28.07.2016. Ankunft in Lillooet am Fraser-Fluß. Juhu, wir bleiben fünf Tage hier!
Zu Ehren des 149. Geburtstag der Gründung von Kanada im Jahr 1877, als Kanada im britischen Commonwealth per Vertrag mit England einen Status als Staat erhielt, wird vielerorts eine Parade abgehalten. So auch in Dawson City. Alles, was in dem ca. 2.000 Seelen-Örtchen eine Funktion, und sei es nur als Einwohner hat, kann bei der Parade mitmachen.
Kanada unterstützt die Bewohner, die es mehr als ein halbes Jahr in Dawson "aushalten" mit einem Zuschuss von 20 kan. Dollar pro Tag (ca. 15 Euro). Allerdings sind die schnell wieder ausgegeben, da die Lebenshaltungskosten vor Ort hoch sind. Es gibt keinen Supermarkt. Whitehorse als nächste große Stadt liegt über 700 km entfernt.
Allen voran schreiten die Polizisten der RCMP (Royel Canadian Mounted Police) in ihren historischen Uniformen. Danach kommen all die vielen jungen "Dawsonite" mit ihren Eltern auf den Fahrrädern. Ja, da ist viel Nachwuchs vorhanden.
Am Abend des 1. Juli gab es noch ein nächstes Event:
Die Sieger des "Yukon River Quest" sind mit ihrem Kanadier in Dawson City eingelaufen!
Wir können nun ein kleines bisschen mit den Startern bei diesem langen Kanu Race, der über 715 km von Whitehorse bis nach Dawson City führt, mitfühlen. Während wir am vergangenen Wochenende im Kurs mit Sarah auf dem Yukon unsere Kehren übten, sahen wir Teilnehmer des Race auf dem Yukon trainieren. Mit etwa 60 Stechpaddel-Zügen pro Minute zogen sie in ihren leichten Booten über das Wasser. Ich dachte, die müssen bei diesem Tempo doch verrückt werden. Das hält doch kein Mensch über 2,5 Tage aus! Aber das Boot "Perfect Storm" kam um ca. 20:10 Uhr abends , nach ca. 48 Stunden Paddelei am Ziel an. Um 12:00 Uhr mittags am Mittwoch, 29.6. sind sie gestartet. In Cammacks bei etwa der Hälfte mussten sie 6 Stunden Zwangspause zum Ausruhen einhalten und danach gab es später noch einen 3-Stunden-Zwangsaufenthalt am Freitagmorgen, 1.7. Einhundert Boote sind zugelassen, 95 gingen dieses Jahr an den Start. Da gibt es Einer, Zweier und auch 4er-Teams, die entweder im Kanadier oder im Kajak unterwegs sind.
Damit ihr mal seht, wie schnell die Gewinner gerudert sind, habe ich das Einlauf-Video eingestellt.
Nach dem Einlauf wurde das Kevlar-Boot der Sieger von einer Kommission noch untersucht, ob auch alle Regeln des Rennens eingehalten wurden.
Nachdem wir den Siegereinlauf in Dawson City noch mitbekommen hatten, haben wir unser Fahrzeug in Bewegung gesetzt und sind zur Fähre, die über den Yukon setzt, gefahren. In Dawson ist auf der rechten Uferseite die Straße zu Ende. Eine Brücke wurde bisher nicht über den Yukon gebaut, weil sich die indianische Bevölkerung auf der anderen Uferseite dem Bau bisher widersetzt hat. Diese Bewohner leben noch sehr ursprünglich und kommen ohne Strom aus.
Nach der Fährüberfahrt geht es auf der ungeteerten Straße weiter, bis wir an Höhe gewinnen und alles auf einem Bergkamm Richtung Nordwest fahren. Die Sonne lässt sich trotz düsterer Wolkentürme noch blicken und wir gewinnen einen tollen Überblick über die unendlichen Wälder und Bergketten des Nordyukon. Diese Weiten finden wir so in Europa nicht.
Wie uns geraten wurde, übernachten wir am höchsten Punkt bei guten 1.300 Hm.
Am nächsten Tag geht es weiter über die amerikanische Grenze. Wir sind ja jetzt schon geübt mit dem "Grenzen überschreiten" und gehen die Sache locker an. Mittlerweile deklarieren wir auch Früchte - ist uns schnuppe, ob sie die nun konfiszieren oder nicht. Bei der Angabe "1/2 Zitrone" zogen sich die Augenbrauen des Grenzbeamten etwas hoch, aber uns blieben unsere sämtlichen Bananen, Orangen und Zitronen erhalten....
Nun sind wir in ALASKA - zum zweitenmal auf unserer Reise. Ich erinnere daran, dass wir bereits in Skagway (Chilkoot Trail) waren. Dieser kleine Südzipfel gehört ebenfalls zu Alaska.
Auf dem weiteren Weg fahren wir durch Chicken. Chicken sind die Hähnchen - meist sind sie uns in der gebratenen Variante bekannt. Ich nenne diesen Ort einfach Alaska-Hahndorf. Unser Zuhause "Hahndorf" hat ja auch den Hahn als Dorfsymbol. Dieses Wahrzeichen findet sich auch in diesem Alaska-Nest.
Auf dem Taylor-Highway geht es immer weiter bergab. In dem Tal sehen wir noch aktive Goldgräberstätten. Nahe der Straße ist eine Frau damit zu Gange, das geschürfte Sedimentgestein mit Wasser zu versetzen, um es dann wie in alten Zeiten mit der Schale zu "pannen". Hans sieht, wie ihr Mann 3-4 Meter weiter hangaufwärts buchstäblich im Dreck gräbt. Auf dem Bild ist er nicht sichtbar, aber man sieht die Stelle unter den Tannen.
Die Straße ist mal geteert, mal wieder kilometerlang unbefestigt. Wir wechseln uns nach 1,5 - 2 Stunden beim Fahren ab. Als ich wieder einmal langsam in eine ungeteerte Passage einfahre, kommt aus dem Waldstück zur rechten Straßenseite eine Elchkuh mit Kalb herausgetrabt und quert die Straße. Schnell Motor abstellen und nach der Kamera angeln. Habe die Beiden gerade noch knipsen können, als sie auf der linken Straßenseite wieder in den Wald eintauchten. Das Bild ist aber nicht "homepage-fähig."
