29.12.2016 Wir sind in Teacapan am Pazifik angekommen. Das sind so 130 km südlich von Mazatlan, einer bekannten Hafenstadt in Sinaloa. Teacapan kennen wir schon von unserer Reise 2010/2011. Wir waren damals vier Wochen auf dem Campingplatz Las Lupitas und haben dort u. a. Helmut und Agnes aus Wolfenbüttel getroffen.
Wie schon erwähnt, warten wir immer noch auf unseren Ersatzdeckel für den Wassertank. Dieser ist uns unterwegs abhanden gekommen und seither verstopft ein Waschlappen die Öffnung und schützt den Inhalt vor Staub und Schmutz.
Schon viermal sind wir quer durch die Stadt zum Hauptpostamt gefahren und haben nachgefragt. Dabei wurden wir immer findiger in der Recherche. Alle möglichen Namensänderungen oder Fehler in der Adresse haben wir schon abchecken lassen. Zuletzt ließen wir einfach nach einer DHL-Lieferung suchen. Fehlanzeige.
Wir haben festgestellt, dass es durchaus unterschiedliche Suchqualitäten bei den Postlern gibt. Dabei scheint die Männerwelt im Postamt etwas weniger sorgfältig bei der Sache zu sein. Hans schickt mich vor und ich steuere immer gezielt die Damenwelt im Postamt an. Mittlerweile steckt sogar schon ein Zettel mit meiner Telefonnummer in der Abteilung für General Delivery, was so viel wie "postlagernd" bedeutet.
Eine Postbeamte riet uns auch die DHL-Niederlassungen in Tucson abzuchecken. Also sind wir weiter durch Tucson getourt and haben die DHLs gesucht. Gott sei Dank habe ich mir die Offline-Karte für die Stadt auf das Handy geladen. So kann ich zumindest eine Route bestimmen, wenn auch nicht mit Straßeneingabe suchen lassen. Ich muss also vorher übers Internet rauskriegen, wo die anzufahrenden Niederlassungen liegen.
Es kommt auch bei mir mal vor, dass ich keinen blauen Schimmer habe, wo's nun im Innenstadtgetümmel langgeht. Besonders, wenn man eine Umleitung fahren musste und sich dann irgendwie zwischen Autobahn, Schnellstraße und Zentrum wieder orientieren muss. Und das ist dann Auslöser für eine K R I S E. Ich kann's ja verstehen, wenn wir an einer Kreuzung mit viel Verkehr stehen, keiner weiß wohin, aber eine Entscheidung zum Weiterfahren muss her. Hab ich dann keinen Rat und zucke mit den Achseln, weil ich auch drei Fragezeichen auf der Stirn habe, dann kriege ich aber postwendend fast einen Kilometer lang zu hören, dass meine Navigationskünste in die Tonne zu treten seien. Meine Reaktion: Ich fahre im Schmoll-Modus und blocke. Und das hilft dann auch nicht gerade weiter...
Na ja, irgendwann kriege ich mich dann wieder zur Raison, denn ich will ja schließlich auch am Ziel ankommen. Ich habe gemerkt, dass es in erwähnten Situationen am besten ist, Hans einfach mal die Himmelsrichtung anzugeben und ihn erst einmal konsequent so weiter zu fahren lassen. Das schafft mir etwas Zeit, mich auf der Karte zu orientieren. Aber man ist halt nicht immer so schlau...
Beim letzten Krisenereignis hat mein Göttergatte dann gespürt, dass er mich besänftigen muss und lud mich abends zur Verdauung in ein mexikanisches Restaurant ein. Damit war der Buße noch nicht genug und ich habe mir dann noch einen tiefgefrorenen Käsekuchen geholt, um den Ärger wieder runter zu schlucken.
Brrr, es ist kalt heute. Wir starten um 10 Uhr zu einer Wanderung in den Bear Canyon. Dabei haben wir nicht bedacht, dass die Sonne dort wohl erst sehr spät über die Canyonwände scheint. Den ganzen Weg liefen wir im Schatten. Der Bear Canyon - ein Eiskeller.
Im Sommer, wenn es in Tucson sehr heiß ist, ist diese Ecke bestimmt tolles Ausflugsziel. Es gibt viele kleine Tümpel, an denen es sich wundervoll rasten lässt. Doch heute dauert es lange, bis sich unsere Gänsehaut legt.
Auf dem Rückweg haben wir eine Sandbank in der Sonne entdeckt. Es ist Mittag und zeitgemäß haben wir Sehnsucht nach einem Nickerchen. Also nix wie in die Horizontale!
