28.02.2017 Wir übernachten in Pensacola, was im nördlichen Florida an der Golfküste liegt (s. letzter Beitrag im Februar)
Heute Morgen haben wir uns auf die Teerstraße Richtung Flughafen begeben, um von dort aus weiter das östliche Ende der Insel zu erkunden. Ziel waren einige Höhlen, die man anscheinend besichtigen kann. Wir hatten eine kleine touristische Karte dabei, die uns Anhaltspunkte zur Orientierung gab. Ansonsten - erwartet ja keine Wegweiser. Unterwegs trafen wir zwei US-Amerikaner, die ebenfalls in die gleiche Richtung marschieren wollten.
Der Flughafen ist winzig klein. Einmotorige Propellermaschinen, die man chartern kann, bringen die Fluggäste entweder zur anderen Insel Roatan oder aufs Festland. Alles ist hier (Gott sei Dank) sehr provinziell. Leider sind manche Grundstücke unaufgeräumt und voller Unrat und dieser Anblick ist nicht schön. Zumindest nicht für zwei Deutsche, die ihren Rasen zu Hause immer kurz halten....
Aber wir sind hier nicht in Deutschland sondern in Honduras. Die Insel war früher ein Hippie-Paradies und Anlaufpunkt für Backpacker. Noch heute sieht man hier überwiegend junge Leute, die hier ihren Tauchschein absolvieren wollen oder mal Tauchen-SATT haben möchten. Und die begnügen sich auch mal mit einem Schlafsaal in der Tauchschule, den es für 8 Dollar gibt.
Zurück zu unserem Gang. Wir sahen unterwegs viele abgestorbene Korallenteile (s. Bild), die umherlagen. Die Insel scheint ein einziges ehemaliges Korallenriff zu sein, was sich gehoben hat. Wir irrten eine Stunde in verschiedenen abzweigenden Wegen umher, kamen an die Küste, aber an keine Höhle. Eine Straße, die mit kleinen "Teichen" nach den Regenfällen bestückt war, ließen wir aus. Vermutlich wäre das der richtige Weg gewesen. Aber wir hatten ja noch anderes vor.
Bild 3 zeigt eine Papayapflanze mit kleinen Früchten. Hans ist Papayas für sein Leben gern.
Bevor ich die noch fehlenden Reiseberichte schreibe, habe ich mir erst einmal die Schnorchelbilder auf das Laptop überspielt. Zu neugierig war ich, ob die Nikon Coolpix S33 Kamera unter Wasser auch wirklich funktioniert und einige brauchbare Bilder liefert. Fazit ist: Sie ist besser als ich dachte. Allerdings braucht man natürlich gute Sichtverhältnisse unter Wasser und Sonne. Die Sonne war uns heute nicht immer gegönnt. Manche Bilder sind grünlich, was aber die natürliche Umgebung des Riffs darstellt. Die Bilder aus einem netten Wasserkanal entlang des Riffs haben eher Blautöne, bei Sonnenschein dann leuchtendes Blau.
Gesehen habe ich hauptsächlich die "normalen" Tropenfische. Zum Schluss war ganz in der Nähe des Kais noch eine grüne Moräne zu sehen. Das war für mich was Besonderes. Sie verzog sich aber gleich in ihr Felsenversteck und schnappte immer wieder nach Fischen. Moränen gehören zu den aalartigen Fischen und fressen Krabben oder kleine Tintenfische. Sie sind eigentlich nachtaktiv und ich habe sie bisher als recht angriffslustig erlebt. Größere Moränen können recht schmerzhafte Bisse abgeben.
Das Wasser hatte vielleicht so um die 25 Grad Celsius. Aber nach einer halben bis Dreiviertelstunde war einem schon recht kalt und ich habe mich dann (zum Entsetzen von Hans) mit einem netten tropischen Drink aufs Sonnendeck begeben. Mein Gefühl dabei: Urlaub pur! Ein Hund kam hoch zu uns und hat sich neben unsere Liegen auf eine Bank gelegt. Ach schön, Hundi kraulen und sich den Bauch von der Sonne bescheinen lassen....
Ich habe versucht, einige Namen der Fische herauszufinden. Es ist schwierig:
Bild 1: Blaustreifen-Grunzer (Barschartige)
Bild 5: ebenso ein Grunzer
Bild 7: Grüne Moräne
Auf dem Rückweg haben wir uns noch nach Kajaks erkundigt, die es zu mieten gibt. Dabei kamen mir bei der untergehenden Sonne noch andere Fotomotive vor die Linse. Man sieht schon die herannahenden dunklen Wolken. Und richtig: Als wir abends im Bett sitzen und die Bilder des Tages anschauen, trommelt wieder einmal der Regen aufs Dach....
Eigentlich wollten wir heute zu Neptuns am Coral Strand. Es gibt einen Transfer per Schiff dorthin. Aber als wir ankamen, war das Boot schon weg. Wir entschieden uns für eine Wiederholungstat bei der Coral View Strandbar. Dort angekommen, interviewten wir kurz einen Schnorchler, der gerade aus dem Wasser stieg. Dann nichts wie hinein ins Nass, bevor eine Tauchschule mit ihren Zöglingen den Abgang blockierte. Komisch heute: Als wir den kleinen Wasserkanal durchschwamen stach es mich hin und wieder in die Beine. Wie kleine Nadelstiche fühlte sich das an. Ich schaute hoch und entdeckte jede Menge Seetang und andere Wasserpflanzen. Sollten diese kleine Dornen haben?
Wir bewegten uns diesmal westwärts in eine neue Richtung und das ungute Stichgefühl auf der Haut wurde immer intensiver. Wir war immer noch nicht klar, was da ablief. Ich signalisierte Hans aber, dass ich umkehren werde. Weiter im Osten ließ es sich dann besser schnorcheln, wenn ich auch gegen die Strömung schwimmen musste. Heute sah ich weitaus mehr Fische wie gestern und der Finger am Abdrücker war recht nervös. Zurück auf unserem Sonnendeck hörte ich dann von Trisha aus Vancouver, die sich auch dort eingefunden hatte, dass wir wohl von winzigen Quallen umgeben waren, deren Tentakeln uns die Stiche verabreichten. Die Tentakeln enthalten Nesselzellen, die bei Berührung aufgehen. Es wird ein Nesselfaden ausgestossen, der in die Haut eindringt und ein "Gift" in die Haut injiiziert. Die Stiche können wie bei Ameisenbissen schmerzhaft sein. Die Haut kann mit Quaddelbildung oder Schwellung reagieren. Die Stellen mit Weinessig begießen, soll bewirken, dass die Nesselzellen inaktiviert werden, so dass nicht noch nachträglich Nesselzellen bei anhaftenden Tentakeln platzen. Manche Stellen am Bein spürte ich echt unangenehm. Aber lt. Trisha soll es in den folgenden Tagen erst richtig losgehen mit dem "Schmerz danach". Werden wir sehen. Zur Not muss eine Kortisonsalbe darauf. Wir sind recht ahnungslos in das Ganze geschwommen, denn die winzig kleinen Quallen waren wirklich nicht im Wasser zu erkennen. Das passiert uns nicht mehr. In Zukunft wird mit langem Sweat-Shirt und Legging ins Wasser gegangen.
Hans berichtete, dass es am Great Barrier Reef vor der Ostküste Australiens die Würfelqualle gibt, deren Gift mitunter tödlich für Taucher und Schnorchler sein kann. Aus diesem Grund zieht man dort zum Schnorcheln auch Ganzkörperschwimmanzüge an. Zudem steht Essig bereit, um sich die Haut danach abspülen zu können. Derartige giftige Quallen gibt es in der Karibik um Utila nicht.
Wir warteten ab, bis der Wind wieder viel Seetang und damit wohl auch Quallen weggeblasen hatte und gingen dann zu einem zweiten ausgedehnten Schnorchelgang ins Wasser. Auf dem Sonnendeck wehte immer eine schöne Brise. Fühlt sich kühl auf der Haut an. Aber die Sonne tat dennoch ihr Werk und im Zimmer angekommen, merkten wir den Einfluss der Sonne. Wir sahen aus wie zwei verbruzelte Rothäute.
Heute Morgen wollte ich eigentlich mit Trisha, die mit ihrem Mann Ross aus dem kanadischen Peterborough/Ontario gegenüber von uns wohnt, joggen gehen. Doch kurz nach 6 Uhr plätscherte es schon munter auf das Blechdach der Unterkunft. Wie vorausgesagt regnete es. Von wegen - die Regenzeit scheint noch nicht vorbei zu sein. Also wurden erst einmal einige Hausaufgaben am Computer erledigt, bevor wir dann zu Mittag zum argentinischen Restaurant "Che Pancho" nach Utila hinuntermarschiert sind, um dort Fisch zu essen.
Gleichzeitig kam uns die Idee den Nachmittag mit einer Auffrischung unserer Tauchkünste zu starten. Wir haben vor 25 Jahren unseren Tauchkurs im thailändischen Golf gemacht und waren vor sechs Jahren zum letzten Mal tauchen. Also mussten wir nochmals einen Crashkurs machen. Bei der Tauchschule Utila Watersports sind wir dann auch fündig geworden und haben für den Nachmittag etwas vereinbart. Niko aus Argentinien hat uns am Dock in flachem Wasser nochmals das Wichtigste erläutert und mit uns geübt. Das Ganze war exklusiv für uns Zwei und daher recht intensiv. Wir waren lange im Wasser und daher trotz kurzen Tauchanzügen ordentlich am Bibbern. Die Zeit drängte, da es bereits spätnachmittag war und wir zum ersten Tauchgang aufbrechen sollten. Trotzdem durften wir noch kurz in einen Long-John-Anzug einsteigen.
Danach ging es mit der Ausrüstung und neuen Tanks rauf aufs Boot und wir sind dann in die Bucht getuckert, um dort an einem Riff nochmals zu tauchen. Utila ist ja rundherum von einem Riff umgeben, wobei im Süden der Insel eher flachere Riffe vorhanden sind, während es im Norden tiefe Riffwände gibt. Dort sind auch mitunter größere Meeresbewohner wie Ammenhaie oder Walhaie zu sehen. Das Belize Barrier Riff ist nach dem Great Barrier die zweitgrößte Riff-Formation der Welt. Es zieht sich von der Halbinsel Yucatan/Mexiko über Belize bis in den Nordosten Honduras.
Bei unserem Tauchgang kam es uns mehr darauf an, unter Wasser in eine gute Schwebephase zu kommen als jetzt neue Tropenfische zu entdecken. Dennoch ist es ein anderes Erlebnis, wenn man den bunten Fischen ganz nahe kommen kann. Niko lockte eine große Wasserschnecke heran, die dann tatsächlich ihre Fühler ausstreckte und sich mit ihrem schweren Gehäuse vorwärts bewegte. Flache Flunderfische, fast nicht erkennbar im Sand, schwammen beim Antippen weg. Und dazwischen natürlich all die Papageien-, Kaiser- oder Engelfische, die es zwar nicht in rauen Mengen gab, die aber in ihrer Farbenpracht wunderschön anzusehen waren. Für 50 Euro pro Person waren diese 3 Stunden exklusives Lernen und Tauchen ein Schnäppchen.
Bild 1: Der Metzger kommt an. Rinderhälfte auf dem Golfcart.
Bild 2: So langsam fühlen wir uns auf der Insel wohler. "I love Utila"
Abends haben dann meine Quallenstiche wieder so richtig aufgeblüht. Überall, wo die Tentakeln zugeschlagen haben, hatte ich Quaddelbildungen. Wenn es allzu doll juckte, habe ich mir dann mit einer Salbe geholfen. Ich sah aus als hätte ich Masern an den Beinen. Hans zeigte weniger allergische Reaktionen. Glück gehabt.
