30.03.2017 Schon wieder in Titusville.... Diesmal haben wir per Zufall einen Raketenstart gesehen. (Letzter Standort im März 2017)
Da macht man sich die Mühe und plant, recherchiert und findet dann auch Joggingtrails ... und dann wird bei der Anfahrt nur gemeckert. Dem Göttergatten ist heute nichts recht und als er den belebten US 98 Highway sieht, an dem ich ihn parken ließ, ist es endgültig aus mit der guten Laune. Hier wollen wir laufen? Ja, meinte ich und führte ihn geradewegs in den Naval Live Oaks Nationalpark von Gulf Breeze hinein.
Erleichtert sehe ich, dass sich ein kleiner weißer Sandweg durch das Waldgebiet schlängelt. Zur Vorsicht habe ich das Smartphone mitgenommen, auf dem der Trail sich befindet. Das hätte ich mal besser in eine zusätzliche Hülle stecken sollen. Es war so feuchtschwül, dass meine Händ stark schwitzten und es dauerte nicht lange, bis auch Feuchtigkeit unter die Schutzhülle des Handys geraten ist. Nach einer Viertelstunde funktionierten dann die Tasten nicht mehr richtig, weil die Kontakte durch die Feuchtkeit litten. Wir fanden aber den Weg auch so und Hans "wollte mir sowieso den Weg zeigen" und joggte voraus.
Etwa einen Kilometer ging es zwischendurch an der US 98 entlang, dann bogen wir auf die gegenüberliegende Seite in ein zweites Waldstück ab. An unserem Weg begegneten wir einer Landschildkröte. Schade, auch die Kamerataste konnte ich nicht mehr bedienen und so blieb sie unfotografiert. Das Gleiche galt auch für einen Fischadler, der sich hoch über uns im Wipfel einer Kiefer niedergelassen hatte. Ich geb's ja zu: Zum Schluß der 10 km Runde waren wir so beansprucht von dem Sandweg, dass wir in einen Gehtrott verfielen. Wenigstens war danach die schlechte Laune wieder abgebaut und ich hörte ein etwas verdrücktes Dankeschön: "Haste gut rausgesucht."
Das mit dem Raussuchen ist auch nicht weiter schwierig. Schon in Mexiko entdeckte ich eine gepflegte Trailrunning-Seite mit dem Namen www.trailrunproject.com. Dort werden für alle US-Bundesstaaten Trails zum Laufen gesammelt und mit Karte sowie ggf. GPS-Track abgespeichert. Schon zwei Vorschläge haben wir nun abgejoggt und sind gut damit gefahren.
Die Weiterfahrt führt immer noch an der Golfküste entlang und dieser Abschnitt von Pensacola bis nach Panama City war so richtig im Zentrum von Strandleben, Bettenburgen und Beachpartys. Natürlich hauptsächlich bei Sommertemperaturen. Das derzeitige Tagehoch liegt bei max. 25 Grad. Das mit den Partys ist per Gesetz eingeschränkt. An diesem Teil der Golfküste wird sogar mit Leuchtreklame darauf hingewiesen, dass von Anfang Januar bis Ende März kein Alkohol am Strand erlaubt ist. Und wer kontrolliert das? Darf man sich dann 50 m vom Strand entfernt volllaufen lassen? und was ist bitte schön mit dem Rest des Jahres? Irgendwie ist diese Regelung wahnwitzig. Sie passt zu den amerikanischen "Liquor-Shops", in denen Männer und Frauen verschwinden und mit einer Papiertüte voll "versteckten" Alkohols wieder herauskommen.
Heute legten wir wieder viele Kilometer zurück. Highlights waren die Pausen, die wir an schönen Orten einbauten. Einmal in der Nähe von Apalachicola an der Küste. Zuerst turnten wir etwas und machten Gymnastik und dann gab es einen Barfußgang auf nassem Sand.
Der nächste Punkt für das Mittagsnickerchen war an einer Bootsanlegestelle (s. Bild). Mehr ist eigentlich nicht zu sagen, außer dass wir nun intensiv recherchieren, was wir in Florida denn Tolles treiben könnten.
Das letzte Bild zeigt, wie der typische US-Amerikaner im Winter so mit Sack und Pack unterwegs ist. Groß, größer, am größsten. Vielleicht das Haus verkauft und nun bis ans Lebensende auf Achse?
Wir drangen heute weiter in den Süden Floridas vor. Uns erwarteten bezaubernde Landschaften mit parkähnlichen Anlagen. Immer wieder fuhren wir in Eichenalleen, von denen die Flechten hingen. Dann kamen Flußarme und man sah jetzt nach und nach die sogenannten Airboats, Boote mit wenig Tiefgang, die durch große am Heck liegende Propeller angetrieben wurden. Für die Fahrt durch die Mangroven und Sumpfwelt Floridas sind sie gut geeignet, machen aber echt einen Höllenlärm.
Schon am Vortag haben wir uns überlegt, ob wir in der Nähe von Orlando nicht in einen der Disney-Themenparks gehen wollen. Es gibt vier unterschiedliche Unterhaltungswelten wie Epcot (Beiträge zum technologischen Fortschritt), Magic Kingdom (magisches Königreich), Animal Kingdom (Tierreich) sowie Disney`s Hollywood Studios. Doch wir fanden, dass das Spaßerleben mit über 100 Dollar Eintrittspreis doch etwas zu teuer ist. Stattdessen investierten wir lieber das Geld in neue Trailrunningschuhe, mussten wir doch bereits Laufschuhe entsorgen. Die Schuhe besorgten wir in Tampa in einem sogenannten Premium Outlet. Das ist eine Ansammlung von vielleicht hundert kleinen Markenläden, die mit Preisreduzierungen locken. Für uns Sportbegeisterte gab es die Länden von Nike, Adidas, Asics, Reebok und New Balance. Klar sind wir fündig geworden und verlassen diesen riesigen Einkaufstempel mit neuem Schuhwerk.
Unser eigentliches Tagesziel hieß nicht Shoppen sondern der Little Manatee River State Park. Manatees sind Seekühe - wir haben aber keine zu Gesicht bekommen. Auf dem Weg dorthin fanden wir in Sun Central City an der Wegstrecke einen ALDI. Seither haben wir wieder gutes Ciabatta-Brot zum Frühstück. Hier an der Ostküste ist der deutsche Discounter gut verbreitet. Alleine in Orlando gibt es mindestens 15 ALDIs stadtweit. Food Market, d. h. Lebensmittelmarkt, heißt er hier und die Preise sind wie gewohnt günstig und liegen um ein Drittel tiefer als bei den uns geläufigen Preisen von Walmart & Co.