Gegen 20:00 Uhr haben wir dann Fairbanks erreicht, sind an diesem Tag gute 500 km gefahren und suchen uns beim Walmart einen Stellplatz.
Wir sind in Fairbanks und haben uns heute Morgen mal bei Walmart erkundigt, wie denn die Regelungen in Bezug auf den Waffenkauf und das Jagen in Alaska sind...
Schaut Euch mal die Bilder aus der Walmart-Abteilung an: Ich habe noch nie so viele Angelruten-Angebote gesehen wie hier. Ebenso die Waffenabteilung.
Für uns Deutsche würde es schwierig sein, eine Waffe zu kaufen. Aber ein Alaska-Bewohner braucht lediglich seinen Pass und seinen ständigen Wohnsitz in Alaska vorweisen und hat in spätestens einer halben Stunde eine Waffe gekauft. Total easy.Aber wohlgemerkt - das gilt für Alaska, während für andere Staaten im Süden wieder andere Gesetze gelten.
Was uns erstaunt hat, sind die Grenzen für die Tierarten, die gejagt werden dürfen:
Ein Alaska-Bewohner darf pro Jahr je nach Jagddistrict
1 Grizzly
bis zu 5 Schwarzbären
1 Elch
bis zu 5 Karibous
bis zu 5 Dall-Schafe etc. jagen!
Dabei spielt es wohl keine Rolle, ob der Jäger das Tier erlegt, um nur das Fell zu nutzen oder ob er das Fleisch verwertet. Die indianischen Bewohner haben höhere Grenzen und können mehr Tiere pro Jahr erlegen. Sie wohnen meist in zurückgezogenen Gegenden, wo die Lebensmittel-Versorgung ohnehin eingeschränkter ist. Zudem ist das Jagen eine traditionelle Lebensform der Natives. Außerdem dürfen sie auch in naturgeschützten Gebieten jagen - allerdings nur für die eigenen Bedarfe (Versorgung der Familie).
Diese Zahlen sagen uns aber auch, dass es viel Wild in den Wäldern von Alaska geben muss. Das hatten wir uns so nicht vorgestellt. Man könnte auch vermuten, dass gar nicht so viel gejagt wird. Es wurde uns aber bestätigt, dass doch viele Bewohner Alaskas gerne auf Jagd gehen. Ich denke aber, dass nicht immer ein Bär auf der Jagdliste steht.
Wir geben es ja zu - wir kochen und essen gerne. Wenn man dann so im Auto sitzt und stundenlang durch die Wälder Alaskas fährt, dann verbrät man nicht viele Kalorien. Also ist regelmäßige Bewegung ein Muss.
In Fairbanks haben wir auf dem Universitäts-Campus eine 12 km-Runde gefunden, wo man auf schönem Rindenmulch-Trail sein inneres Gleichgewicht wiederfindet. Wir hatten uns zu schnellem Hiken mit 6-7 km/h entschlossen, um die Knie zu schonen. Aber hin und wieder sind wir gejoggt in der Hoffnung, die Stechmücken-Wolken um uns herum loszuwerden.
Bei unserem Hike vor den Toren von Fairbanks am 4. Juli (Unabhängigkeitstag der U.S.A) waren wir gleich so schlau und haben uns eingesprüht. Wir haben die Empfehlung für den Hike vom Visitor-Centre in Fairbanks bekommen und es hat sich gelohnt.
Zuerst stellten wir die Fahrräder für den Shuttle zum Auto an den heißen Quellen (Chena Hot Springs) ab. Dann ging es mit dem Auto zum Start. Im ersten Trail-Teil führte der Weg hoch zu den Angel Rocks, Granitfelsen, die 300 m über dem Tal thronen. Der Weg bringt uns weiter hinauf bis zu einem Bergkamm auf ca. 900 m Höhe, auf dem es dann eine ganze Stunde lang Richtung Osten geht.
Das Wetter war unterschiedlich. Der Start war im Sonnenschein bei etwa 20 Grad, aber Luftfeuchtigkeit von annähernd 100 %. Dann regnete es leicht. Am meisten Feuchtigkeit bekam man dadurch mit, dass man durch nasse Büsche durchwandern musste. Klatschnasse Hosen waren unausweichlich die Folge.
Der Trail führte am Schluss bergab durch matschiges Hanggelände. Es war die reinste Trainingstour für den schlammbesetzten West Coast Trail auf Vancouver Island. Wir konnten jetzt schon einmal üben, um die ganzen Matsch- und Schlammstellen herumzuturnen. Bei tollem Sonnenschein und nahezu trocken landeten wir bei unseren Fahrrädern, nur um dann wieder vom nächsten Regenschauer wieder auf dem Fahrrad eingeholt zu werden. Folge: Wieder klatschnass am Auto...
Aber wir hatten ja Programmpunkt 2 noch vor uns: Wir packten unser Badezug und fuhren zu dem Hot Spring Pool, um uns dann 3 Stunden lang im 40 Grad warmen Naturschwimmbecken, in das warmes Quellwasser eingeleitet wird, zu tummeln. Es war herrlich!
Ihr seht oben einen Ausschnitt aus einer Taiga-ähnlichen Landschaftsform mit hohen kerzenförmigen Engelmann-Fichten. Darunter geht die Landschaft schon in eine Art Tundra über - mit Moosen, eher baumlos, höchstens noch Büschen. Ja, wir sind hier schon ganz nördlich. Schätze, dass wir gerademal so 300 km vom Nordpolarkreis entfernt sind.
Heute geht es weiter zum Denali Nationalpark mit dem Denali oder Mount Mc Kinley, dem höchsten Berg der U.S.A. Leider sind wohl einige Zugangsbeschränkungen vorhanden. Ein Grizzly hat eine Wanderin gebissen (s. Zeitungsartikel) und nun steht der Kerl auf der Abschuss-Liste. Bis dahin ist das Gebiet um die Unfallstelle geschlossen.
Unsere Fahrräder wurden einfach auf den Biketräger vor dem Bus befestigt. Ziel war das Eielson Visitor Center.