Eigentlich hat uns Niko von Utila Water Sports um 7:30 Uhr am Dock erwartet. Aber es war morgens regnerisch und wolkig und wir blieben bis Mittags lesend und schreibend auf unserem Bett. Zwischendurch fragte ich dann an, wann die Nachmittagstauchgänge starten und um 13:00 Uhr fanden wir uns bei der Tauchschule ein.
Wir waren die einzigen Kunden von Niko und so waren wir schnell entschlossen nochmals zwei Tauchgänge zu buchen. Kim aus Korea und ihr Instructor waren mit auf dem Boot. Zuerst ging es zur Süd-Ostseite der Insel, wo wir an einer Riffwand hinabtauchten. Als nur "Open Water Diver"-Tauchscheinbesitzer (hier werden die Regeln im Gegensatz zu Thailand strikt eingehalten) haben wir eine maximale Tauchtiefe von 18 Metern. Sonst müssten wir nochmals einen Fortgeschrittenenkurs machen. Doch das reicht vollkommen, um die Korallenfauna bewundern zu können. Wir waren 50 m unter Wasser, meist auf dem Level von 11 m mit der max. Tiefe von 18 m.Hauptsächlich die unterschiedlichen Korallenformationen wie fluoreszierende Trichter, Fächer oder lange Rippenstrukturen waren interessant. Zusätzlich kam man den Tropenfischen viel näher als beim Schnorcheln und wenn man so einen Papageienfisch 20-30 cm unter sich schwimmen sieht, ist das schon ein Bild von Anmut. Niko zeigte uns Langusten mit ihren langen Fühlern und eine dicke Moräne, die wir in voller Größe und mit offenem Maul in ihrer Höhle liegen sahen. Ein Barraduca von ein Meter Länge stand hinter einem Felsen im Wasser und blickte uns an. Das war spannend.
Der zweite Tauchgang an einem Wrack hatte weniger spektakuläre Inhalte. Meine bisher größte gesichtete Krabbe saß an einem Felsen und hielt sich mit ihren Scheren fest. Insgesamt hatte das Tier so um die 50 cm. Niko wollte sie ein bisschen ärgern, zog aber schnell seine Finger wieder zurück als sie sich bewegte. Ansonsten war ich auf diesem Tauchgang mehr mit mir selbst beschäftigt. Ich hatte meine Tauchbrille etwas weiter gestellt. Dafür kam jetzt hin und wieder Wasser hinein, was ich wieder hinausblasen musste. Meine Tauch-Schwebe-Lage war auch nicht mehr so optimal und ich musste immer wieder korrigieren, was den Tauchgang etwas unruhiger machte. Da fehlt einfach die Routine.
Insgesamt lohnt sich das Tauchen rund um Utila, wenn wir auch 2011 im Hol Chan Marine Park vor der Küste von Belize beim Schnorcheln mehr Rochen und Meeresschildkröten gesehen haben, was richtig atemberaubend war. Auch das einmalige Erlebnis mit Ammenhaien und Rochen (durch Fischfutter angelockt) zusammen zu schwimmen, hat mir 2011 in der Shark Ray Alley / Belize sehr gut gefallen. Je mehr Unterwassererfahrungen man macht, umso exklusivere Erfahrungen möchte man erleben. Das Gute an unseren Tauchgängen war, dass wir unseren Divemaster für uns hatten und uns so ganz auf das Tauchen mit einem Partner und einem Tauchmaster konzentrieren konnten.
Heute wollten wir mal einen neuen Schnorchelstandort ausprobieren. Man kann mit einem Boots-Shuttle durch die Lagunen zum Coral Beach Village gefahren werden. Von dort sind es nur wenige Meter zum Strand bei Neptune's Restaurand und Bar mit einem herrlichen Riff direkt am Dock. Das wird sogar von Tauchschulen angefahren.
Das Schnorcheln war zwar auch etwas tückisch, da wir wieder frontal in eine Quallen-Ansammlung hineinschwammen. Doch es gab genügend Riffteile zum Ausweichen und so hielt es mich eine gute Stunde im Wasser. Gleich zu Anfang entdeckte ich einen Barracuda, den ich filmte. Die Sicht war leider etwas schlecht. Dann kam die Sonne immer wieder heraus und beleuchtete die Korallenstöcke, an deren Vielfalt man sich nicht sattsehen konnte.
Bei einem Ausweichmanöver, um den Quallen zu entkommen, entdeckte ich eine Ecke, die von vielen Papageifischen besucht wurde. Diese weiden die dünnen Pflanzendecken an den Korallenstöcken ab. Sie haben schnabelartige Zähne, mit denen sie an den Korallen herumknabbern. Leider schadet dies den Korallenstöcken. Es machte aber Spaß zuzusehen, wie sich die Fische gegenseitig jagten.
Bei Neptunes gibt es leckere handgeschnittene Pommes. Das passte zu diesem Strand- und Schnorchel-Nachmittag, der wieder mit einer Bootsfahrt endete. Abends kam ein stürmischer Wind auf, der die sonnenverwöhnte Haut kühlte und uns den 3 km-Gang zu unserer Unterkunft erleichterte.
Ein Video zu den Papageifischen, die mir am besten gefallen haben, zeigt die ansehnlichen Tiere aus der Nähe:
Unsere Wirtin hat uns diese Kajaktour empfohlen und ich war sogleich begeistert, weil sich Schnorcheln mit dem Paddeln verbinden ließ. Allerdings haben wir ihren Ratschlag, auf eine kleine Insel zu paddeln und dann auf der Außenseite des Riffs zu schnorcheln nicht befolgt. Es war uns einfach zu viel Brandung und wir wussten nicht, ob wir eine gute Landungsstelle finden würden. So blieb es beim Schnorcheln auf der der Küste zugewandten Riffseite. Trotzdem sah Hans einen Adlerrochen und eine große Moräne.
Ich hatte heute etwas Pech mit meiner Maske, die immer wieder anlief. Anscheinend hatte ich sie vorher nicht richtig gereinigt. Und so blieb ich hinter Hans zurück und trieb mich an den kleinen Felsen und Korallen herum. Das Wasser war schön klar und zum Fotografieren geeignet.
Auf der Rückfahrt haben wir einen weiteren Doppelkajak eingeholt und den Rest der Strecke mit Gegenwind in der Lagune wurde dann zum kleinen spielerischen Wettkampf zwischen den beiden Kajaks. Gewinner war das Keinhorst-Boot, das zuerst anlandete. Ein Paddler aus dem "feindlichen Lager" zollte uns Achtung. Na ja, hätte mich Hans nicht so angetrieben, dann hätte ich mich nicht so ins Zeug gelegt....
Heute sah ich zum ersten Mal in diesem Urlaub einen Rotfeuerfisch, vermutlich einen pazifischen Rotfeuerfisch. Er ist ein Eindringling und wurde von Schiffen aus dem Pazifik (Malaysia bis Japan) in die Karibik eingeschleppt. Es wird auch davon gesprochen, dass Aquarianer Rotfeuerfische ausgesetzt haben. Da er kleinere Fische auf seiner Speisekarte hat, gefährdet er damit auch den Bestand an tropischen Fischen. Man jagt diesen Fisch daher. Unsere Wirtin hat uns Hamburger mit "Lionfish-Filets" (so heißt er auf englisch) empfohlen.
Der Rotfeuerfisch hat auf seinem Rücken stachelige Strahlen, die ein starkes Gift aufweisen. Beim Menschen führt ein Stich zu heftigen Schmerzen und weiteren Nebenreaktionen. Es ist aber bisher kein Todesfall bekannt. Die Fische jagen gern in Gesellschaft und treiben sich die Jagdbeute zu.
Der Rotfeuerfisch ist in der linken unteren Ecke des Bildes zu sehen.
Wir hatten am Vortag schon unsere Tickets für die Nachmittagsfähre um 14:00 Uhr geholt. Somit war genügend Zeit vorhanden, um noch einen letzten Schnorchelgang zu unternehmen. Diesmal haben wir uns unten im Ort ein Tuk-Tuk-Taxi genommen. Dabei mussten wir erst einmal handeln. Die lieben Taxifahrer versuchen es einfach bei Fremden etwas mehr zu verlangen. Am Ende der Fahrt hatte er nicht einmal Wechselgeld dabei. Somit vereinbarten wir, dass er uns um 11:00 Uhr wieder vom Strand abholen würde und dann könnten wir das gesamte Fahrgeld entrichten.
Wer dann nicht um 11:00 Uhr da war, war natürlich unser lieber Chauffeur. Wir waren uns sicher, dass er mit Verspätung eintreffen würden (er hatte ja noch kein Geld bekommen) und setzten uns erst einmal zu Fuß in Bewegung. War auch ganz gut so, denn so trafen wir Ross und Trisha, unsere Apartments-Nachbarn und konnten uns von ihnen verabschieden. Das Abschiedsfoto seht ihr unten. Leider stand die Kamera noch auf Unterwasser-Modus und das Foto ist in Teilen etwas unscharf geworden.
Derweil traf auch unser Tuk-Tuk mit vielen Entschuldigungen ein und wir waren somit schnell wieder oben auf dem Berg bei unserem Domizil. Letztes Duschen und dann standen wir mit Sack und Pack auch schon wieder an der Straße und warteten auf unseren Spezialfahrer, der diesmal pünktlich auf die Minute eintraf, um uns zum Abschiedsessen im argentinischen Restaurant Che Pancho zu fahren.
Wir waren satt und auch "Insel-Satt". Die vergangenen 7 Tage waren abwechslungsreich gewesen, sowohl was das Wetter wie auch die Aktivitäten anbelangte. Wir freuten uns wieder auf die Weiterfahrt und das Erkunden anderer Ecken von Centralamerika. Die Insel Utila sollte der südlichste Punkt unserer einjährigen Reise sein. Nun ist geplant, wieder nach Guatemala einzureisen, um bei Antigua (Nähe Guatemala City) die Vulkanwelt kennen zu lernen.
Nach einer ruppigen Überfahrt nach La Ceiba konnten wir mit dem Parkplatzwärter am Fähranleger vereinbaren, dass wir noch bis 17:00 Uhr auf dem Parkplatz bleiben konnten. Das Auto war stickig und heiß. Im Motorraum hatte sich auf den Isolationsmatten Schimmel in dem feuchtschwülen Tropenklima gebildet. Erst einmal gut durchlüften und ein kaltes alkoholfreies Bier trinken. Der Kühlschrank hat dank Solarzelle die ganzen Tage gut funktioniert.
Ich verzog mich gleich nochmals zur Fährgesellschaft und konnte dort dank Internet meine Post bearbeiten. Die Nacht verbrachten wir vor dem bewachten Zugang zum Fährdock.
Uns war klar, dass wir uns erst wieder vom Inseldasein an die Gegebenheiten einer Großstadt gewöhnen mussten. Obwohl man auf Utila auch stets auf der Hut sein musst, nicht von einem Motorradfahrer angefahren zu werden, war das im eigenen Auto sitzend doch nochmals mit anderen Gefühlen verbunden. Jeder fährt quasi, wie er lustig ist. Durchgezogenen Striche werden nicht beachtet. Es wird grundsätzlich überholt, wenn etwas Platz ist, sich mit dem Auto durchzuquetschen. An Kreuzungen wird man ständig gnadenlos genötigt. Andere Verkehrsteilnehmer fahren einfach in die Kreuzung ein. Ist man gnädig und lässt jemand einscheren, kommen gleich mehrere Fahrzeuge ebenfalls aus den Seitenstraßen in die Kreuzung geströmt und man muss sich als Vorfahrtsberechtigter sein Recht erboxen, indem man einfach auch in den Kreuzungsbereich vorstößt. Kavalierstaten werden von den Wartenden mit lautem Hupen bestraft oder man wird einfach gefährlich überholt.