Und noch ein Schild fiel uns auf: Es wies darauf hin, dass sich Golfcarts, batteriebetriebene Kleingefährte, auf der Straße befinden. Und da sahen wir sie auch schon zu viert hintereinander fahrend. Etwas bissig bezeichneten wir sie als Rollstühle für Fußkranke. Es waren beileibe nicht nur Golfspieler, die sich dieses Gefährts bedienten. Florida zieht mit seinen vielen Jahressonnenstunden schon seit eh und je US-amerikanische Senioren an. Es gibt besonders an der Küste sogenannte "gated areas", mit Mauer umgebene in sich geschlossene Wohnbereiche, die durch einen Pförtner bzw. Wachmann abgesichert sind. Morgens schwingen unsere grauhaarigen Brüder und Schwestern dann teilweise die Hufe und man sieht sie im Trainingsanzug an der Straße "walken". Ansonsten sind die Schlagworte Küste, Sandstrand und Sonnenbaden ein allgegenwärtiges Thema in Florida und findet sogar in der Backkunst (hier eine Torte bei Walmart) seinen Niederschlag.
Wir haben uns zum Beine schwingen in den kleinen State Park begeben. Da wir unser Fahrzeug auf einem Wanderparkplatz an einem Seiteneingang geparkt hatten, ersparten wir uns sogar den Eintritt. Zufriedenes Grinsen bei Hans...
Die Runde war ganz nett, allerdings war außer Wasserschildkröten und einigen weiteren Wanderern nichts weiter Lebendiges unterwegs.
Bereits auf der Anfahrt konnten wir einen Alligator im Kanal seitlich der Straße erspähen. Somit hofften wir bei ca. 26 Grad Celsius Außentemperatur auch auf ein vielbevölkertes Shark Valley (Tal der Haie) im Everglades Nationalpark. Es gibt natürlich keine Haie dort, dafür leben mindestens zwei Dutzend Prachtalligatoren in dem Gebiet. Vermutlich sind es noch mehr. Prachtalligatoren werden sie von mir genannt. Das ist keine eigene Tierart... An die 15 dieser Reptilien haben wir bei unserer Radtour auf der geteerten Straße im Nationalpark gesichtet. Das war auch nicht schwer, denn die Reptilien liegen liebend gerne an den begrasten Böschungen, um sich dort zu sonnen. Wird es ihnen zu warm, dann sperren sie das Maul auf, um sich damit herunter zu kühlen. Bei der Sonnenhitze des Sommers suchen sie allerdings lieber das kühle Wasser auf. Insofern hatten wir wirklich Glück sie im Frühjahr zu erleben.
Die geteerte Straße des Nationalparks führt 10 km in südlicher Richtung in den Park hinein. Ich war quasi im Fotografierrausch, denn die lieben Tierchen boten ein allzu geduldiges Motiv. Daneben trafen wir eine vielfältige Vogelwelt an. Die Gewässer seitlich der kleinen Parkstraße, die für Autos verboten ist, wiesen reichhaltige Fischschwärme auf. Das zeigte wiederum, wie fischreich die Everglades insgesamt einmal gewesen sein mussten. Heutzutage bevölkern Angler fast jede Brücke an der SR 41-Straße, die durch von West nach Ost quer durch den Nationalpark führt, und sie sorgen dafür, dass der Fischbestand nicht zu groß wird.
An der SR 41^gibt es mehrere Anbieter von Airboat-Touren . Wir möchten keine Fahrt in einem solchen propellergetriebenen, lärmigen Boot unternehmen, bietet es doch nur Spaß am schnellen Durchkreuzen der Everglades-Landschaft. Der Natur aber ist es abträglich. Die Maschinen machen wie gesagt viel Lärm und sind weithin hörbar. Nein, keine "Flipper-Romantik" heute.
Nachdem wir uns im Nationalpark tüchtig bei Gegenwind abgestrampelt haben, hatten wir die glorreiche Idee, gleich auf dem Parkplatz parallel zur Straße zu übernachten. Das ging bis 21:00 Uhr gut. Dann kam die Polizei, in diesem Fall die spezielle Police des Miccosukee-Stammes und erklärte uns, dass wir uns auf dem Gebiet des Reservats befänden. Und da könnte man nunmal nicht so einfach als Nicht-Indianer übernachten. Der Officer war aber so nett und gab uns eine Alternative unweit einer Hebebrücke an. Nach kurzen 8 km waren wir dann an diesem Standplatz und dann war mehr oder weniger bis auf nachts ankommende Angler Ruhe.
Heute war wieder großer Fahreinsatz für Hans. Meine vier Buchstaben taten mir am heutigen Abend von der langen Sitzerei im Fahrzeug ordentlich weh - es reichte. Ich war froh in Key West zu sein. So gegen 16 Uhr sind wir auf dem von uns herausgesuchten kleinen Parkplatz unweit des Fort Zacharys angekommen.
In der Abenddämmerung machten wir uns auf den Weg in die belebte Innenstadt. Unten ein paar Bilder dazu. Besonders hat mir das flache türkisblaue Wasser, was die Key-Inseln umgibt, gefallen. Das große Thema ist Angeln und Bootfahren. Da sieht man Lagergerüste für Boote und mit ganzen Motorbatterien betriebene Luxusboote. Für uns ein Hobby von Fußlahmen - tz, tz.
Hähne und Hühner sind man übrigens in dem gesamten Zentrum frei herumlaufen. Eine ganz neue Erfahrung von Tierhaltung. Eier habe ich allerdings keine entdeckt....
Eindrücke vom Gang in Key West:
Ein Glückstag heute und zwar in doppelter Hinsicht:
Einmal hat mir mein "Noch-Chef" den Tipp zu einer Arbeitsstelle in Goslar gegeben, auf die ich mich bewerben könnte. Die Stelle passt auf mich total gut und ich glaube, ich habe keine schlechten Karten, sie zu erhalten.
Dann die Entdeckung dieser Python bei meinem Jogging. Das ist ein ganz besonderes Ereignis, das einem im Leben, so glaube ich, nicht so oft widerfährt. Klar, möchte ich nicht mit diesem Vieh zusammen im Wasser schwimmen. Das gute Würgetier war so um die 2,50 - 3 m lang. Aber ich war ganz dicht dran und diese Schlange war echt ein Prachtstück.
Es ist also immer gut, wenn man auch beim Joggen seine Kamera dabei hat. Ich warnte ankommende Radfahrer und bat sie einen großen Bogen zu fahren, um die Schlange nicht zu erschrecken. So blieb mir genügend Zeit das Tier abzulichten, bevor die Schlange sich dann in das Böschungsgestrüpp verzog. Ich beobachtete sie länger und konnte filmen, wie sie langsam ins Wasser glitt. Ein Video werde ich dann noch zurechtschneiden. Am gegenüberliegenden Ufer des kleinen Kanals verzog sie sich langsam in die Mangroven.
Ein weiterer Beobachter wies mich darauf hin, dass die Pythons, in unserem Falle die Tigerpython, eigentlich nicht nach Florida gehören. Sie sind in Afrika oder auch Australien beheimatet. Durch Aussetzungen hat sie sich auch in Florida eingenistet. Er meinte, eigentlich müsste man das Tier töten, denn es bedroht die Tierwelt der Everglades. Da hatte ich in dem Moment eine konträre Meinung dazu, war ich doch begeistert von der Schönheit der Würgeschlange. Allerdings erfuhr ich später von Rangern, dass sich die Pythons übermäßig vermehrt haben. Und diese Schlangen haben alle Nager & Co. gefressen, so dass in den Everglades das Futter auch für die Alligatoren knapp wird. Manchmal gibt es auch Kämpfe zwischen den Würgeschlangen und kleineren Alligatoren. Die gehen wohl mal so, mal so aus. Alles in allem also ein ungutes Thema mit dieser invasiven Tierart.
