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03.05.2017     Vor zwei Tagen sind wir in Halifax/Kanada angekommen. Hier begann am 12.05.2016 unsere Reise. Gestern haben wir unsere Frachtpapiere für die Verschiffung des Fahrzeugs vom Spediteur erhalten. Und heute fand dann das große Packen statt. Heute Abend schlafen wir zum ersten Mal in der Jugendherberge, dem HI-Hostel in Halifax. Wenn morgen das Auto an den Hafen gebracht wird, dann sind wir eine Woche lang ganz auf unsere zwei Beine angewiesen. Öffis werden so gut wie außen vor gelassen. Eigentlich schön!

aKKLIMATISATIONSTOUR IN Halifax       2.05.2017

 

Gestern sind wir bei strömendem Regen in Halifax gelandet. Nach Einkauf und Erholung bei Burgerking mit der Kombi "Abendessen & Surfen" fiel es Hans ein, dass wir uns eigentlich noch auf den Weg nach Dartmouth machen könnten. Das ist auf der anderen Buchtseite und liegt der Innenstadt von Halifax gegenüber. Man erreicht diesen Stadtteil über zwei Brücken. In Dartmouth befindet sich der Spediteur, der uns die Frachtpapiere für die Verschiffung ausstellt.

Hans hatte die nicht allzu fernliegende Befürchtung, dass wir morgens im Berufsverkehr über die Brücke Probleme bekommen könnten. Und so sind wir gegen 21 Uhr im Dunkeln und bei feuchtnasser Straße, was die Orientierung nicht gerade leichter machte, über die Mc Kay-Brücke gefahren, um dort bei einem Walmart zu stehen. Dank der Handynavigation ging das gut. Mit Karte hätten wir mehr Probleme bekommen, denn die Straßennamen waren teilweise schwer auszumachen.

 

Der Gang zum Spediteur verlief reibungslos. Das Auto muss spätestens am 4.05. am Hafen abgegeben werden.

Was nun machen mit dem angefangenen Tag? Zuerst einmal machten wir uns auf die Suche nach einer Münzwäscherei. Hans fragte einen Tankwart und wir bekamen eine superpräzise Auskunft. Um uns etwas auszulüften, machten wir den kurzen Gang zu Fuß. Und das war gut so, denn auf dem Rückweg von der Wäscherei entdeckten wir das "Lebkuchenhaus", zu englisch Gingerbread-House. Eine kleine Bäckerei in einem Untergeschoss eines Hauses, die von einem Deutschen geführt wurde! Und beim Anblick der Tortenleckereien fühlte man sich plötzlich auch gar nicht mehr so fern von Zuhause. Ein Stichprobentest mit einem Bienenstich (hier heißt er direkt übersetzt "bee sting") ergab: Das ist pure deutsche Backkunst. Nicht so übersüß wie die Angebote in den Supermärkten. Nein, die Füllung schmeckte nicht künstlich sondern richtig sahnig. Ich muss dazu erklären, dass ich, was Süßigkeiten anbelangt, eine Schwäche dafür habe und im Ausland stehen die Zeichen bei mir sowieso immer auf AUSPROBIEREN.

Das war bestimmt nicht der letzte Besuch des Lebkuchenhauses. Die Linzertorte wartet auch noch darauf, getestet zu werden. Und so hat unsere Akklimatisation an deutsche Verhältnisse im wahrsten Sinne des Wortes angefangen. Man muss aber dazu sagen, dass es nicht ganz so schwer fällt...

 


Einlaufen im Point Pleasant Park      3.05.2017

 

Der Point Pleasant Park ist in erreichbarer Nähe zur Jugendherberge in Halifax und liegt malerisch auf einer Nase am südlichen Ende des Hafens. Mit seinen 75 Hektar ist er eigentlich nicht so klein, aber wenn man wie viele aus Halifax dort joggt, dann bekommt man schnell den Drehwurm. Um 10 km an Laufstrecke hinzubekommen, muss man mehrmals die Runde drehen. So unsere Erfahrung von heute.

 

Das Wetter meint es gut mit uns. Morgens gab es zwar noch dichten Nebel, aber nachmittags konnte Hans sich bei strahlendem Sonnenschein mit unseren Bikes beschäftigen und diese reisefertig machen. Ich hatte unterdessen die schwierige Entscheidung zu treffen: Was kommt ins Fluggepäck und was darf knappe drei Wochen später in Deutschland ankommen?