Zuerst einmal "bärige Bilder". Der schlafende Grizzly (unten) wurde von uns zuerst auf der Busfahrt gesichtet, als er die die Büsche schritt. Auf der Bike--Rückfahrt sahen wir ihn dann ein Nickerchen machend...
Hier kommt ein Video von der Bikefahrt, 57 km lang / 700 Hm, alles auf unbefestigter Straße, die bis auf Teilstücke aber gut befahrbar war. Da, wo ein Grader gearbeitet hatte, gab es leider losen Kies. Das Video lasse ich unbeschnitten. Ich musste leider wegen eines Bremsmanövers die Kamera an der Bremse halten. Daher sind Passagen mit "Straßenbildern" enthalten. Habe es gerade mal geschafft, das Bike noch zum Halten zu bringen.
Übertitel: "Karibu-Bulle im Denali fühlt sich verfolgt"
Die Karibous begleiteten uns auf der ganzen Strecke. Unten ein Video mit dem Titel "Karibous haben Vorfahrt im Denali Nationalpark"
Wir sind es, die in die Naturwelt einbrechen und wir müssen daher Rücksicht nehmen... also Karibous haben Vorfahrt:
Als ehemalige Husky-Mix-Besitzer mussten wir uns einfach die Alaskan-Huskies des Denali-Nationalparks ansehen. Zugegeben - ich habe schon Schuldgefühle im Bauch und auch immer noch Herzeleid, denke ich an unseren Gorden, den wir 9-jährig mit eigentlich egoistischen Reisemotiven an neue Besitzer abgegeben haben, da wir ihn damals nicht in die USA mitnehmen konnten. Eine Entscheidung, die sich letztendlich als Fehler herausstellte.
In Erinnerung an Gorden, ein paar Bilder:
Die Nationalparkverwaltung hat über 200 Alaskan Huskies, die vor allem im Winter dabei helfen, auf herkömmlichen Holzschlitten die Hütten im Innern des Nationalparks zu versorgen, Wildtierspezialisten zu unterstützen etc. Im Sommer sind sie bei den Hundepräsentationen eingesetzt. Wir stehen dem Ganzen zwiegespalten gegenüber und empfinden die angeketteten Hunde, die zu Streichelaktionen zur Verfügung stehen müssen, eher als Tierquälerei.
Der Schlittenhund, der ganz hinten lief und die meiste Arbeit zu leisten hatte, um einen beladenen Schlitten in Gang zu setzen, erinnerte mich sehr an Gorden - er hatte eine ähnliche Färbunge und .... Gorden war mit seinen stämmigen 35 Kilo auch immer ein Arbeitstier gewesen, das gerne zog, egal - wer oder was dahinter hing....
Eine Kurzdemonstration mit einem Wagen war schon interessant. Beachtlich, welche Geschwindigkeit das Gefährt entwickeln konnte.
Wir sind durch den Denali State Park Richtung Anchorage gefahren und haben unterwegs einige Vistas auf den Mount Denali (früher Mount Mc Kinley), den mit 6190 m (Südgipfel) höchsten Berg auf dem nordamerikanischen Kontinent, bekommen.
Die besten Blicke gab es aber direkt von Talkeetna. Schon am frühen Morgen scheint die Sonne und unweit von unserem Standplatz gibt es einen schönen Überblick über das Tal des Susitna-Flusses. Eigentlich fließen drei Flüsse in Talkeetna (Susitna, Talkeetna und Chulitna) zusammen - zurzeit bringen sie viel Wasser mit und das gibt eine hohe Flussgeschwindigkeit.
Bei dem hoch über allen anderen Bergen aufragenden Denali wird schon der Wunsch wach, wieder einmal in die Gletscherwelt auf Hochtour zu gehen....
Ein Panoramavideo mit links dem Mt. Foraker, der auch gerne bestiegen wird. Dann kommt der Mt. Hunter und zum Schluss der Mt. Denali.
Das Thema "Mt. Denali" lässt uns an diesem Tag nicht so recht los. Wir gehen zu der Bergsteigerschule "AMS" in Talkeetna und erkundigen uns über die Voraussetzungen, die Preise und den Ablauf einer solchen Expedition.
Voraus sei gesagt - es ist ein absolut ernsthaftes, bergsteigerisches Unterfangen, das einer langen Vorbereitung, sowohl konditionell als auch was manche technischen Fähigkeiten und Wissen anbelangt, bedarf. Die Wetterlage auf dem Denali kann sich binnen kurzer Zeit ändern und hält die Bergsteiger manchmal Tage in ihren Zelten fest.
Von AMS erfahren wir viel über die Bewerbung für die Teilnahme und die Voraussetzungen, die man mitbringen muss. Die Bergsteigerschule möchte eine Liste der bisher bestiegenen Gipfel haben, um sich so ein kleines Bild über den Bewerber machen zu können. Wer den Berg besteigen möchte, muss zum Lastentier mutieren. 27 kg auf dem Rücken und noch einmal um die 15-20 kg im Schlitten hinter sich her ziehend ist die Maßgabe, um seine Lasten für die Höhenlager eigenständig transportieren zu können. Denn es gibt keine Sherpas - jeder der Teilnehmer der Expedition (bei AMS 6 Teilnehmer und zwei Bergführer) muss seinen Proviant, Zelte und Weiteres selber hochbefördern. Dabei gilt: Hoch gehen und tief schlafen.
Wir sind in Anchorage gelandet. Vorgewarnt durch unsere Walmart-App, dass es in Anchorage Probleme mit einem Standort zum Übernachten geben wird, haben wir uns zuerst auf Suche nach einem Übernachtungsplatz gemacht. In der Nähe des Flattop-Trailbeginns wurden wir fündig.
Als wir zum Trailhead fuhren, haben wir inmitten der Stadt einen kapitalen Elchbullen beim Grasen entdeckt! In der Touristinfo haben wir dann erfahren, dass zu der Bevölkerung von 300.000 Einwohnern noch zusätzlich um die 1.200 Elche hinzukommen. Ab sofort heißt Anchorage bei uns "Elch-Stadt".
Das Bild zeigt den Elchbullen.
Wir übernachten auf unserem "Plätzchen" und werden nicht gestört. Allerdings war der Wagen etwas schräg geparkt und man rollte in der Nacht immer seitwärts...
