Malawi - ein Land ohne Küstenanteil aber mit dem Lake Malawi, einem 580 km und bis zu 50 km breiten Inlandsee mit viel Süßwasser gesegnet. Der Malawisee soll der neuntgrößte Süßwassersee der Erde sein.
Malawi gehörte ehemals zum afrikanisch britischen Protektorat. Davon spürt man nicht mehr viel, wenn man die sprachlichen Fertigkeiten der jüngeren Bevölkerung betrachtet. Das Bildungssystem ist sehr eingeschränkt und vermittelt nur unzureichend die englische Sprache. Zudem kosten die Schulen und daher haben die Kinder auf dem Lande weniger Chancen auf Bildung. Eher die ältere Bevölkerung beherrscht noch die englische Sprache.
Malawi hat mit dem Mulanje-Bergmassiv im Südosten des Landes hohe Berge. Wir haben eine Ausrede, den Gipfel des Sapitwa (3.002 m) nicht zu besteigen. Die Regenzeit macht die Pfade schlüpfrig und die Wolken versperren die Aussicht. Unser Ziel hießt Zomba mit dem dazugehörigen Zomba-Plateau, das Höhen bis zu 2.000 m bietet. Zomba ist die ehemalige Hauptstadt von Malawi. Heute ist Lilongwe der Sitz des Parlamentes.
13. Dezember 2018
Ja, wir wissen es. Man sollte kein Geld bei diesen "Haien" an der Grenze tauschen. Aber wenn einem gesagt wird, dass man für zwei Visas und Autoversicherung eben so mal die lokale Währung Kwacha im Wert von 150 Euro braucht, dann kümmert man sich eben. Ausgangssituation an der Grenzsituation Zobué: Wir werden von eben diesen Händlern mit ihren Geldscheinbündeln im Auto umringt.
So überrumpelt wie wir waren, kam uns plötzlich auch nicht mehr in den Sinn, wo unsere Devisennotgroschen, sprich Euronen und Dollars im Auto versteckt waren. Außerdem fängt man bei dem Rummel um das Auto auch nicht an, den Reißverschluss der Matratze (der vermeintliche Ort) vor aller Augen aufzumachen, um ein Bündel Geldscheine herauszuholen. Also blieben nur unsere restlichen südafrikanischen Rand zum Geldtausch übrig. Der Kurs ist ca. 1:50. Hans wollte 3.000 ZAR tauschen, was satte 150.000 malawische Kwacha ergibt. Der Deal war perfekt. Hans erhielt sein Geldbündel, bestehend aus lauter 2.000er Kwacha-Noten, in die Hand gedrückt. Holzauge sei wachsam. Hans fing an die Geldnoten aufzuzählen und landete am Ende gerade mal bei 78.000 malawische Kwacha. Da stimmt doch etwas nicht. Also erst einmal die Ehefrau konsultieren. Die ist ja auch Buchhalterin, muss sich doch mit Zahlen auskennen. Ich kam zum gleichen Ergebnis wie Hans. Mist, es sieht so aus, als wären wir betrogen worden. Nun kam etwas Hektik auf. Wo ist noch einmal dieser verdammte Händler?
Es war schwierig, sich bei all diesen vielen schwarzen Köpfen zurecht zu finden. Endlich konnte ihn Hans am Ende des Platzes ausmachen. Schnell war er von einer ganzen Reihe an Helfern umringt. Ich trottete hinterher, immer noch die Kwacha in der Hand haltend. Hans forderte mit lauter Stimme seine 3.000 südafrikanischen Rand zurück. Es gab ein Hin- und Herlamentieren. Ich drohte mit der Polizei (lächerlich…). Aber am Ende erhielten wir unsere 3 x 1.000 ZAR, die recht zögerlich im Tausch mit den Kwacha wieder herausgerückt wurden. Schnellen Schrittes ging es zurück zum Auto. Gott sei Dank waren die restlichen Grenzformalitäten schon erledigt. Es war nur noch die Schranke Richtung malawischem Zoll zu passieren. Mir hing noch ein selbsternannter Autoaufpasser an der Tür. Fenster einen Spalt runter, halber Cashew-Nuss-Beutel raus an den aufdringlichen Herrn und schnell wieder zu. Aufatmen. Ich war ihn los. Nichts wie ab zur malawischen Grenze. Und wir müssen ja noch unsere zwei Visas im nächsten Büro bezahlen. Also wieder die Geschichte mit Devisentausch. Diesmal aber mit mehr Vorsicht und Nachdruck.