Vor den Toren der Stadt findet man viele Ananasplantagen. Auch Zuckerrohr wird angebaut. La Ceiba ist die drittgrößte Stadt Honduras, was wie einige der zentralamerikanischen Staaten, im 16. Jahrhundert von den Spaniern besetzt und verwaltet wurde. Die Spanier waren vor allem an den Gold- und Silbervorkommen im Zentrum Honduras interessiert, die sie ausbeuteten. Dabei gab es aber große Auseinandersetzungen mit der inidgenen Bevölkerung (den Lencas), die sich im 16. Jahrhundert unter ihrem Führer Lempira heftig widersetzten. Als dieser ermordert wurde, brach der Widerstand zusammen.
Nach 150 km navigiere ich Hans zu einem Einkaufszentrum, wo wir uns erst mal wieder zwei Stunden in einem kühlklimatisierten Bereich bei Einkauf und Imbiss erholten. Dann geht es weiter Richtung Copan nahe der guatemalischen Grenze. Neben der Straße sieht man in der Sonne immer wieder Kaffeebohnen auf Planen zum Rösten ausgebreitete. Es geht teilweise nur langsam vorwärts und wir brauchen vier Stunden für die restlichen 160 km. Dann haben wir das kleine Bergdorf Copan Ruinas in der Nähe der bedeutenden Maya-Ruinen von Copan erreicht.
Der Abend war erholsam. Wir fanden eine kleine Parkmöglichkeit vor dem Zentrum Copans, die man auch gut zum Übernachten nutzen konnte. Im Zentrum befinden sich im Kolonialstil erbaute Häuser. Die Straßen sind teilweise mit großen Kieselsteinen bepflastert und der Ort macht insgesamt einen gut renovierten, sauberen Eindruck. Es gibt eine Vielzahl von Hotels und Restaurants. Das Dorf liegt an einem Berghang und die Straßen sind sehr steil angelegt. Man glaubt kaum dass die Tuk-Tuks die Anstiege nehmen können. Wir beschäftigen uns eine Stunde lang mit der Restaurantsuche und haben dann mit Einbruch der Dunkelheit unser Wahl-Restaurant aufgesucht. Das war eine kleine Entschädigung für die Hitze und sonstiges Ungemach tagsüber auf der Straße.
Bild 1: Kaffeebohnen, die zum Trocknen ausgelegt sind
Bild 2: Personentransport auf einem Pickup
Bild 3: Kleines Agrar-Fachgeschäft in Copan Ruinas
Bild 4: Schöner Grundstückseingang in Copan Ruinas
Bild 5: Steile Straße in Copan R.
Bild 6: dito
Bild 8: Ein "Hühnerbaum"
Wir hatten eine gute Nacht. Allerdings muss man sagen, dass die Menschen hier früh aufstehen und aktiv sind. Bereits um 5:30 Uhr meinte ein Lastwagenfahrer, dass er sein Gefährt anlassen muss. Längere Zeit ließ er den Brummi warmlaufen und immer wieder gab es auch Gasgeheule, damit der Wagen auch ja richtig warm wurde, so dass an ein Weiterschlafen nicht zu denken war.
Somit schlossen wir uns nach kurzem Kaffeegenuss an und begaben uns auch auf die Straße. Bis zur Grenze war es nicht weit. Kurz vor der Grenze hatte sich eine Lastwagen-Schlange gebildet. Also aussteigen und erst mal schauen, was los ist. Die Grenze ist offen. Die Lastwagenfahrer warteten wohl alle auf Abfertigung. Wir passierten eine Schranke und holten uns beim honduranischen Migrationsbüro brav unseren Ausreisestempel für den Reisepass.
Nun kamdas Einreiseprozedere für Guatemala. Mit diesen besonderen Grenzbeamten hatten wir ja schon unsere liebe Müh' und Not bei der Ausreise. Denn ein fehlender Einreisestempel war bemerkt worden und wir mussten eine saftige Strafe zahlen. Diesmal dauerte es zwar lange, bis die liebe Dame unsere Resttage (wir hatten von den zugestandenen 90 Tagen schon einige "verbraten") ausgerechnet hatte. Aber dann kam der erlösende Stempel mit der Eintragung von 73 Resttagen - juhu, wir können wieder einreisen.
Zu früh gefreut - als wir die Schranke passieren wollten, wies uns ein Beamter daraufin, dass wir noch einen Einfuhrstempel auf die Autounterlagen einholen müssten. Wozu das? Bis jetzt wollte keiner unsere Importunterlagen des Fahrzeuges sehen. Es kam uns spanisch, nein guatemalisch, vor. Also nochmals parken und raus aus dem Auto. Sehnsüchtig schauten wir auf die Schranke. Beinahe wäre es so weit gewesen...
Auf einer Bank saßen vier Lastwagenfahrer und warteten auf Abfertigung. Der Beamte von der Schranke half nach der Aufforderung von Hans und reichte unsere Unterlagen dazwischen. Schließlich ging es wohl nur um einen kurzen Check. Der schaute sich das Ganze an und legte es wieder zur Seite. Eins nach dem anderen...
Dann kam es: Zuerst in spanisch, dann mangels Verständnis von uns über den Google Übersetzer machte uns der liebe Fahrzeugzuständige klar, dass auf den Fahrzeugunterlagen der Stempel der letzten Ausreise fehlte und dass er uns deshalb so nicht einreisen lassen könnte. Es kam ein langes Hin und Her. Wir wollten den Chef sprechen. Der war nun aber im Urlaub und machte zudem eine Fortbildung. Half nichts. Dann unsere Frage nach der Lösung, die er uns anbieten könnte. Na ja, wieder zurückfahren an die Grenzstelle, wo wir eingereist sind. Denn die haben es ja schließlich verbockt, uns einen Stempel in die Unterlagen zu geben. Spinnt er? Wir fahren doch nicht wieder nach Honduras und dann in großem nördlichen Bogen gen Guatemala. Der Konversationston wurde von unserer Seite lauter und rauer. Das war die Höhe. Wir beide blieben beharrlich an dem Fensterchen stehen und machten ihm klar, dass wir heute noch zur Stadt Antigua fahren würden, denn dort hätten wir schließlich gebucht und würden erwartet werden (Na ja, das war ein bisschen geflunkert....). Unter unserem Druck und der wartenden Bank der Lastwagenfahrer kam dann nach langem Lamento und viel Google-Geschribsel eine Handbewegung mit der Bemerkung "pasado". Nachfrage von uns: Dürfen wir passieren? "Pasado". Na, dann her mit den Fahrzeugunterlagen.
An der Schranke musste der Beamte dann noch mal die Zusicherung einholen und dann endlich ging der Schlagbaum hoch. O gesegnetes Guatemala, du wirst uns ewig in Erinnerung bleiben. Es lebe die Beamtenwillkür und -unfähigkeit!
Wer jetzt aber glaubt, dass wir eine ungehinderte Fahrt haben würde, der hat sich getäuscht. Gute 50 km kamen wir voran und vor der Stadt Chiquimula dann wieder Stau. Ich wieder raus und habe dann Touristen vor einem Reisebus interviewt. Wieder eine Demonstration, diesmal guatemalische Rancher. Sie standen schon eine Stunde im Stau. Doch anscheinend können Privatfahrzeuge durch. Also teilte ich Hans mit, wür können die Schlange überholen. Pustekuchen. Nach einem knappen Kilometer dann auch Ende für uns an einer Tankstelle. Gott sei Dank fanden wir einen Parkplatz und konnten die Gegenspur freimachen.
Und dann warteten wir mit einer Eselsgeduld und vielem Lesen, Essen und Berichte im Computer schreibend vier Stunden lang, bis die Blockade wieder aufgelöst wurde. Es war nachmittags gegen 14 Uhr, als unser Wagen wieder rollte. Auf der Gegenfahrbahn aus Guatemala-Stadt kommend hatte sich eine Schlange von gut und gerne 10 km angesammelt. Wir waren nur froh, dass es bei uns vorwärts ging. Doch Baustellen sorgten immer wieder für Engpässe. Entnervt haben wir uns dann zu einer Imbisskette begeben. "Pollo Campero" verspricht in Guatemala saftige, krustige Hähnchenschenkel. Die haben wir im Auto verspeist. Dann die Blitzidee: Wieso nicht einfach hier übernachten? Wir waren beide am Ende und hatten keine Lust mehr auf sich verdichtenden Verkehr vor Guatemala-Stadt.
Zuerst ging ich zu den Parkplatzwächtern, die nichts dagegen hatten. Ich solle mich aber direkt im Imbiss versichern, ob es gehen würde. Nächster Anlaufpunkt war die Empfangsdame bei Pollo Campero, die total nett war. Doch der Chef musste noch interviewt werden. Als ich ein Frühstück bei der Kette versprach und dieser dann nickte, kam Erleichterung auf.
Wir haben den Abend dann noch im Restaurant bei diversen Leckereien verbracht und die Internetseite konnte wieder mal gepflegt werden. Dank an einen einsichtigen Restaurantleiter...
Bild 1: Schulkinder in Schuluniform
Bild 2: Gegensätze - Pferdewagen und LKW-Transporter
Bild 3: Sonnenschutz - auch auf dem Fahrrad
Gut, dass wir am Vortag nicht noch durch die Großstadt Guatemala-City Richtung Antigua gefahren sind. Die Fahrt durch die größte Stadt Zentralamerikas brachte schweißnasse Hände und die sogenannte Umfahrung, die Preferico, fühlte sich bauchmäßig nicht wirklich als eine Umfahrung des Innenstadtverkehrs an. Einen Abzweig sind wir falsch gefahren, aber dies brachte uns eine Erholungspause. Denn wir folgten auf dem falschen Abbieger einem Schild, was zu einem Einkaufszentrum an einer Verkehrsinsel führte. Hier tauchten wir kurz vor 10 Uhr wieder ein bisschen in eine westliche Einkaufswelt mit vielen uns bekannten Marken-Fachgeschäften ein. Während diese teilweise noch geschlossen hatten, war die Imbissmeile schon offen und wir genehmigten uns bei Subway einen Angebots-Sub. Die Stunde in der noch halb schlafenden Einkaufs-Mall brachte die innere Erregung wieder auf ein Normalmaß. Danach ging es hinab nach Antigua.
Und zwar im wahrsten Sinne hinab. 400 Meter Höhenunterschied auf supersteiler Straße im jaulenden 2. Gang und dann – Antigua mit Kopfsteinpflaster in der ganzen Stadt. Ich lotste Hans erst einmal zum Hauptplatz, dem Zócalo, um mich dort weiter nach dem Campingplatz der Tourismus-Polizei zu erkundigen. Der ist nämlich in Innenstadtnähe und gratis. Wird somit gerne von reisenden Campern, wie wir es sind, angefahren. Nach zweimal fragen hatte ich den Campingplatz dann endlich auch auf meiner Navikarte entdeckt. In einem Innenhof einer Seitenstraße war der geräumige Platz hinter hohen Mauern zu finden. Kurze Formalitäten beim Einchecken und ein Versprechen, dass wir Fotokopien unserer Reisepässe nachreichen, brachten uns den Zugang.
