31.01.2017 Wir sind auf Utila angekommen und wohnen in den Apartments Chez Milady. Die Vermieterin fährt mit uns in Utila herum und erklärt uns alles. War echt nett!
Von wegen lange in den Federn liegen. Der frühe Vogel fängt den Wurm. Und so haben wir uns in der Hoffnung auf leere Straßen morgens auf das Bike begeben und sind "Jerry's Route" gefahren. Jerry kommt aus Banff/Kanada und steht mit seinem Wohnmobil auf Las Lupitas neben Bob aus Oregon/USA. Er ist ein Sportler durch und durch, hat früher 10 Jahre lang American Football gespielt und hat heute im Alter von 69 Jahren immer noch eine super Figur. Mehrfach in der Woche schwingt er sich auf sein Rennrad und fährt eben diese Route Richtung Escuinapa und zurück. Macht ganze 52 km und ein paar Zerquetschte.
Dem wollten wir gleichtun und haben uns ebenfalls auf das Mountainbike gesetzt. Mit Helm natürlich. Die Mexikaner kennen nichts und überholen auch schon mal im Doppelpack parallel nebeneinander. Ich habe daher immer ein Auge dafür, was von hinten kommt. Anfangs ließ es sich noch gut radeln und das Ziel war zumindest einen 25 km/h hinzulegen. Aber mit der Zeit meldete sich das Hinterteil und man rutschte auf dem Sattel hin und her, um eine gute Position zu finden. Wir haben dann auch Jerry's Strandabbieger, eine geteerte Straße zum Beach, noch gefahren und sind das gleiche wieder zurück. Es hat gereicht. Trotzdem - man startete mit einem guten Gefühl in diesen Tag.
Irgendwie kriege ich hier in Teacapan einen Waschzwang. Je mehr ich schwitze, umso mehr fange ich an, Waschschüssel für Waschschüssel an Wasser zu holen und das verschwitzte Zeug durchs Wasser zu ziehen. Macht einen innerlich auch cleaner oder nennt man so was Brainwashing (Gehirnwäsche)?!?
Ich hatte dummerweise beim letzten Internetcafé-Besuch mein Laptop nicht heruntergefahren und jetzt war der Akku leer. Es war ja Sonntag, also kein Internetservice in Teacapan. Da habe ich mich einfach zu Fuß Richtung Dorf in Bewegung gesetzt. Mein Ziel war das Hotel Los Mangos, was auf seinem Schild Internet anpries. Ins Internet bin ich dort zwar nicht, weil zu langsam. Dafür setzte ich mich aber mit einer Pina Colada und einem ganzen Krug Limonade ins Restaurant neben den Pool. Sie stellten mir einen Tisch an die Steckdose und da habe ich vier Stunden lang alles aufgearbeitet, was so liegen geblieben war. und habe offline geschrieben Ach, es war herrlich!
Bilder:
Bild Nr. 3: Überall steht "No tirar basura" (Kein Müll wegwerfen!), aber trotzdem liegt alles voll - wie hier am Strand. Auf Las Lupitas sorgt Antonio, der Platzwart, dafür, dass es sauber ist.
Bild Nr. 4: Es gibt viele Chilli-Felder in der Ebene zwischen Escuinapa und Teacapan. Hier trocknen die Chillis in der Sonne.
Bild Nr. 5: Nein, es ist keine Korallenotter (das Tier ist tot!), die auch bei einem Biss dem Menschen gefährlich werden könnte. Bob hat es uns nochmals bestätigt. Er hatte eine englische Eselsbrücke für die Farbabfolge der Korallenotter: Red on yellow will kill a fellow, but red on black is a friend of Jack. Im Deutschen gibt es den Spruch: Blut an Dotter, Killer-Otter. Blut an Kohle, Dir zum Wohle. Hier seht ihr die Abfolge Rot und Schwarz, also ist es so eine Art Dreiecksnatter und ungefährlich. Bob meinte, dass die Bauern die Schlange auch Milchschlange nennen, weil sie anscheinend an das Euter von Kühen gehen soll (ist aber so nur eine überlieferte Geschichte fern der Wahrheit...). Aber Vorsicht: Bob meint, es gibt ne Menge Korallenottern in der Gegend, also nicht einfach so ins Gras oder in die Büsche steigen ohne die Augen aufzusperren.
Bild Nr. 6: Unser Haustier, ein kleiner Leguan. Er liebt kleine Fleischreste.
Bild Nr. 7 u. 8: Weitere "Haustiere". Die großen Leguane leben in den Steinen der Wellenbrecher. Bob und seine Freundin Gayle passen auf, dass sie nicht wieder Leguan-Jägern zum Opfer fallen wie 2011 geschehen. Die Einheimischen mögen anscheinend die Tiere als Kost. Apropos Haustiere: Die Boa und das Erdloch, in dem sie lebte, gibt es nicht mehr auf dem Campingplatz, so die Auskunft von Bob. Schade!
Es dauerte, bis wir alles auf Reihe hatten. Eigentlich wollten wir heute unseren Nugget, der nun 4 Tage stand, wieder bewegen. Doch da war ein Ölwechsel, den Hans noch über die Bühne bringen wollte. Und Antonio, der Platzwart, meinte, dass er das Altöl abnehmen würde. 38.000 km sind wir auf unserer Reise nun auf der Straße gerollt. 45.000 km seit dem letzten Ölwechsel. Hans hatte ja alles Nötige an Bord und während er unter dem Auto lag, tourte ich mit dem Bike nach Teacapan.
Es war Montag und irgendwie lief im nun neuen Jahr nichts so richtig an. Das Internetcafé hatte morgens nicht offen. Der gute Mann war zum Einkauf in Escuinapa. Dann wollte ich was Süßes vom Bäcker ergattern. Der hatte aber den ganzen Tag geschlossen. Schnüff, also nichts für den Magen.
Also wurde wiederr zum Auto zurückgeradelt, Wäsche gewaschen (das tat gut!), mein Kleiderschrank aufgeräumt (das tat noch besser!) und als Bonbon sind wir nochmals zum Restaurant Tambora und haben dort Shrimps einverleibt.
Auf 3 Uhr suchte ich nochmals das Internetcafé auf und Hans hat sich am Strand zum Joggen aufgemacht, um seinen Sportkalender zu füllen und für den nächsten Fahrtag gerüstet zu sein. Alles auf Reihe - nun kann es losgehen.
So, jetzt haben wir den Absprung geschafft. Frühmorgens war ich noch zum Biken auf die Straße nach Escuinapa eingebogen. Es war 7 Uhr und noch ordentlich kühl. Trotzdem tat es gut nach dem vielen Schwitzen, mal wieder eine Gänsehaut zu bekommen. Und ich war nach Baden im Meer und Waschen auch bereit für die Reise ins "Unbekannte" - zumindest was unsere nächsten Aktivziele anbelangte.
Wir mussten zuerst wieder durch Escuinapa und haben dort den Supermarkt Ley gesucht. An einer Straßenkreuzung hörten wir beim Abbiegen ein tierisch lautes H E Y. Blick zurück: Und tatsächlich saßen Max und Linda in einem Straßenrestaurant in Escuinapa und hatten uns gerade zugerufen. Kurzer Halt und ich lief zu den Beiden. Sie waren gerade dabei die ihrer Meinung nach besten Pollos asados (gebratenen Hähnchen) in ganz Escuinapa zu verspeisen und erzählten, dass sie danach auch zum Einkauf in den Ley wollten. Ja, dort haben wir dann nochmals zugeschlagen. Am wichtigsten ist derzeit die Trinkwasserversorgung. Wir kaufen das Wasser im Supermarkt in 10-Liter-Abmessungen und stapeln dann das Ganze in der ohnehin schon engen Küche.
Vollbepackt treten wir bei 38 Grad (lt. Autothermometer) den Rückzug ins Auto an. Hans nässt sich sein T-Shirt und dann geht es los, alles an der Pazifikküste entlang Richtung Süden. Die Ebene ist fruchtbar. Man sieht Mangoplantagen (derzeit aber keine Erntezeit), Tomatenstauden, Chillis und Paprikapflanzen. Die Sonne kommt schon von Westen zum Beifahrerfenster herein und ich muss mir Arme und Beine abdecken, um nicht total verbrannt zu werden.
Tagesziel war der Küstenort San Blas. Ich meinte, dass der Abzweig beschildert sein müsste. Pustekuchen: Es wäre besser gewesen, das Handy zur Hand zu nehmen, um unseren Autostandort per GPS festzumachen. So verpassten wir die Abfahrt, die lediglich mit Straße 15 gekennzeichnet war. In dem Moment fehlte mir einfach die richtige Beifahrerintuition. Half nichts. Wir wollten nicht zu nahe an die größere Stadt Tepic heran, also hielten wir auf einem größeren Parkplatz und richteten es uns für die Nacht ein. Diese Eingebung hatten am späten Abend aber nicht nur wir, sondern dazu einige LKW-Fahrer und die waren gar nicht nett. Sie bescherten uns die ganze Nacht mit Motor- und Kühlanlagengeräuschen. Dazu kam, dass unweit eine Abfahrt vorhanden war und manche LKW-Fahrer mit dröhnender Motorbremse den Hang nahmen. Es wird Zeit, dass ich mich an Ohrstöpsel gewöhne. Mexikos Straßen sind lärmend.
Am nächsten Morgen geht es weiter mit Ziel Hafenstadt Puerto Vallarta. In der Ebene sieht man nun wieder viel Zuckerrohranbau und die Topes werden uns alleine schon durch herumliegendes Zuckerrohr angezeigt, was als Ladung verloren ging. Wir sind froh in der Hafenstadt angekommen zu sein und machen erst mal einen größeren Einkauf bei Walmart. Am Hafen liegt das Kreuzfahrtschiff Westerham und beim dortigen Walmart bzw. im Einkaufszentrum sieht man die meist amerikanischen Touris: gut angezogen, überdimensionale Sonnenhüte und Sonnendeck-Hautfarbe. Ich bin auf der konkreten Suche nach einem mexikanischen Straßenatlas. Doch was vor 6 Jahren gelang, hatte diesmal keinen Erfolg. Wir müssen uns weiterhin mit einer groben Straßenkarte von National Geographic behelfen und das Handy zu Hilfe nehmen.
El Tuito um 5.30 Uhr: Glockenspiel, dann Böller, dann Hahngeschrei und Hundegebell. Es gibt nichts mehr, was uns noch in den Federn halten könnte. Außer vielleicht die Temperaturen. Während der Nacht hat es auf 12 Grad heruntergekühlt und das ist noch nicht mal ein Schock für uns. Nein, mit Freuden ziehen wir uns eine Jacke an und halten die Hände über das dampfende Wasser für unseren Morgenkaffee.
Danach geht es wieder auf die Straße. Auch da nichts Neues: Baustellen, plötzliche Umleitungen, Absätze in der Straße, die aus heiterem Himmel kommen, enge Fahrspuren, die man sich mit dem Gegenverkehr teilen muss - aber nichts kann uns aufhalten. Wir wollen nun noch einmal Strand, Sand und Sonne genießen. Zum letzten Mal an den Pazifik und das an einen Traumstrand: an die Bucht mit dem Namen Bahia de Tenocatita. Das eine Ende der Bucht mit dem Campingplatz Bocca Beach interessiert uns besonders. Vor sechs Jahren haben wir hinter dem Restaurant "Mia" eine kleine Naturidylle entdeckt. Dort gibt es Lagunenwasser, an dem eine Vielzahl von grünen Leguanen in vielen Farbschattierungen leben. Diese Tiere mit ihrer Kehlwamme und den Ohrenhöckern sind eine Pracht anzusehen und sie sind erstaunlich wendig, wenn Gefahr droht.