Was bietet sich am Morgen für den Sonntagsfrühsport an? Klar - der Wanderstart für den Flaptop-Gipfel war ja gerade mal einen knappen Kilometer straßenaufwärts. Kurz nach 7 Uhr sind wir losmarschiert. Schnellwandern (Fasthiken) war unsere Devise. Vom Parkplatz bis zum Gipfel haben wir gerademal 36 Minuten für die 400 Hm gebraucht. Bei der Zeit ist es klar, dass der Weg recht steil geradewegs den Hang hinaufführte. Belohnt wurde man mit einer weiten Aussicht auf Anchorage. Die Häuser der Stadt liegen weitverstreut in den Wäldern - was für ein Landschaftsverbrauch! Weit hinten am sogenannten Cook Inlet, der Bucht, liegt der Flughafen der Stadt, dahinter auf der anderen Seite des Inlets erheben sich schneebedeckte Berge.
Am Nachmittag trafen wir dann Janetta, die wir auf dem Chilkoot-Trail kennen gelernt hatten, in der Stadt. Wir genossen den Austausch und einen Burger im Long Branch Saloon. Da Janetta sich verletzt hatte, war zurzeit an ein gemeinsames Hiken nicht zu denken. Aber wer weiß - vielleicht ergibt sich ja in den kommenden Wochen oder Monaten noch etwas. Das würde uns total freuen!
Von Janetta sind wir mit vielen Tipps versorgt worden. Mein großer Wunsch war es, wieder einmal in einem Seekajak mit richtigem Ruder zu sitzen und in der Resurrection-Bay zu paddeln. Hans - hatte keine große Lust dazu.
Janetta empfahl uns Millers Landing, ein Unternehmen, dass sowohl Kurse anbietet, als auch Seekajaks vermietet. Hans empfand immer noch keine Lust auf ein nasses Abenteuer. Als wir bei unserer Ankunft in Seward mit dem Nugget erst einmal das Örtchen und die Umgebung sondierten, fuhren wir wie automatisch Richtung Lowell Point, wo sich das Unternehmen "Millers Landing" befindet.
Am Weg steht ein junger Kerl mit schwerer 10-l-Wasserflasche und wollte per Anhalter mitgenommen werden. Wir laden ihn ein mitzufahren und unterwegs stellt es sich heraus, dass Conor, so sein Name, bei Millers Landing als Kanuinstructor arbeitet und auch Anfängerkurse anbietet.
Tja, das Glück war an diesem Tag auf meiner Seite, Hans. Kein Entkommen mehr möglich. Das Weitere war schnell arrangiert. Den Nachmittag verbrachten wir 4 Stunden lang unter der Aufsicht von Conor mit Übungen auf Gras und auf dem Wasser. Neben vielen Tipps zu Paddelschlägen, Ausstattung der Boote etc. lernten wir hauptsächlich das Wiedereinsteigen ins Boot, wenn man gekentert ist.
Dazu nimmt man extra ein Schaumstoff- oder Luftkissen auf dem Boot mit, dass man im Wasser (stellt Euch vor, ihr seid gekentert) dann entnimmt und über eine Paddelfläche schiebt. Dieser Auflieger hilft einem dann beim Wiedereinstieg ins Boot, weil man sich gut auf dem auf dem Wasser schwimmenden Paddel, das auf der anderen Seite auf das Boot aufgelegt wird, stützen kann. Meine langen Beine zu sortieren, war dabei nicht ganz so leicht, aber irgendwie kam man wieder rein in das Sitzloch und konnte anfangen zu pumpen. Man glaubt gar nicht, wie das Boot volllaufen kann, wenn es mal umkippt. Auch die vordere und hintere Luke war bei mir nicht komplett dicht. Es ist immer gut, alles in wasserdichten Säcken zu verstauen.
Mir hat der Nachmittag total Spaß gemacht und ich weiß jetzt einiges mehr, was wir auch später bei unseren Ausflügen mit unserem Grabner Riverstar zu Hause gebrauchen können. Seward ist ein Seekajak-Paradies mit vielen Buchten, in denen man parallell zu einer schönen Küstenlandschaft paddeln kann. Sogar ins Meereswasser kalbende Gletscher kann man anfahren. Das offene Meer wird von den Paddlern gemieden - die See ist meist zu rauh. Daher fährt man fernab liegende Buchten mit einem Wassertaxi an.
Da meist Südwind herrscht, wird man sowieso automatisch in die Buchten zurückgetrieben, wobei der Wind stärker ist als der Sog der Ebbe, die jeweils nach ca. 12 Stunden kommt. Trotzdem sollte man sich über die Gezeiten gut informieren, um auch bei Landgängen und Camping nicht überrascht zu werden. Max. 10 Knoten dürfte der Wind haben, meint Conor. Wir erfahren auch, bei welcher Wellenhöhe wir noch rausfahren könnten (2-3 feet, sprich 60-90 cm). Da wir diesen Kurs belegt haben, werden wir es in Zukunft leichter haben, ein Boot anmieten zu können. Nächster Wunsch: Seekajak-Fahren an der Küsten von Vancouver-Island!
Unten ist die Resurrection-Bucht bei Seward zu sehen. Das Wasser war nicht sehr kalt. Besonders der Sonnenschein am Nachmittag mit Temp. um die 20 Grad ließ das Kenter-Vergnügen dank Neopren-Anzug zu keinem "Bibber-Event" werden.
Was liegt da unten im Wasser? (Auflösung weiter unten....)
Auflösung:
Es handelt sich um einen putzigen Kerl namens Seeotter. Der Kerl war recht nahe am Ufer und so konnte ich ihn aufnehmen. Er knabberte auf dem Rücken liegend an etwas, vermutlich an einer Muschel. Beachtlich, wie groß dieses Tier ist!
Nächster Tipp von Janetta: Geht zum Exit-Gletscher, der sich in einem Seitental von Seward befindet und wandert den ganzen Trail hoch. Das sind gut 12 km und fast 1000 Hm.
Als wir am Morgen aufstehen, hat es fast kein Wölkchen am Himmel. Was für ein Wetter für unsere Wandertour! Damit wir für weitere Unternehmungen auch fit bleiben, entschließen wir uns zum Schnellwandern oder "Fasthiken". Joggen ist bei dem Höhenunterschied zu strapaziös.