Bei anderen Campern bekamen wir dann gute Tipps, wo man günstig essen kann und so tigerten wir zu unserer ersten (und einzigen) Tour in Antigua los. Auf dem Hauptplatz boten Maja-Frauen ihre Waren, bestimmt irgendwo in Asien hergestellt, an. Die Bänke waren teils mit Einheimischen, teils mit Touristen besetzt, die von den Händlern angelaufen wurden. Um den Platz tourten Pferdekutschen und der Innenstadtverkehr. Insgesamt ein buntes und lebhaftes Treiben. Nach einigem Suchen und Nachfragen fanden wir die beiden uns empfohlenen Restaurants und entschieden uns für das kleinere Café Santa Clara, was unweit der gleichnamigen Kirche etwas versteckt in einer Gasse lag.
Noch ein zweiter Rundgang und wir kamen dort zur Hauptessenszeit im Dunkeln an. Das Restaurant des Cafés hatte sich schon gefüllt. Es war Karaoke-Abend. Wir verzogen uns gleich auf die zweite Ebene, was aber auch nicht so eine gute Idee war. Denn mit Beginn der Musik war für uns ein Essen mit Bass-Gewummere angesagt. Ein schon in die Jahre gekommener Sänger in weißem Anzug intonierte dazu Herz-Schmerz-Lieder. Für die an den Tischen sitzenden Einheimischen anscheinend ein besonderer Genuss. Für uns das Ende jeglicher Konversation bei Tisch und der Verdauung war es auch etwas abträglich.
Ein Gang durch das nächtliche, kühle Antigua vorbei an dem ehemaligen, großzügig beleuchteten Regierungsgebäude aus der Zeit Antiguas als Hauptstadt brachte dann die für den Nachtschlaf nötige innere Ruhe. Antigua liegt auf über 1.600 m Höhe und zum ersten Mal müssen wir nicht mehr ständig schwitzen. Die Stadt ist die ehemalige Hauptstadt der spanischen Kolonialgebiete in Zentralamerika. Dieser Status hatte von 1543 – 1773 Bestand. Die Stadt wurde immer wieder durch Erdbeben heimgesucht und daher entschied man sich in späteren Jahren für die Verlegung auf die Hochebene nach Guatemala City.
Seit 1979 steht die Stadt auf der Liste der UNESCO-Weltkultur Denkmäler. Sie weist einen guten Bestand an kolonialen Bauten auf. Antigua oder genauer La Antigua Guatemala hatte einmal über 50 Kirchen und Kapellen. Relikte dieser Zeit sind heute noch zu sehen. Die Stadt wird außer zum touristischen Besuch auch gerne von Ausländern zum spanischen Sprachenstudium genutzt.
Der Tag X ist gekommen. Wir sind in Antigua, was von den drei Vulkanen Agua, Fuego und Acatenango umgeben ist.
Zumindest ein „bisschen“ Wandern an den Hängen des erloschenen Vulkans Acatenango war angesagt. Eigentlich war uns von Marion und Alfred empfohlen worden, eine Übernachtungstour zu machen, um den Sonnenuntergang am nahe liegenden aktiven Vulkan Fuego zu betrachten. Aber irgendwie war uns nicht nach Zeltaufbau in Vulkanasche und wir ließen für den heutigen Tag offen, wie weit wir am Acatenango gehen würden.
Gut von Mitcampern in Antigua beraten, fanden wir den kleinen Weiler La Soledad. Von dort führt der Wanderweg an den Hängen des Acatenango zu dessen Gipfel hinauf. Einen Führer wollten wir uns nicht nehmen. Es war Samstag und wir hofften auf bevölkerte Wanderwege. Wir entrichteten brav den Obulus für den Nationalpark (100 Quetzales, d. h. ungefähr 15 Dollar für 2 Personen) und um 10:30 Uhr ging es ganz entspannt mit viel Wasser im Gepäck los.
Unsere innere Verfassung änderte sich, als wir auf Gruppen trafen und tendierte immer mehr zur Gemütsverfassung von „Gipfelsturm“. Der Weg war vom Regen des Vortages noch durchfeuchtet und verlief zuerst einmal in einem tiefen Graben geradewegs den Hang hinauf. Nachdem man einige Felder passiert hatte, kam man in den Wald, wo der Pfad sich dann angenehmer hinaufschlängelte. Zu unserer Verwunderung gab es unterwegs zwei Imbiss-Stände, wo Heißgetränke und Snacks angeboten wurden. Wir befanden uns nun in einem Nebelwald, der noch tüchtig tropfte. Der Weg war so steil, dass man ordentlich ins Schwitzen kam.
Dann endlich trat man aus dem Wald heraus und es eröffnete sich ein Blick hin zu großen Wolkenmassen, die sich über dem Tal angesammelt hatten. Es war ein erhebendes Gefühl, so von oben auf die Wolkenpacks hinunter zu schauen.
Der nächste Abschnitt des Weges war dann kraftzehrend. Wieder gab es tiefe Gräben, in denen sich loser Vulkansand befand. Um nicht zu viel Kraft zu verlieren, war eine ökonomische Wegsuche angesagt und ich lief so oft es ging auf den Grabenrändern. Hans war nicht mehr zu sehen. Schon lange hatte ich ihn aus dem Blick verloren. Scheinbar war er in einer super Tagesform oder er hatte einfach mehr Biss beim Bergaufgehen wie ich. Dass er hart im Nehmen ist, hat er auf unserer Reise schon mehrfach bewiesen.
Erst als ich mich den letzten langen Anstieg (ca. 200 m Hohenunterschied) hinaufmühte, kam Hans mir von oben entgegen. Hochbeglückt ob der guten Aussicht auf den spuckenden Vulkan Fuego stieg er zum Sattel hinunter, wo er auf mich warten wollte. Ich hatte es dann nach weiteren 50 Höhenmetern auch geschafft und befand mich am Rande der Caldera des Acatenango. Eine Caldera ist ein kesselförmiger Krater eines Vulkans. Die Caldera des Acatenango ist nicht mit Wasser gefüllt.
Vor mir lag er, der Fuego. Vier Jungs aus Guatemala-City hatten es sich auf dem Boden bequem gemacht und waren dabei zu fotografieren. Freundlich wurde ich von ihnen begrüßt. Als ich nachfragte, wie lange sie für den Aufstieg gebraucht hatten, antworteten sie mir mit 6 Stunden. Nun wollten sie auch meine Zeit wissen und als sie meine Zeit von knapp 4 Stunden vernahmen, war dann das Eis gebrochen. Ich war deutlich in ihrer Achtung gestiegen und sollte mich für ein Foto hinstellen, so ihre Ansage. Und so verbrachten wir längere Zeit damit uns gegenseitig zu fotografieren und die Ausstöße des Fuegos abzuwarten, der sich so jede Viertelstunde mal meldet. Zum Schluss erfragten sie meine Mailadresse. Na, ich bin mal gespannt, ob ein Foto bei mir eintrudelt...
Ich ging vor den Jungs zurück, hatte mich aber etwas verstiegen und so trafen wir auf dem Sattel wieder aufeinander. Dort zeigten uns die Vier einen alternativen Abstiegsweg, der viel näher sein soll. Die Jungs liefen los, wir zwei Grauhaarigen hinterher. Das Ganze ging dann bis zur Hälfte des Abstiegs, wo sie eine Pause einlegten. Wir Beiden blieben bei unserem Joggingtrott und tatsächlich - nach insgesamt 100 Minuten waren wir wieder an unserem Parkplatz in La Soledad angelagt.
Hans hatte am Abend weiterhin ausgesprochen gute Laune: Der Gute hat mir doch heute 40 Minuten abgenommen und war in 3 Stunden und 15 Minuten auf dem Gipfel gewesen.
Uns Beiden war klar: Der Muskelkater würde nicht lange auf sich warten lassen. Die letzten drei Wochen wollte keiner von uns in der Hitze joggen und es fehlte zudem auch an den guten Möglichkeiten dazu. Das rächt sich.
Höhendifferenz:
La Soledad: 2.400 m
Acatenango: 3.976 m
Hier ein Video von dem Fuego, der gerade eine Rauch-/Aschewolke ausstößt.
Weitere Bilder von diesem unvergesslichen Tag:
Bild 5 zeigt den Vulkan Agua und unten am Fuß die Kleinstadt Antigua.
Heute ist mir Navigationskünstler ein Fehler unterlaufen, der uns zum Schwitzen brachte. Eigentlich gebe ich keine Routen in die Karten meines Tablets oder Smartphones ein, sondern verfolge lediglich unseren GPS-Standort auf dem Computer, damit ich sehe, ob wir richtig fahren.
Heute war ich so faul und habe einfach die Route von Antigua nach Panajachel anzeigen lassen. Der Kardinalfehler war, dass ich nicht mehr mit der Karte gegengecheckt habe, ob diese Route auch sinnvoll ist. Also blindes Vertrauen in das Navigationssystem, diesmal in "maps.me". Tja, und dann habe ich Hans einfach auf diese Route gelotst. Wohin uns das gebracht hat? Erst einmal kurvten wir durch enge Gassen in dem Städtchen Patzun und danach ging es in ein Schluchtensystem auf einer derart schlechten Straße mit vielen Schlaglöchern, dass wir mehrfach überlegt haben umzukehren. Wir waren uns bis zum Schluss nicht sicher, ob wir wirklich durchkommen.
Höhepunkt des Ganzen war dann noch die Sperrung an einer zerstörten Brücke. Und die Umfahrung führte durch ein Flussbett. Gott sei Dank fuhren zwei Pickups vor uns, so dass wir absehen konnten, wie tief das Wasser denn ist. Hans und mir kamen unwillkürlich Erinnerungen an unsere Islandfahrt auf, als wir in das Flussbett hinabfuhren. Nur hatten wir leider keinen Landrover Defender unter dem Hintern, sondern einen Ford Transit, von dem wir nicht genau wussten, wie gut seine Traktion auf dem Flussbett denn sein würde. Es ging. Sogar besser als gedacht. Doch danach war Pinkel-Stop angesagt.
Auf unserer Sondertour kamen uns so 30 - 40 Läufer entgegen, teilweise recht gute Läufer, die sich die steile Straße am Schluchtabhang hinaufmühten. Bestimmt war es ein Wettkampf, wenn auch ohne Startnummern. Guatemalas Sportler haben es schwer, geeignetes Trainingsterrain zu finden. Radrennfahrer haben wir auf der Autobahn vielfach erlebt, wobei sie nach hinten durch ein Begleitfahrzeug mit Blinklicht abgesichert wurden. Jogger müssen halt entlang der Straßen laufen und Abgase einatmen.
Für die 78 km von Antigua bis nach Panajachel haben wir 4 Stunden Fahrzeit benötigt. Ich glaube, das sagt alles. Als Fazit können wir sagen - Guatemalas Infrastruktur ist kein Stück nach vorne gekommen. Was die Straßen anbelangt, haben wir eher das Gefühl, dass alles schlechter wird. Dies wurde uns in Panajachel auch von einem Einheimischen, der aber auch immer wieder Europa bereist, bestätigt. Das Land ist stark vermüllt und man hat das Gefühl, dass die Bevölkerung unkontrolliert wächst.
In Panajachel sind wir wie schon vor 6 Jahren auf dem Gelände des Hotels Vision Azul untergekommen. Das Hotel ist geschlossen worden, aber eine Nachbarin verwaltet noch das kleine Schwimmbad und das Campinggelände. Die 60 Quetzales pro Nacht (so um die 8 Dollar) sind gut angelegtes Geld. Wir haben Duschen und Toiletten und ausreichend Möglichkeiten zum Wäsche waschen.