Was uns dann ein bisschen erschaudern ließ, war der Anblick eines Krokodils oder Alligators, das am Ufer eines kleinen Teichs lag. Wir konnten es bis heute nicht feststellen, wie das liebe Tier nun zu nennen sei, denn es hatte das Maul auf und dann kann man keine Identifikation vornehmen. Anscheinend ist es bei Alligatoren so, dass man die Zähne des Oberkiefers bei geschlossenem Maul sieht. Beim Krokodil beißen die Zähne aufeinander. Wie dem auch sei - irgendein Tier aus der Familie der Krokodile war es. Man hat uns gesagt, dass hier im Teich die "Babys" seien und beim Ort La Manzanilla am anderen Ende der Bucht die etwas ausgewachseneren Prachtstücke. Danke - ich wollte es nicht sehen.
Dafür gab es viele Leguane zu entdecken. Es war fast wie ein Suchspiel. Es raschelte und ein Leguan wollte sich vor unseren Augen in Sicherheit bringen, aber der Knipsfinger war schneller. Nach einer halben Stunde Fotojagd schlenderten wir weiter Richtung Restaurant und haben am Strand den Blick auf das Meer mit einer Portion Shrimps genossen.
Noch wussten wir nicht, wo wir über Nacht bleiben sollten. Bei einer verlassenen Hotelruine standen einige Wohnmobile aus Quebec. Halb in Französisch, halb in Englisch haben wir uns lange mit den Kanadiern unterhalten und haben dann beschlossen, unser Fahrzeug über Nacht dort stehen zu lassen.
Zum vollendeten Genuss des schönen ca. 3 km langen Strandstreifens gehörte ein Abendgang. Vorbei an Palapas, Campingplätzen und manchmal dröhnender mexikanischer Musik wanderten wir zum Städtchen La Manzanilla am anderen Ende der Bucht. Unterwegs konnten wir zuschauen, wie Fischer, die mit einem kleinen Schleppnetz auf Tauchgang gingen, ihre Fische aus dem Netz holten.
Wie durch Zufall entdeckten wir so ziemlich die beste Lokalität des Ortes: eine interessante Pizzeria, deren Terrasse man durch einen kleinen Skulpturengarten erreichte. Wir waren um 18 Uhr die ersten Gäste. Danach trafen so nach und nach weitere Hungrige ein und zwar alles entweder Kanadier oder Amerikaner, wobei ich eher auf Kanadier tippe. Nach Donald Trump's Wahlsieg und der Hektikmache gegen die Mexikaner lassen sich nicht mehr so viele US-Amerikaner in Mexiko blicken. Stilvoll schauten wir mit einer Pina Colada vom Restaurant dem Sonnenuntergang zu, um dann im Dunkeln (gut, man sah noch etwas) zu unserem Auto zurück zu wandern.
Um gerüstet für die Weiterfahrt zu sein, sind wir morgens von unserem Standort Richtung La Manzanilla gejoggt. Macht so um die 3 km. Dann mit schon weichen Knien wieder zurück und bis zum anderen Buchtende, um noch ein paar Hundert Meter mehr zu machen. Und dann ab ins Meer. Die Wellen waren teilweise so hoch, dass man nicht mehr mit einem Sprung die Wellenkrone überragen konnte. Schwapp und drüber. Hans war leider dem Strand schon so nahe, dass es ihn richtig auf den Sandgrund warf. Aua.
Am Auto öffnete Hans dann seine erbeutete Kokosnuss. Braun in der Außenfarbe muss sie sein. Und man muss beim Schütteln das Kokoswasser hören. Das Weitere zeigt das Video - Anleitung zum Überleben.
Eigentlich wollten wir ja in der Nähe des Patzcuaro-Sees frei stehen. Dennoch bogen wir erst einmal in die Stadt ein und fanden auch gleich den uns bekannten Campingplatz Villa Patzcuaro. Wir entscheiden: Wenn das Wifi gut ist, dann bleiben wir hier und ich kann wieder mal die Webseite pflegen. Und so war es dann auch. Mein Herz hüpfte vor Freude. Gutes Internet, sogar auf dem Platz bis zum Auto, heiße Duschen und genügend Wasser für meine ("Lieblings"-?!? ) Beschäftigung Wäsche-Waschen. Die gute Laune war gesichert.
Da konnte auch die Nachricht eines französischen Pärchens nichts ausrichten, dass es in Mexiko momentan Unruhen und Blockaden gibt, weil zum Jahresanfang die Regierung die Dieselpreise höher gesetzt hatte. Die PEMEX-Tankstellen sind ja in staatlicher Hand. Dadurch kam es zu eklatanten Engpässen in der Dieselversorgung. Besonders in der Umgebung von Puebla konzentrierte sich das Problem, aber auch in unserem Städtchen Patzcuara kam dies wohl zum Tragen. Nun war uns auch klar, weshalb wir gestern Abend an einer PEMEX, die uns auch zum Übernachten diente, kein Diesel bekamen. Unser Tank reichte noch für ca. 200 km. Also nix wie auf die Suche nach einer Dieselversorgung. Mit Tipps ausgestattet machten wir uns gleich auf den Weg. Ich war dankbar für mein Navisystem auf dem Iphone, wo ich auch nach Tankstellen suchen konnte. Drei Tankstellen klapperten wir ab, zwei davon führten ohnehin kein Diesel, die Dritte hatte keins. Und dann bei der vierten Tankstelle endlich eine Zapfsäule mit laufendem Diesel. Aber welch Enttäuschung: Es waren samt und sonders LKW-Stutzen mit dickem Rüssel. Kein Trichter vorhanden. Wat nun? Nach längerem Überlegen entschloss sich Hans, dem Tankwart zu vertrauen und der führte unserem Nuggy mit einer Eselsgeduld und mit zartfühlendem Zeigefinger in 15 Minuten langsam 62 Liter Diesel zu. Dafür gab's dann ein ordentliches Trinkgeld!
Zwei Abende lang hatte sich eine tolle Abendrunde mit Reiseerfahrenen zusammen gefunden. Was man hier an Reiseschilderungen und Einsichten in prickelnde Lebenserfahrungen bekam, war so dichtgepackt, dass es mich noch in den Nächten beschäftigte. Vielen Dank an die Marion I und II, Thomas und Alfred für den anregenden Austausch. Zur Erinnerung an unsere Talkrunde unten ein Bild.
Die liebe Wäsche hing noch nass an der Leine und daher war Warten angesagt. Beim Frühstück überschlugen wir kurz die benötigte Zeit für unsere weiteren Reisepläne. Ja, es wird knapp, wenn wir uns noch alle Reisewünsche erfüllen wollen. Das südlichste Ziel soll die Tauchinsel Utila in Honduras sein. Das wird recht spannend, ob wir das zeitlich gut hinkriegen. Für’s erste strichen wir einen geplanten Besuch beim Vulkan Paliquitin. Wir hätten schlichtweg wieder in einfacher Strecke 80 km gen Westen fahren müssen und das hätte insgesamt mit Besteigung des Vulkans 2 Tage bedeutet. Dafür gibt es jetzt einen neuen Punkt auf der Landkarte, der als „MUSS“ gekennzeichnet ist. Der Vulkan Acatenango benachbart zum Vulkan Fuego bei Guatemala City. Alfred hat uns dieses Wanderziel „wärmstens“ empfohlen. Überhaupt haben Alfred und Marion aus Freilassing eine tolle Internetseite aufgebaut, die für Bergsteiger eine Welt-Referenzseite für das Bergsteigen ist. Überzeugt Euch selbst unter: www.alfredandmarion.de (in englisch).
Dann war noch etwas Auto-Innendienst zu tun, die Wäsche wanderte in die Schränke und eine große Abschiedsrunde auf dem Campingplatz setzte unserem Aufenthalt in Patzcuaro das Schlusszeichen.
Zuerst ging es Richtung Morelia. Da haben wir den Abzweig zur Umfahrung zwar verpasst, aber dafür haben wir den Walmart in Morelia entdeckt. Bei Walmart gab es dann zum ersten Mal so richtig viele Nopalitos zu kaufen. Das sind die Blätter des Feigenkaktus, die klein geschnitten entweder zu Salat oder als Gemüse vermacht werden. Natürlich schneidet man vorher fürsorglich alle kleinen Dornen an den Blättern ab. Habe ein Bild von der Verkaufsstelle gemacht. Wir haben uns dann auch mit dem Gemüse versorgt, dass ich mit Paprika und Tomaten schmore.
Danach ging es an Morelia vorbei Richtung Atlacomulco. Die Straße war nicht gut. Aber wir waren ja selbst schuld, dass wir die Libre, also nicht die Autobahn gewählt hatten. Dafür sparten wir Geld. Gegen Abend entdeckten wir eine PEMEX-Tankstelle, wo wir auftankten und den Parkplatz für die Nacht erfragten. Ein Mexikaner kam freudestrahlend zu uns, da er uns als Deutsche an unserem Fahrzeug erkannt hatte. Herzlich begrüßte er uns und lud uns sogar ein, bei ihm zu Hause zu stehen. Er meinte, vor zwei Jahren wäre die Gegend hier rund um Morelia echt gefährlich gewesen, so frei zu stehen, wie wir es tun. Nun sei aber alles in Ordnung. Wir lehnten sein Angebot dankend ab. Er gab uns noch zur Sicherheit seinen Namen und Telefonnummer und wiederholte sein Angebot an Hilfeleistung, sollte irgendetwas sein. Echt nett!
Bilder von unterwegs:
Ein prall gefüllter Collectivo, , das Blattsalathaus in Morelia und Nopalitoseinkauf (Blätter des Feigenkaktus) im Walmart in Morelia
Ein bisschen Recherche war schon nötig, bis wir unseren stressfreien Weg um Mexiko-City herum fanden. Aber dank des Campingführers wussten wir von der Existenz des neuen Arco Norte, kurz 40 D, die uns in Richtung Puebla führte.
Nachmittags gegen 15 Uhr fuhren wir dann wieder auf dem uns bekannten Ferienpark IMSS Malintzi ein und wir hatten sie wieder - die Hundis, vielleicht an die 20, die um den Ferienpark herumtollten und so gerne die Wanderer begleiten. Denn es gibt ja meist auch etwas vom Wandererproviant ab. Wir hatten unseren Sack Hundefutter im Auto stehen und waren bestens gewappnet.
Um sich schon etwas an die Schlafhöhe von 3.080 m zu gewöhnen, machten wir eine kurze Eingehtour von 1,5 Stunden und stiegen 300 m am Berg hinauf, natürlich in Begleitung von Hunden...
Unsere ganz spezielle Hundefamilie haben wir an unserem Standplatz auf der Wiese. Drei kleine Wauzen, die unter der Treppe am Aufgang zur Männerdusche ihr Hundenest haben. Richtig süß!
Innerlich war man heute Morgen schon etwas aufgekratzt. Ich habe mir meine Tagebuchnotizen aus 2011 nochmals angeschaut – in 3:15 Stunden waren wir 2011 auf dem Malinche gewesen. Also war das Tagesziel gesetzt, wobei ich gleich noch einen Altersbonus draufsetzte. Komisch, irgendwie zieht man immer Vergleiche bis man vielleicht in ein Alter kommt, in dem es besser ist, das Rechnen aufzugeben, weil es einfach nicht gut tut…
Erst einmal war es um 7 Uhr beim Frühstück noch recht kühl. Gerade mal 2 Grad zeigte das Autothermometer an. Also hieß es abwarten, bis die Sonne die richtige Aufstiegsstimmung zauberte. Gegen 9 Uhr war es dann soweit und wir sind mit ausreichend Flüssigkeitsversorgung im Rucksack aufgebrochen. Vorsichtig schlichen wir am Eingang des Feriencamps vorbei. Es musste ja nicht unbedingt sein, dass die gleiche Hundemeute wie gestern uns zwischen den Beinen herumlief. Aber keiner der uns bekannten Hunde wurde von uns gesichtet. Wir schlossen daraus, dass sich die Vierbeiner irgendwo vor uns bei anderen Wanderern befinden mussten.