Hilfe - dort schon wieder Helferansturm. Wir erklärten zwei Aspiranten unser gerade Erlebtes und verneinten erst einmal jegliche Hilfe. Aber in Sachen Autoversicherung für Malawi brauchten wir dann doch wieder einen Ansprechpartner. In Malawi muss man die Existenz einer Haftpflicht durch einen Aufkleber an der Frontscheibe deklarieren. Dann gibt es Ärger mit Grenzbeamten, die unsere eben umgetauschte Kwacha nicht akzeptieren wollen. Und richtig - es existiert ein Hinweis, dass die Visumgebühr in Dollar zu zahlen ist. 75 Dollar pro Visum will der malawische Staat von uns. Saftig. Die reinste Tourismusbremse. Also brauchen wir nun doch keine Kwacha und tauschen wieder zurück.
Himmel, wo sind nochmal unsere Dollar? Während ich keinen blassen Schimmer mehr habe (da bin ich ein Eichhörnchen...), fällt Hans der Standort der Dollarnoten ein. Aber wir haben nur 100 Dollar-Noten und möchten so wenig wie möglich davon ausgeben. Hans setzt durch, dass wir von unserer Zahlung von 200 Dollar 50 Dollar zurück erhalten. Und dann sitze ich brav auf dem Bänkchen vor dem Büro und warte, bis endlich unsere Visum-Aufkleber in den Reisepass kommen. Und es dauert. Denn es fehlte der Verantwortliche mit dem Schlüssel für die Kasse. Mittlerweile sind wir schon 90 Minuten mit dem Grenzgeschehen beschäftigt. Noch eine halbe Stunde mehr und dann geht endlich der Schlagbaum hoch.
Es ist nun fast dunkel und mit 40 km/h kriechen wir vorsichtig auf der Straße entlang. Unser erhoffter Grenzparkplatz stellte sich als unbrauchbar heraus. Wir müssen weiter zur nächsten Stadt. Nur jetzt keinen Fahrradfahrer übersehen. Diese haben grundsätzlich kein Licht. Autos manchmal auch nicht und die Scheinwerfer der Karossen sind durchgehend blind.
Im nächsten Ort stellen wir uns einfach hinter LKWs an den Straßenrand. Doch noch haben wir keine Ruhe. Zwei Aspiranten für Security dienen sich uns an. Wir dürfen sonst hier nicht parken. Hans checkte das an der gegenüberliegenden Tankstelle gegen. Falschaussage - diese Gauner. Nein, wir brauchen uns nicht zu sorgen. Ich hatte mich schon ins Dachzelt verzogen. Die Leiter zogen wir ein und parkten sie für die Nacht im Auto zwischen. Keiner hatte mehr Bedarf an Störungen. Das Laptop, sonst abendlich ein Muss-Arbeitswerkzeug, blieb aus. Ich wollte niemanden an der Straße auf mich aufmerksam machen. Nur noch Augen und Ohren zu - bis der Muezzin wieder ruft...
4 Uhr: Diese überlauten Lautsprecher der Moschee. Heute Morgen hätte ich sie wirklich abschießen können. Es regnete leicht und eigentlich fühlte ich mich noch so kuschelig wohl in meinem Schlafsack. Aber man wurde wahrhaftig wachgerufen. Danach kein Gedanke mehr an Schlaf. Ich kurble langsam das Dachzelt herunter und sehe, dass unsere zwei Verdachts-Aufpasser schon wieder am nächsten LKW vor uns stehen und mir andächtig zuschauen. Wir beeilen uns loszukommen. Als wir wegfahren wollen, stehen diese zwei Gestalten doch tatsächlich an unserer Wagentür und halten die Hand auf. NEIN. Wir wollen einfach weg und Ruhe finden.
5 Uhr: Wir fuhren durch den Ort und fanden am Ende tatsächlich eine geschlossene Schranke vor. Man hatte den Ort über Nacht tatsächlich abgeriegelt. Die LKWs stand noch ruhig geparkt am Straßenrand. Nach kurzem Woher und Wohin ließ man uns durch. Nicht ohne uns noch mit vielen Ermahnungen zu versorgen, dass wir vorsichtig fahren sollten. Keine Frage. Mit max. 50 km/h schlichen wir auf der Hauptstraße dahin und genossen die Einsamkeit der Straße.