Auf meinem Rückweg konnte ich viele Vögel bei der Jagd nach Fischen sehen und auch filmen. Das gibt Material für ein kleines Everglades-Video.
Hier meine Eindrücke aus der holden Flatterwelt:
Immer noch sind wir sozusagen "Inselhüpfer". Unsere Fahrt führte uns auf den Nordfloridas vorgelagerten Inseln entlang. Bei Mayport setzten wir mit der Fähre über. Zielstrebig sind wir auf ein Event zugefahren, von dem wir unterwegs noch nichts wussten. Bis dann aber bei Amelia Island eine Leuchtanzeige auf ein "Festival of Speed" (Festival der Geschwindigkeit) hinwies. Unterwegs befanden sich schon drei Porschemodelle auf der Fähre. Nun war uns klar, welches Ziel die Fahrer anstrebten. Das Festival-Großereignis sollte drei Tage von Freitag bis Sonntag stattfinden. Neben einer Werksporsche-Auktion war ein sogenannter Concours geplant, in dem die schönsten Oldtimer-Modelle (also nicht nur Porsche) prämiert wurden. Wir fanden heraus, dass das Großereignis wegen der schlechten Wetterprognosen auf zwei Tage verkürzt worden war.
Einen Parkplatz fanden wir in der Nähe des Ausstellungsgeländes, der sich auf dem Golfplatz beim Ritz Carlton Hotel von Amelia Island befand. Erst einmal wollten wir dem ganzen Rummel entfliehen. So packten wir unsere Bikes aus und fuhren südwärts entlang der Straße A1A, die wir gekommen waren. Die Tour wurde abgewürzt durch viele uns entgegenkommende Oldtimer, die in die Stadt strebten. An einer Brücke sahen wir einen alten Mercedes mit Stuttgarter Kennzeichen stehen. Da wollten wir dann mehr über das Fahrzeug und über das Oldtimertreffen wissen. Der Mercedes kam direkt vom Mercedes-Museum und wurde eigens für diese Ausstellung verschifft. Ein amerikanischer Ingenieur, der auch schon in Sinsheim gearbeitet hat, fuhr das Fahrzeug und wurde von einem Journalisten begleitet. Bei dem Mercedes handelt es sich um den Mercedes 230SL, auch Pagode genannt, der von Eugen Böhringer gefahren wurde. Eugen Böhringer war ein deutscher Rennfahrer aus Stuttgart, der in etwa von 1960 - 65 Rennen fuhr. Es war auf jeden Fall eine nette Unterbrechung unserer Radlfahrt und hat bei uns die Überzeugung bestärkt: Wir müssen auf das Ausstellungsgelände.
Das war dann auch die Nachmittagsbeschäftigung. Die Eintrittsgebühr zu dem Concours-Zelt sparten wir uns und bewegten uns im Grünen zwischen den Porsches, Ford Mustangs, Corvetten, Mercedes, Morgans und weiteren Fahrzeugen. Hans natürlich begeistert. Ich deutlich abgekühlter. Ein Auto ist und bleibt für mich ein Nutzfahrzeug.
Abends hatte ich auch dann keine Lust mehr nochmals eine Rundtour zu machen. Vielleicht ein Fehler. Hans sah die Wagenkolonne der Ausstellungsfahrzeuge aus dem Gelände fahren und hat sich dann munter unter das Volk im Concours-Zelt gemischt. Dort gab es die Sieger und die Fahrzeugbesitzer zu bestaunen, die geduldig das Fotoshooting abwarteten. Man kann sich vorstellen, in welcher Hochstimmung mein Göttergatte zurückkam. Mich beschäftigte eher die Frage: Wie kann man sich all diese Autotypen, die Motorisierung und die Baujahre merken? Wahrscheinlich hat das mit der inneren, emotionalen Beteiligung bei der Abspeicherung zu tun - ich kann es mir auf jeden Fall nicht merken...
Der Tag zuvor war der Tag von Hans. Heute war nun mein Tag - ein Bummel mit Besichtigung der historischen Innenstadt von Savannah ist geplant. Interessante Bauwerke aus dem 19. und 20. Jahrhundert, ruhige Parkecken, Eintauchen in die Geschichte des Staates Georgia mit der düsteren Sklavereivergangenheit und Beschäftigung mit dem amerikanischen Bürgerkrieg 1861-65 - das sollte mich heute erwarten.
Es war Sonntag und es war kalt. Nur knapp über 10 Grad ließen mich immer wieder frösteln. Eigentlich wären schon Handschuhe angesagt gewesen. Wegen der kühlen Frühlingswitterung hielt sich die Besuchermenge in den Gebäuden und Straßen der Stadt in Grenzen. Es gab dem Ganzen eher den Eindruck eines Spätherbsttages, der durch die warm beleuchteten Innenräume der historischen Gebäude verstärkt wurde.
Im Vorfeld hatte ich mir bereits herausgepickt, welche Orte ich besuchen wollte. Dennoch steuerten wir erst einmal die Tourist-Info an und ließen uns beraten. Ein schon berenteter Mitarbeiter mit Witz und Humor ließ sich erst einmal an Angela Merkel aus und frozelte mit mir über die derzeitige politische Situation in den USA. Er war recht sprachgewandt. Es gab eine Anzahl mit Witz gespickter Äußerungen, die aber in der durchaus ernst gemeinten Aussage gipfelten, dass er mit seiner irischen Frau nach Kanada emigrieren will. Sachkundig erläuterte er mir die schönsten Straßen, Gebäude und Ecken der Innenstadt. Als aber ein kanadisches Ehepaar aus Quebec hinter mir anstand, war ich dann nur noch Nebensache. Es galt doch, die Idee der Auswanderung weiter zu spinnen...
In der nächsten halben Stunde stellte sich heraus, dass Hans und ich völlig unterschiedliche Ziele anpeilten und so trennten wir uns recht schnell. Vier Stunden Luft zu einer selbstgestrickten Erkundungstour - daraus ließ sich doch was machen. Das Owens-Thomas Haus war mein erster Anlaufpunkt. Erbaut 1819 gehörte es zuerst einem Baumwollhändler und Banker aus Savannah. Später diente es unter anderem als Gästehaus für besondere Besucher der Stadt. Es ist insgesamt, also auch das Interieur, sehr gut erhalten. Die Tourangebote passten zeitlich nicht in meine Pläne. Also zog ich weiter.
Savannah und der Rest des Staates Georgia wurden 1754 königlich britische Kolonie. In die Stadt strebten Unternehmer und Händler. Und es wurden viele Sklaven in diesen aufstrebenden Ort gebracht. Um Savannah gibt es viel Marschland. In diesem mussten die Sklaven Reis anpflanzen und ernten. Lange Zeit blieb Savannah unter britischer Kontrolle, so auch im amerikanischen Revolutionskrieg 1778-79. Fast hundert Jahre später dann eroberte General Sherman von den Nordstaaten im Civil War, dem amerikanischen Bürgerkrieg zwischen den Nord- und Südstaaten, die Stadt. Im 19. Jahrhundert war der Anbau von Baumwolle prägend für die Region. Dann breitete sich ein Baumwollschädling, der Baumwollkapselkäfer, aus und das führte zum Niedergang des Anbaus.