Hans zügelte mein Anfangstempo. Irgendwie will ich immer losstürmen und muss dann später Leistungseinbußen hinnehmen. Geregelt nahmen wir jeweils nach 1-1,5 Stunden Wasser zu uns. So nach und nach rollten wir die ganze Wanderschaft unterwegs auf. Und das hieß, dass wir auch auf uns bekannte Hunde stießen. Dafür, dass sie diese lange Strecke, bestimmt 5-6 km in die Höhe hinaufliefen, erhielten alle von uns ein besonderes Leckerli aus der Tüte. Leistung muss sich lohnen…
Der steile Anstieg zum Sattel gab dann aber ganz schön Arbeit für Beine und Lunge. Doch die Bedingungen insgesamt waren super. Klare Sicht. Angenehme Temperaturen, so dass man nur gering schwitzte. Kein Eis auf den Felsen. Als wir dann am höchsten Punkt angekommen waren, staunten wir nicht schlecht: Die Stoppuhr zeigte 2 Stunden und 50 Minuten. Das Grinsen der zwei grauen Panther auf den Bildern zeigt die gute Laune!
Nachdem wir auf dem Abstieg die felsigen Passagen hinter uns gebracht hatten, ging es hurtig hinunter. Man konnte in der tieferen Vulkanasche prima abfahren. Von unserer sandfarbenen Hundedame wurden wir dabei begleitet. Wieder auf dem Weg kam ein Polizei-Quad (Bundespolizei) den Weg hinunter und blieb bei uns stehen. Wir fragten, wieso hier patroulliert wurde. Anscheinend ist es nach Auskunft des Polizisten nur als mögliche Bergrettung gedacht und hat nichts mit der Drogenkriminalität zu tun. Der Polizist deutete an, dass er gerne ein Bild von uns machen würde. Na, dann mal los! Allerdings wollten wir uns nicht aufs Quad setzen. Das ist echt gegen unsere Ehre…
Der Rest des Weges war schnell bewältigt und nach 4 Stunden und 50 Min. bog ich wieder auf unseren Campingplatz ein. 13 km Strecke zeigte die GPS-Uhr an. Die Höhendifferenz betrug um die 1.400 m.
Nachmittags gab es dann wieder Hundekino. „Unsere“ drei kleinen Welpen sind auch wirklich süß, wenn sie herumtollen. Einen Plastikbehälter, den wir als Trinkschale für die Hunde nutzten, haben sie mit ihren scharfen Zähnen beim Spielen gemordet. Es macht Spaß, den Dreien beim Herumbalgen zuzusehen. Das zartere Welpen-Weibchen ist noch sehr schüchtern und verschwindet gerne wieder in der Höhle, wenn sie Angst hat. Wir haben ihr daher auch das Futter in das Hundenest unter der Treppe getan.
Ich schätze das Alter der drei Knirpse auf 4-6 Wochen. Sie können noch kein richtiges Hundefutter fressen und erhalten von uns weiche Hähnchenteile und zur Not auch mal Toastbrot mit etwas Käse. Bis jetzt scheinen sie noch keine Verdauungsprobleme zu haben. Die Mami erhält von uns Extraportionen Hundefutter. Sie braucht das auch wirklich. Morgen kaufen wir in Huamantla Welpenfutter für die Kleinen, um sie vor unserem Abschied noch etwas aufzupeppeln.
Bilder zu unserer adoptierten Hundefamilie im Camping IMSS Malintzik auf 3.080 m Höhe:
Damit unsere Hundewelpen nicht nur von Toastbrot leben müssen, hat der Hundepapi beschlossen, Welpenfutter zu kaufen. Außerdem sollte es in Huamantla ein gebratenes Hähnchen geben, um dann die Reste für unsere Rest-Hundemeute zu verfüttern. Also ging's heute Morgen los. Die Welpen bekamen bei der Bodega Aurrera, einem Supermarkt, schlichtweg das Beste, was sie zu bieten hatten. Welpenfutter von Pedigree...
Die Bilder sind vom Hähnchengrill und dem Verkauf von Hühnern. Das dritte Bild entstand an einem Imbiss-Stand. Über den Fruchtcocktail haben sie so eine Art Radis darübergeraffelt. Ich habe mir nicht getraut, solch einen Cocktail zu holen. Man weiß ja nie, wie gut die Hygiene ist.
Ein besonderes Ereignis - Friseurbesuch in Huamantla
Nach Internetcafé und Einkauf steuerte ich kurzentschlossen ein Friseurgeschäft in Huamantla an. Schon mein erster Auftritt im Geschäft mit spanischem Gestammle von „Gibt es einen Termin für mich?“ und „Was kostet ein Haarschnitt?“ amüsierte die Belegschaft wie auch die Kundinnen, die mit einbalsamierten Haaren auf weitere Behandlung warteten. Ich nahm es locker und lachte mit den Mexikanerinnen. Der Preis von 1,50 Dollar (30 Pesos) für einen Haarschnitt überzeugte mich, eine mexikanische Friseurin an meine Haarpracht zu lassen. Die hatte mich zuletzt am heißschwülen Pazifik gewaltig gestört und ich war auf eine sportliche Frisur für Bergbesteigung und Tauchen eingestellt.
Corto, corto (kurz, kurz) hieß daher auch die Ansage an die Friseurin. Ihr war es nicht ganz wohl in der Haut und unsere Verständigungsschwierigkeiten brachten nun mal auch nicht die volle Klarheit, wie kurz es denn sein sollte. Wir redeten quasi mit Händen und Füßen und ich nahm Bilder von mir zu Hilfe. Sie verstand ihr Handwerk und schnitt wirklich gut. Aber ab ist eben ab. Und mit großen Augen schaute ich zu, wie jeweils 3-4 cm meiner Haarpracht abgeschnitten wurden. Bei meinem Haar seitlich und dem Pony legte ich dann die Bremse ein. Ich zeigte auf ein Bild eines Haarschnittes an der Wand. So möchte ich es und die liebe Friseurin verstand mich dann auch. Insgeheim zählte ich schon die Monate bis zur Heimreise hoch, die meinem Haar zum Wachsen noch blieben. Das Wissen, dass sie schnell wachsen, beruhigte mich etwas.
Ja, und dann war ich fertig und fühlte mich bei den sommerlichen Temperaturen schon bedeutend luftiger. „Guapa, guapa“ (schön, hübsch), sagte die Gute zum Abschied zu mir. Das ist ein Wort, das die Männer in Mexiko auch gerne benutzen, um ein Kompliment auszusprechen…
Morgens gab es noch einmal eine fette Mahlzeit für unsere Hundelieblinge, die ihnen den Abschied versüßen sollte. Ich habe nochmals „eine Boilerladung“ geduscht und parallel unsere letzte Wäsche unter der Dusche gerubbelt.
Zum Abschied habe ich noch ein kleines Video von unseren kleinen Hundewelpen angefertigt. Nicht ganz selbstlos, um immer an die schönen Momente mit unseren Kleinen erinnert zu sein.
10 Uhr war Abfahrtszeit und es ging im Nationalpark wieder den Berg hinunter. Am Abzweig entschieden wir uns nicht nach Puebla hinunter zu kurven, sondern wählten eine Variante über die Dörfer. Das war zumindest zeitlich gesehen eine Fehlentscheidung gewesen. Die Topes in den Dörfern bremsten uns gewaltig aus. Umständlich nahmen wir zuerst eine Autobahn nördlich von Tlaxcala bis wir dann endlich auf die kostenpflichtige Autobahn 150 D Richtung Mexiko City einbogen. Ziel war es diesmal, auf die Westseite des Iztaccihuatl-Nationalparks zu kommen, um die geteerte Straße zum Paso de Cortes hochfahren zu können. Ausgangspunkt ist die Stadt Amecameca. Vor 6 Jahren mussten wir 20 km staubige Piste von Puebla herkommend bewältigen, bis wir auf dem Paso eintrafen. Bei Chalco trafen wir auf einen Walmart. Da war erst einmal Pause und Erholung von der anstrengenden Autobahnfahrt angesagt. Es ist stressig, als Beifahrer ständig die Fahrtroute bei nur eingeschränkter oder manchmal fehlender Beschilderung zu suchen. Für den Fahrer ist es noch anstrengender, da man jederzeit auf gefährliche Fahrmanöver der geschwindigkeitsliebenden Mexikaner gefasst sein muss und gleichzeitig schlechte Fahrbahnen zu handeln hat. Die ständige Anspannung macht sich im Laufe der Zeit schon bemerkbar. Genusseinkauf bei Walmart, nettes Mittagessen im Auto mit gedünstetem Fisch (total billig für max. 4 Dollar das Kg!) und Nickerchen brachten unsere Nervenlage wieder auf Normalzustand.
Ab Amecameca ging es dann auf guter Straße hinauf bis zum Paso de Cortes auf 3.680 m Höhe. Dort wurden wir erst einmal knappe 10 Dollar fürs Campieren am Iztaccihuatl los. Es sei dem Nationalpark gegönnt. Ziel war eigentlich ab dem Parkplatz La Joya (in 7 km Entfernung vom Pass) eine kurze Akklimatisationstour mit 300-400 Höhenmetern zu machen und dann wieder zum Pass zurück oder weiter hinunter zu fahren, um dort zu übernachten. Doch es sollte anders kommen…
Die 7 km Piste bis zum Parkplatz La Joya auf 3.950 m Höhe (Ausgangspunkt für die Tour auf den Izta) war total ruppig und fahrzeugmordend. Meist konnte Hans nur im 1. Gang fahren, was auch mit der hohen Höhe und daraus folgender geringerer Zugkraft des Fahrzeugs zu tun hatte. Aber eben auch mit der Piste aus losem Vulkansand und –asche, tief ausgefahrenen Fahrspuren und eingebrochenen querliegenden Wasserleitungen. Nein, diese Tour wollten wir nicht noch einmal zurücklegen, um tiefer zu schlafen. Hans entschied sich dafür, dass wir stattdessen wegen der um 1.000 m höheren Schlafhöhe gegenüber dem Malinche das Medikament Diamox einnahmen, um nicht durch ein Höhenlungenödem gefährdet zu sein. Das Diurethikum wiederum brachte uns vermehrtes Aufstehen in der Nacht ein, um sich draußen in der Kälte ein Pinkelplätzchen zu suchen. Zudem stellten sich bei mir Kopfschmerzen ein und die Gesichtshaut fühlte sich komisch kribbelnd an. Was geht man nicht alles ein, nur um solch einen alpinen Gipfel zu bewandern…
Das Izta-Bergmassiv seht ihr auf Bild 3 und 5.
Den rauchenden Popo auf Bild 2,4 und 8.
Nach unseren ersten Erfahrungen mit dem Diamox-Medikament schraubten wir am nächsten Tag die Dosis runter und es ließ sich wirklich leichter damit leben (zumindest in Sachen Pinkel-Frequenzen...).