Langsam erwacht das Landleben und wir sehen die ersten Arbeiter auf den Feldern, die die Morgenkühle ausnutzen. Tief gebeugt benutzen sie ihre kurze Hacke und häufeln Pflanzreihen an. Gegen 6:30 Uhr fahren wir durch Blantyre durch, einer der drei großen Städte in Malawi. Noch läuft der Verkehr gut und wir beeilen uns, die Großstadt hinter uns zu lassen. Uns kommen Scharen von Fußpendlern entgegen, die aus den Vororten zu ihren Arbeitsplätzen streben. Mal eine andere Pendelei mangels Autogefährt. Hier sieht man die Stadtbevölkerung - Männer mit Krawatte und Aktentäschchen, Frauen im Kostüm und Handtasche.
Zielstrebig fahren wir nach Zomba. Mittlerweile regnet es wieder. Im dichten Regen navigiere ich Hans zum Domizil "Casa Rossa", wo wir auch die Möglichkeit zum Camping haben. Es geht in Zomba steil bergan durch üppiges Grün.
Und dann biegen wir auf einen kleinen Parkplatz ein. Willkommen in "Casa Rossa". Wie der Name schon sagt, ist Casa Rossa ein roter Kolonialbau mit umlaufender Veranda. Das Haus wird von einem russisch-italienischen Ehepaar geführt und die italienisch geprägt Küche ist vielfach gelobt.
Aus Schilderungen habe ich vernommen, dass am Zomba Plateau oft Regenwolken und Nebel hängen. Wenn das Wetter nicht so pralle ist, dann muss zumindest das Essen im Restaurant stimmen. Daher fiel meine Entscheidung auf diesen Standort.
Es regnet immer noch in Strömen. Der Campingplatz reicht gerade mal für ein Auto und gefällt uns nicht. Aber es gibt ja noch Hotelzimmer. Nach kurzer Besichtigung steht fest: Priorität steht auf gute Laune behalten und wieder zur Ruhe kommen sowie Sachen trocknen. Keine weitere Nässe im Auto, das ist wichtig. Wir haben die zwei letzten Nächte nahezu kostenfrei campiert. Also können wir auch einmal 65 Euro für das Zimmer bezahlen. Dass aus einer Nacht dann drei Nächte werden sollten, hatten wir uns auch nicht träumen lassen...
Eine Attraktion unserer Unterkunft sind die Meerkatzen. Es sollen Diademmeerkatzen sein (Samango Monkeys). Was sie in Hausnähe kommen lässt, sind die unreifen Weintrauben an der Verandabrüstung.
Nachmittags lichtet sich die Wolkenfront etwas und wir wandern auf der Teerstraße bergan Richtung Plateau. Wir werden überall freundlich begrüßt und manchmal auch angesprochen. Der junge Mann hat für ein Bild sogar sein schweres Fahrrad angehalten! Hans schätzte die Ladung auf über 100 Kilogramm, da die Tropenholzsorten vielfach sehr schwer sind.
Ein Junge zeigte uns drei kleine Piepmätze in seiner Hand. Wir vermuten, dass die zwei Jungs ein Vogelnest geräubert hatten.
Wegen der Probleme mit Internetzugang und auch Laptop, stelle ich erst einmal Bilder ein. Text kommt später.
Wanderung Richtung Zomba Plateau am 15.12.2018
Nachmittags, 15.12.18:
Reiten am Plateau Stable mit Anne. Die Wolken verdichteten sich zwar mittags zusehends und es tröpfelte auch leicht. Wir entschieden uns für's Abwarten. Anne zeigte uns erst einmal die elf Pferde, die alle eine kleine Geschichte hatten. Das Glück blieb uns hold und wir konnten uns mit unseren Pferden in Marsch setzen. Die Wege waren teils mit Erde und Lehm durchsetzt und waren noch nicht vollends abgetrocknet. Hin und wieder rutschten die Pferde und wir hatten Sorge zu tragen, gute Pfade zu finden. Doch wie immer, wenn ich auf dem Pferd sitze, machte es viel Freude. Die Runde um den Damm war ein Gute-Laune-Bringer.