Der amerikanische Bürgerkrieg zwischen den Nord- und Südstaaten (1861-65) hatte für Savannah eine ganz eigene Bedeutung. Georgia gehörte zu den Südstaaten, den Konföderierten, die sich zur Sklavenhaltung bekannten. Der Süden der USA war geprägt von reichen Pflanzenaristokraten. Obwohl es sich schon seit längerem erwiesen hat, dass die Sklavenhaltung auch wirtschaftlich nicht tragbar war, da ja ganze Familien unterstützt werden mussten und die Sklaven auch durch Erniedrigung und Folter nicht gewillt waren, volle Arbeitsleistung zu bringen, hielten die Großpflanzer an dieser Form der Bewirtschaftung fest.
Der Norden dagegen war seit 1804 mehr oder weniger sklavenfrei und weit mehr industrialisiert. Er sah die Sklavenfrage als moralische Angelegenheit, die es zu unterbinden galt. Für die Unionisten, wie sich die Nordstaaten nannten, war es problematisch durch die Monopolstellung der reichen Südstaatenfarmer keinen Zugang zu wichtigen Märkten des Südens bekommen zu können. Im Bürgerkrieg wurde viel Blut vergossen. Es war ein totaler Krieg, der auch die Zivilbevölkerung leiden ließ. 630.000 Amerikaner ließen ihr Leben. Wird noch weiter geschrieben... (Rolle Savannahs)
Savannah hat es uns erzählt - es ist kalt und Niederschläge kommen. Zum ersten Mal schauen wir intensiver die Wettervorhersagen an und müssen uns entscheiden. Eigentlich waren wir auf dem Weg durch Georgia nach Norden, evtl. zum Blue-Ridge-Parkway Nationalpark und nach Washington, wo wir Julia, die Tochter von Deborah aus Tucson, mit ihrer Familie besuchen wollen. Nun schneit es in Washington und es hat wieder garstige Tagestemperaturen unter 5 Grad Celsius. Wir korrespondieren mit Julia und sie sagt, dass es wohl Schneestürme geben wird.
Also entschließen wir uns, dass wir zumindest noch zwei Wochen in Florida bleiben werden und uns dort ein wenig von der Sonne verwöhnen lassen. Die Wetterkarte zeigt die Zweiteilung der "Wetter-USA".
Wir fahren am 13.3. noch zurück nach St. Augustine Beach und übernachten wieder am Strand in der Nähe von Fort Matanzas. Dort kennen wir uns aus und wir wissen, dass ein Strandjogging möglich ist. Wir schaffen es, am Nachmittag noch am Strand entlang zu rennen, auch bei Sprühregen aber zumindest Temperaturen um 18 Grad Celsius.
Die Karte zeigt die Temperaturen tagsüber und nachts in Grad Celsius. Die in den USA gebräuchliche Einheit für Temperaturen ist Fahrenheit.
Die Temperaturen geben es her. Hier in Florida wird Harley gefahren... und die Bäume schlagen aus!
Zugegeben, wir waren hier schon zwei Tage lang vor 6 Jahren. Aber wir müssen uns beschäftigen. Und bei den ungewöhnlich kühlen Temperaturen für Florida um die 12-15 Grad Celsius ist ein "Indoor-Programm" auch keine schlechte Variante. Jeden zweiten Tag nur am Strand joggen, das geht mit der Zeit auf die Knie. Also rein ins Vergnügen...
Ein bisschen spannungsgeladen war auch dieser Besuch, stand doch eine Falcon-Rakete auf dem historischen Pad, der Abschussrampe 39A. Diese wurde auch bei den Apollo-Missionen schon benutzt. Die Rakete sollte einen Satelliten in seine Umlaufbahn bringen. Seit Ende 2016 war der Start immer wieder verschoben worden. Nun war er auf 1.30 Uhr morgens am 16.03. festgesetzt worden. Die Rakete war leider nur von der Ferne, aus dem Tour-Bus heraus, sichtbar. Das gesamte Gebiet um die Abschussrampe war bereits abgeriegelt.
Tja, was sahen wir an diesem Tag? Kino, Show, Kino. Zuerst sind wir in das große IMAX-Theater gegangen, um uns zwei 3D-Produktionen anzusehen. Der erste 45 min-Film "A beautiful planet" (Ein wunderschöner Planet) zeigte die Erdansicht von der Internationalen Raumstation ISS aus. Dabei waren auch sehr nachdenkliche Aufnahmen zu sehen wie z. B. eine Vogelperspektive von Brasilien, dessen Regenwald größtenteils der Brandrodung zum Opfer gefallen ist. Wieder einmal wurde klar, dass unsere Erde, der blaue Planet, zu fast drei Vierteln von Wasser bedeckt ist. Allerdings ist es nur zu einem geringen Anteil (um die 3 %) Süßwasser.
Der zweite Film war weniger spannend und trug den Titel "Journey to Space" (Reise in den Weltraum). Er zeigte einen Rückblick auf die Shuttle-Missionen, die neuen Aktivitäten der NASA wie den Bau von Orion, der die mehrjährige Reise zum Mars ermöglichen soll und andere Zukunftspläne von NASA.
Eine Bustour brachte uns an der Assembly Hall vorbei (dort wurden die Shuttle mit den Raketen zusammengefügt und für den Transport vorbereitet) zu einem Ausstellungsgelände mit der berühmten Saturn V-Rakete der Apollo-Missionen. Schon gewaltig, diese Raketenantriebe. Besonders gefallen hat mir eine Vorstellung zu den verschiedenen Planeten unseres Sonnensystems wie Mars, Jupiter, Venus, Saturn etc.
Zum Abschluss gab es dann noch den Besuch in der Halle von "Atlantis", des Space-Shuttles, was den letzten Flug aller Shuttles im Juli 2011 durchführte und damit das Programm beendete.
Wir sind jetzt schon an vielen Stränden gejoggt. Immer war es auffallend, wie viele "Portugiesische Galeeren" am Strand sichtbar waren. Das sind quallenähnliche Tiere, die aber in einem Verband von Polypen leben und lange Tentakeln haben. Und natürlich haben sie an diesen Tentakeln auch Nesselzellen, die ein Gift absondern. Ich begegne diesen an den Strand gespülten Tierchen mit größtem Respekt. Sie können wohl auch in diesem Zustand noch etwas ausrichten, sollte man die Tentakeln berühren. Sterben kann man davon nicht. Es sei denn, man erhält einen allergischen Schock durch die körperlichen Reaktionen.
Das nächste Foto zeigt einen hübschen Singvogel. Sein Geträllere hat ihn verraten. Ich vermute mal, dass es sich um einen Kardinal handelt. Geduldig weiter singend hat er meine Fotoschießerei ertragen.