Heute sollte ein wirklicher Ruhetag sein. Ein kleiner entspannter Gang zur Wetterstation, bei der niemand anzutreffen war. Auf dem Rückweg dann ein Gespräch mit einem Bergführer und -retter bei einem Zeltlager. Er erzählte, dass heute, Samstagabend, 43 Leute eintreffen würden, darunter auch einige Deutsche. Wir rechneten schnell hoch. 11 Zelte, 43 Leute, Mann, das wird eng. Ist ja auch nur für eine Nacht. Wir kehrten zu unserem Auto zurück und dann gab es ein Spaghetti-Fest. Das von uns gekochte Spaghetti-Bolognese hätte für eine Fußballmannschaft gereicht. Nehmen wir es als Kohlehydratfüllung nach der Tour.
Am Abend hatten wir dann noch einen netten Kontakt mit sechs Deutschen. Einige sind bei der BASF-Tochter in Mexiko-City beschäftigt. Wie bei den meisten Auslandsmitarbeitern geht es den Familien recht gut. Hausangestellte, Gärtner - die Löhne sind ja nicht hoch und die zusätzliche Vergütung im Ausland verschafft viel finanziellen Spielraum. Die Kinder können auf die deutsche Schule und können dort ein in Deutschland anerkanntes Abitur machen. Lediglich die Sicherheitssituation abends ist zu beachten. 5 Jahre verpflichten sich z. B. BASF-Mitarbeiter zur Auslandstätigkeit in Mexiko. Interessant.
Es wurde abends wieder recht kalt. Also sich in den Bergsteigerrucksack einmummeln und früh schlafen gehen. Heizung läuft auf der Höhe ohnehin nicht. Da helfen nur die altbekannten technischen Mittel wie dicke Socken und gute Bettfedern.
Bilder vom Ruhetag auf dem Parkplatz La Joya auf knapp 4.000 m Meereshöhe. Der Izta ist auf Bild 5 und 6 zu sehen.
Besteigung des Izta
Die Nacht vor der Besteigung war schon besser. Der blöde Kopfschmerz bei mir hörte auf und dank eines superwarmen Schlafsackes schlief es sich gut. Aber leider nur bis kurz nach 1:00 Uhr. Um 1:30 Uhr brach die Gruppe neben unserem Fahrzeug, zu der auch die Deutschen gehörten, auf und ab diesem Zeitpunkt war Unruhe auf dem Parkplatz. Da hielt es uns drei Stunden später auch nicht mehr in den Federn und nach kurzem Frühstück sind wir schon um 5:00 Uhr losgetigert.
Es war richtig kalt draußen, so um die -5 Grad und man brauchte alles an Ausrüstung. Trotz des Anstiegs war ich mit Handschuhen und Kapuze unterwegs. Wie schon am Vortag stellte sich bei mir schon bei den ersten mühevolleren Anstiegen ein stärkeres Atmen ein. Ich versuchte dies etwas zu dämpfen, indem ich langsamer ging. Hans war gut unterwegs und stieg immer weit voraus den Berg hinauf. Ungünstig war, dass er in der Kälte dann auf mich warten musste.
Wir hatten die Zeitmarker von unserer ersten Iztabesteigung vor sechs Jahren noch so im Kopf und bewegten uns am Anfang in derselben Zeit vorwärts. Nach zwei Stunden waren wir auf dem Sattel über der Biwakhütte (Ojo de Buey auf der Karte) und die wärmende Sonne kam über den Berg. Herrlich! Sonst manchmal verpönt, weil man schwitzte, war sie mir heute Morgen herzlich willkommen.
An der Biwakhütte (Refugios) unterhielten wir uns kurz mit dem Bergrettungsteam, was dort am Wochenende stationiert ist. Keine besonderen Vorkommnisse außer etwas Übelkeit bei einem Übernachtungsgast im Biwak, meldete der Verantwortliche.
Dann begann für uns der etwas unangenehme Anstieg bis zum Punkt Luis Mendez. Der erste Teil bestand aus viel losem Gesteinsschutt, so dass wir teilweise über die Felsen auf der rechten Seite des Hanges stiegen. Die Wanderer/Bergsteiger vor uns gaben uns die nötige Motivation, diesen Teil zügig zu bewältigen. Weiter oben ging der Weg zwischen größeren Felsen bergan. Hier mussten wir vor sechs Jahren den Weg suchen und haben uns auch wieder beim Abstieg verstiegen, weil schlichtweg Markierungen fehlten. Auf dem Weg bergan sieht man spärlich vergebene gelbe Punkte. Das ist der einzige Hinweis, dass man sich auf der richtigen Route befindet. Aber heute war das alles kein Problem gewesen, da so viele unterwegs waren und man sich schlichtweg nur an den "Pünktchen" auf dem Berg zu orientieren hatte.
Bis "Luis Mendez" ging es mir noch ordentlich. Doch danach machte mir die Höhenluft mehr zu schaffen. Teilweise erinnerte mich meine Verfassung an die Besteigung des Orizaba in 2011. Immer wieder Stehen bleiben und Keuchen war angesagt. Eine schleichende Übelkeit stellte sich ein. Erklärung: Das gute Kind war wohl doch noch nicht so richtig akklimatisiert. Göttergatte war fitter drauf und immer ein gutes Stück voraus. Das resultierte in Spannungen unterwegs, denn das Warten war immer noch verdammt unangenehm. Mir war's wurscht, denn ich war viel zu sehr mit mir selber beschäftigt.
Beim Übergang über den Glacier de Ayoloco waren Steigeisen angesagt, denn der Einstieg war steil und recht vereist. Wir hatten am Abend zuvor noch Anprobe gemacht und festgestellt, dass unsere Körbchen-Steigeisen auch gut an die Laufschuhe passten. Also los! Das waren Verhältnisse, die mir angenehm waren und ich stieg voran. Locker ging es über das größere Eis-/Schneefeld, das hart gefroren war. Auf der anderen Seite begegneten wir den uns bekannten Deutschen, die sich im Abstieg befanden. Was für ein Hallo und Ermunterungen: "Nur noch 40 Minuten und ihr seid oben!". Die gingen zwar noch einmal recht steil und auch ausgesetzt (von uns so gewählt) nach oben, aber dann konnten wir den Gipfelgruß aussprechen. Alle weiteren Verzweigungen vom Gipfel Pecho (5.230 m) schenkten wir uns. Wir waren auf der höchsten Höhe angelangt und es reichte uns.
Ich konnte auf dem Gipfel Müsliriegel zu mir nehmen. Hans mühte sich mit viel zu kaltem Wasser und Cola ab und nach einer Viertelstunde ging es in der Hoffnung auf wärmere Gegebenheiten dann wieder bergab. Wir hatten gute Laune, denn jetzt waren die Abwärtspassagen zahlreicher als die Anstiege, obwohl wir uns immer wieder einige Höhenmeter hochquälen mussten. Am Gletscher machten wir Bekanntschaft mit Mexikanern, die den Ayoloco-Gletscher von der Südwestflanke hochkamen und richtig fit waren. Einer joggt regelmäßig am Izta und braucht für die Normalroute zum Gipfel 2,5 Stunden. Unsere Augen wurden kugelrund und unsere 4 h 50 min fühlten sich plötzlich nicht mehr so gut an (die grauen Panther wollen es immer wieder wissen...). Doch beim nächsten Kurzaufenthalt auf dem Monte Venus wurde uns von einem Führer bestätigt: Mensch, ihr seid gut unterwegs.
Ja, Abfahren können wir und so war der Schutthang über der Biwakhütte für uns auch kein Problem, weil wir im tieferen Gesteinsschutt einfach runterschlitterten. Bei mir halfen die Trekkingstöcke das Gleichgewicht zu halten. Aber man musste aufpassen. Schnell blockierten mal die Füße bei Bremsmanövern und dann ging's abwärts auf den Hintern. Zum Schluss kamen wir total eingestaubt von Vulkanasche und -sand am Auto an und der einzige Gedanke war nur der: Raus aus den Klamotten und Waschschüssel her!
Steigzeit: 4 h 50 min (um die 1.280 Höhenmeter ohne Zwischenanstiege)
Abstieg: 3 h 40 min
Möchten wir größere Distanzen zurücklegen, so sind wir mittlerweile darauf bedacht, den Fahrstress so gering wie möglich zu halten. Daher fällt die Wahl auf die kostenpflichtigen Autobahnen, die eine schnelle Überbrückung von größeren Entfernungen erlaubrn, ohne viele sogenannte "Topes" als Hindernisse zu haben. Man hat zwar immer noch den Kampf mit wilden LKW-Fahrern, doch der Erregungszustand hinterm Steuer ist deutlich geringer.
Puebla umkurven wir auf der Ostseite und fahren dicht am VW-Werk vorbei. Das gibt jemand, der gerade mal 75 km vom Stammwerk in Wolfsburg entfernt wohnt, recht heimatliche Gefühle. Dann haben wir dank einer Baustelle Stau, was uns bestimmt eine Stunde Zeit kostete. So waren wir am Abend auf Suche nach einer einigermaßen großen PEMEX-Tankstelle, die uns ein ruhigeres Parken fern der Autobahn erlaubte. Mit technischer Unterstützung der Fa. Ohropax gelang uns dies dann in Vollendung.
Nächster Tag: Uihh, die Nerven sind etwas angekratzt. Die Fahrverhältnisse haben doch bei Fahrer wie Beifahrer Spuren hinterlassen. Irgendwie können wir es nicht lässig genug angehen und im Cockpit ist dicke Luft. Angeheizt wurde das Ganze dann noch durch eine denkbar schlechte Straße von der 180 D bis nach Santiago Tuxtla.
Es war gut in Catemaco gleich den Campingplatz Tepatapan anzufahren. Schon der Anblick des Swimming-Pools brachte die glühenden Nerven zum Abkühlen. Zisch - alle Wut über Höllenfahrer in Mexiko, ungerechte Ehegatten oder unfähiges Straßenbaumanagement des Staates war im Nu verraucht. Um meine Absichten stilgerecht zu demonstrieren, habe ich meine Hängematte gleich zwischen zwei Bäume gespannt und ließ die Füße baumeln. Kein Mensch der Welt hätte mich jetzt aus diesem süßen Nichtstun reißen können. Gut, dass wir uns in dieser kleinen ruhigen Campinginsel der Glückseligkeit ein paar Tage eingeschrieben haben.
Bild 1 zeigt den Vulkan Pico de Orizaba oder Citlaltépetl . Die Klimaveränderung bewirkt, dass seine Schneekappe nur noch sehr klein ist. 2011 haben wir den Citlaltépetl (5610 m) bestiegen. Heute dürften dort wohl eisigere Verhältnisse sein wie damals.
Bild 2: Die Straße 175 Richtung Santiago Tuxtla. Eigentlich sollte sie lt. Karte geteert sein. Es war eine mörderische Tour mit langsamem Tempo, bis wir die Kleinstadt
erreichten. Mörderisch hinsichtlich unserer Nervenstärke, die deutliche Belastung erfuhr.
Bild 3: Reisemenü unterwegs. Die Nopalitos, die Blätter des Feigenkaktus, mussten weg. Diese kleingeschnitten mit Paprika, etwas frischen Chillis, grünen und roten Tomaten und Frühlingszwiebeln. Ich hab' die ganze Pfanne alleine verspeist. Allerdings bestand ein deutliches Missverhältnis zwischen den kleinen Chillis und dem anderen Gemüse. Was sind die Chillis scharf...
Bild 4: Endlich auf dem Campingplatz Villas Tepetapan in Catemaco. Am Pool haben sich drei Großmütter getroffen. Unten ist das Großmutter-Bild. Meine Sitzposition war sehr unvorteilhaft. Was sitzt man auch nach vorne gebeugt. Und dann der blöde Zweiteiler. Ja, ich habe Speckröllchen, aber hier sieht es schlimmer aus wie es ist. Hab' noch 4 Monate zum Abtrainieren. Zum Dank dafür nennt mich Hans jetzt "Klein-Buddha".