Danach standen wir mit Anne und ihrem Vater noch lange zusammen und tauschten Ansichten und Erfahrungen zu Malawi und zu Südostafrika im Allgemeinen aus. Annes Vater ist als BWL-Professor schon lange in mehreren Ländern Afrikas tätig gewesen und ich verfolgte aufmerksam seinen differenzierten Einsichten zur Wirtschaft und Entwicklungshilfe der verschiedenen afrikanischen Länder. Man hörte viel Skepsis zu den finanziellen Investitionen der Industrieländer heraus. Zudem ist es schwierig, Erfolge von Entwicklungshilfe an Indikatoren festzumachen. Meist wird das wirtschaftliche Wachstum der Länder betrachtet. Dies hängt aber von landesinternen sowie externen Faktoren ab und kann nicht nur Entwicklungshilfe zugeschrieben werden. Ein großes Hindernis für einen positiven Einsatz von Entwicklungshilfe scheint die Korruption in gewissen Ländern zu sein, die verhindert, dass Gelder dem Zweck entsprechend eingesetzt werden, sondern quasi "abgerahmt" und der eigenen Tasche zugeführt werden.
Mittlerweile haben wir schon die unterschiedlichsten Akteure in der Entwicklungshilfe kennen gelernt. Unser Standort im "Casa Rossa" ist Gold wert, denn hier treffen sich die Expatriates (kurz Expats), also die Menschen, die außerhalb ihres Heimatlandes arbeiten. Ob Entwicklungshelfer, Peace-Korps-Mitarbeiter oder Missionarin - jeden Tag trifft man neue Gesichter an. Expats, die einfach mal ein paar Tage verschnaufen wollen oder die einfach mal eine gute italienische Küche genießen wollen. Jeder Tag in unserem Domizil ist somit schillernd bunt und wir genießen es, die Essenspausen bei Frühstück oder Abendessen auszudehnen und den Schilderungen zu lauschen.
Da ist z. B. Katrin aus Bayern, die als Missionarin einer Kirchengemeinde auf einer sogenannten Trainings-Farm arbeitet. Dort hilft sie jungen Schwarzen mit schwierigem (Bildungs-)Hintergrund, sich in einem Farmalltag zurecht zu finden und sich Kenntnisse anzueignen, um später als Kleinbauer über die Runden zu kommen. Ihre Einstellung ist, dass Entwicklungshilfe nicht von "oben aufgepfropft" sein darf. Sie erfordert vielmehr ein Mitleben, Mitessen, Mitarbeiten. Es ist wichtig, als lehrende Person anerkannt zu sein. Nur so gibt es nachhaltige Erfolge. Und es heißt immer am Ball zu bleiben. Man kann nicht davon ausgehen, dass einmal Gesagtes und Gelehrtes gleich verinnerlicht wird. Da intellektuelle Fähigkeiten nicht beübt wurden, bleibt somit nur ständige Wiederholung und Kontrolle, damit das Gelehrte auch richtig umgesetzt wird. Sei dies bei der Fütterung der Küken oder bei der Einsaat von Mais. Geduld und ständiges Nachhaken und Wiederholen bringen kleine Fortschritte. Während ich so Katrins Erzählungen höre, gewinne ich sehr viel Respekt vor dieser dünnen, aber zähen Mitfünfzigerin, die durch ihren Glauben gestärkt, diese kraftzehrende Arbeit vollführt.
Dann lernen wir eine Peace-Korps-Mitarbeiterin der Vereinigten Staaten kennen, die als Lehrerin in Malawi Lehrende anleitet. Dass dies einfühlsames Vorgehen benötigt, wird mir bei ihren Erzählungen schnell klar. Sie war schon in mehreren Ländern Afrikas tätig und kann auf eine längere Erfahrung zurückblicken. Dabei muss man anerkennen, dass diese jungen Peace-Korps Mitarbeiter keinen großen finanziellen Gewinn aus ihrer Arbeit ziehen. Die Lebensbedingungen unterscheiden sich nicht sehr von denen der lokalen Bevölkerung. Die Entlohnung ist zwar höher wie der Verdienst von Locals, aber weitaus geringer wie in ihrem Heimatland. Das bedeutet, dass diese Menschen Enthusiasmus, Einstellung zum Helfen und auch eine genügsame Bedürfnishaltung mitbringen müssen. Und auch hier hören wir, dass es ein zähes Arbeiten ist und nur langfristig Erfolge einzuarbeiten sind.
16. Dezember 2018
Gang hinunter nach Zomba zum Einkaufen und Fahrt zurück mit dem "Moped-Taxi".