Heute ist Nationalfeiertag der Iren. Sie gedenken ihrem Bischof Patrick, der als Schutzpatron des Landes gesehen wird. Die Farbe grün ist dabei ganz wichtig sowie ein dreiblättriges Kleeblatt. Da viele amerikanische Städte hohe irische-stämmige Bevölkerungsanteile haben, wird dieser Tag auch in den USA vielerorts begangen. Hauptsächlich natürlich mit Partys in den irischen Pubs, irischem Stepptanz und keltischer Musik. Ich habe mir extra die Stadt Melbourne an der Atlantikküste ausgesucht, um dort einige Darbietungen mitzuerleben. Aber es sollte anders kommen.
Morgens war erst einmal mein Vorstellungsgespräch via Skype beim Caritasverband in Goslar. Dazu hatte ich beste Bedingungen, gab es doch in der örtlichen Bibliothek von Titusville extra abgetrennte Räumlichkeiten zum Lernen. Und da saß ich nun und "konferierte" mit meiner zukünftigen Chefin.
Danach hatten wir eine kombinierte Bike-Wandertour geplant und fuhren auf Meritt-Island, um dort im Nationalpark auf Vogelbeobachtungstour zu gehen. Und das Ganze ging so lange, dass wir erst wieder gegen 16:00 Uhr am Auto waren. Die Füße waren müde, der Kopf noch mehr und ich schob mir im Auto als eine Art Ersatzbefriedigung erst einmal ein Portion gewürzte Tacos in den Mund. Doof und kalorienreich, aber irgendwie half es gegen die Müdigkeit und die Unlust sich weiter zu bewegen. Ins 50 km entfernte Melbourne wollten wir Beide nicht mehr fahren und so landeten wir schließlich in einem örtlichen Burgerking-Schnellrestaurant, wo ich zur Abrundung noch ein Eis nachschob.
Die Bilder unserer Tour sind nicht schlecht geworden. Als erstes möchte ich Euch "Punky" vorstellen. Nein, es ist natürlich ein Anhinga (zu dt. amerikanischer Schlangenhalsvogel). Aber weil er so aufgestellte Haare hatte, bekam er von mir postwendend diesen Spitznamen.
Gleich zu Anfang unserer Biketour auf einem Sandweg, der auch für Autos befahrbar war, trafen wir auf den seltenen Fall, mal einen Alligator zu Fuß auf der Straße zu erwischen. Eine Beobachterin teilte mir mit, dass der Alligator ganze 20 Minuten gebraucht hatte, um sich die Böschung hoch und über die Straße zu bewegen. Obwohl es sich um einen Alligator handelt, bekommt er von mir den Namen "Kroko".
Als Nächstes möchte ich Rosalinda vorstellen. Ihres Zeichens ein rosafarbener Löffelreiher (auf engl. Roseate Spoonbill). Was für eine Schönheit. Sie schaut zwar ein bisschen bedröppelt drein, wenn sie mich anguckt. Aber ansonsten ist auch die Art und Weise des Fischens von Rosalinda sehr effektiv.
Und hier kommen noch viele weitere 2 bis 4-Beiner....
Es ist ja momentan nicht ganz so spannend, was wir treiben. Also bleibt auch mal Platz für das, was wir so beim Reisen beobachten und was das Land auch zu deutschen Verhältnissen unterscheidet. Die vergangenen Tage haben wir große Feuer beobachten können. In den von uns besuchten Nationalparks ist immer wieder daraufhin gewiesen worden, dass das Abbrennen von Unterholz eine wichtige Maßnahme sei. "Kontrolliertes Abbrennen" nennt man das Feuersetzen und es soll das Unterholz, welches Brennstoff für natürliche Feuer (z. B. nach Blitzeinschlag) darstellt, niederbrennen. Auch die natürliche Vermehrung der Bäume, z. B. das Öffnen von Sequoia-Zapfen, soll durch solche Feuer erst erfolgen. Diese Tradition hat eine lange Geschichte, die u. a. auch zu der Überzeugung des "Brennen-Lassens" bei Blitzeinschlägen führte. Ich konnte mich mit einer Rangerin unterhalten und sie erzählte mir, dass auch Eindringlinge wie die Myrthenheide oder der brasilianische Pfefferbaum (besonders in den Everglades) durch die Feuer in ihrer Verbreitung eingedämmt werden. Zudem würde die natürliche Flora erhalten bleiben. Ansonsten sich die Everglades sonst in eine Region mit mehr Baumbestand wandeln.
Was wir in der Umgebung von Titusville/Florida dann feststellen mussten, war dann doch etwas zu heftig in seiner Entwicklung. Mehrere Einzelbrände, die wir schon am Vortag beobachtet hatten und die eine riesige, hoch aufragende Rauchsäule hervorbrachten, brachte eine richtige Smog-Entwicklung. Es sah selbst von weitem furchterregend aus und man fragte sich, ob die Feuer überhaupt unter Kontrolle seien. Am heutigen Morgen hatte sich die Rauchglocke dann so weit ausgebreitet, dass sie den Norden von Titusville erfasste. Der Autoverkehr war massiv behindert. Autobahnausfahrten und Nebenstraßen waren durch die Polizei abgeriegelt worden. Von daher muss man sich wirklich fragen, ob diese Abbrennerei wirklich Sinn macht. Zumindest gefährdet sie in dieser Auswirkung die Gesundheit der Bevölkerung durch die Rauchgase....
Es gab dann doch noch etwas Besonderes an diesem Tag zu berichten. Zum ersten Mal habe ich ein Gürteltier erlebt. Auf englisch heißt es Armadillo. Ganz putziges Kerlchen, überzeugt Euch selber....
Wir sind ja mitunter viel auf Autobahnen unterwegs. Besonders dann, wenn wir Strecke machen wollen. Was entlang der sogenannten "Highways" auffällt, sind übergroße Werbeplakate, die auf Rechtsunterstützung durch Anwälte besonders in Verkehrsverfahren hinweisen und dafür werben. Die Werbung ist recht suggestiv mit Slogans wie "Sind Sie verletzt? Wir kämpfen für Sie!" und übergroßen Porträts der Anwälte in "Kampfpose". In Deutschland wäre solch eine beeinflussende Verfahrensweise, die weit entfernt von Sachlichkeit ist, verboten. Strikte Regeln zu Information und Werbung bei Anwälten unterstützt das Recht des Einzelnen auf freie Wahl von Rechtsvertretern.