Heute wollen wir mit den Bikes das Naturreservat Nanciyaga besuchen. Es ist nicht viel an tropischem Regenwald, was man hier in der Nähe von Veracruz gelassen hat. Vieles wurde abgeholzt und wir heute als Wiese oder Ackerland genutzt. Aber dieses Naturreservat beherbergt noch den ursprünglichen tropischen Wald. Der schöne Ort wurde u. a. auch als Standort für Filme genutzt. 1992 wurde dort der Film "Medicine Man" mit Sean Connery gedreht. Später, 2006, verwendete man den Dschungelort für den Film "Apocalyptic" mit Mel Gibson. Die Drehorte kann man sich mittels einer Führung zu Gemüte ziehen. Wir hatten das Ganze schon 2011 besichtigt. Uns interessierte mehr die Natur in dieser Idylle, die auch gerne von den Ausflugsbooten auf dem See angefahren wird.
Und die findet man dort. "Guacamaya rojos", also Aras, wurden in einem Projekt wieder angesiedelt. Ein Teil befindet sich in einer großen Voliere. Aber auch viele wildlebende Aras schwirren durch die Lüfte und sitzen auf den Bäumen. Ein Vogel in der Voliere wollte mit uns kommunizieren, hörte sich an, was wir ihm erzählten und flog immer hinter uns her. Wahrscheinlich wollte er uns erzählen, dass wir ihn herauslassen sollten. Leider hatten wir kein Obst für ihn dabei.
An einem Teich voller Wasserlinsen entdecken wir mehrere Krokodile, die so von Algen besetzt sind, dass man denkt, dass sie schon seit hunderten von Jahren dort am Ufer liegen. Sumpfschildkröten sonnen sich auf Ästen, die aus dem Wasser ragen.
Wir sind so spät unterwegs, dass wir gegen 17:00 Uhr das Abendtheater der Brüllaffen mitbekommen. Ein Rascheln und hoch in den Bäumen sieht man sie von Wipfel zu Wipfel springen. Ein Männchen lässt sich durch unser nachgeahmtes Brüllen zum Antworten animieren. Als es aber näher kommt, ziehen wir den Rückzug vor.
Auf unserer Rückfahrt auf dem Bike kehren wir in dem Seerestaurant (s. unten Bild 2) ein, was wir uns vorher schon ausgeguckt hatten. Es gab für Hans Mojarra, eine Brasse direkt aus dem Catemaco-See. Im Dunkeln sind wir dann vorsichtig die 500 m zum Campingplatz zurückgetourt.
Hier kommt noch ein Video aus Nanciyaga. Abends hörte man die Brüllaffen. Sie turnen in den Baumwipfeln herum, sind leider schlecht sichtbar auf dem Video. Aber dafür gibt's Laute....
Es sollte eine sportliche Tour sein und daher gibt es auch nicht viel zu berichten. Um die Morgenkühle etwas auszunutzen, sind wir schon kurz nach 8 Uhr auf den Sattel gestiegen. 75 Minuten in einer Richtung ging es immer am See entlang. Dabei durchquerten wir einige Dörfer wie Coyame und Tabanca. In Tabanca stieg uns ein Duft von frisch gebackenen Süßigkeiten in die Nase und als es kurz nach Tabanca nur noch mit Wasser gefüllte Schlaglöcher und große Pfützen gab, fiel uns das Umkehren auch gar nicht schwer. Eine halbe Stunde saßen wir vor der Bäckerei und haben es uns mit Nussgipfel, Hefegebäck und anderen Köstlichkeiten gut gehen lassen.
Ach ja, auf dem Heimweg sahen wir auf der Straße eine kleine, überfahrene Boa. Tat uns echt leid. Diese Raser!
Wir haben eine neue Nachbarin auf dem Campingplatz bekommen. Eine italienische Astrophysikerin, berentet, die alleine in ihrem Toyota Landcruiser (s. Bild 1) unterwegs ist. Morgens war daher erst einmal gegenseitiger Austausch angesagt, bevor es um 10 Uhr auf die Straße mit Ziel Golfküste ging. Wir waren beide heute etwas müde. Keine Lust uns groß anzustrengen. Als wir in dem Dorf Sontecomapan ankamen, entdeckte Hans einen Fischverkauf. Wir entschieden uns für einen Red Snapper, in dt. einen roten Schnapper, der frisch aus dem Meer kam. Eine Signora kam hinzu und erklärte uns, wie sie den Fisch in der Pfanne zubereiten würde: Klar, mit Knoblauch und Butter andünsten. Sie stach die zwei Fischleibe noch mehrmals auf, damit sie beim Dünsten nicht aufplatzen. Auch auf dem Grill in Alufolie mit Zwiebel und Knoblauch werden diese Fische zur kulinarischen Köstlichkeit.
Wir ließen uns das nicht zweimal sagen und fanden hinter dem Dort eine Ecke zum Halten. Pfanne raus und Hans war am Bruzeln, während ich einen Tomaten-Gurken-Salat zubereitete. Ehrlich, der Fisch war sehr zart. Man musste halt ein bisschen auf die Gräten achten. Die hat sich dann ein wilder Hund später einverleibt.
Nach obligatorischer Mittagsruhe ging es weiter. Aber irgendwie waren wir unlustig. Rick und Marty vom Campingplatz hatten uns diverse idyllische Punkte an der Küste beschrieben, doch der Einsatz, nämlich denkbar schlechte Pisten, war uns heute zu hoch. Also umkehren und lieber "zu Hause" noch alles vor dem morgigen Abgang auf Reihe bringen.
Man ist doch immer wieder erstaunt, dass man für kleine Strecken eine lange Zeit braucht. So auch die Fahrt von Catemaco nach Acayucan und bis zur Autobahn 145 Richtung Villahermosa. Schuld sind die vielen kleinen Dörfer, die man durchkreuzen muss bzw. ihre Geschwindigkeitsbremsen, die das Durchschnittstempo gewaltig drücken. Mit der Zeit geht einem das Topes-Fahren richtig auf den Geist.
Der Straßenzustand der Autopista, sprich Autobahnen, ist völlig unterschiedlich. Mal muss man höllisch aufpassen und um Schlaglöcher herumtouren, mal gibt es einen jungfräulich glatten Straßenbelag. Auf jeden Fall kamen wir gut nach Villahermosa (spricht man: Viahermosa) und haben dort beim Walmart nochmals alle Vorräte aufgefüllt. Wir haben dort sogar den Guia roja, den Straßenatlas für Mexiko, entdeckt. Rick hatte uns schon eine Papeleria, ein Schreibwarengeschäft, in der Großstadt beschrieben. Aber so war es noch einfacher und zeitsparender. Jetzt sollte es keine Navigationsschwierigkeiten mehr geben...
Bis nach Palenque war es noch ein weiter Weg. Wir nützten jede Gelegenheit, um kostenpflichtige Autobahnen zu fahren, in der Hoffnung schneller voranzukommen. 450 km waren es insgesamt und schon im Dunkeln fuhren wir in den Mayabell Campingplatz unweit der Ruinen von Palenque ein.
Hans wurde erst einmal unsanft auf dem Wiesengrund des Campingplatzes begrüßt. Er vermutete, dass er von Feuerameisen gebissen wurde. Es brannte auf jeden Fall höllisch an seinem Fuß, so dass wir entschieden, nicht auf der Wiese zu parken. Stattdessen suchten wir eine bekieste Stelle aus, wurden aber vom "Parkwächter" zurechtgewiesen, uns platzsparender hinzustellen. Aua, das war ein Wort zu viel und Hans ist die Hutschnur geplatzt. Daraufhin wurden wir in Ruhe gelassen....
Abschiedsbild von Catemaco und dem See.
Die Ruinen von Palenque sind uns ja aus 2011 bekannt. Aber es hat uns gereizt, die alten Mayastätten in der reizvollen Urwaldumgebung nochmals aufzusuchen. Schon das Übernachten auf dem Mayabell-Campground brachte Urwaldatmosphäre. Spätabends gab es das Brüllaffen-Konzert und auch frühmorgens um 6 Uhr haben mich die Brüllaffen wieder aus dem Schlaf gerissen. Würde man sich nicht im Auto im warmen Bett in Sicherheit wähnen, würde einem dieses Gebrüll auf einer Wandertour im Urwald durch Mark und Bein gehen.
Halb neun haben wir uns auf's Bike geschwungen und sind zum Eingang des Parks geradelt. Leider waren wir schon sehr spät dran. Busse hatten bereits ihre Touristen ausgeladen und es stand eine kleine Schlange am Eingang. Die Stimmung sank bei uns bereits. Als wir dann auf den großen Platz kamen und die ersten Pyramiden bestaunen konnten, entdeckten wir zu unserer Enttäuschung, dass sehr viel nun abgesperrt war. Wo wir noch vor Jahren auf den Stufen nach oben steigen konnten, war nun alles durch Seile abgeriegelt. In einem Schnelldurchgang von 1,5 Stunden sind wir zu den schönsten Tempelanlagen gewandert. Im hinteren Teil des Parks durfte man doch noch Tempel besichtigen und die Stufen erklimmen. Der Rundblick aus der Höhe hinunter auf die anderen Tempelruinen ist außergewöhnlich schön.
Zum Abschluss konnte man ein kleines Tal hinabsteigen und traf dann 1,3 km unterhalb des Eingangs wieder auf die Straße. Wir zogen es vor, dann den gleichen Weg wieder hinauf zu wandern, da wir ja wieder zu unseren Fahrrädern mussten. Nach 3 Stunden hatten wir genug von Tempeln und Dampfsauna und freuten uns auf das Wasser im Swimmingpool des Campingplatzes. Dann sagten wir dem Platz und zwei lieben US-Amerikanern aus Idaho, die uns noch mit vielen Tipps versorgt haben, Adieu und begaben uns auf die Fahrt nach Misol-Ha, einem Badestandort, den uns Rick aus Catemaco ans Herz gelegt hatte.
Wir wurden zwar zweimal zur Kasse gebeten (insg. 60 Pesos), doch der Wasserfall und der Pool waren es wert. Was macht man auch bei 35 Grad und nahezu 100 % Luftfeuchtigkeit? Richtig - man begibt sich in kühleres Wasser. Gerne wären wir auf dem Parkplatz über Nacht geblieben. Auf Nachfrage im Restaurant sollten wir nochmals 100 Pesos zahlen, selbst wenn wir im Restaurant gegessen hätten. Das war des Guten zu viel, fanden wir, und in der Abenddämmerung suchten wir uns ein Parkplätzchen an der Straße nach Palenque.
Bilder vom Mayabell-Campingplatz
Bilder von Palenque:
Ihr müsst mal die Dornen auf den Ästen des Baumes (letztes Bild) anschauen.
Bilder von Misol Ha.
Diesmal sollte die Reise in Guatemala und evtl. anderen Ländern Mittelamerikas haftungsmäßig (Kfz-Haftpflicht) abgedeckt sein. Das war Bedingung für die Einreise nach Guatemala gewesen. Wir hatten in Catemaco mit Helmut und Agnes aus Wolfenbüttel telefoniert und den entscheidenden Tipp bekommen, die Versicherung in Santa Elena am Peten-See abzuschließen. So hatten sie es bei ihrer Mittelamerika-Reise gemacht. Santa Elena liegt unweit der Grenze zu Belize und nahe der bekannten Maya-Stätten von Tikal, also reisestrategisch ganz günstig.