Hans meint, Wäschewaschen sei meine Lieblingsbeschäftigung. Da irrt er. Aber wir haben unsere Vulkanaschen-Kleidung vom Acatenango noch in Tüten verpackt liegen und ich bin froh, wenn wieder alles auf Reihe ist. Während ich am Wäscherubbeln bin, räumt Hans das Fahrzeug auf der unteren Ebene leer. Unser Akku-Staubsauger kommt zum Einsatz. Danach werden die Fahrräder inspiziert und der Träger wird überholt. Eine ständige Brise hilft beim Wäschetrocknen, so dass wir am Spätnachmittag zu Fuß in das kleine Städtchen Panajachel spazieren können. An einem Pizzastand belohnen wir uns für den (typisch deutschen) Arbeitseinsatz heute.
Es fiel uns nichts Anderes ein. Um sich körperlich austoben zu können, war die Tour auf den Vulkan San Pedro auf der gegenüberliegenden Seite des Sees einfach zu gut. Wir kamen ein bisschen verzögert los und so nahmen wir ein Tuc-Tuc zum Bootsanleger. Punkt 8:30 Uhr startete die 20-minütige Tour über den See. Kaum Wellen waren zu sehen. Wir wussten aber, dass sich dies schnell ändern könnte. Am Lago Atitlan weht ein gerne öfters ein stärkerer Wind.
Angekommen in dem Ort San Pedro, wurde man von Taxifahrern fast überrannt, die uns hinauf zum Startpunkt der Wanderung auf den Vulkan chauffieren wollten. Nein danke - wenn hiken, dann vom Bootssteg bis hinauf auf den Gipfel.
Der Vulkan San Pedro ist der älteste der drei Vulkane, die sich am See befinden. Er ist längst erloschen. Es gibt noch den Vulkan Toliman und den Atitlan. Beide sind inaktiv und man kann sie ebenfalls besteigen. Die Touren sind allerdings aufwändiger. Der Atitlansee selber ist durch eine Eruption eines Vulkans vor 84.000 Jahren entstanden und entspricht der Caldera, also einem Kratersee. An seinem tiefsten Punkt ist er 340 m tief und damit der tiefste See in Zentralamerika. An den Hängen des Sees wird viel Kaffee angebaut. Auf der Höhe von gut 1.600 Metern kann man diesen getrost als Hochlandkaffee bezeichnen. Anscheinend gibt es auch den Anbau von Avocados, Bohnen, Kürbis, Gurken und Tomaten und natürlich - wie überall in Guatemale die steilen Maisfelder, die jedes mögliche Erdfleckchen bedecken.
Während wir so durch den Ort maschierten, wurden wir an der Straße natürlich von einigen Wanderaspiranten im Tuc-Tuc-Taxi überholt. Na, wartet nur! Noch ist nicht aller Tage Abend.
Am Eingang des Nationalparks Vulkan San Pedro wurden wir tüchtig zur Ader gelassen - unter Protest. Jeder sollte fast 15 Dollar für den Eintritt bezahlen. Nein, wir sollten keinen Führer. Dennoch blieb es bei dem Preis. Jetzt muss man sich da hochmühen und soll dann noch doppelt so viel bezahlen wie am Acatenango, der eine größere Herausforderung darstellte. Grummelnd rückte Hans das Geld raus.
Wir sollten dann doch mit einem sogenannten "Guide" los. Der hatte aber ein Einsehen und ließ uns vor. Bald stiefelte jeder von uns Beiden für sich den Wanderweg hinauf. Hans stürmte los, ich eher ächzend hinterher. Zu meiner Entschuldigung muss ich aber sagen, dass ich meist mehr an Rucksackladung mitführe. Die große Kamera und mehr Kleidung lassen mich ordentlich schwitzen.
Unterwegs gab es einige nette Ausblicke, wo man Fotos hinunter nach San Pedro machen konnte. Ja, und das eine oder andere bekannte Gesicht aus einem Tuc-Tuc traf man dann auch an. Leider kamen Richtung Gipfel immer mehr Wolken auf und oben angekommen, war dann die Sicht hinunter auf den See versperrt. Schade! Deswegen hatten wir uns eigentlich auf den Weg gemacht.
Hans war schon ein bisschen am Schlottern, weil er auf mich warten musste. Ich ließ es langsam angehen und futterte erst einmal Müsliriegel, während mein Göttergatte sich schon wieder auf den Abstieg machte. Dafür bekam auch Luna, die Hündin eines Führers, ein bisschen was von meinem Riegel ab.
Auf dem Abstieg hatte ich Gelegenheit mit einem Australier ins Gespräch zu kommen, der auf seinen Reisen hauptsächlich Vulkanstandorte auf der ganzen Welt besucht. War total interessant und ich kam mir wie ein Reise-Waisenkind vor. Unten in dem Ort San Pedro stieß er wieder zu uns und wir tourten gemeinsam durch die Straßen auf der Suche nach einem ansprechenden Ess-Lokal. Wir wurden nicht fündig, sondern landeten stattdessen mit 10 Brötchen, Mandarinen und einer Cola im Gepäck im Boot. "Zu Hause" angekommen gab es dafür eine ganze Pfanne voll Rührei mit Speck und einen leckeren grünen Salat. Die Guatemalen können uns mal kreuzweise - wir können selber kochen....
Ach ja, der Australier hatte sich auf der Wanderung mit jungen Rucksackreisenden unterhalten. Jetzt wissen wir auch, weshalb der kleine Seeort San Pedro so gerne von jungen Reisenden angelaufen wird: Anscheinend kommt man in den Hostels locker an Drogen heran...
Höhenunterschiede:
Ort San Pedro: ca. 1.600 m
Vulkan San Pedro: 3.018 m
Von Hans kam die glorreiche Idee, vielleicht im Oberdeck, wo ich schlafe, doch mal alles auf Reihe zu bringen und vor allem den Fahrzeughimmel nach Schimmel abzusuchen. Nicht so ganz abwegig, stand doch unser Auto in Honduras in einem sehr feuchten Klima eine ganze Woche lang am Fähranleger.
Also haben wir draußen eine Plane ausgebreitet und ich habe schön der Reihe nach unseren Materialsack und alles, was sich da oben sonst noch angesammelt hat (Frau kauft auch gerne ein...) nach draußen befördert. Während ich meine Bettwäsche einen Tauchgang in Waschwasser verpasste, inspizierte Hans mein Schlafdomizil mit der guten Nachricht, dass kein Schimmel vorhanden ist. Da die kompletten Matrazen draußen waren, war dies die Gelegenheit, alle Schrauben und Lagerungen der zusammenschiebbaren Betteile zu prüfen. Denn während der Fahrt quietscht es in unserer Kutsche und der Verdacht kam auf, dass die Bettteile auf der Schiene scheuerten. Tatsächlich rieb Metall auf Metall und Hans polsterte die Auflagefläche mit klebenden Schaumstoffteilen.
Danach hatte ich wieder die Gymnastikübung, den Materialsack zu füllen und meine persönlichen Siebensachen nach oben zu verfrachten. Ergebnis: Ich habe nun wieder viel mehr Platz zum Schlafen, weil ich einfach alles mal platzsparender verstaut habe. Auf gut duftendem Spannbetttuch schlief es sich auf jeden Fall gut.
Bild: Unser Standplatz auf dem Gelände des Hotels Vision Azul nahe Panajachel/Guatemala
Wir stehen auf der großen Wiese neben zwei Autos.
Wenn man so auf dem Fahrrad sitzt, bekommt man weitaus mehr von seiner Umwelt mit als mit dem Fahrzeug durchzurauschen. Der heutige Tag stand unter dem Motto: In Guatemala wird noch ganz viel manuell und mit (hohem) Körpereinsatz gemacht.
Wir sahen Waschfrauen am Atitlan-See, die die Wäsche auf Steinen rubbelten. Wir konnten von einer Brücke aus Männer beobachten, die in einem Flussbett nach Kieselsteinen und anderem brauchbaren Flußsediment buddelten. Neben der Straße bemerkten wir richtige Gänge in der Böschung, wo man brauchbares Material ausgegraben hatte. Die aufgeschütteten Hügel wurden dann mit einem Eimer von Hand in einen Lastwagen gehievt. Wir sahen Bauarbeiter, die ausgegrabene Steine von Hand mit dem Hammer zurechtschlugen. Und dann natürlich die Kaffeebohnenpflücker, die ihre schweren Säcke auf dem Rücken den Berg hinunterschleppten.
Eine ambivalente Geschichte: Unter Einsatz von Maschinen würden all diese Arbeiten leichter und sie würden den frühen Verschleiß dieser Menschen verhindern. Aber - es würden mehr Menschen arbeitslos sein, Leerzeiten haben und womöglich Sinnleere in ihrem Dasein empfinden.
Als wir uns etwas geschlaucht von den deftigen Steigungen zum Schläfchen in eine Wiese legten, näherte sich ein Schweizer Bimobil-Fahrzeug. Ich stand auf: Das werden doch wohl nicht Thomas und Marion sein? Na klar. Sie waren es - unsere Bekannten aus der mexikanischen Stadt Patzcuaro, mit denen wir nette Abend-Gesprächsrunden verbracht hatten. Eine liebe Umarmung, Austausch und dann fuhr jeder wieder seines Weges.
Wir hatten mittlerweile Besuch einer Hündin bei unseren Rucksäcken und die hat sich an unsere Brötchen herangemacht, die ich am Rucksack in einem Plastiksack befestigt hatte. Geschieht mir ganz recht. Diese Straßenstaubsauger holen alles, was nicht niet und nagelfest verstaut ist und gut schmeckt.
Bilderreihe "Viel Handarbeit"
Bilder von der Radtour
Abends war ich noch zu Fuß in Panajachel, um in Ruhe an den Verkaufsständen vorbeischlendern zu können.
Nach der gestrigen Biketour sind wir zufrieden und können das Auto für längere Sitztorturen besteigen. Keinem von uns Beiden war nach weiteren Vulkanbesteigungen zumute. Eigentlich wollten wir endlich mal wieder längere Strecken ohne Tumuli (querliegende Teerhügel als "Bremse" auf der Straße) zurücklegen und keinen Müll mehr an jeder Ecke erblicken. Doch noch war es nicht soweit.
Wir mussten es erst einmal durch die Kleinstadt Solola, bekannt durch ihren Markt, schaffen. Eine Autoschlange quält sich durch die engen Gassen und Straßen den Berg hinauf. Ich beobachte eine Frau in traditioneller Kleidung, die mit ihren lebendigen Hühnern in einem Netz auf dem Bürgersteig sitzt und gerade ihr Frühstück zu sich nimmt, während die Autos ihr die Abgase ins Gesicht pusten. In der Luft hängt eine Rauchglocke von den vielen Holzfeuern der Stadteinwohner. Dann sind wir aus der Stadt heraus und können wieder schneller fahren. Guatemalische Busfahrer in den umgebauten amerikanischen Schulbussen überholen uns gnadenlos, auch in unübersichtlichen Kurven. Manchmal bleibt einem fast das Herz stehen, wenn der Gegenverkehr gerade noch abbremsen kann und der Bus ganz kanpp wieder einscheren kann. Keine zehn Pferde würden mich in einen solchen Bus bringen. Aber es gibt ja noch die 1. Klasse-Busse für die Überlandfahrten. Zweimal übersieht Hans recht spitze Tumuli und es wirft uns Einiges aus dem Küchenregal. Zuletzt müssen wir einem ganzen Marmeladeglas Tschüss sagen, dessen Boden beim Sturz zerschmettert wurde. Auch der Fahrradträger ist in Mitleidenschaft gezogen. Das Lastenband hat sich selbständig gemacht und Hans klebt den Haken schlussendlich mit Klebeband fest.