In den USA herrscht mehr Wirtschaftsliberalismus und es wird anscheinend gezielt Jagd auf Klienten betrieben. Hans hat mehrere Romane von John Grisham gelesen, der solche Rechtsthemen in seinen schriftlichen Werken verarbeitet. Er ist selbst Rechtsanwalt und hat das US-amerikanische Rechtssystem sorgfältig recherchiert. Natürlich sind seine Justizthriller fiktiv, haben aber wahren Hintergrund. So beschreibt er unter anderem, dass Anwälte Krankenhausstationen besuchen, um Kundenaufträge, besonders bei lukrativen Verkehrsverfahren mit Schmerzensgeld, zu ergattern. In Deutschland würde so etwas als Ausnützen einer Notsituation und Verletzung von Persönlichkeitsrechten gesehen. Ich bezeichne so etwas als skrupelloses Geschäftsgebaren, sollte es sich denn bewahrheiten. In den USA ticken die Uhren aber anders. Deals, Geschäfte, Einflussnahme unter Einsatz von Macht und Geld ist hier mehr an der Oberfläche des öffentlichen Lebens. Und so wird auf Werbeplakaten auch einmal damit geworben, dass man 2 Millionen Dollar in einem Verkehrsgerichtsverfahren erstritten hat...
Zugegeben, es ist vielleicht eher etwas für Familien mit Kindern. Dennoch hatte ich den Wunsch das Aquarium von Miami, auf dem Virginia Key-Insel außerhalb der Innenstadt gelegen, zu besuchen. Und schließlich bin ich Omi und muss diverse Möglichkeiten der Familienbelustigung auch testen.
Das Angebot im Park ist showlastig. Doch das wollte ich. Zur Verteidigung der Planer muss ich sagen, dass Naturschutzaspekte wie die Aufklärung über bedrohte Tierarten in Florida (Seekühe, Salzwasserkrokodil als Beispiel) auch berücksichtigt wurden. Es finden Aussetzungen von geretteten Tieren statt. So kamen Seekühe im Park zur Welt und wurden als Heranwachsende in die Everglades verbracht. Leider sind diese Aktionen nur selten über lange Zeit von Erfolg. Die Tiere haben Sender und man musste sie teilweise wieder retten, weil sie zu unterernährt und durch kühle Temperaturen bedroht waren.
Man konnte mit einigen Tieren wie Delfinen oder Rochen und Seelöwen auch hautnah in Berührung kommen. Es gab Fische zu kaufen, um Seelöwen zu füttern. Mit den Delfinen konnte man gegen Aufpreis schwimmen gehen und Trainerprogramme mitmachen.
Hans akzeptierte diese Show-Angebote von vorneherein nicht und radelte bis nach Key Biscayne hinaus, um dort von einem Leuchtturm die Rundumsicht zu genießen.
Miami, Miami...
Die letzten zwei Tage sind wir im Süden Floridas umhergetingelt. Mal waren wir wieder zum Joggen im Shark Valley, mal haben wir eine Fahrradtour in den südlichen Everglades bei Florida City gemacht.
Die Lufttemperatur ist in den letzten Tagen weiter gestiegen. Nach einer Recherche stand fest, dass auch die Wassertemperaturen angenehm sind. Im Pennekamp State Park wurden knappe 24 Grad Wassertemperatur gemeldet. Also spricht doch eigentlich nichts gegen das Schnorcheln, oder?
Trotzdem ließen wir es heute recht langsam angehen. Erst mal Wäsche waschen (lassen) in einer Münzwäscherei. Dann zuckelten wir so gegen 11 Uhr in den Park, der auf der Insel Key Largo angesiedelt ist. Weit draußen, mit ca. einer halben Stunde Bootsfahrt, sind die Riffe angesiedelt. Hans hat herzhaft entschieden, dass eine 4,5 Stunden Schnorcheltour mit drei Standorten das Richtige für uns wäre. Ich war ganz still, denn gegen Schnorcheln hatte ich noch nie was...
Nach Mittagstisch und Nickerchen begaben wir uns gut gewappnet mit kurzen Neoprenanzügen auf das Boot. Waren wir am Morgen noch die ersten Bucher gewesen, war das Boot um 14:00 Uhr mit 39 Gästen voll. Und es hat sich gelohnt. Schon beim ersten Standort hat unser Skipper von Fischreichtum, wie Rochen, Tropenfische oder Moränen gesprochen. Ich hatte zwar nichts dergleichen entdeckt. Aber er hat vergessen, dass es auch Riffhaie gibt. Und so einer kam mir vor die Linse. Ganz wohl war mir bei dem kurzen Abstand nicht... Aber ich dachte einfach, dass sie uns nicht in diese Gewässer gelassen hätten, würde uns irgendeine Gefahr drohen. Also nur ruhig Blut. Das gute Tier drehte nach einer Neugierrunde dann auch wieder ab. An den Anblick der Barracudas habe ich mich inzwischen gewöhnt. Und es gab eine Menge davon.
Wir hatten sogar eine Jesus-Statue unter Wasser erschnorkeln können. Und beim letzten Standort kam zu meiner Auslese noch ein "spotted eagle ray", ein gefleckter Adlerrochen, hinzu. Die Tropenfische, vornehmlich die Papageifische, waren riesig. So große Exemplare habe ich in Honduras nicht entdeckt. Wir Beide waren hoch zufrieden. Bibbern gehört zum Schnorchelgeschäft. Hatten wir mittags bei gut 30 Grad Außentemperatur noch geschwitzt, sind wir am Abend mit Gänsehaut ins warme Auto geschlüpft.
Ja, und in einen Quallenschwarm bin ich zu guter Letzt auch noch gekommen. Mein Shorty-Neoprenanzug bewahrte mich vor größerem Schaden. Aber meine Beine und die Hände sahen schlimm aus. Ach Mann, wieder fünf Tage Jucken und Schlafbeeinträchtigung sind angesagt. Hans dagegen reagiert nicht so schlimm darauf. Hat's der gut...
Nichts Dolles heute. Wir hatten eine 2-Stunden-Anfahrt nach Miami zu bewältigen und waren dann recht gesättigt, was Autoverkehr anbelangte. Auf der Rickenbacker Chaussee rüber zu Key Biscayne staute sich dann der Verkehr zu sehr. Derzeit ist das Tennisturnier "Miami open" und viele wollen auf die Insel Key Biscayne, wo die Spiele stattfinden.
Wir haben unser Fahrzeug auf einem Parkplatz abgestellt, einige Regenschauer abgewartet und sind dann mit dem Fahrrad los. Hans wollte mir den Leuchtturm auf Cape Florida zeigen. Der wurde dann prompt zugemacht, als wir gegen 14:00 Uhr endlich ankamen. Egal, heute war alles anders. Ein starker Wind wirbelte den Sand am Strand auf, die Sicht auf Miami war eingeschränkt und nun noch nicht mal ein Leuchtturmbesuch. Also strampelten wir nach der Cape-Runde wieder zum Auto zurück. Den Feierabendverkehr warteten wir dann bei einem Burger-Verzehr im Mc Donalds ab.
Ja, ich weiß, aber uns fällt wirklich nichts anderes ein, als hier zu joggen. Einmal sieht man immer wieder so viele Tiere und zum anderen kann man hier wirklich laufen, bis die Lunge pfeift. Ich habe heute mal eine App mitlaufen lassen, die mir alle 5 Minuten meine Geschwindigkeit angesagt hat. Leute, lasst das bleiben. Wer nicht wirklich ein guter Läufer ist, für den kann das schon beim Sport deprimierend wirken. Ich habe mein forciertes Tempo gerade mal 45 Minuten durchgelaufen. Dann musste ich gehen. Es ist ein Graus mit dem Älterwerden.