Damit war für uns eigentlich klar gewesen über Chetumal nach Belize einzureisen und dann weiter nach Guatemala zu fahren. Bis wir dann in Palenque informiert wurden, dass es auch den Grenzübergang Mexiko/Guatemala bei El Ceibo gibt, der es uns erspart durch Belize zu reisen. Das war Gold wert. Allerdings sollten wir eine andere Überraschung erleben...
Wir hatten ja schon gehört, dass die mexikanischen Grenzbeamten von El Ceibo etwas seltsam seien. Zumindest wurden wir gewarnt, die Wiedereinreise nicht über diesen Grenzübergang zu machen, denn: Die lieben Beamten hatten so wenig zu tun, dass sie mal gerne eine gründliche Inspizierung der Fahrzeuge vornahmen. Da wurden schon Bierdosen gezählt oder das Gemüse auseinander gepflückt. Bei uns geschah es, dass wir unsere Touristencard einkassiert bekamen. Diese Card garantierte uns einen Aufenthalt in Mexiko bis zu 180 Tagen. Da wir aber nach Guatemala ausreisten, wollten wir uns einfach nur den Pass abstempeln lassen, so dass erkennbar war, dass wir für einen Zeitraum außerhalb Mexikos waren. Wir haben die Beamten darauf hingewiesen, dass wir nur max. 4 Wochen in Guatemala verweilen und dann wieder zurückkommen. Man nennt dieses unbürokratische Verfahren "double entrada" (Doppelter Eintritt) und eigentlich darf man seine Touristencard dann behalten. Pustekuchen. Nicht bei diesen Typen. Da half auch langes Diskutieren nicht. Zur Demonstration der Absichten verschwanden unsere Touristenkarten einfach unter einem dicken Buch und damit BASTA.
Wir kochten. Das bedeutet nochmaliges Zahlen von irgendwelchen Steuern etc. beim Zurückkommen. Evtl. müssen wir sogar schneller durch Mexiko in die USA einreisen (wir sind sowieso noch vor dem Mauerbau wieder dort....) und haben nur 14 Tage Zeit. Alles gar nicht spaßig. Die Formalitäten beim guatemalischen Zoll waren dafür verhältnismäßig locker. Der gute Mann sprach sogar englisch, was wir dankbar begrüßten. Nur beim Besprühen unserer Reifen gab es Ungereimtheiten. Wir hörten von 50 Pesos (2,50 Dollar oder Euro) für die Desinfektion der Reifen. Dann waren es plötzlich 50 guatemalische Quetzales (ca. 8 Euro). Letzten Endes zahlte Hans 100 Pesos, d.h. 5 Dollar. Irgendwie schien das alles frei verhandelbar zu sein. 3 Leute und 3 verschiedene Angaben....
Bild 1: Zuckerrohrplantagen - ein häufig angetroffenes Bild
Bild 2: Frühmorgens wird im Imbiss angefeuert
Bild 3: Schuluniform
Bild 4: Andere Gefährte für Fortbewegung und Transport - man sieht Tuc-Tucs, hier in Türkis, in Guatemala.
Gewünscht war von Hans, dass wir zuerst die Mayastätten von Tikal aufsuchen, um danach auch den Tempelanlagen von Yaxhal einen Besuch abzustatten. Wir kamen gut von Flores weg, wo wir hinter dem Ramada-Hotel einen Nachtstandplatz gefunden hatten. Es war kurz nach 6 Uhr und während wir durch das noch schlafende Santa Elena fuhren, wurde uns im Halbdunkeln bewusst, wie schwierig das Fahren auf den unbekannten schlecht beleuchteten Straßen Guatemalas ist. Es kam nun noch das Moment hinzu, dass man gut aufpassen musste, ob sich nicht ein Motorrad- oder Radfahrer ohne Licht auf der Straße befindet. Denn das kommt recht häufig vor. Freudig begrüßten wir morgens die Sonne, die uns die Straße mit ihren Schlaglöchern gut ausleuchtete.
Gegen 8 Uhr sind wir am Eingang des Nationalparks in Tikal angekommen. Wir machen uns über die Eintrittspreise schlau und stellen fest, dass alles im Vergleich zu 2011 viel teurer geworden ist. Guatemala ist wahrhaftig kein günstiges Reiseland (mehr). Während ein Guatemale 40 Quetzales an Eintrittspreis zahlt (ca. 6 Dollar), was auch schon viel für die Normalbevölkerung ist, müssen Ausländer 150 Quetzales berappen. Das sind gute 20 Dollar pro Person für einen Tag. Eigentlich wollten wir dort übernachten, so dass nochmals 150 Quetzales für den zweiten Aufenthaltstag fällig geworden wären. Nein – es widerstrebte uns innerlich, das Geld für einen Wiederholungsbesuch in Tikal hinzulegen. Und – juhu, nun ging es ab zu den Ruinen von Yaxha. Unsere Campingbekannten aus Idaho hatten uns diesen Standort in Palenque ans Herz gelegt. Er soll abgelegen und ruhig sein.
Um dorthin zu gelangen, mussten wir 11 km auf einer Kalksteinpiste fahren. Diese war uns als gut beschrieben worden. Das konnten wir nicht bestätigen. In der Regenzeit hatte abfließendes Wasser viele tiefe Furchen in Straßenabschnitten hinterlassen. Besonders heikel wurde es an steilen Hanglagen, die Hans nur mit Schwung hinaufkam. Uns Beiden wurde es manchmal unwohl in der Haut und wir saßen wie auf Nadeln im Cockpit – Feuerprobe für’s Nervenkostüm. Eine Hangpassage mussten wir vorher abgehen, um eine gute Spur bergaufwärts zu finden. Mehrfach war Hans kurz vor dem Umkehren, wobei ich innerlich inständig darum bat, dass wir weiterfahren mögen…
Dann kamen wir zum Eingang des Parkes, worauf wir – einzige Gäste um diese Uhrzeit – gleich von der „administracion“ in Beschlag genommen wurden. Ich kam mir vor wie in einem sozialistischen Staatsbetrieb. Vom einen begrüßt, wurden wir zu einem anderen Kollegen gereicht, wo wir einen Besucherfragebogen ausfüllen sollten. Mindest 20 Schreibtafeln waren ausgelegt. Wie viele Gäste sollen denn heute noch kommen? Dann ging es zur Kasse, wo wir wiederum von einem anderen Mitarbeiter die Eintrittsbändchen bekamen. 80 Quetzales pro Person (knappe 12 Dollar) für zwei Tage inclusive Camping fand ich angemessen. Hans sträubte sich dagegen, sich wie ein kleines Kind ein Bändchen ums Handgelenk anbringen zu lassen. Ich nahm meines an meinen Schlüsselbund. Das wurde von einem 4. Mitarbeiter bewältigt. Wir haben also 4 Leute an diesem Morgen bemüht bzw. zu deren Arbeitsplatzlegitimation beigetragen.
Noch waren wir nicht bei den Mayaruinen angekommen. An einem Militärposten vorbei ging es nochmals 2 km hinunter zum See. Au weia, das wär die längste und schwierigste Abfahrtspassage überhaupt. Kommen wir da überhaupt wieder hoch? Bei regennasser Fahrbahn bestimmt nicht. Der Pistenuntergrund besteht aus glatt gefahrenem Kalkstein, in dem tiefe Furchen waren.
Kaum auf unserem Camping-Standplatz eingefahren, wieder ein neuer Verwaltungsakt: Name, Reisepass-Nr., Herkunft usw. Bereitwillig gaben wir Auskunft, was mit dankbarem Lächeln quittiert wurde. Irgendwie versuchte der Platzwart noch uns etwas über die Öffnungszeiten des Parkes zu erklären, aber wir verstanden nicht recht, was er meinte. Und dann waren wir frei, tatsächlich völlig ungebunden in unserer Planung, wie wir den archäologischen Park erkunden wollten. Wir strolchten am See entlang, der leider wegen der Krokodile nicht zum Schwimmen geeignet ist, stiegen die Treppen zu den Anlagen hinauf und genossen die uns bekannten Laute der Brüllaffen und Vögel. Besonders der Oropendula, ein Vogel, der beim Rufen ein auffallendes Wippen vollführt, war in Seenähe durchdringend zu hören. Leise pirschten wir die Wege entlang. Da ein Rascheln, dort schwingende Baumwipfel. Der Regenwald war im Besitz von Brüll- und Klammeraffen.
Wir erkundeten zuerst den nördlichen Teil der Tempelanlagen und hatten ein eindrückliches "Affenerlebnis". Ein Brüllaffe, vermutlich ein Weibchen, kam den Stamm hinunter geklettert. Offensichtlich war sie neugierig und wollte sich die Besucher aus der Nähe anschauen. Doch dann startete der Gruppenmacho ein Brülltheater und sie kehrte wieder um. Schade. Dennoch verstanden wir die Einlage als kleines Beschnuppern von Mensch und Tier. Auf dem weiteren Weg konnte man Akrobatikeinlagen der Klammeraffen bewunderen, die sich dank ihres langen Schwanzes geschickt von Wipfel zu Wipfel bewegten. Als sich Hans zu einem kurzen Schläfchen auf eine Bank niederlegte, entdeckte ich eine Gruppe von Brüllaffen, die sich in Pyramidenhöhe in einer Baumkrone aufhielten. Auf Augenhöhe quasi beobachtete ich, auf einer Pyramidenstufe sitzend, deren Sozialleben. Sogar ein Kleines konnte ich entdecken, was sich auf dem Rücken der Mutter festklammerte.
Dann gingen wir zum südlichen Teil über und peilten die höchste Pyramide, genannt Nr. 216 oder auch Templo los Mano rojas, an. Mit guten 30 Meter ausgehend von einem erhöhten Tableau überragte sie damit den Regenwald. Wir lernen Sesa (s. Bild 1), einen Parkhüter, kennen. Er erzählt uns von der Bedeutung Yaxhas, deren Anlagen bereits in der Vorklassik (ab 400 v. Chr.) bis hinein in die späte Klassik (bis 900 n. Chr.) eine Bedeutung hatten. Die Mayas entwickelten Hochkulturen, die sich durch mathematische Künste, der Entwicklung eines Kalenders und einer Schrift auszeichneten.
Zum Sonnenuntergang sind wir dann nochmals zu dieser Pyramide aufgestiegen, um zusammen mit Franzosen und Kroaten dem Schauspiel der untergehenden Sonne beizuwohnen. Das dritte Bild zeigt die Situation am Morgen an gleicher Stelle. Gespenstisch ist der See in Nebel gehüllt.
Hier das Video vom herunterkletternden, neugierigen Brüllaffen. Wir hatten uns getäuscht. Es war ein Männchen, deutlich sichtbar beim Hinaufklettern.
Hier kommt das Video "Klammeraffenakrobatik", diesmal mit der Lumix FZ 1000 aufgenommen, was für bessere Qualität bürgt.
Übernachtet hatten wir wieder in Flores am gleichen Standort. Tagesziel war der Ort Rio Dulce am gleichnamigen Fluss. Nach etwa 1,5 Stunden Fahrt ging gar nichts mehr. Auf der Straße hatten sich bereits etwa zehn Fahrzeuge versammelt und standen. Neugierig, was denn da sei, stiegen wir aus. Aha, eine Demonstration, zu spanisch "manifestacion". Und gegen was wurde bitte schön demonstriert? Für sauberes Wasser und gegen die Politiker in Guatemala, die anscheinend durch ihre Beschlüsse und die Förderung der Industrie die Umwelt gefährdeten. Mehr oder weniger wütende guatemalische Frauen und Männer hatten sich auf einer Brücke versammelt und diese besetzt. Kein Umweg oder keine Umleitung machbar. Oder doch? Gemeinsam mit einem Deutschen, der im Mietwagen unterwegs, bereits sein Flugzeug in Guatemala City davonschweben sah, erkundeten wir die Passage über eine kleine Flussbrücke. Alles gut, würde man so auch packen, aber das Problem war, dass die Demonstranten die Zufahrt mit einem Seil abgesperrt hatten. Und uns war bewusst, dass wir diesen Zugang nicht passieren können, nur weil wir eben mal Deutsche waren.