Der Sabino Canyon ist ein Grund, dass wir immer noch in Tucson hängen. Die Joggingstrecke auf dem Phoneline-Trail lässt einfach keine Wünsche übrig. 300 Höhenmeter und ca. 12 km ist das, was die Reisedegeneration unserer Mukkis verhindert.
Mittlerweile trifft man immer wieder die gleichen Leute unterwegs, denn besonders die Straße im Tal ist für viele eine Fitness-Strecke. Oben auf dem Phoneline-Trail trifft man nur wenige Wanderer an. Dabei sind es besonders Frauen, die in Trainingskleidung im Schnellgang, aber immer ständig redend, Richtung Talende streben. Ich muss dabei immer an Manuela, die Trainerin denken, die ja vehement gegen irgendwelche Gespräche beim Trainieren war. Will man wirklich Sport treiben, hat sie schon recht. Wer redet, läuft nicht im richtigen Belastungslevel. Aber wer weiß, mit welchen Zielen all diese Frauen unterwegs sind.
Eine Begegnung auf der Sabino-Straße ist immer ganz herzlich. Ein Schwarzer ist regelmäßig gegen 10 Uhr morgens mal joggend, mal gehend unterwegs. Ich treffe immer auf meiner Zielgeraden zum Visitor Centre auf ihn und dann ist ein besonderer Gruß fällig: Faust auf Faust und "Take care" (Pass auf Dich auf!). Richtig nett. Bei unserem letzten Zusammentreffen heute musste er mich umarmen, als er hörte, dass dies meine letzte Tour ist. Ein paar besondere Glückwünsche - und dann läuft jeder in seiner Richtung weiter.
Im Sabino Canyon sieht man nicht viele Tiere. Unsere Ausbeute: ein paar Hirsche, die Garder Snake und Singvögel. Ein besonderes Federvieh hat seine Heimat beim Besucherzentrum - der Roadrunner. Zu deutsch ist das der 'Große Wegekuckuck'. Zwei Exemplare treiben sich auf dem Parkplatz am Sabino herum. An unserem Auto haben sie es auf die toten Mücken abgesehen und picken sie auf. Wir haben den Roadrunner nie fliegen sehen. Wenn er Beeren erhaschen will, dann springt er hoch und erreicht da 30 cm und mehr. Aber er kann wohl fliegen, wenn auch nur kurz, zumindest habe ich nichts Gegenteiliges in der Literatur entdeckt. Mehrfach ist mir der Roadrunner vor den Füßen quer über die Straße gerannt, wobei er ein ordentliches Tempo vorlegt. Er kann Geschwindigkeiten bis 30 km/h rennen. Putzig sieht es aus, wenn er sich sonnt und dabei sein Gefieder aufplustert. Da es in der Wüste nachts sehr kalt werden kann, hat sich der Vogel eine Überlebensstrategie zugelegt und verfällt in eine Kältestarre. Vielleicht eher schlecht, wenn einem ein Rotluchs im Nacken sitzt...
Hans hat mir erzählt, dass der Roadrunner sogar kleinere Klapperschlangen frißt, die er am Kopf packt und so lange auf den Boden schlägt, bis sie tot sind. Ansonsten gehören Eidechsen, Früchte und Insekten zu seinem Speiseplan.
Schwierig - kann ich Euch nur sagen. Während in Deutschland Väterchen Frost und die eine oder andere Schneeflocke dafür sorgen, dass sich die Gefühlswelt auf Weihnachten einstellt, will das hier bei den Wüstentemperaturen von gut 20 Grad und Sommerkleidung nicht so richtig weihnachtlich erscheinen.
Gut - bei Walmart haben die Kassiererinnen Nikolausi-Zipfelmützen auf und der künstliche Weihnachtsbaum am Eingang leuchtet in allen Neonfarben. Aber hier regiert der Kommerz und Superrabatte locken einem die Dollars aus der Geldbörse. Dabei gibt es nicht einmal Marzipan, Spekulatius oder sonstige Leckereien zu kaufen. Und das schmerzt...
Weihnachtsrituale müssen auch im Ausland zelebriert werden. Also ging ich auf Suche, was uns denn den Heiligabend versüßen könnte. Ich stieß auf Früchtekuchen, der mich an den Selbstgebackenen im Zuhause meiner Eltern in Villingen/Schwarzwald erinnert. Aber nur g a n z entfernt. Was kommt schon an einen Früchtekuchen mit getrockneten Feigen, Mandeln und anderen Kostbarkeiten von Mami heran. Lindt-Pralinenkugeln sollen uns am 24.12. an die Schweizer Alpenwelt erinnern, die wir in unser Herz geschlossen haben. Schnüff! Dazu kommen noch schwedische Gebäcke, worin sich hoffentlich Zimt entdecken lässt und meine geliebten Shortbread-Fingers von Walker. Heiligabend scheint gerettet zu sein. Heute wird noch eine Kerze gekauft und dann sehen wir mal, wo es uns am 24.12. hin verschlägt.