Wir sagen dem Casa Rossa Adieu und fahren an den Malawi-See. Dort finden wir am Cape McClear unseren ultimativen Campingplatz "Eagles Nest" (Adlernest). Viele Camper sagen, dass das der absolut beste Standort am See ist. Wir haben sogar unsere eigenen Haustiere: Leguane, die einfach mal so am Auto vorbeispazieren (denn sie werden in Malawi nicht verspeist), Meerkatzen, Eidechsen, viele bunte Vögel (Kormorane, Eisvögel, bunte Finken) und sogar Schlangen.
Es ist Regenzeit und immer wieder bilden sich tolle Wolkenformationen. Bilder von der Fahrt:
Unser Campingplatz mit "unverbauter Aussicht" auf den Malawisee und der Ansicht des Fischerdorfes Chembe.
Wir haben mehrere Nachtwächter auf dem Campingplatz. Eines Abends hören wir ein wildes Schlagen vor unserem Auto. Eine Schlange, anscheinend eine Giftschlange, hatte sich durch das Gras bewegt und wurde von Sunday, einem unserer Wächter, entdeckt und mit einer Stange erschlagen. Also so richtig nach Giftschlange sah dieses dünnere 1 m-Exemplar nicht aus. Es mutete eher wie eine hysterische Schlangenabwehr an. Mir wäre es aber auch nicht angenehm, wenn dieses Tier sich durch die Wiese schlängelt, auf der sich Sunday gerade sein Nachtlager für die "Wache" zurecht gemacht hatte.
Allerdings haben wir dann am nächsten Tag beim frühmorgendlichen Joggen eine durch Autos in der Nacht getötete Puffotter auf der sandigen Fahrstraße entdeckt. Kurz, dick und mit typischer Dreieckskörperform und Zeichnung - damit war klar: Aufpassen ist angesagt, sollte man sich abseits der Wege durch Grasland oder Gebüsch bewegen. In dieser Region gibt es auf jeden Fall Giftschlangen.
Einige unserer Haustiere auf dem Campingplatz:
Wollen wir joggen, "müssen" wir immer durch das Fischerdorf Chembe. Von überall, meist von den vielen Kindern, kommt dann "Hello", "How are you" (Wie geht es Ihnen?), "What's your Name?" (Wie heißen Sie?). Am Anfang macht das noch Spaß zu antworten, aber irgendwann fühlt sich das dann wie eine Art Spießrutenlaufen an. Als wir aber einmal mit kleinen Süßigkeiten ankamen, waren wir die Hits. Von nun an war klar: Es ist gut, wenn man diesen beiden Weißen folgt...
Links: Hans auf Tuchfühlung mit einigen Kindern. Die Mädels zeigten mir stolz, wie geschickt sie die Steine tragen können.
Eine Gruppe Jungs zeigt mir, was sie gerade machen: Sie hatten ein kleines Feuer angezündet und kochten darauf in brodelndem Wasser ein paar Blätter. Das Spiel hieß also "Mittagessen kochen". Als ich sagte, dass ich etwas beisteuern würde und meine kleine Süßigkeiten-Tüte herauszog, kamen plötzlich aus allen Ecken Kinder herausgesprungen. In Windeseile verbreitete sich die Nachricht: Es gibt "Sweets" (Süßigkeiten). Plötzlich wurde ich von 20 - 30 Händen umringt. Gott sei Dank gibt es immer ältere Helfer, die dann dafür sorgten, dass sich eine Reihe bildete und ich ein bisschen den Überblick bei der Verteilung behielt. Somit konnte ich manchen Kandidaten bei der Versorgung ausklammern, der mit "dicker Backe" (Bonbon schnell samt Papier in den Mund gestopft) nach einem Bonbon nachfragte. Schlaue Kerlchen...
Am Strand hatte sich dann um Hans schon eine Gruppe von Süßigkeitenhungrigen gebildet und ich konnte nun den Fotografen spielen, während er für gerechte Verteilung mittels eines Helfers sorgte.
Es kommen ein paar nette Bilder von Kindern, die sich über die Kleinigkeiten freuten.
Am nächsten Tag hatte ich eine andere Kamera am Strand dabei und die Kinder freuten sich über Photoshootings. Nach jedem Photo zeigte ich dann das Bild herum und es gab ein Freudengeheule und Getanze. Danach saßen wir auf einem Boot und die übliche Namenrunde begann, wobei jeder seinen Namen in den Sand schrieb. Ganz vorsichtig wurde meine helle Haut am Arm berührt und diejenigen, die mir am nächsten saßen, waren ganz stolz und rückten ganz dicht an mich heran.