 

Gegen 17 Uhr checkten wir dann in dem HI-Hostel in Halifax ein. Das ist jetzt unser Domizil bis zum Abflug am 10.05.  Das Schöne ist - hier können wir unserer Leidenschaft zum Brutzeln auch freien Lauf lassen. Einkaufsmöglichkeiten sind gleich gegenüber mit dem Atlantic Supermarkt. Um uns auch "mal richtig erholen zu können" (bitte jetzt nicht lachen...), haben wir uns ein Privatzimmer gebucht. Also haben wir jetzt das Wichtigste, um uns wohl zu fühlen: Eigenes Zimmer mit Dusche, Joggingmöglichkeit, Internetzugang im Hostel und die Bücherei. Museen und die Downtown sind auch in erreichbarer Nähe. Wir werden diese Woche gut überleben.

 


Auto Weg und die Socken qualmen        04.05.2017

 

Das Wiedersehen mit den Hafenbeschäftigten am Containerhafen von Halifax war richtig herzlich. Wir wurden sofort erkannt (Hilfe!) und alles ging recht flott vonstatten. Wir staunten - Viele Container türmten sich am Hafen. Es bot sich uns ein ganz anderes Bild als das, was wir vom Mai 2016 in Erinnerung hatten. Es scheinen weitaus mehr Container umgeschlagen zu werden. Und dieser Eindruck wurde uns auch von allen, die wir am Hafen darauf ansprachen, bestätigt.

 

Von einem Fahrzeug wurden wir zur Abfertigung eskortiert. Unser Nuggy wurde inspiziert und die Entgegennahme quittiert. Ja, und dann sagten wir unserem zuverlässigen Wahlwohndomizil Tschüss. Ein Mitarbeiter von der Pforte holte uns ab. Mit ihm hatten wir schon bei unserer Ankunft länger gesprochen. Mit seinen 72 Jahren ist er immer noch an drei Tagen in der Woche voll tätig. Hut ab - in Deutschland wäre das die absolute Ausnahme.

 

Der Gang zurück zum Hi-Hostel war ganz abwechslungsreich. Und - wir haben jetzt auch eine französische Bäckerei entdeckt, die total leckere Baguettes zaubert. Die wurden zum Mittagessen verkostet. Auch eine kleine Boulderhalle gibt es in Halifax. Natürlich musste ich mal kurz reinschauen und über Preise und Öffnungszeiten informieren. Halifax ist eine Studentenstadt. Die Dalhousie-Universität in Halifax hat gute 16.000 Studenten und man spürt in der ganzen Stadt diese vibrierende Atmosphäre, die nicht zuletzt durch das Mix von Jung und Alt entsteht. Klar - in der Jugi gehören wir zu den "Alten". Es ist anregend, wenn man sich in der Küche über Gott und die Welt mit den jungen Gästen unterhält, während das Essen bruzelt... 

 

Nachmittags zog ich nochmals los und besuchte das Hafengebiet mit der Flaniermeile. Danach schnupperte ich in die Galerie von Neuschottlang hinein. Die Ausstellung von Maud Lewis, eine kanadische Volkskünstlerin, hat mich interessiert. Sie malte kleinformatige Bilder in naivem Stil. Ihr kleines Häuschen, in dem sie mit ihrem Mann in ärmlichen Verhältnissen gelebt hatte, ist in dem Museum wieder aufgebaut wurden. Liebevoll hatte sie das Interieur bemalt. Trotz ihrer Arthritis an den Händen malte sie bis zu ihrem Tode. Erst nach ihrem Tod wurde ihr Talent erkannt und ihre Bilder stiegen im Preis.

 

Auf dem Rückweg qualmten meine Socken dann ganz schön. So ein Stadtbummel kann anstrengend sein.