Heute am Nikolaustag versuchte ich ein bisschen von der Adventswelt auf Film zu bannen. Ein Walmart-Angestellter reiferen Jahrgangs stand mit Rucksack und Sauerstoffversorgung an der Kasse. Eigentlich traurig, dass er in seinem fortgeschrittenen Alter noch arbeiten muss. Aber vielleicht macht er es sogar gerne, um unter Menschen zu sein. Ich wollte ihn nicht fragen. Auf jeden Fall ein Bild, was es bei uns in Deutschland sicherlich nicht zu sehen gibt.
Und ich habe sogar ein Ständchen bekommen. Vor Walmart's Tür hört man schon seit Tagen die Spendenklingel der Salvation Army (Heilsarmee). Ich bewundere die Ausdauer der Freiwilligen, die den ganzen Tag stehend oder sitzend klingeln. Wahrscheinlich haben sie längst ein "Klingeltrauma" und hören eh nicht mehr so viel von dem Gebimmele. Der gute Mann war begeistert von meiner Idee ein Foto zu machen (Spende meinerseits ging voraus...). Die Freude war echt, denn als er hörte, dass ich von Deutschland komme, stimmte er mir zuliebe das deutsche Volkslied Heidenröslein an. Mir kamen die Tränen. Ich bedankte mich vielmals. Auch das kriegt man in Deutschland nicht zu hören...
Entschuldigt ein bisschen die Videoqualität. Ich habe das Video zwar mit Moviemaker bearbeitet und es sollte HD-Qualität haben, aber beim Hochladen leidet die Datei immer etwas und die Unschärfe kommt heraus. Hilft nur, ihr kommt nach unserer Heimkehr zu uns und schaut Euch die Videos auf der Leinwand an....
Es ist 17.30 Uhr und so langsam geht die Sonne unter. Auf der Straße in den Sabino-Canyon sind nur noch einige wenige Fußgänger unterwegs. Die Berge glühen im Abendrot und die Westerkakteen heben sich in ihrem Grün davon ab. Grillen zirpen und ein lauer, warmer Wind lässt einen eher an eine Sommernacht denken.
Wir steuern einen kleinen Aussichtshügel an, als sich der Himmel im letzten Sonnenlicht glutrot färbt. Eine tiefe Ruhe kehrt ein - sowohl auf unserem Spazierweg wie auch in uns selbst. Von Ferne blinken die Lichter von Tucson und das schafft wahrlich ein bisschen Adventsstimmung.
Heute haben sich bei mir Piriformis-Muskel und Ischias zu Wort gemeldet. Daher habe ich es auf der bekannten Runde locker angehen lassen und es entstand das folgende (Schnauf-) Video, das naturgemäß nicht "ruckelfrei" ist.
Judy und Chris aus Victoria/Vancouver Island haben es vorausgesagt - die Erosionsformen im Chiricahua NM sind einzigartig. "Balanced Rock" heißt soviel wie eine "Felsenformation, die auf einem anderen Felsen balanciert". D. h. die Felsen sind so weit erodiert, dass ein Kopffelsen auf einem ganz dünnen Hals steht. Das sieht dann wie ein Pilzkopf aus.
Wir haben eine Runde in dem Felsengarten gedreht. Manche Felsformationen haben natürlich einen Namen bekommen. Rätsel: Auf welchem Bild seht Ihr den sogenannten "Kamelkopf"? Richtig, auf Bild Nr. 11 ist er unschwer zu erkennen. Die Alligator-Wacholder könnt Ihr an der Rinde festmachen. Sieht apart aus.
Auf dem Rückweg kürzte ich ab und stieg den Abhang in direkter Richtung auf unser Auto zu. Da hörte ich Laute, die sich wie ein Spechthämmern anhörten, nur dass es nicht auf Holz hämmerte sondern auf Blech. Und schon sah ich den Lärmproduzenten. Ein Eichelhäher hämmerte und pickte tatsächlich - und zwar auf unserer Motorhaube. Ich habe den Übeltäter gerade noch ablichten können, als er seitwärts einen Abgang machte. Dann flog er in einen gegenüberliegenden Busch. Oben angekommen sah ich wie Hans bereits in gebückter Haltung das "Heilix Blechle" inspizierte. Es hat auch wirklich ordentlich gedröhnt, so dass man schon an Lackschäden hätte denken können. Grund für das sonderbare Verhalten des Vogels waren unsere unzähligen toten Mücken, die an unserem Auto klebten. Ein deutscher, futterverwöhnter Eichelhäher wäre nie auf die Idee gekommen, tote Insekten von einem Auto mühsam abzupicken.