Nachmittags sind wir dann nochmals mit dem Bike los. Da mein Bikereifen in den letzten Tagen immer wieder Luft gelassen hatte, fuhr mir Hans in der Runde entgegen, um mir notfalls bei Reifenpanne zu helfen. Als Hans dann ankam, war ja noch alles in Ordnung. Kaum 10 Minuten später, ich war klugerweise schon wieder umgekehrt, ging bei mir wirklich die Luft raus und "aus". Den Rest durfte ich bis auf ein kurzes Intervall dann zurückschieben. Das waren 5-6 km Schiebedistanz. Ein Familienvater pumpte mir zwar nochmals auf, aber die Luft reichte vielleicht für einen 500 m-Sprint mit dem Rad und dann war wieder Gehen angesagt. Der Schlauch, nun schon zweimal geflickt und nicht gehalten, wurde am Abend der Abfalltonne zugeführt und ich bekam endlich einen neuen Schlauch. Bisher hatte ich noch bei keiner Wanderung brennende Füße gehabt. An diesem Tag rauchten meine Gehwerkzeuge. Es hat gereicht.
Auf der Bike-/Gehtour habe ich nochmals mit der Lumix-Kamera einige Abschiedsbilder gemacht...
Immer noch heißt das Thema "Zeit im sonnigen Florida verbringen". Zwar rufen wir jetzt regelmäßig den Wetterbericht für die ganze USA ab und schielen dabei immer auf die Temperaturen im Norden an der Ostküste. Aber es ist noch zu früh. Wenigstens bis Ende März müssen wir es noch in Florida aushalten.
Diesmal fahren wir ca. 100 km nach Westen und besuchen diese Ecke der Everglades. Im Gulf-Besucherzentrum in der Nähe von Everglades City kann man Kanus oder Kajaks mieten und damit im Gebiet der "Ten Thousand Islands" (Zehntausend Inseln) herumpaddeln. Wir wollen zu der "Sandfly Island" (Sandfliegen-Insel). Hört sich nicht gerade sehr ermutigend an. Aber es war für uns die Strecke, die zeit- und distanzmäßig zu schaffen wäre. Wäre - wenn da nicht die Gezeiten zu berücksichtigen gewesen wären. Wir haben uns gegen 9:30 Uhr erkundigt. Da war die Flut schon am Kommen. Mit Essen und Nickerchen wurde es dann immer später. Und als die zwei Grauhaarigen dann endlich ins Kajak stiegen, da war es schon kurz vor 12:00 Uhr.
Zuerst mussten wir die Bucht durchqueren, was auch schon Kraft gekostet hatte. Dann galt es in einen Kanal einzuschwenken, in dem ein Dock zum Festmachen winkte. Als wir endlich den Eingang des Kanals passiert hatten und so munter in der Mitte der Wasserstraße paddelten, merkten wir, dass wir keinen müden Meter vorwärts kamen. Das kommende Flutwasser drückte so in den Kanal und weiter in die Bucht hinein, dass wir quasi wie wild paddelten und eine statische Trainingseinheit vollzogen. Etwas unwillig deutete ich meinem Steuermann hinter mir an, dass man ja mal am Rand schippern könnte, statt sich in der Mitte des Kanals abzuhecheln. So kamen wir dann Gott sei Dank dem Dock auch näher.
Dort angelandet, kam die nächste böse Überraschung. Mücken und Sandfliegen. Irgendwie scheine ich diese Flugobjekte magisch anzuziehen. Und schon ging es los mit der Juckerei und ich schlug um mich. Wir sind dann mit einer Cola in der Hand auf das Dock geflohen, um so weit wie möglich vom Ufer weg zu sein. Dort war's aber auch nicht so lecker, denn da stand ein Dixie und Mücken gab es auch ein paar. Also hastig die Cola heruntergeschluckt und wieder rein ins Boot.
Meinem Göttergatten war die Lust am Paddeln schon vergangen und es zog ihn wieder zurück. Ich wollte aber noch weiter in den Kanal vordringen. So schnell sollte mein Paddelabenteuer nicht zu Ende sein. Nun denn - die Crux war, dass wir nicht zu nahe am Land paddeln wollten wegen den Stechviechern. Je weiter wir aber in der Kanalmitte waren, umso mehr machte uns die Flut zu schaffen. Es dauerte also auch nicht lange, bis auch ich aufgab.
Zurück war es umso schöner. Man trieb quasi mit der Flut in die Bucht hinein. Wir erkundeten noch ein bisschen die kleine Inselwelt zu unserer Linken, um dann auf meinen Wunsch hin durch die Bucht zu einer Straßenbrücke zu paddeln. Hans fand es ganz angenehm, mich bei den guten Verhältnissen alleine paddeln zu lassen. Später stellte er sein Paddel einfach als Ruder ins Wasser und ich hatte meinen Sport dabei. Mir war's egal, finde ich doch die Paddelei ganz nett. Nach einer kleinen Runde unter der Brücke und in der angrenzenden Mangrovenwelt sind wir nach so drei Stunden wieder angelandet. So lange hätte unsere Sandfly Island Runde auch gedauert... na also...
Hier an der Ostküste ist es ordentlich warm. Gestern Abend hatten wir gegen 20:00 Uhr noch so knappe 30 Grad. Wir hatten unser Schlafdomizil, den Walmart bei Fort Myers Beach, spät erreicht. Dafür hatten wir ausgezeichnetes WLAN auf dem Parkplatz und ich bekam über Whats app-Botschaften die Geburt von drei Schäferhundwelpen zu Hause in Darlingerode mit. Die nächsten drei Welpen wollte ich dann nicht mehr abwarten, da sich Senta, die liebe Hundemami, dann doch etwas Zeit ließ mit den Geburten. Aber es war niedlich, die ersten Bilder der kleinen Hundewürmer zu sehen. Oberpapi Alex verbrachte die ganze Nacht neben der Wurfbox, damit Senta nicht aus Versehen während der Geburtsphasen auf eines der kleinen Babys lag.
Heute Morgen lief alles langsam an. Von Heiner und Marita wurden wir zu einem zweiten Frühstückskaffee in ihr Wohnmobil eingeladen. Zwei Stunden haben wir uns angeregt unterhalten und ausgetauscht. Ja, und da war draußen wieder eine dolle Hitze. Von den Beiden wurden wir mit Tipps zu der Insel Sanibel gut versorgt. Der Zugang zur Insel ist nur ein paar Kilometer von unserem "Schlaf-Walmart" entfernt. Als wir in diese Richtung fuhren, staute sich der Verkehr bereits vor der Mautstelle. Schnell entschlossen parkten wir unser Fahrzeug längs der Straße und radelten kostenfrei durch die Mautstelle. So, die ersparten 6 Dollar sollen heute in Eis investiert werden.