Von weitem schon sah man den Exit Glacier bei der Anfahrt. Am Parkplatz warteten schon Ranger, um Fragen zu beantworten. (Der linke Ranger sah aus, wie das Bärenmaskottchen, das immer vor Waldbrandgefahr warnt.... Süß...)
Und los ging's, bis das Atmen hörbarer wurde. und sich eine durchhaltbare Steiggeschwindigkeit einspielte. Der Weg war sehr gut präpariert. Oft waren Steinstufen vorhanden, die das doch ständige an Höhe-Gewinnen erleichterten. Die Fotokamera war immer zur Hand. Ich bin es gewohnt, "aus der Hüfte zu schießen" bzw. auch mal Fotos im Schnellverfahren zu knipsen. Es entstanden trotz Fast-Hikens nette Bilder, die einen Eindruck von der herrlichen Gletscherwelt Alaskas wiedergeben. Das Problem in den Alpen wie auch in Alaska ist das Gleiche: Jedes Jahr schmelzen die Gletscher dank Erderwärmung ein großes Stück weiter ab. Die Ansichten vom Exit Gletscher und der Eiswelt des Harding-Icefields sind jedenfalls weitaus besser als in Kanada im Bereich des Athabasca-Gletschers. Es war wirklich bombastisch.
Nach 1:50 Stunden waren wir oben und setzten unsere Beine zum Abwärtsjogging in Bewegung. Besonders bei den Schneefeldern war es viel leichter hinunterzujoggen. Unterwegs trafen wir auch hin und wieder auf Deutsche. Entschuldigend erklärte ich unser Bergabtraben und nannte es "Seniorenjogging", worauf ich die Lacher auf meiner Seite hatte. Irgendwie lief es am heutigen Tag richtig gut. Nach 3:15 Stunden waren wir wieder am Auto (12 km, 950 Hm). Wenn wir jetzt weiter unsere Fitness ausbauen, dann.... (die Pläne wachsen schon wieder im Köpfchen...).
Auf dem dritten Bild seht ihr, nicht ganz scharf im Fokus, ein Stachelschwein, das sich schnell ins Gebüsch verzogen hat. Diese Tierchen können einen ganz schön nerven. Auf dem Chilkoot-Trail haben wir morgens beim Aufbruch ein nagendes Geräusch gehört - es war ein Stachelschwein, was sich gerade an einem Holzgeländer zu schaffen machte. Janetta erzählte davon, dass sich ein Stachelschwein am Blockhaus des Küchengebäudes in der Nacht seine Zähne wetzte und das kann dann ganz schön laut werden...
Hier ein Panorama vom Exit-Gletscher:
Bademöglichkeiten, kalbende Gletscher wie der Matanuska-Gletscher auf dem Bild und eine tolle Bergwelt begleitet uns bei der Fahrt.
Mit Fairbanks ist der höchste nördlichste Punkt unserer Reise erreicht gewesen - mit Seward am Meer unser westlichster Punkt. Zwei Monate sind wir nun unterwegs und ca. 14.000 km wurden bewältigt. Die Bike- und Hike-Kilometer haben wir jetzt mal außen vor gelassen...
Nun geht es wieder Richtung Kluane Nationalpark in Kanada (Yukon Territory), der unser nächstes Ziel ist. Dort wollen wir zusammen mit Alysha und Craig eine längere Wanderung machen.
Unten ein Panorama, aufgenommen um 6 Uhr, was zwei der Riesen des Wrangell St. Elias-Parks zeigt.
Der Wrangell-St. Elias Nationalpark ist der größte Nationalpark der Vereinigten Staaten und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. 9 der 16 höchsten Berge der USA sind hier.
Die hohen Berge des Wrangell St. Elias-Parks, die man vom Highway aus sieht, sind:
Mt. Wrangell (Vulkan, 4.316 m)
Mt. Sanford (4.964 m)
Mt. Blackburn (4.996 m)
Beim Anblick dieser schneebedeckten Größen kommt schon Lust auf, etwas näher heran zu fahren oder zu wandern, aber das Auto rollt weiter Richtung Süden mit Ziel Kluane Nationalpark.
Wir haben den Kluane Nationalpark erreicht und werden damit belohnt, dass wir unseren ersten Kojoten entdecken (s. unten)
Auf unserer linken Seite in Fahrtrichtung ist alles dunkel - eine große Gewitterfront kündigt sich uns an. Wir freuen uns, am Kluane-See einen schönen Platz zum Übernachten erreicht zu haben. Jetzt kann es donnern und blitzen, so viel es will...
Zwei Ruhetage und wir haben uns noch nicht vollständig von unserer Tour am Exit Gletscher erholt. Das merken wir allzu deutlich, als wir auf Trainingstour auf dem Sheep Creek Trail gehen (11 km, 450 Hm). Die Beine laufen noch nicht so rund ....
Danach tauchen wir im Kluane-See in erfrischendes Wasser (um die 15 Grad C.). Wir haben einen schönen Standplatz für uns am See entdeckt. Am Nachmittag geht es weiter. Wie am Vortag bilden sich schon wieder dunkle Gewitterwolken. Auch die Berge in Richtung des Sheep Trails sind von dunklen Wolken umgeben (s. Bild mit See im Vordergrund). Hohe Wolkentürme zeigen sich auf schneebedeckten Kluane-Gipfeln (s. letztes Bild).
Den Abend des 15.07. haben wir in Haines Junction verbracht. In der Village Bakery fand ein kleines Fest statt. Dazu hatten sie wegen des drohenden Regens einen schönen Außensitz unter Plane aufgebaut. Abends kam dann Sarah MacDougall aus Whitehorse, eine aus Schweden stammende in Whitehorse lebende Country-Songwriterin. Bei einem süßen Dessert aus der Bäckerei lauschten wir den Country-Stücken und machten nebenbei noch Bekanntschaft mit Keith und Marilyn aus Whitehorse, die Beide sehr sportlich ambitioniert sind. Ich stellte meine Ohren auf, als ich hörte, dass Marilyn mit 63 Jahren noch für Kanada am Nordic Weltcup teilnimmt und nächstes Jahr in Davos/Klosters starten wird. Klar, dass wir dann das Thema Skaten und Oberengadin im Gespräch hatten und eigentlich schade, dass wir uns nächstes Jahr nicht im Oberengadin sehen können, da sie vorhat, auch in St. Moritz Tage zu verbringen..