Auf dem Land sieht man Männer mit Machete auf Brennholzjagd gehen. Aber auch Frauen kann man bei der Feuerholzsuche beobachten und auch sie tragen schwere Bündel. Meist werden sie auf dem Rücken transportiert und dabei mit einem Kopfband gehalten. Auf den Feldern dagegen sieht man meist Männer, die die großen schaufelartigen Hacken schwingen.
Hans flucht wieder einmal, denn die Straße lässt wieder zu wünschen übrig. Wir fahren durch die Grenzstadt La Mesilla. Es ist schon ambivalent: Da reihen sich Schaufensterpuppen aneinander, die enge Jeans tragen und an der nächsten Straßenecke sieht man indigene Frauen in züchtigem langem Rock. Große Werbeplakate zeigen schlanke Damen in Bikini - Tradition und Moderne stoßen aufeinander.
Dann die Grenze - für uns immer ein Prozedere mit leichten Bauchschmerzen. Doch diesmal läuft alles recht einfach. In einem Schwung sind wir unsere guatemalischen Autoeinfuhrpapiere los. Nein, wir kommen nicht mehr wieder. Die Frage nach Früchten wird rigoros verneint, obwohl da noch ein paar einsame Mandarinen im Waschbecken schlummern. Der Stempel für die Ausreise macht klar: Nun sind wir raus aus Guatemala, das uns zuletzt vorkam, als würde es sich immer rückläufiger entwickeln und in seinem eigenen Müll versinken.
Auf mexikanischer Seite wirkte das Wort "Transit zur USA" wie ein Heilmittel, so dass wir nach kurzem prüfendem Blick unsere Autounterlagen wieder ausgehändigt bekamen. Und auch eine neue Touristenkarte für 180 Tage Aufenthalt in Mexiko (ne, so lange wollen wir gar nicht mehr bleiben) wird uns umgehend ausgestellt. Noch schnell die guatemalischen Quetzals in mexikanische Peso getauscht und dann befinden wir uns auf einer neu geteerten Straße Richtung Comitan wieder. Leider hält dieser Segen nur so 20 km an. Dann ist wieder höchste Konzentration gefordert.
Das Ganze hat in der Stadt Comitan de Dominguez ein Ende, wo wir uns beim Walmart mit Trinkwasser eindecken. Nebenbei wandert so manche Leckerei in den Einkaufswagen. Übernachtet wird gegenüber bei einer Tankstelle. Die haben sich zwar etwas geziert, aber wir haben uns ganz frech an den Rand des großen Platzes gestellt und blieben die ganze Nacht unbehelligt.
Bis nach San Cristobal de las Casas waren es von unserem letzten Standort Comitan noch 90 Kilometer. Dezent fragte ich am Morgen meinen Göttergatten, ob nicht noch etwa die Lagunen von Montbello oder andere Anlaufpunkte in Frage kämen. Nein, Hans wollte von Zentralamerika nichts mehr wissen. Keine Mücken mehr, keine drückende Schwüle mehr, die einen im eigenen Saft stehen lässt und schon gar keine Topes auf der Straße mehr. Hans war abgenervt von all diesen Gegebenheiten und ich konnte sogar mitfühlen...
Und so fanden wir uns nach knapp zwei Stunden auch in San Cristobal wieder. Na ja, eigentlich an der großen Einkaufsplaza von San Cristobal, denn die stellte für Hans einen Rückzugsort dar, während ich mich in die Touristenscharen einreihte und durch den Ort strolchte. Schon unterwegs hatte ich Frauen in der für diese Ecke von Chiapas typischen Rockbekleidung gesehen. Schwarze fellartige, zottige Röcke wurden hier getragen und in dem blitzblanken Chedraui-Einkaufszentrum mit seinem Handy-Laden und all dem Schnickschnack der 1. Welt wirkte das wie die Faust aufs Auge. Hier zählte nur der harte Peso und anscheinend besaßen ihn manche der indigenen Frauen. Und zwischen ihnen stolzierten grell geschminkte Mexikanerinnen in Schuhen mit Blockabsätzen, so hoch, dass schon Schwindelfreiheit angesagt war.
Über ruhige Seitenstraßen pirschte ich mich langsam an das Zentrum von San Cristobal heran. Da stand ich nun auf dem Vorplatz der Kathedrale des Ortes. Auf dem Platz herrschte lebhaftes Treiben. Kurioserweise fand eine politische Kundgebung statt, was so ganz und gar nicht zu der Umgebung einer Kirche passte. Dazu gab es einen kleinen Markt mit Spezialitäten der Umgebung im Angebot. Ich flüchtete mich in die Stille und Beschaulichkeit der Kirche, die für mexikanische Verhältnisse prachtvoller ausgestattet war. Hohe vergoldete Altare schmückten das Kirchenschiff. Nach einem Rundgang schlüpfte ich durch einen Nebengang wieder hinaus und ging flotten Schrittes die touristische Hauptstraße hoch in Richtung einer anderen Kirche, die weit entfernt auf einem Hügel lag. Flüchtig blickte ich in die Läden die hübsch in die alten Kolonialhäuser eingebaut waren. Doch der Rummel auf der Straße trübte den Genuss etwas. Auf dem Kirchenhügel angekommen, eröffnete sich mir ein Blick auf die schachbrettartig gebaute Kolonialstadt, die von bewaldeten Hügeln umgeben ist. Das war schon ein schöner Anblick.
Den Rückweg wählte ich durch die mit Kopfsteinpflaster versehenen Gassen abseits des Touristenrummels. Schade - die Verantwortlichen haben es vermisst, den Autoverkehr aus der Altstadt zu verbannen. Somit waren die bunten Häuserfassaden oft von parkenden Fahrzeugen halb verdeckt und kreisende Autofahrer auf Parkplatzsuche schmälerten das Ambiente.
Übernachtet haben wir an einer Tankstelle kurz vor der Großstadt Tuxtla Guterrez. Hans ist meinem Rat gefolgt abends nicht mehr durch die Stadt zu kurven sondern den folgenden Tag, einen Sonntag, zu benutzen, um dies morgens bei wenig Verkehr zu machen. Wir sind wieder vom Hochland auf 2.000 m in die Tiefebene hinabgekurvt und standen auf 500 m Höhe - das bedeutet eiine warme Nacht.
Nach Tuxtla Guterrez hat sich Hans als ausdauernder Fahrer bewiesen. Ich hätte diese strapaziöse Kurverei über Stunden nicht leisten können. Aber der Swimming-Pool auf dem Campingplatz in Catemaco lockte. Bevor wir dort landeten, haben wir uns noch einen Pott Eis bei einem Supermarkt geholt. Und da saßen wir bei schwülen Temperaturen auf dem Bett und löffelten das kühle Eis in uns hinein, damit es beim Eintauchen unseres Körpers in den Pool nicht so zischt...
Auf Gene's Campingplatz Villas Tepetapan mussten wir unsere Bekannten Rick und Marty erst einmal begrüßen. Während Hans dort hängen blieb, habe ich mich zum Pool aufgemacht. Dort habe ich es über eine Stunde ausgehalten. "Schuld" daran war Lupita, eigentlich Guadalupe, ein 19-jähriges Mädel, die gegenüber des Campingplatzes wohnt. Lupita und ich haben uns in Fremdsprachen-Konversation geübt. Ich habe mal getestet, inwieweit ich die spanischen Vergangenheitsformen im Gespräch anbringen kann und Lupita sprach ein paar Brocken Englisch mit mir. Beide waren wir so in etwa ähnlich sprachgewandt in der Fremdsprache und es war gegenseitiges Verständnis für die Schwierigkeiten da. Also war langsam sprechen angesagt. Putzig: Lupita hatte sich mit ihrem Abitursabschluss bei dem mexikanischen Militär beworben und wollte am nächsten Tag nach Mexiko City fahren, wo sie in 4 Tagen Assessment Center auf Herz und Nieren getestet wurde. Berufliches Ziel von ihr waren die Berufe Fluglotse oder Medizinstudium. Kam mir irgendwie bekannt vor und erinnerte mich schwer an die berufliche Einstiegsphase unseres Sohnes. Am Abend tauschten wir dann noch E-Mails aus und die nächsten Tage fuhr Lupita in Gedanken durch ganz Mexiko mit mir.
Hier ein paar Eindrücke von unterwegs...
Bild 7: Lastwagen, mit Zuckerrohr beladen
Zwei Monate in Zentralamerika - es reicht. Etwas getrieben von dem Unwillen weitere Tage noch in Mexiko zu verbringen, fährt Hans im Gewaltritt auf den mexikanischen Straßen. Wenn man so den ganzen Tag auf den Straßen verbringt, dann kommt einem noch stärker ins Bewusstsein, wie "verwahrlost" (in deutscher Denkweise) doch die Straßen und auch die Dörfer und Städte sind. Bei der Durchfahrt durch Orte sieht man selten einmal einen schön begrünten Vorgarten oder gar gepflasterte Flächen vor dem Haus. Oft leben die Bewohner der Häuser, deren Zweitgeschoss meist nicht aufgebaut ist, mit direktem Anschluss an eine erdige und staubige Umgebung. Die Frauen sind dann vielfach bei der Tätigkeit zu beobachten, wie sie in diesem Staub Blätter und Müll zusammenfegen. In krassem Gegensatz dazu steht das adrette und nett gekleidete Äußere der Frauen. Wie kann eine Bluse blütenrein weiß bleiben bei doch so einem schmutzigen Umfeld?
Man sieht viele kleine Restaurants am Straßenrand, "comedor" genannt, betrieben in der Hoffnung, dass LKW-Fahrer und andere Reisende diese Gelegenheit zum Imbiss nutzen. Damit auch keiner mit Vollgas vorbeifährt, sind ja auch die Topes eingebaut. Manchmal hat man das Gefühl, dass die Händler selbst in Eigeninteresse mit Hand beim Bau der Geschwindigkeitsbremsen angelegt haben.
Wir nutzen die kürzesten Verbindungen gen Norden und erwischen so auch marode Straßen mit badewannengroßen Schlaglöchern. Diese Verkehrsadern werden auch von vielen LKW-Fahrern genutzt und der Straßenbelag ist schwer strapaziert worden. Hans kümmert das nicht mehr und er fährt in entsprechendem Tempo über kleinere Löcher einfach drüber oder kurvt gekonnt um größere Stoßdämpferfallen herum. Schließlich hat er nun Tausende von Kilometern Erfahrung. Doch eines ist uns klar: Auch wenn ein Ende dieser Fahrstrapazen in Sicht ist, wir werden am nächsten Tag bewusst auf Autobahnen ausweichen und daher an der Großstadt Ciudad Victoria vorbeifahren. Wobei Autobahnen bitte schön nicht heißt, dass man eine zwei- oder mehrspurige Verkehrsader in amerikanischem Stil erwarten darf. Aber zumindest bedeutet es, nicht durch jedes kleine Dorf fahren zu müssen und recht flüssig voranzukommen.