20. Dezember 2018
Ich kann Hans zu einer Kajaktour bewegen. Heute ist die Wasseroberfläche ruhig. Es gibt keine Ausrede mehr. Bis jetzt haben wir uns wegen der Gefahr von Bilharziose vom Wasser ferngehalten. Das Risiko mittels des Spritzwassers zu erkranken, lässt sich aber vertreten. Ggf. machen wir danach (6 Wochen Abstand) eine Wurmkur mit Tabletten, um auf der sicheren Seite zu sein.
Es lohnt sich, denn wir entdecken am Buchtende einen Wasserkanal um die Halbinsel, der befahrbar ist. Außerdem lassen sich kleine Sandstrände und nette Buchten befahren. Die vor dem Kap liegenden Inseln lassen wir unberührt, denn dazu muss wieder eine saftige Nationalparkgebühr bezahlt werden, so dass einem der Spaß vergeht.
Danach legen wir am Campingplatz an und Elissa darf mitpaddeln. Ihre Eltern arbeiten als Missionare einer US-amerikanischen Bible Church für 10 Jahre in Malawi. Elissa hat sichtlich Spaß an unserer Tour. Gemeinsam wandere ich dann mit Elissa zurück. Da sie Chichewa, den örtlichen Dialekt, spricht, gibt es interessante Kontakte unterwegs. Elissa hat es von dem schwarzen Gärtner der Familie gelernt und plappert unbekümmert los. Mir gefällt das. Ist allemal besser als dieses Achselzucken von mir und den drei Fragezeichen auf der Stirn, wenn ich angesprochen werde.
22. Dezember 2018
Eigentlich wollten wir frühmorgens Joggen. Aber es plätschert schon die ganze Nacht vom Himmel. Frühstück wird am Unterstand der Spülküche gemacht. Das Dachzelt muss ich nass einklappen. Elissa
und ihre Eltern verabschieden sich herzlich von uns und wir tauschen die Kontaktinfos aus. Dann geht es diesmal mit dem Auto durch das Fischerdorf. Überall stehen schon große Wasserpfützen. Am
Marktplatz müssen wir durch eine solche Pfütze durch. Plötzlich steht unser Wagen ganz schräg in einem Loch, was so im Wasser nicht erkennbar war. Gott sei Dank fährt Hans mit Gefühl weiter und
der Landy stabilisiert sich wieder. Das war knapp vor einem möglichen Umkippen. Mit viel Geduld zuckeln wir die lange Waschbrettpiste zurück zur Hauptstraße mit Ziel Senga Bay.
Senga Bay: Der Steps Campingplatz nahe dem Sunbird Livingstonia-Hotel gefällt uns gar nicht. Er besteht nur aus einem Sandplatz. Also genehmigen wir uns am Hotel erst einmal ein kleines Mittagessen und kümmern uns um mein Laptop. Das will nicht mehr hochfahren. Was nun? Auch diverse Versuche über den abgesicherten Modus misslingen. Kein Mucks mehr. Notfallplan ist angesagt. Das bedeutet, dass wir die zwei Stunden zur Hauptstadt Lilongwe fahren werden, um dort "professionelle" Hilfe einzuholen.
Hans beeilt sich, noch vor 18:00 Uhr in Lilongwe zu sein. Wir hatten schon einige Computerläden recherchiert, erhielten aber vor Ort nochmals Empfehlungen eines Kurierfahrers. Im "Electronis4you" standen wir dann mit unserem Acer-Laptop und waren schon am Überlegen, ob wir nicht ein neues Teil anschaffen sollten, als unser widerspenstiges Elektronikteil plötzlich wieder muckte und den Eingangsbildschirm zeigte. Schnell noch einmal probiert. Auch beim zweiten Mal klappte es - nicht zu glauben. Der junge Verkäufer hatte nur etwas am Einschaltknopf herumgespielt - ein kleines Weihnachtswunder. Wir schieben das Problem mal auf "Vielleicht zu lange geladen - Überladen", packen unser Teil ein und verschwinden zum nahe gelegenen Campingplatz.
Lilongwe ist keine schöne Hauptstadt. Überall verstopfte Straßen, unstrukturiert, laut. Aber es gibt einige Läden, in denen man sich zumindest für die kommenden Festtage Leckereien besorgen kann. Und somit fahren wir morgens mit Ciabatta, geräuchertem Hähnchen, diversen Schokoladentafeln wieder nach Senga Bay.