 


Der "Hundepark"  - Point Pleasant Park    5.05.2017

Was man ohne zu übertreiben vom Point Pleasant Park behaupten kann: Er wird von weitaus mehr Vierbeinern als Zweibeinern besucht. Auf unseren Joggingrunden zählte ich um die 50 Hunde, keine Doppelzählung dabei. Manchmal ist ein bisschen Slalomlaufen zwischen den Hunden angesagt und es kommt schon mal vor, dass ein Ball an einem vorbeizischt und im nächsten Moment so ein Fellwirbelwind vorbeischießt. Die Hunde sind alle recht gut sozialisiert und so klappt das Off-Leash-Verfahren (frei laufen lassen).

 

Nebenbei bemerkt: Nicht nur die Hunde hecheln hier. Es gibt auch eine gewisse Anzahl an Joggern, die regelmäßig kommen. Wer meine Videos kennt, weiß, dass ich auch nicht gerade geräuschlos laufe. Da kann ich es mit jedem Border Collie im Hecheln aufnehmen.


Wir leben derzeit in einem historischen Gemäuer     7.05.2017

Wir haben uns ganz gut eingelebt. Die Stadt Halifax bietet ein ausreichendes kulturelles Angebot. Gestern haben wir uns einen Kinofilm in der North Library, der Bibliothek in der Gottingen Straße, angeschaut. Hinterher gab es noch eine kleine Diskussionsrunde mit dem Bibliotheksleiter, der aus London stammt. Hans ist ja sehr kontrovers in seiner Beurteilung der nordamerikanischen Verhältnisse und d i e s e  H a l t u n g, die unumwunden artikuliert wird, sorgt immer wieder für viel Diskussionsstoff. Wenig Kultur in Nordamerika, dafür aber umso mehr in Europa? Nicht ausreichende Infrastruktur, speziell für so arme Fußgänger wie wir? Wettertechnisch extremer im Vergleich zu Deutschland? Man bemerkt bei diesen Austauschen, dass eben durch die ganz persönliche Brille, die nicht unverfärbt ist, geblickt wird und die Erfahrungslage eben auch völlig unterschiedlich ist.

 

In unserem derzeitigen Zuhause, dem Joseph Seeton House (nach seinem Erstbesitzer, einem Kaufmann aus Halifax), haben wir uns recht gut eingenistet. Das aber letztendlich auch nur dank einer elektrischen Zusatzheizung, die wir uns nach zwei Tagen erbeten haben. Denn der Heizkörper funktionierte nicht und es war unangenehm, sich länger im Zimmer aufzuhalten. Nun ist es kuschelig warm, wenn wir aus der nebligen und oft nassen Außenwelt Halifax's zurückkommen.

Das Haus dient nun schon 30 Jahre als Jugendherberge, war aber auch schon einmal Fremdenpension oder Seemannsmission. Einige Interieurdetails wie Kamin oder Verzierungen erinnern an seine lange Vergangenheit. Das Haus wurde 1864 erbaut und hat den besonderen Halifax Hausstil mit Bauweise aus Ziegelstein und einem typischen Grundriss. Neben dem Hostel stehen noch weitere Häuser in ähnlicher Bauweise.


Wir sitzen auf gepackten Rucksäcken ... und Zeit für das Fazit     10.05.2017

Nun ist es noch ein halber Tag bis zu unserem Abflug um 19.40 Uhr vom Stanfield Flughafen in Halifax. Wir fühlen uns erholt. Die kleine Packerei und das Auschecken aus der Jugendherberge ging in aller Gemütlichkeit vonstatten. Wie schon mehrfach in Gesprächen auf der Straße oder im HI-Hostel ziehen wir Fazit unseres Jahres in Nord- und Mittelamerika:

 

Auf der Reise haben wir alles "Gewohnte" hinter uns gelassen und konnten uns in unserer Zweisamkeit auf die schönen Dinge des Lebens konzentrieren. Das aber auch nur, weil es keine intervenierenden Hiobsbotschaften von Zuhause gab und wir so den Kopf frei für das Reisen hatten. Daher auch besonderen Dank an unsere Freunde in Hahndorf, die uns mit ihrer Arbeit den Rücken frei hielten!