Nicht so dieser Wüstenvogel. Frech sah er uns aus dem Baum heraus an. Dann kam er angehüpft und blickt zu uns hoch, als wollte er sagen: "Hey, die Karosse gehört mir". Er tanzte um die Rückseite des Wagens herum und ich verfolgte ihn. Dann war er so schlau und hat das Weite gesucht. Noch eine Attacke auf unser Auto und es hätte Vogelbraten gegeben....
Wir sind in Alamogordo im Staat New Mexico angekommen. 10 km vor der Stadt befindet sich auf der amerikanischen Holloman Air Base einer der ausländischen Ausbildungsstandorte der bundesdeutschen Luftwaffe für Tornado-Piloten und Waffensystemtechniker. Bei einem kurzen Kontakt mit einer deutschen Familie habe ich erfahren, dass die Soldaten, derzeit 500 auf dem Stützpunkt, in der Regel 3 Jahre hier verbringen. Es gibt in Alamogordo natürlich Kindergarten und eine deutsche Schule, so dass für die Familienangehörigen eine gute Versorgung gewährleistet ist. Die deutschen Familien können auf der Air Base, dem Stützpunkt, wohnen oder sich direkt in der Stadt eine Bleibe suchen. Die Stadt besteht aus einer großen "Freßmeile" und zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten. Ansonsten würde ich hier aber Freizeitmöglichkeiten vermissen. Ich vermute, dass sich das Austoben eher in Fitness-Centern abspielt. Wanderangebote konnte ich in direkter Stadtumgebung keine entdecken.
Und das ist für uns dann ein leichtes Problem. Wir sind auch nicht wegen der Stadt Alamogordo und dem Luftwaffenstützpunkt über 300 km hierher gefahren, sondern wir folgen dem Rat von Agnes und Helmut aus Wolfenbüttel und streben den White Sands Park an. Und der wird ja wohl einige Runden zum Beineschwingen anbieten.
Die Gipssande im White Sands National Monument sind schon etwas Besonderes. Man fragt sich, woher der Gips denn kommt. Dazu muss man weit in die Erdgeschichte zurückgehen. Vor 250 Millionen Jahren war hier wie auch auf anderen Erdteilen ein großes Meer vorhanden. Dies war hier flach und der Grund des Meeres bestand aus Gipsmaterial. Die Gipslagerstätte war also vorhanden. Das Meer trocknete aus, der Gips formte sich zusammen mit tierischem und pflanzlichen Material zu Gestein um. Danach hob sich der Meeresboden kuppelförmig. Vor zehn Millionen Jahren stürzte diese Kuppel ein und das heutige Becken, in dem sich die Dünen befinden, war formiert worden. Man spricht davon, dass die Randgebirge des Basins Gipsvorkommen haben, die durch Regen und Schnee herausgelöst werden und so den Gipsdünen neues Sediment zuführen. Es gibt im Tal den Lake Lucero, der meistens ausgetrocknet ist. Normalerweise würde weggeschwemmtes Gipssediment über Seen und Flüsse weggetragen, aber der Lucero-See hat keinen Abfluss und so bleibt das Sediment im Tal. Lediglich die Dünen werden durch Winde fortbewegt. Auskristallisierungen im Lucero zerbrechen im Laufe der Zeit, werden zermalmt bis hin zur Körnung der Dünensande.
Einmal im Monat gibt es eine Führung zum Lucero-See, der mit seinen aufgestellten Gipskristallen hübsch aussieht.
Gestern hatten wir gesehen, dass die 8 km-Runde auf "Gips-Sand" ganz gut machbar ist, denn nur an den Dünenrändern selbst ist der Sand lose und tief. Ansonsten hat der Gips auf Grund des hoch liegenden Grundwassers so viel Feuchtigkeit, dass er eine feste Unterlage bietet. Man kann sagen, dass man auf 3/4 der Runde nicht groß beim Joggen einsinkt, der Rest ist als kleiner Trainingsreiz zu sehen.
Damit ihr Euch mal ein (ruckeliges Jogging-) Bild von dieser Dünenlandschaft machen könnt, habe ich ein paar Videos von unterwegs zusammengeschnitten. Unser Zeitaufwand für die Runde war eine knappe Stunde in lockerem Tempo.