Sie versprach mir, eine Postkarte aus der Schweiz zu schreiben...
Spätabends ging es dann noch weiter nach Whitehorse. Am nächsten Tag startete der Einkaufsmarathon, mit dem Hans aber keine Probleme hatte...
Gegen 17:00 Uhr ging es dann wieder zurück zu Haines Junction - mit einem nagelneuen Topfset von MSR aus hartanonisiertem Aluminium - schick. Die alten Alutöpfe und ein Edelstahltopf, der nicht brauchbar war, haben wir in der Tourist-Info hinterlassen...
Abends sind wir dann an den Quill Creek gefahren. Der freie Standplatz dort ist uns am Abend zuvor geraten worden. Es war bereits ein Pärchen aus Alberta mit ihrem Wohnwagen dort. Wir stellten uns in entsprechendem Abstand zu ihnen an den Fluss. Eine halbe Stunde später klopfte es an unsere Tür und wir wurden zu S'Mores am Lagerfeuer eingeladen. (s. Takhini River. Eine Köstlichkeit aus gegrillten Marshmellows, Schokolade und Biskuits). Es war ein vergnüglicher Abend mit vielen netten Anekdoten, Bilderaustausch und Diskussionen! Danke ....
Aus den Gesprächen entstand bei mir die Idee, mal etwas über meine gewonnenen Einblicke in unterschiedliche Renterleben zu schreiben. Kommt demnächst. Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich solche Lebensabschnitte gestaltet werden.
In Whitehorse - Abkühlung am Yukon
Heute wollte ich mir einen Hike-Wunsch erfüllen. Sturm auf den King's Throne, der mit 1.250 Höhenmetern und 15 km doch eine ordentliche Tagesleistung abverlangt. Hans war auch in "Sturm-Stimmung", sprich: er wollte den Berg im Schnellschritt erklimmen. Aber es kommt eben nicht immer so, wie man es sich wünscht....
Als Erste starteten wir bei bedecktem Wetter auf dem Trail, der gleich in Serpentinen in den "Schoß des Königsthrons", Circuit genannt, führte. Wind kam auf und es war recht kühl, als wir dann den zweiten Abschnitt der Wanderung angingen.
Es ging nun alles auf dem Grat weiter bergan. Der Weg war unangenehm, da er sehr steil war bzw. teilweise mit Schotter besetzt war. Hans wählte seine eigene Route, durch Schottergelände s. unten.
Nach knappen 1.000 Höhenmetern und 2 Stunden Steigen befanden wir uns unter dem nächsten steilen Anstieg. Dort machten wir erst einmal Pause - und blickten nach unten. Mmmhh - der erste Teil des Rückweges wird ganz schön in die Knie gehen. Hoch geht ja bekanntlich immer, aber runter ist bei gewisser Steilheit mitunter ein Problemchen, wenn man ins Rutschen gerät. Wir entschieden uns gegen weiteres Hochsteigen und für unsere Kniegesundheit. Also abwärts... (leichtes Grummeln bei mir, weil das Tagesziel nicht erreicht wurde). Einige junge Wanderer kamen uns dann noch entgegen, was bei mir jeweils zu einer leichten inneren Auseinandersetzung mit mir selbst führte, aber letztendlich war es gut, dass die Vernunft gesiegt hatte. Nach 3,5 Stunden waren wir wieder am Auto und waren nicht kaputt, sondern freuten uns auf die Weiterfahrt.
Im Dezadeash-See erfrischten wir uns. Der See war flach und daher gut erwärmt, so dass man sich auch mal länger darin aufhalten konnte. Danach ging es bis zum Chilkoot-Pass kurz vor der Grenze Alaskas auf dem Haines Highway weiter.
Grummel - das Kreuz zeigt die Umkehrstelle.
Einige Eindrücke von oben mit dem Blick auf den bezaubernden Kathleen Lake, der in der Sonne eine herrliche dunkel-türkisene Farbe hatte.
Hier ein Bild vom Haines Highway. Das hohe Weidenröschen, die Wälder und die Berge - ich finde, es ist eine schöne Komposition.
Unten sieht man den Chilkat-Fluss, der von anderen Gletscherflüssen gespeist wird. In diesem großen Flußgebiet bilden sich im Sommer unterirdische Wasserbecken, die zu Winteranfang als Wärmespeicher fungieren. Dadurch friert der Chilkat nicht vollständig zu und besonders Raubvögel finden weiterhin Nahrung. Anfang November kommen daher große Scharen (bis zu 4.000 Weißkopfseeadler wurden gezählt) an Weißkopfseeadlern und anderen Greifvögeln, um hier nach Fischen zu jagen. Ein zweiter Faktor kommt hinzu: Die Lachse, die im Sommer und Herbst den Fluß hinaufgewandert sind, um dort zu laichen, sterben danach und treiben den Fluß hinab. Das macht es den Raubvögeln, aber auch den Grizzlys und Schwarzbären leicht, an Nahrung zu gelangen.
Wir haben sowohl im Naturschutzgebiet als auch entlang der Küste und später am Chilkoot-Fluß viele Weißkopfseeadler entdeckt. Für Hobbyfotografen ein elektrisierendes Erlebnis!
Unten: Naturschutzgebiet ca. 10 Meilen vor Haines
An der Küste bei Haines:
Wir sahen einige junge Weißkopfseeadler, die noch keine übliche Federbekleidung haben. Erst im Alter von ca. 5 Jahren wechseln das Federkleid die Farbe. Die jungen Adler hatten schon eine beträchtliche Flügelspannweite (s. zweites Bild) und das Geschrei war groß, als ein Elterntier mit gefangenem Fisch auf dem Stein saß.
Am Chilkoot-Fluß, in einem Seitental von Haines, befindet sich ein Wehr, was zur Zählung von Lachs dient. Die Lachse haben nur die Möglichkeit, durch ein Loch im Wehr in den darüber liegenden Flußteil zu gelangen. Schwimmen sie durch das Loch, gelangen sie zuerst in ein kleines Becken, wo sie gezählt werden. An die 200 Sockeye-Lachse schwimmen so Tag für Tag durch diese Öffnung, in Hochzeiten der Lachswanderung sind es entsprechend mehr.