In einem Besucherzentrum erfahren wir ein bisschen von der Insel. Schilder in Deutsch und auch Führungen in deutscher Sprache deuteten bereits darauf hin, dass die Insel wohl auch Ziel unserer Landesgenossen sind. Vielleicht haben sich auch einige betuchte deutsche Senioren hier niedergelassen. Auf jeden Fall ist Hochsaison und das spürt man hier an jeder Ecke. Da hatten wir uns völlig falsche Vorstellung von Inselidylle und Ruhe gemacht. Was man hier gut betreiben kann, ist Muschelsuche. Anscheinend gibt es hier richtige Prachtexemplare der Wellhorn- und der Fechterschnecke.
Die Muschelsuche am Strand haben wir uns für den Schluss aufgespart. Wir sind in flottem Tempo auf dem Inselradweg in Richtung Nachbarinsel Captiva gestrampelt. Nach einer Pause mit besagtem Eis ging es noch bis ans Ende von Captiva und dann wieder zurück. Es war schon nach 16:00 Uhr und der Feierabendverkehr staute sich bereits auf Sanibel. Wir aber fuhren grinsend an den wartenden Autos vorbei....
Zu den Bildern:
Als wir über die Brücke fuhren, sahen wir Delfine, die im Wasser spielten.
Der Leguan fiel Hans am Radweg auf.
Auf der Insel Captiva leben keine Armen...
Wir hatten uns gestern einen Ruhetag erstrampelt. Heute wollte ich Muscheln auf der Insel Sanibel suchen gehen. Und so fuhren wir gemütlich mit unseren Bikes über die Brücken zur Insel. Es war so gegen 10 Uhr und die Oststrände waren schon mit Dutzenden Sonnenschirmen "abgesteckt". Klar waren wir nicht die Einzigen, die es auf nette Muschelfunde abgesehen hatten. Wir wateten durch das Wasser und scannten den Strandsaum ab. Keine dollen Funde, aber immerhin ein paar Muschelarten, die wir bis jetzt noch nicht ergattert hatten.
Auf dem Rückweg sahen wir dann unser erstes "manatee", eine Seekuh. Wir konnten nur einen kurzen Blick auf das selten gewordene Tier erhaschen, als es beim Grasen in einer Bucht zum Luftholen auftauchte.
Danach gab es in Sanibel ein großes Eis. Hans ist ja immer für ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis. Stolz kam er mit 1,5 Liter Schokoeis aus dem Supermarkt. Löffel ist immer Rucksackinventar. Also ran an die Schleckaufgabe.
Mit vollem Bauch blieb nur noch eines: ausgedehntes Mittagsnickerchen. Und wir fanden auch unsere ruhige Ecke im Schatten. Dort hielten wir es sogar vier Stunden aus. Nein, wir haben nicht nur geschlafen. Baden, reden, sich sonnen - alles war in dieser ruhigen Nische drin.
Nun ist es Zeit, Florida gen Norden zu verlassen. Der gute Staat heizt sich derzeit auf wie ein Backofen. An der Golfküste Floridas waren die Temperaturen schon deutlich höher wie am Atlantik. Und nun sind wir im Inland und die Temperaturen steigen noch höher. Wir hatten heute Mittag um die 34 Grad und unser Aktivitätsdrang erlahmte mit zunehmenden Gradzahlen.
Bis gegen 18 Uhr waren gerade mal 150 km Fahrstrecke, Einkauf bei Aldi und Wäschewaschen als Tagesziele erreicht worden. Dann wollten wir uns noch etwas auslüften und sind zum Okeechobee-See gefahren. Auf einem Damm gingen wir dann während des Sonnenuntergangs und erlebten die Tierwelt in der heranbrechenden Dunkelwelt. Besonders die Schlangen waren aktiv. Immer wieder sahen wir dunkle Schlangen in unterschiedlicher Dicke und Länge, die sich durch das Gras der Böschung schlängelten. Schnell flohen sie vor uns in Erdlöcher. Als es dann dunkel wurde, wagten sich manche Schlangen auch auf die warme Teerdecke des Weges. So konnte ich sie wenigstens da fotografieren. Allerdings wurde die Aufnahme unscharf, da bereits ausreichend Tageslicht für eine gute Aufnahme fehlte. Noch nie bin ich in meinen Sandalen so vorsichtig voran marschiert. Manche Schlange war so dünn, dass man sie erst registrierte, als sie sich davonwand. Wir kamen während des Ganges auf acht Schlangen. Das Gras der Böschung gab noch weit mehr her. Man sollte sich wirklich mal den Spaß machen und mit der Stirnlampe nachts den Teerweg abgehen. Die Schlangen wärmen sich dort auf und sind dann so agil, dass sie auf Jagd gehen können.
Man findet in Florida viele Wassernattern, z. B. die Florida Brown Snake. Sie sind völlig ungefährlich. Daneben gibt es verschiedene Arten von Klapperschlangen und die sehr giftige Korallenotter.
Von der noch sehr warmen Abendluft des Seespazierganges (30 Grad Celsius) ging es dann in einen Mc Donalds-Eiskeller. Anscheinend wollten die Betreiber nicht, dass man sich in diesem Schnellrestaurant länger aufhielt. Wir haben uns mit wattierter Steppjacke an unseren Tisch gesetzt. Hans hat zum Spaß das Thermometer aus unserem Auto geholt. Ganze 16 Grad ergab die Anzeige ...
Nun haben wir den Salat. Das heiße Wetter, ständiges Schwitzen, offene Fenster und Fahrtwind - das zusammen ergibt eine Erkältung. Bei mir nur leicht bemerkbar. Hans dagegen ist verschnupft. Daher packte er sich heute Morgen auch das Bike, während ich meine lahmen Beine zu einer Joggingrunde bewegte. Das Bild zeigt eine aktive Mami auf Inline-Skatern.
Später ging es die Interstate 75 nach Titusville. Wie oft waren wir jetzt schon hier? Bestimmt an die 5 Nächte verteilt auf 3 Wochen. Doch die Zeichen stehen nun endgültig auf Weiterfahrt (hoffe ich doch) und ich schaue mir schon die Karten von Süd- und Nord-Carolina an.
Dann sitzen wir gemütlich an unseren Computern bei Burgerking in Titusville, als am Nachbartisch "runtergezählt" wird wie bei einem Raketenstart. Und tatsächlich: Wir schauen aus dem Fenster und sehen das Feuer der Rakete, die steil in den Himmel steigt. Mist, alle SD-Karten sind aus der der Kamera ausgebaut und im Computer. Ich kann nur noch die Rauch- oder Kondensspiralen mit dem Handy aufnehmen.
Es handelte sich um den Start einer Falcon 9-Rakete von der Startrampe 39A auf Cape Canaveral, die einen Kommunikationssatelliten für das liebe Fernsehen, Radio bzw. Kommunikation für Zentral- und Südamerika in das Weltall bringt. Das Tolle dabei ist: Die erste Raketenstufe dieser Rakete stammt aus einer früheren Mission, bei der Teile der Rakete wieder gelandet sind. Auch diesmal soll das Gleiche geschehen. Die Gesellschaft SpaceX, die die Mission betreibt, sieht eine Landung auf einer schwimmenden Plattform im Atlantik vor. Die Fernsehsender bringen in kurzen Abständen die neusten Bilder zu dieser besonderen Mission.
Abschiedsfotos vom Strandleben....