Ein Hauch von Frühling liegt über dem Land. Bäume im zartrosa Blütenkleid säumen die Straße. Wir kommen nördlich von Veracruz, so in etwa 100 km Entfernung, an die Costa Esmeralda. Ein Name, der hübsche Sandstrände und nette Hotelanlagen verspricht. Man hat die Eingebung am Sandstrand zu liegen und einfach nichts zu tun. Doch wir sausen daran vorbei. Die kleinen Hotelanlagen machen den Eindruck, dass sie nicht ausgelastet sind. Wir denken, dass die amerikanischen Gäste fehlen. Da hilft wohl nur ein Hoffen auf die Osterfeiertage, wenn sich die mexikanischen Landsleute ins Auto setzen und für die Feiertage an die Küste fahren. Die "semana santa", die Osterwoche, wird in Mexiko groß gefeiert.
Der Einfachheit halber suchen wir uns abends wieder eine PEMEX-Tankstelle, die groß genug ist, dass wir uns in eine Ecke stellen können. Eine große Tankstellenfläche bedeutet aber auch, dass sich Lastwagen hinstellen. Und so war die Nacht eingeschränkt ruhig.
Bild 1: Verkauf von "camarones" (Garnelen) an der Straße
Bild 4: Ein Schnappschuss von der Costa Esmeralda
Das Gute an unserer PEMEX-Übernachtungsstelle waren die sanitären Einrichtungen, zwar zahlungspflichtig, dafür gab es eine Dusche und sie waren sauber. Es war ein Genuss, morgens in Ruhe den Schweiß des Vortages loszuwerden. Draußen hatte es geregnet und die Fahrbahn war nass. Wir fuhren ein bisschen zu früh los, der Himmel war bedeckt und es war noch dunkel. So bekam man zu spüren, was es bedeutet, ohne ausreichendes Sonnenlicht zu fahren. Schlaglöcher und Topes, sollten sie nicht mit Farbe oder Schildern gekennzeichnet sein, waren nicht erkennbar. Entsprechend verhalten unsere Fahrweise.
Unser Ziel war die Hafenstadt Tambico und danach nichts wie auf die Autobahn Richtung Ciudad Victoria. Insgeheim ging ich schon den Kühlschrank durch und studierte nochmals die Liste der erlaubten Früchte in den USA. Zitronen, Avocados, Tomaten - das muss noch verspeist werden.
Es folgen Militärkontrollen, wobei wir zur Kontrolle zur Seite gewunken werden. Das passiert uns zweimal in Folge, während andere Autofahrer passieren dürfen. Dabei sehen wir doch so friedliebend aus. Zwei Grauhaarige, die weder Waffen (äh, außer dem Bärenspray) mit sich führen, noch als Drogenkuriere dienen wollen. Letzten Endes gibt es wohl nur die eine Erklärung, dass es unser Fahrzeug sein mag, was man mal in Ruhe betrachten will. Deutsches Kennzeichen, eine ehere seltenere Ansicht und dann noch der Fahrzeugtyp, der auch nicht gerade an jeder Ecke steht. Hans ist das Ganze etwas zu viel und er spricht die Soldaten auf Englisch an. Wobei dann noch der Nachsatz kommt, sie sollen (doch gefälligst) mal englisch lernen. Manchmal gut, dass sie ihn eh nicht verstehen....
Vor der Großstadt Tambico folgen wir einem Schild, was uns eine "Cuota", eine kostenpflichtige Autobahn Richtung Ciudad Victoria verspricht. Was nun kam, setzte unserem Straßenerleben in Mexiko die Krone auf. Zuerst eine steile Abfahrtsstrecke mit mächtigen Topes, so dass wir auf die linke Fahrbahn auswichen. Dann eine Passage durch den Vorort Cuauhtemoc, die erdig war und bei der der Schwerlastverkehr tiefe Fahrrillen verursacht hatte. Für normale PKWs ohne größere Bodenfreiheit ein Ding der Unmöglichkeit. Für uns bedeutete es ein Herumgurken im 1. Gang bei Schweißausbrüchen und der Hoffnung, dass der Wagen nicht aufsitzt. Ein netter Abschiedsgruß und schlichtweg ein Witz, weil wir entlang eines Meeresarmes wieder zurück Richtung Tambico geschickt worden, wo dann erst der eigentliche Autobahnabschnitt begann. Also merke: Folge nicht einfach einem mexikanischen Schild in dem guten Glauben es wird Dich schon richtig führen...
Um das Ganze etwas zu relativieren, ist zu sagen, dass Mexiko einige Straßenbauanstrengungen unternommen hat. Wird auch immer ganz große mit Schildern propagiert: "Mexiko mover" heißt das Ganze und jeder Kilometer ist dokumentiert. Aber das Land ist riesig. Es hat eine Gesamtfläche aller 31 Bundesstaaten von fast zwei Millionen Quadratkilometern! Da passt Deutschland mit seinen um die 357.000 Quadratkilometern glatt fünfmal hinein. Hans meint, Mexiko sei so groß wie Westeuropa.
Jetzt sind wir schon am Fazit ziehen: Mexiko war ambivalent. Wir kamen durch Staaten wie Estado de Mexico oder Puebla, wo man deutlich die Wirtschaftskraft Mexikos spürte. Mexiko steht weltweit an fünfzehnter Stelle der großen Volkswirtschaften und exportiert vor allem Öl oder Autos. Das Handelsabkommen mit den USA und Kanada, genannt NAFTA, hat Mexiko einen großen Impuls versetzt. Die USA stellen den wichtigsten Handelspartner sowohl im Export wie auch im Import dar. Wie sich das unter der US-Regierung Trump entwickeln wird, wird spannend.
Dann gibt es andererseits wieder sehr ländlich strukturierte und auch arme Gebiete wie zum Beispiel der Bundesstaat Chiapas an der Grenze zu Guatemala. Dieses spannungsreiche Wirtschaftsgefälle zu entschärfen, dürfte weiterhin eine interessante Aufgabe der Staatsführung sein.
Was sahen wir? Unzählige aufgeklappte Motorhauben, wobei sich die Fahrer und andere "Wissende" jeweils über Motor & Co. gebeugt oder aber unter dem Fahrzeug liegend befanden. Und wir sahen Autowunder, die sich tatsächlich über Gaspedal gesteuert (noch) vorwärts bewegten (s. Bild mit VW-Käfer).
Mexiko als Bundesstaat stellt keine Freizeitgesellschaft dar. Es gibt einige Naturwunder und Highlights, die aber weit auseinander liegen. Da wir keine Strandpflanzen sind, hatten wir nur wenige ausgesuchte Möglichkeiten, unsere Muskeln zu betätigen oder aber wir hätten aufwändig Betätigungsorte suchen müssen. Da findet man in den USA eine weitaus bessere Infrastruktur vor.
Wir haben Mexiko zur Trockenzeit erlebt und das zum Glück. Wir möchten nicht in der Zeit von Juni bis November in diesem Land verweilen, wenn es unerträglich heiß wird und täglich nachmittags der Tropenregen kommt (oder gar Tropenstürme).
Wir haben Vielfalt "erfahren", eine prächtige Blumenwelt, die staubige Hauseingänge verzaubert, reizvolle Sonnenuntergänge gesehen und freundliche Bewohner, deren Fröhlichkeit ansteckend ist, kennen gelernt. Und wir wurden diesmal nicht von "morditos", unterbezahlten städtischen Polizisten, der "policia municipal", angehalten und es wurde keine Geldstrafe abgepresst. Die Polizeipräsenz, ob in San Cristobal oder in Creel, war eher beruhigend. Also insgesamt völlig unterschiedliche Erfahrungen, die uns aber letztendlich dennoch dazu bewegt haben, den Bundesstaat etwas fluchtartig zu verlassen. Im Nachhinein hätte ich vielleicht nicht den Aufwand betreiben müssen, meine paar wichtigen Habseligkeiten wie Laptop und Kamera unter Verschluss zu halten. Aber man weiß ja nie. Man könnte auch einfach sagen: Wir haben Glück gehabt.
Bild 1: Aus den USA kommen viele Autotransporte mit defekten PKWs
Bild 2: Man sieht es nicht genau, aber sieht so eine "Autobahn" aus? Wir wurden falsch geleitet.
Bild 3: Fahrendes Autowrack
Bild 4: Alte Schulbusse werden aus den USA importiert
Zum Thema Grenzübertritt von Matamorus nach Brownsville/Texas sei nur so viel gesagt: Nimm Dir Zeit. Wir haben extra in Matamorus noch Zeit zugebracht, um 20:00 Uhr abends an die Grenze zu fahren. Aber dann war es halt dunkel. Wo ist der "banjercito", wo wir unser Auto abmelden können? Rätselraten und rumkurven. Fahr bloß nicht über die Brücke Richtung USA! Das war mir bei meiner Internetrecherche zur Grenze eingetrichtert worden. Also sind wir von hinten auf den Parkplatz der mexikanischen Behörden wieder hineingefahren und gingen zu Fuß. Wundere Dich nicht, wenn Du selbst bei der Ausreise noch zur Kasse gebeten wirst! 2 x 25 Dollar wollte man für den Ausreisestempel im Pass von uns. Schluck. Also noch einmal zurück zum Auto und das dann auch noch vorführen. Beinahe hätte wir eine Reihe von hoch aufragenden, reifenaufschlitzenden Zähnen übersehen, als wir die Rücktour zum Fahrzeugterminal suchten. Nach neuer Suche zu Fuß haben wir endlich den Kreisel entdeckt.
Dann umständlicher Abgleich der Fahrzeug-Nummer, ein Dutzend Fotos von unserem Wohnmobil als Nachweis, dass wir tatsächlich ausreisen und dann endlich der Beleg, dass uns unsere knapp 400 Dollar hinterlegte Sicherheit wieder rückvergütet wird. Danach der erlösende Stempelabdruck im Pass und tschüss!
Nun müsste es ja am US-amerikanischen Zoll flutschen. Nein, tut es nicht. Es ist wenig zu tun, da ist man genauer. Zuerst der Schreck: Euer "Pass" ist abgelaufen, ihr könnt nicht einreisen. Wie bitte? Ja, ihr habt die Erlaubnis bis 18. Februar in den USA zu sein. Geht nicht mehr. Heute ist der 21. Februar. Aber wir haben doch unsere Karten mit der Aufenthaltserlaubnis abgegeben? Ja, aber dann müsst ihr das ganze Prozedere nochmals machen, kostet halt 6 Dollar pro Pass. Erleichterung macht sich breit. Klar, wussten wir doch, dass wir erneut einen Aufenthalt auf Grundlage unseres Visums beantragen müssen. So schnell stellen sich Missverständnisse ein und man denkt, der Zutritt zu den USA ist einem verwehrt. Ich sah uns schon auf einem Schiff ab Veracruz sitzen...
Also nochmals Fingerabdrücke hinterlassen, dann die Crux der Referenzadresse in den USA. Ich hole mein Laptop heraus, aber der Grenzbeamte war schon kreativ und hat eine Adresse unseres ersten Anlaufpunktes auf Padre Island herausgefunden. Von mir kommt ein dankbarer Blick. Währenddessen wird draußen unser Fahrzeug gefilzt. Ein kleines schlechtes Gewissen habe ich. In meinem Rucksack steckt meine Avocado und ein paar Zitronen. Möchte mir schließlich auch in den USA noch eine Guacamole machen...
Wir erhalten das Aufenthaltsrecht bis August 2017, aber unser Auto muss noch durchleuchtet werden. Hans fährt das Auto auf eine Rampe. Dahinter kommen noch einige PKWs. Während das Röntgengerät hin und her fährt, unterhalten wir uns mit einigen mexikostämmigen Amerikanern aus Brownsville. Dann endlich Erlösung und wir peilen den von mir herausgesuchten Walmart in Brownsville an.
