut 2.000 Euros schreckte mich ab und, was noch mehr wog, die Vorstellung, zwei Wochen
mit Leuten in einem Boot zu sitzen, die eher der Gattung "Couchpotato" (zu dt. vielleicht "Sesselpupser") angehören. Hans hätte mit der Zeit bei solch einer Floßfahrt vermutlich allergisch
reagiert oder wäre über Bord gegangen. Mittlerweile, nach der monatelangen, nachhaltigen Erfahrung in den USA gelangte er zur unumstößlichen Ansicht, dass mindestens 90 Prozent der US-Bürger
"Sesselpupser" sind. Und dann einen Zwangsaufenthalt auf einem 6 qm Bötchen über zwei Wochen- nein, das wäre zuviel verlangt!
Stattdessen ist mein Göttergatte wie beseelt von seinerr Mission, wo auch immer, diesen US-Bürgern mitzuteilen, dass sie zu dickleibig und absolut zu faul sind. Bei unseren Reisekameraden, die
meist ohnehin Sportler sind, erhält er ein zustimmendes Nicken. Andere hören sich diese Botschaft nur deshalb an, weil er der Berufsgruppe der Ärzte angehört und man hat schließlich gelernt,
seinem Arzt erst einmal zuzuhören. Ob man das schlussendlich dann umsetzt, sei dahingestellt. Aber ehrlich - recht hat mein lieber Gatte schon. Die Entwicklung hin zu Adipositas und zu
immenser Abneigung, wenn es darum geht, nur ein paar Schritte zu Fuß zu gehen (nach dem Motto: Wozu hat man sonst die Straßen gebaut?) ist definitv bei den Amis vorhanden und in den letzten
Jahren gewachsen. Scheinbar wird diese Anlage mit der Muttermilch aufgesogen...
Es könnte auch etwas mit dem Einfluss der Sonne zu tun haben. Die aktivsten US-Bürger stammten alle aus den Staaten Washington oder Oregon bzw. Colorado. Also mehr Staaten aus dem Norden bzw. aus
den Bergen (bei Colorado). Geht man weiter nach Süden, wird es auch wärmer und da hört es dann mit der Liebe zu Sport oder Bewegung dann mehr und mehr auf und die Menschengattung, die man
antrifft, gehört eher den Sonnenanbetern an.
Wir waren vor 6 Jahren schon einmal in dieser Ecke joggen und hatten den Spencer Trail teilweise gemacht. Aber eben nicht bis ganz auf die Kante. Das sind gute 500 Höhenmeter zu steigen. Aber
dafür wird man belohnt. Tief unter uns fließt der Colorado mit seinem dunkelgrünen Wasser gemächlich. Drei Rafts liegen am Ufer und werden für die lange Reise vorbereitet. Motorboote mit
Anglern legen ab und fahren flußaufwärts. Die Sonne durchflutet das Tal und es herrscht eine lockere Urlaubsatmosphäre.
Wir steigen höher und höher, bleiben jedoch immer wieder stehen, um das sich ändernde Bild des Colorado-Tales zu begutachten. Rechts von uns liegt der Paria Canyon. Wären wir auf unserer
Paria-Canyon-Wanderung 2-3 Tage lang weitergestiefelt (insges. 45 Meilen, also 70 km), dann wären wir hier wieder herausgekommen. Der Paria-Fluss bringt schlammiges Wasser mit sich, das später
das Wasser des Colorado trübt.
Dann sind wir oben und der Blick über das Plateau hin zur Stadt Page und dem sogenannten Glen Canyon wird frei. Das Kohlekraftwerk der Navajo-Indianer ist deutlich an seinen Schloten erkennbar.
Wir können sogar in den Glen Canyon hinabblicken und erkennen dort den Colorado wieder. Ein toller 360 Grad-Blick!
Der Abstieg lässt sich naturgemäß leichter bewältigen und in 45 Minuten war die steile Kurverei zu Ende. Der Standort "Lees Ferry" hat von uns heute 3 Sternchen bekommen wegen der spitze
Rundumsicht. Wieso wird dieser Trail nicht in den Broschüren empfohlen? fragen wir uns später. Egal, die meisten Amis wollen sowieso nicht da rauf....
Mein Bildschirm ist immer noch nicht da, bzw. er ist wohl nach Page geliefert worden, hängt aber anscheinend im Post Office. Jason von PAGE COMPUTER möchte das Ganze am Nachmittag fertig machen.
Von ihm erhalten wir den Vorschlag, sich doch auf den Rim Trail, der ganz Page umrundet, zu machen. Wir waren für den Tipp ganz dankbar, denn so langsam gingen uns die Ideen aus.
Rein in die Jogging-Klamotten und dann oberhalb von Page alles entlang der Sandsteinwände. Ächz, Stöhn - schon wieder nicht m e i n Tag. Ich
hatte das Gefühl, ich stampfe meine Knie so langsam in den roten Sand des Weges hinein. Hans hatte Erbarmen (oder ging es ihm ähnlich?). Nach 45 Minuten kehrte er um und zurück hechelt es sich
immer besser.
Am Auto stellte sich bei mir auch schon so eine Art Muskelkater ein und ich setzte das als Berechtigung zu umfangreichem Ruhen ein. Also ausgedehntes Mittagsnickerchen.
Danach ab zu PAGE COMPUTER. Und da war es wieder - mein Läppi mit einem neuen Screen. So als wäre nichts gewesen. Wie ein rohes Ei packte ich mein edles Teil, auf das ich so angewiesen bin, ein
und schenkte Jason einen dankbaren Blick. 72 Dollar plus ein Trinkgeld an meinen Retter - nun kann die Pflege der Webseite wieder weitergehen.
Morgens hatte ich keinen Fotoapparat zum Joggen mitgenommen. Somit wollte ich aber doch noch einige Bilder mit dem Lake Powell, den wir beim Joggen immer vor der Nase hatten, aufnehmen. Der Lake
Powell erstreckt sich oberhalb des Glen Canyon Staudamms und entstand Mitte der 60er Jahre, als man den Colorado aufgestaut hatte. Er ist sehr verzweigt. Man gibt seine Länge mit 299 km an. Gerne
wird er von Motor- oder Hausbootfahrern als Freizeitrevier benutzt.
Wir fuhren also runter an den See und bekamen dort die Abendstimmung mit. Die letzten Ausflugsboote kamen zurück, meist mit Ziel der Rainbow Bridge, dem weltweit größten Felsenbogen, der sich
über einen Fluß spannt. Die Sonne ging langsam unter und das war dann meine halbe Stunde - Abendrot und Szenen am See. Wieder mal zur richtigen Zeit am richtigen Ort, dachte ich mir.