Also Geduld walten lassen und sich seinem Schicksal ergeben ins Auto zurückziehen. Haben wir dann auch gemacht, wobei wir mit dem Auto drehten und in Gegenrichtung ca. 300 m vor der Schlange auf der Gegenseite parkten. Was passiert nicht alles während Nickerchen. Naürlich hat sich die Schlange immer weiter aufgebaut. Als ich mal so beiläufig den Vorhang lüftete, war die Schlange auf der Gegenfahrbahn schon über unseren Standort hinausreichend. Mist, und eben kam so ein cooler Busfahrer und wollte sich zwischen uns und den Autos auf der anderen Seite durchschlängeln. Wir standen bereits haarscharf am Fahrbahnrand, während unser Gegenüber sein Fahrzeug in der Mitte der Fahrbahn abgestellt hatte. Soll der doch ausweichen.
Doch Guatemalen scheinen mitunter auch mit einem Dickschädel ausgestattet zu sein. Zumindest stellte der sich taub und der liebe Busfahrer hatte es auf uns abgesehen. Hupend hinter dem Steuer machte er den Versuch uns wegzuwinken. Er wünschte uns wahrscheinlich in den Straßengraben. Worauf ich winkend auf unseren Gegenüber zeigte: Der soll doch weg. Wobei der sich abwandte. Nach mehreren Versuchen begab sich Hans hinters Steuer und erwärmte sich sichtlich. Das Gehupe des Busfahrers nervte auch wirklich. Weiter will ich gar nicht mehr ins Detail geben. Es gibt nicht nur Brüllaffen im Urwald, nein, auch auf der Straße merkt man deutlich, dass wir mit den Primaten verwandt sind....
Der Busfahrer schaffte letztendlich klare Tatsachen, indem er einfach langsam weiterfuhr und musste sich anhören lassen, dass er ernste Konsequenzen zu erwarten hat, wenn er unser Auto anfährt. Aber ich glaube, der verstand ohnehin kein Englisch. Allerdings braucht man für die Entschlüsselung von Gesten auch kein Englisch zu können. Es ging hauteng zu und mit Spiegeleinklappen und leichtem Ausweichem verhinderte Hans eine Kollision. Von Gegenüber hörte man derweil plötzlich auf Englisch: Take it easy, old friend. Schluck - wir können nichts dafür, dass wir Deutsche sind und einem das Blechle nunmal heilix ist.
Bild 1: In Guatemala wie auch in Mexiko gibt es sie noch, die Vaqueros oder Cowboys.
Bild 2: Nichts geht mehr.
Bild 3: Die Demonstration
Bild 4: Eine mögliche Umfahrung?
Bild 5: Auch die Kühe müssen warten. Die armen Tiere.
Nach diesem Abenteuer mit Blutwallung haben wir uns dann brav wieder hinten in die Schlange eingereiht, unser Fahrzeug am Fahrbahnrand geparkt und die Bikes geschnappt. Wir hatten ein Schild mit der Aufschrift "Balneario Las Pozas" entdeckt. Balneario bedeutet Schwimmbad - also gerade das Richtige, um wiede auf Normaltemperatur herunter zu fahren.
Ca. 6 km ging es auf einem Sandweg entlang. Dann kam das ersehnte "Schwimmbad". Es handelte sich um eine privat betriebene Freizeitanlage mit großem Fußball- und Volleyballfeld, die am Fluß lag. Der hat an dieser Stelle kleine Absätze und Becken, in denen man sich prima abkühlen konnte. Die Anlage gehört José und Fernanda Blanco und man muss sagen: sie ist echt nett angelegt und gepflegt. Überall gibt es Grillstellen, Tische, Bänke. Wir haben uns im Wasser geaalt und uns dann zum Mittagsschläfchen auf die Bänke gelegt.
Der Erholungswert war so gut, dass wir José gefragt haben, ob wir über Nacht stehen bleiben dürfen. Für 25 Quetzales, also knappe 4 Dollar, konnten wir direkt am Ufer parken und hatten die ganze Nacht plätscherndes Wasser in den Ohren.
Wir haben José versprochen, dass wir eine Mail an das Ehepaar Church schreiben, die den Campingführer von Mexiko herausgeben. Intention ist es, dass sein Standort in den Führer aufgenommen wird, was er dankbar begrüßte.
Am nächsten Morgen haben wir ihn auf seinem Grundstück aufgesucht, als er im Urwald Erde für Anpflanzungen ausbuddelte. Er ging mit uns in eine Höhle und machte einen kleinen Rundweg, der auch den Besuch im Marmorsteinbruch (jetzt stillgelegt) beinhaltete. José war über zwanzig Jahre in Kanada und den Vereinigten Staaten beruflich tätig gewesen. Das Grundstück gehörte seinem Vater, hier war er aufgewachsen. Von ihm lernten wir die Früchte einer Palme kennen. Er nannte sie "corrosa". Die Früchte waren kleine Kokosnüsse, die man verzehren konnte. Er brach bei einer anderen Palme mehrere Sprossen ab. Diese kann man rösten und das Innere essen. Total interessant. So könnte man im Urwald überleben. Zum Abschluss erhielt Hans eine Papaya von einem Arbeiter geschenkt.
Als wir von José aufbrachen, hatten wir tolles, bedecktes Wetter. Doch schon bald brannte die Sonne wieder unbarmherzig auf uns nieder und die Querbelüftung im Auto brachte bei der hohen Luftfeuchtigkeit auch keine Linderung. Heute wollten wir nach Rio Dulce, um dort ggf . zu übernachten. Von dort sollte es weiter Richtung Puerto Barrios gehen. José hatte uns erklärt, dass wir in dieser Richtung einen guten Grenzübergang nach Honduras finden würden. Wir wollten diesen, sollte die Straße geteert sein, nutzen.
Rio Dulce oder El Relleno liegt am Izabal-See. Ich malte mir unterwegs romantisch aus einen Standplatz am See zu erhalten und baden zu gehen. Beides bewahrheitete sich nicht. Rio Dulce ist ein sehr lebhafter Ort und wird gerne von Touristenbussen angefahren, die die Bootsfahrt durch die Schlucht des Rio Dulce zum Ort Livingston unternehmen. Der erste von Church vorgeschlagene Campingplatz ist eigentlich eine Marina. Gefiel uns überhaupt nicht, da wir keine "Bar-Typen" sind. Der zweite Ort ist eine Hotelanlage und 30 Dollar pro Nacht nur für Duschbenutzung und Swimming-Pool war des Guten zu viel. Wir endeten entnervt, weil ich nicht mehr konnte, auf einem großen Parkplatz an der Hauptstraße Richtung Puerto Barrios. Die ganze Nacht dröhnende LKW-Motoren in den Ohren, die mir keine Ruhe ließen.
Entsprechend schlecht gelaunt machten wir uns auf den Weg Richtung Grenze. Das Ausstempeln aus dem Reisepass ist uns ja eine bekannte Verfahrensweise. So gibt es vor der Grenze in Guatemala auch extra ein Gebäude, wo man diese Abfertigung erhält. Aber, o Graus, wir mussten feststellen, dass man beim Grenzübergang von Mexiko nach Guatemala vergessen hatte, uns einen Eingangsstempel für den Zutritt nach Guatemala zu verpassen. Das fiel dem lieben Zollbeamten sofort auf. Diskussion hin und her, dass das doch alles keine Schuld von uns sei. Wir sind doch nicht zur Kontrolle von Grenzformalitäten verpflichtet. Half wieder mal gar nichts. Denn der gute Mann hatte einen Stempel, den wir in unserem Pass brauchten. So, lt. Gesetz blablabla hatten wir dann pro Zweibeiner schlappe 200 Quetzales zu zahlen. Also um die 30 Dollar pro Person. Das tat ordentlich weh und versetzte unserer ohnehin schlechten Reiseverfassung einen halben Todesstoß.
Mit Stempel ging es dann weiter zur honduranischen Grenze. Erst einmal Lempiras eintauschen. Die Einreiseformalitäten für uns waren günstig. Peinlich achteten wir auf den Stempel. Wir wohltuend fühlt sich dieser Verwaltungsakt des Stempelns an! Bei der Einfuhr unseres Reisemobils war es dann schon aufwändiger. Jeweils 3 Kopien von Reisepass, Führerschein und Zulassungspapieren waren nötig. Meine sorgsam mitgeführten Kopien waren mittlerweile bei den ganzen Grenzübergängen aufgebraucht. Ja, es gibt da sogleich irgendwelche hilfsbereiten Honduraner, die das besorgen. Aber das war uns zu riskant, unsere Originalpässe so einfach aus der Hand zu geben. Also aufs Rad geschwungen (wir durften ja über die Grenze, nur das Auto nicht) und nach einigem Herumfragen im nächsten Ort dann die nötigen Scans für insgesamt einen Dollar machen lassen. Hans pfiff beim Rückweg munter vor sich her. Ich wusste warum: Durch unsere selbst getätigte Problembehandlung sparten wir 5 Dollar und so langsam schmolz die schmerzhafte Geldausgabe vom Morgen etwas ab.
Honduras - wir kommen. Das ärmste Land in Mittelamerika bedeutet auch erhöhte Kriminalität. Meine Bauchgefühle waren zumindest entsprechend aufgewühlt. Hans sieht das etwas relaxter. Ich sehnte mich nach etwas Erholung und so sind wir die 50 km nach Puerto Cortés gefahren, um dort am öffentlichen Strand etwas "abzuhängen". Abhängen bedeutet bei mir die Hängematte aufzuspannen. Den Nachmittag hielt ich es ganz gut am Strand aus. Zum Abendessen suchten wir dann einen Chinesen auf und ich habe mich ins Hotel Costa Azul an den Pool gesetzt, um dort beim Bierchen an meinem Reisetagebuch zu schreiben. Hatte etwas in der Zeit überzogen und als ich gut gelaunt am Auto ankam, lag Hans weichgekocht von der Disco-Musik links und rechts auf seinem Bett. Nein, nicht nochmals so eine laute Nacht. Wir verzogen uns in eine Seitenstraße, wo der Lärmpegel erträglicher war. Wir, als Harzer Landpflanzen, sind absolut keine lärmadaptierten menschlichen Wesen und stellen während unserer Reise wiederholt fest, dass Lärm nunmal ein Stressfaktor ist.
Nächster Tag (29.01.): Wir hangeln uns quasi von einem Strand-Domizil zum nächsten. Tela an der honduranischen Nordküste liegt nicht mehr weit von La Ceiba entfernt. Ich lotse Hans per GPS zur westlichen Seite von Tela, diesmal entfernt von jeglichen Hotels und Stranddiscos. Etwas widerwillig nimmt er einen Kiesweg. Aber wir haben das Meer erreicht und ich ziehe mit Strandmatte unter dem Arm von dannen.