Nach Recherche landen wir dort in Cool Runnings, einem echt netten Campingplatz mit Grasgrund direkt am See. Weihnachten kann jetzt kommen.
24. Dezember 2018
Wieder hat es die ganze Nacht durchgeregnet. Aber wir lassen uns Heiligabend nicht vermiesen. Heute war bereits gegen 7 Uhr Ruhe mit dem Regen. Gegen 10:30 Uhr stiegen wir auf ein Mopedtaxi und ließen uns aus dem Ort Senga herausfahren. Das ersparte etwas Spießrutenlaufen im Ort. Dann wanderten wir los. Zuerst ging es durch ein kleines Fischerdorf, über eine Hotelanlage und weiter zu einer Flußmündung. Früher soll es hier Nilpferde gegeben haben, die aber Wilddieben zum Opfer fielen. Nun sind wir auf der Suche nach interessanten Vögeln und nach Empfängern von ein paar Mitbringseln. Denn ich habe meine Gästeseifen dabei und auch Bonbons. Bei drei Frauen frage ich an, ob ich ein Foto machen kann. Sie sind dankbar über die kleinen Seifen. Drei Jungs begleiten uns des Wegs. Auch sie bekommen ein Seifengeschenkle. Die Bonbons verteilen wir dann zum Teil bei Hütten am Wegesrand, wobei dann die nächste Hütte von den Empfängern schon lauthals vorinformiert wird, dass hier zwei Weiße was zum Verteilen haben.
Wir bemerken, dass ein Meerkatzenpärchen kreischend auf einem Baum umherspringt und dabei über den Weg zu Hütten hinüberschaut. Und dann ist uns klar, was hier vorgeht: Man hat ihnen ihren kleinen Nachwuchs weggenommen. Gerade kommt ein Schwarzer mit dem kleinen Äffchen an und will es an uns verkaufen. Wir reden auf ihn ein, aber er lässt sich nicht davon überzeugen, den Affen wieder frei zu lassen. Es tut in der Seele weh, die Eltern so aufgeregt umherhüpfen zu sehen...
Noch einige Fotos von unserer Wandertour. Man sieht, dass die Frauen selbst an kleinen Rinnsalen die Wäsche waschen Der Hit war ein Waschereignis unterwegs, bei dem Frauen und Kinder in kleinen Pfützen am Straßenrand die Kleiderwäsche machten. Ich frage mich immer wieder, wie sie gerade weiße Hemden so weiß und nicht rosa hinkriegen...
Eine Gruppe Jungs sitzt auf der Ladefläche eines Transporters. Als ich im Führerhaus einen Fußball liegen sehe, wird mir klar, dass es sich hierbei um eine Fußballmannschaft handelt, die gerade auf dem Weg zum Spiel ist. Geduldig wartet der Fahrer, oder ist es der Trainer, bis ich nach Einverständnis-Nicken mein Foto im Kasten habe.
Um den Heiligabend etwas zu zelebrieren, hatten wir uns entschlossen, zum Hotel Sunbird Livingstonia in Senga Bay zu fahren. Es bietet mit seinem alt-kolonialistischen Charme den richtigen Hintergrund für diesen besonderen Abend. Das Weihnachtsbuffet im war dann zwar durchschnittlich. Aber die Stimmung war dafür ganz besonders! Die Gäste kamen teils in langer Abendrobe an. Bis auf ein chinesisches Missionarspaar waren wir die einzigen Weißen an diesem Abend.
Schon die Anfahrt zu Dritt auf dem Moped-Taxi war abenteuerlich. Unser Mopedfahrer hätte beinahe eine Ziege über den Haufen gefahren. Er vertraute zu sehr auf seine Hupe. Aber das liebe Tier wollte nicht schnell genug ausweichen. Es hätte uns alle Drei dann auf die Straße befördert. Kommt hinzu, dass ich sowieso nicht besonders gut saß, sondern die Hälfte meiner Pobacken auf dem Gepäckträger platziert war.
Die Rückfahrt bei Nacht zu unserem Dorf war dann sehr speziell. Für mich fehlten die Fußtritte. Also blieb nur übrig, dass ich meine Füße unter die von Hans schob. Das wurde mit der Zeit
unbequem. Da unserer Mopedfahrer tanken musste, haben wir dann an der Tankstelle aufgegeben und sind den letzten Rest mit Stirnleuchte bewaffnet zu Fuß durch das Dorf marschiert.