Nicht nur Raubvögel, auch andere "Zweibeiner" gehen im Chilkoot auf Lachsfang:
In zwei Tagen werden wir mit der Fähre von Haines nach Skagway fahren:
Zwei Tage haben wir noch Zeit, bevor es um 22.30 Uhr am 20.7. nach Skagway geht. Die Fähre braucht für die kurze Strecke insgesamt eine Stunde Zeit. Wir ersparen uns aber Einiges an Fahrerei.
Der Tag soll teilweise regnerisch werden. Daher wollen wir eher im Wald laufen und suchen uns den Trail zum Seduction Point aus. Um ganz bis zum Ende zu gehen, muss man ca. 11 km eine Strecke wandern. Wir haben uns das Ziel gesetzt, eine Stunde in dieser Richtung zu gehen und dann wieder umzukehren. Der Weg führt zuerst durch Regenwald, um dann ein kleines Stück an der Küste entlang zu gehen. Danach biegt man aber wieder in den Wald ein und kommt bei Twin Cove erst wieder an die Küste, der man dann länger folgt. Unser Umkehrpunkt heißt Twin Cove, den wir nach 75 Minuten erreichen. Der Trail lohnt sich - vielleicht überzeugen die Bilder?
Soapberries oder besser Büffelbeere (gehört zu den Seifenbaumgewächsen)- sie wird gerne von der indianischen Bevölkerung gesammelt. Man kann sie anscheinend wie Schlagsahne schlagen, weil sie viel Eiweiß enthalten.
Ein altes indianisches Rezept besagt, dass man sie zerdrückt und dann mit Wasser und Zucker schlägt. Dadurch entsteht eine Schaumspeise, die wohl süßlich schmeckt, aber auch einen leichten bitteren Geschmack durch die Beere selbst hinterlässt.
Thimbleberries oder zu deutsch weiße Zimthimbeere finden sich in Haines überall am Weg. Man kann einfach nicht an den Hecken vorbeigehen ohne mal zu naschen. Nachdem wir uns nochmals genau erkundigt haben, sind wir heute Morgen mit Becher bewaffnet in "die Büsche gegangen". Danach haben wir uns ein Müsli mit unserem Fund gemacht. Die Beeren sind aromatisch. Auf Grund ihres leicht säuerlichen Geschmacks sogar noch inteniv schmeckender als Himbeeren.
Huckleberries sind den Blaubeeren oder Heidelbeeren ähnlich. Dies betrifft sowohl ihren Geschmack als auch ihre Form. Die Pflanze hat aber eine größere Wuchsform und ist eher ein Busch. Dabei kommt es auf den Vegetationsbereich an. In höheren Lagen ist sie kleinwüchsiger. In der Nähe von Whistler/Kanada haben wir aber auch schon mannshohe Büsche angetroffen. Schmeckt auf jeden Fall gut - und nicht nur den Zweibeinern!
Diese Huckleberries haben wir auf dem Weg zum Upper Dewey-See angetroffen.
Heute folgen wir wieder einmal einer Empfehlung unserer Wanderkameradin Janetta - es geht zum Upper Dewey-See. Der Höhenunterschied beträgt ca. 950 m. Die Tour ist knappe 10 km lang und führt recht geradlinig an einem Bergbach hinauf.
Der Weg war zwar steil aber gut präpariert und der Untergrund so angenehm zu gehen, dass unsere Knie keine Probleme entwickelten.
Einzig und allein die Luftfeuchtigkeit von bestimmt 100 % (siehe die Hemlock-Tannenzweige, die voller Wassertröpfchen waren) ließen uns ganz schön dampfen. Die Außentemperatur bewegte sich je nach Höhenlage zwischen 15 und 18 Grad Celsius.
Da es am See sehr neblig war, haben wir uns nicht lange aufgehalten. Ansonsten ist diese Tour aber zweifellos als Tagestour zu empfehlen. Es lässt sich am See wunderschön picknicken.
Zeit:
Aufstieg 1:30 Stunden, Abstieg 1:15 Stunden
Unten ein paar Bilder:
Als wir unten angekommen sind, kam gerade die Whitepass-Museumsbahn:
Belohnung und Abschied von Alaska: Essen im Thai-Restaurant "Starfire" in Skagway...
Gut 1.000 Meilen (1.600 Kilometer) sind es von Skagway im Südzipfel Alaskas nach Prince George in Kanada. Ich nenne die Fahrtstrecke "Zurück in die Zivilisation", weil dazwischen, am Stewart-Cassiar-Highway, nur wenige kleine Siedlungen, aber umso mehr Wälder, Seen und Berge liegen. Doch wir fahren gerne diese Straße nochmals, erhoffen wir uns doch, Wild zu sehen.
Im Gegensatz zur Fahrt in den Norden, war uns das Glück aber nicht hold. Am zweiten Tag der Reise sind wir um 4 Uhr aufgestanden, um vielleicht im Morgengrauen einen Blick auf einen Grizzly zu erhaschen. Leider wieder kein Glück. Wir sahen einige Füchse und sogar einen Wolf (nein, es war kein Kojote) an der Straße, aber die Bären hatten wohl zur Lachszeit anderes zu tun, als vor unserem Auto die Straße zu queren.
Nach mehr als einer Woche ohne Walmart oder sonstigem größeren Supermarkt haben wir in Prince George dann erst einmal "aufgetankt", um dann die Weiterfahrt nach Bella Coola anzutreten. Ich bekam meinen tiefgefrorenen Geburtstagskuchen nach Wunsch. Hans kauft Angus-Steak für das Geburtstagsmahl ein. Dann ging es Richtung Westküste.
Trotz der Absage der Fährgesellschaft wollten wir uns die Caribou-Chilcotin-Region und den Tweedsmuir Provincial Park anschauen. Außerdem lockte natürlich die Fahrt über den Heckman-Pass, der immer noch nicht geteert ist, teilweise einspurig ist und im steilsten Stück 19 Grad aufweist. Also kleiner Fahrzeug- (vielleicht auch Fahrer-?) Test.