Nachmittags machen wir einen Gang zum öffentlichen Strand von Tela. Es ist Sonntag und irgendwie scheint sich alles auf dem Strand zu versammeln. Hans ist am Knörren. Er wäre diesmal gerne auf Teerstraße Richtung Zentrum gefahren, um dort zu parken. Auf meinen Vorschlag in Nähe unseres Strandstandortes zu übernachten, wollte er nicht eingehen. Ihn drängte es zur Weiterfahrt. Na, guter Mann, dann mach' das doch. Diesmal ließ ich den Knörrhahn bewusst etwas hängen. Soll er doch mal mit Karte aus dem Ort herausnavigieren. Solch ein Unterfangen ist bei der uns vorliegenden Karte von Centralamerika im Maßstab von 1:1.100.000 pures Rätselraten. So war es dann auch. Er kreiste wie eine Ameise im Heuhaufen.
Nach einer Viertelstunde dann der ergebene Ruf: "Hol endlich mal Dein Spielzeug raus." Mein Tablet mit der Karte war unter Verschluss. Also hoch aufs Oberdeck und ein kurzer Blick auf unseren GPS-Standort von uns genügte, um aus dem Einbahn-Innenstadtverkehr wieder heraus zu fahren. Aber überzeugen konnte ihn diese Navi-Hilfe immer noch nicht...
"Gestrandet" sind wir des Abends dann auf einem planierten Platz 40 km vor unserem Ziel La Ceiba.
Bild 1: Puerto Cortés am Strand. Blick aus der Hängematte.
Bild 2: Zwei Strandhändlerinnen ruhen sich im Schatten aus.
Bild 3: Entladung von Lastwagen nur unter bewaffnetem Schutz.
Bild 4: Nescafé wird zu einem höheren Konsumgut: Unter Verschluss!
Schon in der Nacht hatte der starke Regen angefangen und es trommelte auf das Autodach. Morgens dann erneutes Schwitzen. Schon vom Toilettengang kam ich mit lehmbeschmierten Sandalen wieder. Dann Schlingern, bis wir den lehmigen Standort zur Straße verlassen hatten. Im Dunkeln sind wir von unserem Übernachtungsplatz losgefahren.Es erwartete uns eine ganz andere Erfahrung der Tropen. Immer wieder große Überschwemmungen auf der Straße, Radfahrer teilweise in gelbem Ölzeug und natürlich ohne Licht unterwegs, rot und blau blinkende Busse, die die verschwommenen Bilder durch die Scheibe noch bizarrer werden ließen.
40 km waren es noch bis zur Hafenstadt La Ceiba und in meiner Unwissenheit lotste ich Hans erst einmal zu dem Touristenkai in der Nähe der Innenstadt. Auf der Fahrt war es uns Beiden nicht wohl in der Haut, mussten wir durch recht hohes Wasser hindurchfahren und mit dumpfen Bauchgefühlen denkt man an die Bordelektrik. Dann Enttäuschung, dass wir nicht am Fähranleger gelandet sind. Gott sei Dank war eine Polizeidienststelle vor Ort und mit Tablet bewaffnet erkundigte ich mich nach dem Weg zur richtigen "Muelle de
Cabotaje".
Es regnet unaufhörlich. Uns war schon bewusst, dass die Fähre vermutlich gecancelt worden ist. Und so war es dann auch. Ein bisschen Hoffnung ließ man uns noch für die Nachmittagsfahrt. Der Zwangsaufenthalt am Fähranleger ist mir durch Internetanschluss versüsst worden und ich hing erst einmal zwei Stunden am Telefon, um die Lieben zu Hause über unseren Verbleib zu informieren.
14:00 Uhr war dann klar. Es wird heute nichts mehr. Solche Regengüsse wie heute gibt es in Deutschland vielleicht alle paar Jahrzehnte mal. Ohne Punkt und Komma trommelt es auf das Blechdach der Fährgesellschaft. Leider sind die Wetterprognosen für die nächsten Tage auch nicht besonders sonnig. Wir beschließen aber doch, wenn möglich, die Fähre am nächsten Tag zu nehmen und ich buche gleich ein Hotel für eine Woche. Notfalls gibt es Regenjoggings und kein Schnorcheln oder Tauchen wie eigentlich geplant. Vermutlich erleben wir gerade das dicke Ende der Regenzeit in Honduras.
Als wir versuchen, einen Standplatz am Fähranleger für die Nacht zu organisieren, verweigert man uns das Schlafen im Auto. Dann halt nicht. Dann fahren wir raus und parken am Straßenrand über Nacht. O heilige Bürokratie, die anscheinend personenbedingt völlig willkürlich ist, haben wir doch in der App IOverlander gelesen, dass dies zuvor Reisenden gestattet wurde.
Juhu, der Himmel sieht heute viel besser aus. Zwar noch wolkenverhangen, aber nur leichte Schauer am frühen Morgen. Am Fährterminal erwarten mich ja gute Internetbedingungen. Also niste ich mich frühzeitig dort ein und lasse Hans im Auto in Ruhe seine Sachen packen. Die Taxifahrer waren bereits da. Das war ein Signal, dass die UtilaDream von der Insel abgelegt haben musste.
Die erste Fähre von Utila entlädt zu 99 % junge Leute. Badeschlappen, Jogginghose, Sonnenbrille, großer Rucksack: Das sind die Backpacker, nun auf der Jagd nach einem Taxi und zum nächsten Flughafen oder Bus. Ein bisschen fehl am Platze fühle ich mich als Abkömmling der reiferen Jahrgänge schon. Was soll's. Das eigene Lebensgefühl ist entscheidend und ich setzte mich selbstbewusst in den Warteraum, um den ankommenden Horden etwas zu entgehen.
"Order" von Hans war heute morgen: Ökonomisch packen, nicht zu viel mitnehmen. Also verzichteten wir auch auf die Mitnahme von Reisepässen, sondern ließen diese im Versteck im Auto. Mit Führerschein und deutscher ID-Karte wiesen wir uns beim Kauf der Tickets aus. Das sollte sich später noch etwas rächen.
Die Überfahrt war eine besondere Geschichte Kabbelige See, Wellengang. Unten im Schiff hatte man das Gefühl, ständig auf einer Achterbahnfahrt zu sein und das war kein angenehmes Magenerlebnis. Aber auf dem Oberdeck machte es Spaß, sich zwischen Säulen zu stellen und mit den Wellen mitzugehen. Da der Katamaran recht kurz war, sind wir quasi die langen, rollenden Wellenberge immer hoch und runter gefahren. Da war nichts mit Glattbügeln. Die Frontscheibe des Schiffs zeigte mal einen Wellenberg und dann mal wieder gar kein Wasser, wenn wir uns gerade im Wellental befanden. Lustig. Für wenige Fahrgäste war es gar nicht lustig und da hatte das Bordpersonal teils eine unappetitliche Aufgabe.
Auf Utila angekommen sind wir mit Tablet bewaffnet (zur Orientierung) ca. 20 min. mit Sack und Pack den Berg hinaufgewandert, wo unsere gebuchte Unterkunft "Apartments Chez Milady" sich befindet. Milady ist der wirkliche Vorname der Dame aus Honduras, die auch einen Schweizer Pass besitzt. So um die 1,5 km sind es schon. Ein bisschen Spießrutenlaufen durch den Ort ist angesagt, denn auf der Pipi-Insel sind viele Tuc-Tuc-Taxis und hauptsächlich auch Motorradfahrer unterwegs. Also war auf die Füße aufpassen angesagt, denn gnadenlos nahe fuhren die Motorisierten an uns vorbei.
Wir wurden herzlich von Milady begrüßt, nahmen unser Zimmer in Beschlag und sie hatte sogleich eine Besichtigungsfahrt durch den Ort mit uns vor. Nach kurzer Überzeugungsrede an Hans ging es auf dem Golfcart zusammen mit einem argentinischen Gast los. Gott sei Dank hatte ich mir mein Notizbuch noch geschnappt. Es war eine Fülle von Informationen, die auf uns hereinsprudelte. Wo kann man günstig Pizza essen, welche Tauchschule hat welche Vorteile, wo kann man kostenlos schnorcheln gehen und aus welchem Geldautomat bekommt man die meisten Lempiras raus. Ja, alles gut, bis auf das Geldabheben. Denn das funktionierte an keinem der beiden Geldautomaten nicht. Wir gingen in die Banco Atlantico, doch die verweigerten die Auszahlung von Bargeld, da wir uns nicht mit einem Reisepass legitimieren konnten. Merke: Ohne Reisepass bist Du in Centralamerika ein Nichts, vergleichbar mit einem illegalen Mexikaner im Trump-Land. Da kommt immer die nächste Frage: Und wie bist Du überhaupt hier ins Land gekommen? Weißt Du, dass es viel gefährlicher ist, den Reisepass im Auto zu lassen, als ihn bei sich zu führen? und und und.
Wir können es ja nicht mehr rückgängig machen. Die Reisedokumente sind in La Ceiba am Fährhafen, 50 Dollars entfernt. Zuerst haben wir einmal genügend Lempiras dabei, um Milady zu bezahlen. Aber der kümmerliche Rest heißt: Reduktion auf Schnorcheln gehen und Bananen essen. Denn die sind wirklich mit so 10 ct pro Banane günstig.
Innerlich habe ich mir auf die Schulter geklopft, dass ich im letzten Moment noch einen Topf Erdnussbutter eingesteckt habe. Ansonsten war ich frustriert. Ich wollte mich hier auf der Insel erholen. Etwas fertig von den letzten Reisetagen sehnte ich mich richtig nach Sonne, Baden, Schnorcheln, vielleicht Taucherlebnisse und Internetseite auf Reihe bringen.
Die Geschichte setzte sich dann so fort, dass wir auch nach wiederholtem Versuch am nächsten Tag (man glaubt ja an nicht gefüllte Geldautomaten) noch kein Bargeld bekamen. Das Problem ist, dass viele Kleinläden und auch Tauchschulen nur Bargeld akzeptieren. Klar, da wird an den staatlichen Steuereinnahmen vorbei gewirtschaftet.
Es folgten Telefongespräche mit den deutschen Banken. Eine Kreditkarte von Hans war gesperrt worden. Das Problem hatten wir aber schon länger mit uns geschleppt und nie geregelt. Aber unsere VISA-Karten waren freigeschaltet, keine unerlaubten Zugriffe oder falsche PINs. Es war rätselhaft.
Am dritten Tag der Misere habe ich dann versucht, an mein PayPal-Konto heranzukommen, weil uns Milady erlaubte, den Aufenthalt per PayPal zu bezahlen. Wie so oft, hat man nicht nur einmal Pech. Es fehlte mir das Kennwort von PayPal, was ich zu lange nicht mehr benutzt hatte. Eine Wiederherstellung des Passwortes scheiterte daran, dass ich keine SMS auf Handy empfangen konnte. Also keine Lösung.
Dann versuchte ich mein Glück über Western Union. In Utila gibt es eine Geschäftsstelle, die ich besuchte. Trickreich fragte ich nach, ob nicht ein Scan meines Reisepasses als Ausweis anerkannt wird. Ja, es wird! Also eine mögliche Bargeldquelle.
Im Zuge Stadtganges (der Ort heißt Utila Town) versuchte ich mein Glück wiederholt am Geldautomaten und wie durch ein Wunder spuckte dieser nun anstandslos die angeforderten 5.000 Lempiras (gute 200 Dollars) aus. Mit beschwingtem Gang ging ich erst einmal im Supermarkt einkaufen und auch der belgische Tauchwaren-Händler, der mir beim Internetzugang zur Dropbox geholfen hatte, bekam ein eisgekühltes US-amerikanisches Milwaukee-Bier.
Das selbstgemachte Müsli mit Joghurt am Abend schmeckte doppelt so gut. Jetzt können wir tauchen gehen!
Bild 1: Die Fähre UtilaDream - für Seeuntüchtige ein Alptraum!
Bild 2: Milady und Hans beim Gang zur Bank