Das erlaubte, noch einen kleinen Eindruck der Christnacht in einem afrikanischen Dorf zu erspüren. Aus der Kirche kam Musik und Gesang. Auf den teils schlammigen Dorfstraßen waren die Menschen
gut gekleidet unterwegs. Es machte alles einen geruhsamen und festlichen Eindruck. Allerdings waren die kleinen Läden bis spätabends noch offen, was bedeutete, dass nicht jeder das Fest feierte.
Abfahrt von Senga Bay am 25. Dezember 2018:
Ich mag ja Kirchenlieder, aber es muss nicht die ganze Nacht in den Ohren klingen. Leider isoliert mein Dachzelt nicht besonders und das Halleluja aus der Konserve fing an, mir irgendwann in den Ohren zu hallen. Es war also eine Nacht mit phasenweisem Wachliegen. Daher war es mir recht, dass der Aufbruch frühmorgens sein sollte, um ruhige Straßenverhältnisse am "Feiertag" auszunutzen.
Wir hatten ja schon bei der Wäsche das Thema Sauberkeit. Der Anblick dieser Freiluft-Werkstatt in Salima ließ Hans noch einmal auf der Straße kehrt machen und ich sollte diesen Anblick ablichten. Ich vermute, dass das Schrauberherz meines Göttergatten in diesem Moment zutiefst geblutet hat. Für unsere Lieblingswerkstatt in Goslar bestimmt auch ein tolles Bilderlebnis.
Wir arbeiten uns so langsam Richtung Nordmalawi vor. Nach Senga Bay sind wir eine Nacht auf dem Campingplatz in Kande Beach (Nähe Chinteche). Die letzte Nacht in Malawi verbringen wir im Muji Zuwa Sun and Water Resort bei Chilumba.
Die Straßen unterwegs sind unterschiedlich. Immer heißt es voll aufmerksam zu fahren, denn jederzeit können Geschwindigkeitsbremsen kommen, die unterschiedlich ausgeformt sind. Mal sind es Teerhügel, die mehr oder weniger angenehm sind. Oder es sind richtige ruppige Teerquerstreifen - eine Herausforderung für die Stoßdämpfer. Das Ganze wird zusätzlich mit vielen Schlaglöchern arrangiert.
In Salima war neben dem Motorrad- auch das Fahrrad-Taxi üblich. Und beim Tiertransport geht man sowieso nicht zimperlich um. Hier wurde ein Huhn mitgenommen. Bei all den Fahrradfahrern kam ich mir wie in China vor. Obwohl - da wird jetzt auch zunehmend das Auto im Straßenverkehr Einzug halten. Ganz vereinzelt sieht man auch ein Zebukarren. Das kennen wir sehr gut von Madagaskar.
Die tollste Straßenblockade hatte die Pavianbande (s. unten) veranstaltet. Das Sozialleben der Affenhorde fand auf der Straße statt. Ob Stillen oder Lausen oder einfach Faulenzen - wir konnten vom Autofenster live alles miterleben.
Tja, das sind dann die letzten Bilder vom Lake Malawi von unserem Standort Muja Zuwa Resort.
Die Kinder waren sehr zutraulich und packten uns einfach an den Händen zum Strandspaziergang. Die Mütter wollten mich dann noch zu einem gemeinsamen Bad im See einladen. Schwierig wegen unserer Bilharziose-Wasser-Abstinenz. Habe dann einfach entgegnet, dass ich derzeit etwas krank sei. Der Magen sei nicht in Ordnung. Das kann man auch mit der Zeichensprache gut hinbekommen. Wurde dann mit einem Lachen quittiert und ich war fein raus.
Falsch gedacht: Ich stehe natürlich nicht mit den Füßen im Wasser....
Die Kinder mögen es, fotografiert zu werden. Und natürlich muss dann das Fotoergebnis auch herumgezeigt werden. Inclusive Vergrößerungen, dass auch ja jeder sein Gesicht und seine Pose sieht. Bei den Müttern habe ich dann aufgegeben und mitgeteilt, dass mein edles Fototeil einfach "full" sei.
Wir sagen mit diesen letzten Bildern MALAWI ADIEU. Wer weiter lesen möchte, kann dies unter dem Menüpunkt Tansania tun. Oben auf der Malawiseite habe ich noch die Fahrtroute in Malawi eingefügt.