 

Reisen ist aber nicht immer so stressfrei, wie man sich das vorstellt. Besonders dann nicht, wenn man keine Pauschalreise macht oder "Führer" ob in der Stadt oder auf den Berg in Anspruch nimmt. Wir haben alles, bis auf die Verschiffung unseres Fahrzeuges, selber organisiert und das bedeutet Investition von Gehirnschmalz und Planungsvermögen. Da wir auch nicht oder nur selten die vorhandene Campingplatzinfrastruktur in Anspruch genommen hatten, waren die hauptsächlichen Augenmerke immer auf die Fragen: Wohin fahren wir? Wo übernachten wir? Wo können wir unser (Lauf-) Training absolvieren? ausgerichtet.

In Nationalparks hatten wir es leicht, da wir dort genügend Auskünfte zu Outdoor-Aktivitäten bekamen. Doch die Übernachtung wollte auch geregelt sein und die war dann außerhalb der Parks zu finden, wollten wir nicht für das Campieren zahlen. Gerade in Zentralamerika war es mitunter schwieriger die Reise zu planen. Hinzu kamen dort Stress auf der Straße und das ungewohnte Klima. Somit gehörte dieser 3-Monats-Abschnitt auch zu den deftigeren Urlaubserfahrungen, die eines besonderen Stressmanagements bedurften.

 

Oft haben wir unsere kürzlich gemachten Erfahrungen mit den Erkenntnissen aus 2010/11 verglichen. Ohne Frage hatten wir diesmal mehr Vielseitigkeit in unser Reiseerleben bringen können.  Kanupaddeln oder ein Seekajakkurs in Alaska, wieder viele Trailruns in den Bergen, Gipfel besteigen, mit dem Mountainbike unterwegs sein, Tauchen, Schnorcheln und sogar Reiten waren Programmpunkte, die eine besondere Note in das Reisegeschehen brachten. Und so soll es auch in Zukunft so sein, wenn wir in ein paar Jahren mal wieder Ähnliches planen.

 

Nord- und Teile von Mittelamerika sind für uns nun soweit erforscht, erfahren und begangen, dass wir wohl keine besondere Lust mehr verspüren werden, diesen Erdteil nochmals zu bereisen. Wir haben viele freundliche Bewohner, Sportler oder Ureinwohner kennen gelernt. Erfahrungen, die wir nicht missen mögen. Aber das Leben in diesen Ländern läuft vielfach ganz anders, als die Uhren in Deutschland oder gerade in unserem Zweierleben ticken. Gesinnungsgenossen im sportlichen Tun zu finden, war manchmal schwierig. Und gerade in der Nebensaison war man öfters alleine unterwegs. Da ist das Völkchen in Deutschland oder Europa doch durchschnittlich aktiver und Freizeit orientierter als in den uns bereisten Ländern. Wobei dieses Verhalten immer weiter abnimmt, je weiter wir nach Süden reisten.

 

Wie kommt man in einem kleinen Wahlwohndomizil ein ganzes Jahr klar? Mmmh, da ist auch wieder Stressmanagement angesagt. Am besten nicht immer aufeinander "hocken", sondern auch mal getrennte Wege bei Erkundigungen von Stadt und Land gehen. Wenn das nicht funktionierte, dann war das Mittel der Wahl genügend sportliche Aktivitäten und launebringende Erlebnisse zu haben, die sich atmosphärisch positiv und spannungsentladend auswirkten. Sonst wird's schwierig.

 

Was waren die schönsten Erfahrungen? Nette Menschen beim Hiken oder Trekking zu treffen und gemeinsam etwas zu machen. Das brachte uns die nachhaltigsten Reiseerlebnisse. So auf dem West Coast oder Chilkoot Trail, in Moab,  im Big Bend Nationalpark oder in Catemaco/Mexiko, wo wir in Marion und Alfred Reisebekannte trafen, die ähnlich gelagert die Welt erkunden. Es ist immer wieder mit tiefen Eindrücken verbunden, wenn sich Reisende zusammen setzen und sich zu ihrem bisherigen Leben und den dazu gehörenden Lebensphilosophien austauschen. Solche intensiven Gespräche hatte ich bisher selten zuvor.

 

Ja, und so nehmen wir all unsere prägenden Eindrücke und Bilder mit und empfinden eine tiefe Dankbarkeit, dass wir keinen unliebsamen Zwischenfall hatten und unsere Gesundheit immer so weit mitspielte, dass wir in unseren Plänen nicht zu sehr beschnitten wurden. Danke an alle, die dieses Jahr prägten!