Am nächsten Tag fahren wir in aller Ruhe nach Padre Island. Am Strand gesellen wir uns zu Nancy und Robert, die mit ihrem Ford Transit, selbst ausgebaut, aus Chicago auch an diesem schönen und kostenlosen Ort stehen. Es ist Flut und wir hören die Brandung. Dazu weht ein ständiger Wind, der kühlt. Urlaub!
Bild 1: Küstenfront auf Padre Island
Bild 2: Bekanntes Bild - Pelikane in Flugformation
Bild 3: Zwei Ford Transits am Strand
Klar - das erste Jogging wird eine Strapaze werden. Eine Stunde lang wollten wir unsere mexikanischen Puddingbeine bewegen. Hinterher gurkte ich ganz komisch herum und brauchte zwei Stunden Mittagsnickerchen, um mich wieder in Aktion zu bringen...ts,ts...
Beim Jogging entdeckte ich den Volkswagen T2 von Steve und Sharon aus Austin/Texas und bin hinterher extra noch einmal zu ihnen gewandert, um diese Aufnahmen zu machen. Die Beiden waren auf dem Weg zum Mardi Gras-Festival in Galveston. Auch in den USA gibt es eine Art Karneval.
Bild 1: Entstanden kurz vor Sonnenaufgang
Bild 2: Der VW-Bus von Steve und Sharon
Wir fahren weiter an der Küste von Texas und setzen von Port Aransas zum Festland mit der Fähre über. Toll, im Meeresarm schwimmen Delfine. Mittags stehen wir an einer Lagune bei Rockport und brutzeln unser Mittagessen. Es ist ruhig, nur der Wind bläst sein stetiges Lied. Neben uns sitzt ein Angler und hat diverse Angelruten in Aktion.
Nach dem Päuschen fahren wir weiter mit Ziel Surfside Beach, wo man über Nacht an einem breiten Sandstrand kostenlos stehen kann. Bevor wir aber dahin kommen, durchfahren wir einige hässliche Industriegebiete. Chevron/Philipps hat eine große Raffinerieanlage südlich von Houston und auch BASF hat sich großflächig bei Freeport niedergelassen. Das riecht nach Öl - Texas ist ein bedeutender Erdölförderer in den USA. Wir sehen Ölplattformen im Golf und die uns schon bekannten "hammerheads" - kleine Ölpumpen auf dem Land. Doch nicht nur diese Art der Ölgewinnung wird in Texas betrieben: Wie in Alaska so führen die Amerikaner das stark kritisierte Fracking durch. Dabei werden unter hohem Druck Wasser und chemische Substanzen in Lagerstätten eingeführt, um sie aufzuschließen. Dies soll der zusätzlichen Gewinnung von Erdgas und -öl dienen. Kontrovers werden besonders in Deutschland die Chemikalien diskutiert, die damit in den Boden gelangen.
Bild 1 + 2: Sonnenaufgang auf Padre Island
Bild 6 : Das Gelände von BASF bei Freeport/Texas
Mit der kostenlosen Fähre haben wir auf die nächste Insel Richtung Galveston übergesetzt. Es geht nur schleppend in die Innenstadt. Dann erkennen wir den Grund. Ein Schild weist darauf hin, dass am heutigen Samstag ab 10.30 Uhr die Karnevalsparade durch Galveston stattfindet. Es ist 9:00 Uhr und wir kommen gerade noch ohne größere Hindernisse durch die Innenstadt durch.
Dann setzen wir mit der nächsten Fähre nach Bolivar Island über. Auch dort das gleiche Spiel! Auch hier spielen die Narren die erste Geige. Vor der Stadt staut sich der Verkehr. Besonders in der Gegenrichtung will es gar nicht richtig vorangehen. Schon kommen uns die ersten geschmückten Wagen entgegen, um sich zum Zug aufzustellen. An den Straßenrändern reihen sich unzählige Campingstühle aneinander, deren Besitzer schon frühmorgens einen Platz für die Parade sicherten. Das Parkchaos wird immer größer. Wir aber kommen durch - Aufatmen. Ganz knapp entkommen wir dem närrischen Treiben. Irgendwie ist uns nicht danach, auf der Straße herumzutanzen oder die Parade zu verfolgen. Die teilnehmenden Wagen darf man nicht mit den professionellen Gefährten vom Karneval am Rhein vergleichen. Politische Themen werden kaum oder gar nicht bei den Motivwagen verwendet. Es sind mehr lokale Vereine und deren Motive, die den Wagenbau beherrschen. Und natürlich sportliche Themen wie die Football-Clubs und ihre Erfolge haben die Ideen für die Konstruktionen gegeben.
Der Mardi Gras, wie der Karneval hier genannt wird, hat eine lange Geschichte. In Galveston findet die drittgrößte Parade in ganz USA statt und dort hat diese Tradition mit regelmäßigen Karnevalsumzügen wohl seit dem frühen 20. Jahrhundert ihre Wurzeln. "Mardi gras" ist französisch und bedeutet "fetter Dienstag". Der Faschingsdienstag markiert das Ende von der Faschingswoche und setzt den folgenden Aschermittwoch als Beginn der Fastenzeit. Die Tradition des Fasching-Feierns wurde hauptsächlich durch französische Katholiken in die USA importiert. Viele französische Bezeichnung und Straßennamen datieren auf die Zeit des Kolonialismus zurück.
Wir fuhren am frühen Morgen durch das Marschland an der Golfküste in Richtung New Orleans. Vor sechs Jahren waren wir auf der gleichen Landstraße unterwegs und wir konnten uns an den vielen Alligatoren, die sich an den Straßentümpeln sonnten, kaum sattsehen. Heute Fehlanzeige. Es ist zu kalt (12 Grad morgens) und die Echsen bleiben auf dem Grund ihrer Gewässer. Schade. Daher nehmen wir auch am späteren Vormittag die Autobahn, sprich den Highway, um schneller in New Orleans zu landen.
Von der New Orleans Brücke über den Mississippi konnten wir Kreuzfahrtschiffe sehen, die vor Anker liegen. Dann ging es gleich nach der Brücke ab in die Innenstadt. Auf einem großen Platz standen viele Karnevalswagen. Der Verkehr staute sich, doch wir konnten uns daran vorbeischlängeln und fanden unseren Walmart in der Tchoupitoulas Straße. Kaum angelandet, hatte ich meine eigene Karnevalsparade direkt vor unserem geparkten Wagen. Die unweit geparkten geschmückten Wagen waren auf Anfahrt zur Innenstadt und zogen in langsamem Tempo am Walmart vorbei. Die Hochzeit des Karnevals ist an allen vier Februarwochenenden, wobei jeweils andere Gruppierungen und Vereine die Paraden bestücken. An unserem Tag war es Krewe of Bacchus, ein geschichtsträchtiger Karnevalsverein, der nach dem römischen Weingott Bacchus benannt ist. Wiederum gab es keine politischen Motivwagen, wobei die Präsidentschaftswahl doch eigentlich genügend Stoff hergibt. Das wird beim deutschen Karneval bestimmt ganz anders sein.
Später, bei Einbruch der Dunkelheit, machen wir uns auf den Weg in das französische Viertel von New Orleans. Dabei ist Spießrutenlaufen angesagt. Die US-Amerikaner sorgen für breite Straßen und Autobahnen. Alles ist für den Autoverkehr ausgelegt. Aber das arme Fußvolk wird dabei völlig vergessen. Gut, es läuft ja auch kaum jemand. Wir jedenfalls mussten uns querfeldein von Verkehrsinsel zu Verkehrsinsel im dichten Innenstadtverkehr retten und mein Göttergatte war nur am Schimpfen.
Dafür sahen wir aber den ganzen Abend immer wieder Umzugswagen, "marching bands", also Musikkapellen, die durch die Stadt paradierten. Das war bei Nacht ein besonderes Erlebnis.
Bei unserem Walmart war das gesamte Angebot an Campingstühlen leergekauft. An diesem Abend wusste ich auch weshalb. Da standen die Stühle am Straßenrand in der Downtown, der Innenstadt. Deren Besitzer warteten den ganzen Abend auf das Schauspiel der Paraden. Die Pausen wurden dann mit gemeinsamem Bier- oder sonst was-Drinken gefüllt. Apropos Cocktails: New Orleans ist bekannt für seine Cocktails, eine Form des Alkohols, die ich nicht verpöne. Ganz bekannt ist der Cocktail "Hurricane". Er ist rötlich und besteht aus einer Mischung von Rum sowie Saft der Passionsfrucht, Limetten- und Orangensaft.
Die Marching Bands haben mir am besten gefallen. Ein kleiner musikalischer Karnevalssplitter kommt noch als Video.
Der Polizeieinsatz an diesem Karnevalssonntag war enorm. Neben dem Walmart war eine große Halle der Polizei und ständig fuhren Motorräder und Autos ein und aus. Sowohl die Staatspolizei Louisianas wie auch die örtliche Polizei hatten Großeinsatz und selbst Polizisten zu Pferd oder auf Rädern patroullierten in der Stadt. Auf dem drittletzten Bild seht ihr State Trooper, die mich an die kanadische Royal Mounted Police erinnerte. Die Alligatorenköpfe in dem Souvenirladen waren übrigens echt!
Die Farben des Mardi Gras sind violett, gold und grün und wer etwas auf sich hält, der kauft oder ergattert sich Halsketten (s. letztes Bild). War schon echt spaßig, die so dekorierten Besucher durch die Straßen wandeln zu sehen. Manch einer hatte dabei blinkende Halsketten an sich hängen. Na ja, wem's gefällt....
Der Karneval in New Orleans ging natürlich weiter bis zu seinem Höhepunkt am Dienstag. Daher standen für Hans am heutigen Rosenmontag die Zeichen auf Flucht und wir nahmen die Brücke über den Pontchartrain-See, die übrigens mit ihren 38 Kilometern in den siebziger Jahren die längste Brücke der Welt war.
Ich hatte am Vortag ein Jogging im Fontainebleau State Park herausgesucht. Bei der Fahrt über den See regnete es in Strömen und ich wagte nicht zu glauben, dass wir noch in die Joggingschuhe steigen würden. Aber das Glück war uns hold. Es war unbeschreiblich schwül nach dem Regen und so dampften wir unsere Runde unter knorrigen alten Eichen mit langen Flechten...
Der State Park hat noch ein echtes Badehaus mit Kabinen, wo man sich umkleiden konnte. Ich fühlte mich bei diesem Anblick in die goldenen zwanziger Jahre zurückversetzt und sah lauter Männlein und Weiblein in einteiligen Badekleidern am Strand entlanghüpfen...
Für uns bedeutete dies ausgiebiges Duschen, Picknicken und sich einfach Wohlfühlen. Die Sonne ließ sich auch blicken und so zog ich zum Abschluss noch mit meiner Kamera los.
Heute gibt es nichts Tolles zu berichten. Gegen späten Vormittag müssen wir eine Stunde auf eine Fähre bei Dauphin Island warten. Das gab Gelegenheit für einen Spaziergang.
Später überqueren wir die Staatsgrenze von Alabama. Eine Recherche ergab, dass wir mittags unweit von Foley eine Outlet-Stadt am Weg hatten und so haben wir den Rest des Nachmittags in Geschäften verbracht. Bei Dunkelheit sind wir dann nach Pensacola gefahren und haben dort auf einem Walmart-Parkplatz übernachtet. Eigentlich war ja ein Standplatz auf einer Insel am Sandstrand von mir herausgesucht worden. Aber wer sich beim Einkaufen in der Zeit etwas verschätzt, muss umplanen...