Der Highway 20 führt von Williams Lake nach Bella Coola, was an einem Meeresarm des Pazifik liegt. Die Fahrtstrecke ist ca. 450 kam lang und weitestgehend geteert. Sie führt durch spärlich besiedeltes Gebiet, was ländlich ist. Man sieht Pferde und Kühe am Highway grasen.
Der spektakulärste Teil ist der sogenannte "Hill". Von 1.487 m Passhöhe bis auf 200 m geht es in ca. 20 km ungeteerter Straße. Ein etwa9 km langes Teilstück weist dabei Gefälle bzw. Steigung von 19 Grad auf. Es gibt Ausweichstellen, dennoch ist es schon spannend, wenn z. B. LKWs oder Fahrzeuge mit Wohnanhänger entgegen kommen. Bei Regen wird die Strecke noch herausfordernder, da die Steilhänge entlang der Straße nicht befestigt sind. Die Abhänge, alle unbefestigt, sind bis zu 500 m tief, was für spezielle Fahrgefühle sorgt. Macht Euch Euren eigenen Eindruck über die Strecke...
Wir haben die Rückfahrt über den Pass auf den Abend gelegt, in der Hoffnung, nur wenig Gegenverkehr zu haben. Diese Rechnung ging auch auf. Mich wundert, dass doch manche Fahrtzeuge mit Boot oder Wohnanhänger diesen Pass überqueren. Gut, mit einem Allradantrieb ist dies auch leichter zu bewältigen und zudem - lockt der Fischfang vor der Küste von Bella Coola.
Die zwei Bilder in der unteren Reihe sind von Bella Coola. In der Nähe unseres Übernachtungsplatzes spielten Seelöwen in der Bucht.
Die Fahrt nach Bella Coola sollte auch die Geburtstagsfahrt für mich sein. Die Übernachtung haben wir an den Clayton-Wasserfällen gemacht, wo es sehr ruhig war.
Nach einem gemütlichen Frühstück (es gab Käsekuchen auf amerikanische Art) ging die Fahrt talaufwärts, wo wir zwei Orte mit altem Regenwaldbestand aufsuchten (Big Cedar Trail und Walker Island Park). In der Morgenkühle wanderten wir in völliger Ruhe und Abgeschiedenheit durch den Wald, dessen Bäume sich 50 - 60 m hoch über uns erhoben. Da gabe es eine rote Zeder, genannt Red Western Cedar, Douglastannen (bis zu 900 Jahre alt!), Sitkafichten und Hemlocktannen. Allein das Unterholz mit Farn und mannshohem Devils Club (zu dt. wohl Igelkraftwurz, komischer Name....) war beachtenswert. Bären gehen gerne an die Früchte des Devils Club, die in leuchtend roten Farben locken. Aber der besagte Bär kam leider nicht....
Hier die Devils Club-Pflanze:
Diese Douglas-Tanne ist schon 900 Jahre alt. Ihre Nadeln sieht man fast nicht, so weit oben ist die Krone.
Die Zedern brennen nicht lichterloh, sondern glimmen langsam vor sich hin, wenn man sie anzündet. Diese Eigenschaft haben sich die Bewohner des Tales, vornehmlich die indianische Bevölkerung, zu eigen gemacht. Sie haben einen Zugang zum Stamminnern eröffnet und haben im Innern der Zeder ein Räucherfeuer entzündet. Damit wurde der gefangenen Fisch (ab Juli gibt es in den Flüssen Lachs) geräuchert. Unten sieht man so eine "Räucherkammer"...
Nachmittags führte der Weg mit dem Fahrrad in den Tweedsmuir Provincial Park. Dazu benutzten wir die Hauptstraße talaufwärts, als den Highway 20. Es war ruhig - recht ungewöhnlich für einen Werktag. Die Anzahl der Autos konnte man an einer Hand abzählen. Nach 20 km kehrten wir wieder um und radelten zum Auto zurück, wobei uns der Nachmittagswind, der sehr stark bläst, zu schaffen machte.
Auf der Rückfahrt entdeckten wir auf der Straße eine tote Garter Snake, eine Natternart. Sie wurde von einem Fahrzeug überfahren. Schade um das völlig harmlose, schön gezeichnete Tier.
Es ist warm, um nicht zu sagen heiß. 16.000 km zeigt unser Tour-Kilometerzähler für die Summe der bisher zurückgelegten Fahrtstrecken an. In der Bibliothek von Williams Lake schreiben wir die letzten Reisenotizen und genießen das mittels Klimagerät heruntergekühlte Raumklima. Wieder draußen werden wir sogleich von der brütenden Hitze erfasst, man schwitzt unaufhörlich und irgendwann stellt sich schlechte Laune ein.
Bevor es bei unserer Zweiergemeinschaft auf max. 9 qm zur Eruption kommt, entschließen wir uns, unsere Gemüter im Williams Lake abzukühlen. Das Wasser ist zwar nicht so einladend wie ein Gletschersee, aber wenn man so von kühlem Nass umgeben auf dem Rücken liegt und zu den Pelikanen und Seeadlern, die über einem fliegen, hinaufschaut, stellt sich ein wieder ausgeglichenes Seelendasein ein. Damit dies noch länger anhält, haben wir uns gar nicht abgetrocknet, sondern sind in nasser Badekleidung ins Auto gestiegen, um uns dann vom Fahrtwind trocknen zu lassen.
Die Fahrt führt uns durch Cowboyland. Pferdeherden, auch mal ein Old Cowboy auf seinem Pferd, Weiden mit Kühen und Seen, Seen, Seen. Über 3.000 Seen, klein und groß, gibt es um Williams Lake herum.
Vor Cache Creek biegen wir Richtung Lillooet/Whistler/Vancouver auf den Highway 99 ab. Nach einigen Kilometern sind wir im Marble Canyon (zu dt. Marmor-Canyon). Dunkelgrüne Bergseen sind von der Straße aus sichtbar. Und schon biegt das Auto auf einen Parkplatz ein. Zahme Enten wollen uns erst einmal nicht so recht ins Wasser lassen und laufen um unsere Füße herum. Dann haben wir uns aber unser Wasserquartier erobert. Akt 2: Picknicken am Strand. Akt 3: Mittags-Power-Schläfchen. Leben kann so einfach sein....