Lacht nicht, aber ich habe mir den Spaß gemacht und das Video mit dem Soundtrack "Spiel mir das Lied vom Tod" von Enno Moricone hinterlegt... Passt vielleicht ganz gut zu meiner Schnauferei...
Das herangezoomte Bild zur Halbzeit der Runde stellt eine Missile Abschussbasis dar, die sich in etwa 20 km Entfernung befindet. Das meiste Gebiet rund um White Sands dient als Test- und Übungsgelände für Raketen und Drohnen bzw. anderes militärisches Gerät. Die sogenannte "White Sands Missile Range" ist in ihrer Ausdehnung das größte militärische Gebiet der USA. Im 2. Weltkrieg wurde hier die erste Atombombe getestet. Wernher von Braun und andere deutsche Wissenschaftler waren hier in der Raketenentwicklung tätig. Daher auch die deutsche Schule in Alamogordo, die damals gegründet wurde. Für den Space-Shuttle, dessen Betrieb ja eingestellt wurde, hatte man hier eine Ersatzlandebahn gebaut.
So, jetzt schreibe ich diesen Text dank dem "guten" Wifi von Mc Donald's zum zweiten Mal.
Den Besuch der Carlsbad-Tropfsteinhöhlen haben wir auch einem Tipp von Helmut und Agnes aus Wolfenbüttel zu verdanken. Gut, wer aus dem Harz kommt, der kennt ja diese Höhlen mit ihren Stalaktiten, die von der Höhlendecke nach unten wachsen und den auf Grund von Kalksickerwasser nach oben sich aufbauenden Stalagmiten. Weshalb also noch einmal so eine Höhle besuchen?
Ich sage Euch - die Carlsbad Caverns haben es in sich. Solch ein großes, erschlossenes Höhlensystem habe ich noch nicht erlebt. Wir sind in eine Richtung über 3,5 km marschiert! Gigantisch. Dazu kommt aber noch, dass viele Höhlenteile noch gar nicht erforscht sind. Die Lechuguilla-Höhle soll 200 km lang sein und nur Teile wurden bisher begangen.
Der Kalkstein kommt hier als Relikt eines großen Riffs aus der Perm-Erdzeit vor. Die Carlsbad-Höhlen sind nicht nur durch Regen-Sickerwasser, was Spalten im Untergrund weiter öffnete, entstanden. In Neu Mexiko befinden sich größere Öl- und Gasvorkommen und mit diesen kommt auch Schwefelwasserstoff in der Erde vor. Dieser formt sich zu Schwefelsäure um und die setzt dem Kalk zu, so dass die Höhlen quasi auch von innen heraus formiert wurden.
Doch nicht nur die riesigen Ausmaße, nein, auch die Möglichkeit, dass man völlig selbstgesteuert die Unterwelt betreten kann und sich in Muße die vielen Tropfsteinformationen anschauen kann, ist mir neu. Da macht das Fotografieren doppelt Spaß, wenn man sich Zeit nehmen kann und nicht hinter einem Ranger herhecheln muss. Leider habe ich kein richtiges Stativ mitgenommen, sondern habe nur ein Einbeinstativ dabei gehabt. Ich hatte nicht damit gerechnet, so viel Zeit für die Aufnahmen zur Verfügung zu haben. Hans tigerte gleich von Anfang an in Eigenregie los und wir sahen uns erst nach fünf Stunden wieder am Auto. Das war natürlich von mir falsch geplant gewesen und so musste ich mühsam zusehen, dass mein "Fotofuß" auch wirklich ruhig stand. Kannste vergessene bei einem Monopod. Irgendwie wackelt es immer. Ich habe also die ISO-Werte hochgedreht und hatte dann demzufolge Bildrauschen auf meinen Fotos. Bin halt nur ein Hobbyfotograf. Also macht die Bilder nicht zu groß, sonst sind sie unscharf.
Was wir nicht erlebt haben, war das allabendliche Spektakel mit dem Fledermausflug. Von März bis Oktober halten sich Hunderttausende (man vermutet eine Milllion) von mexikanischen Bulldoggfledermäusen in Höhlenteilen, die nicht von den Besuchern begangen werden können, auf. In der Dämmerung fliegen diese Fledermäuse dann gesammelt ins Freie, um nach Insekten zu jagen. Von einem Freiluft-Amphitheater aus kann man dies beobachten. Schade. Nun sind die Fledermäuse über den Winter nach Mexiko und noch weiter nach Südamerika gezogen. Grins, vielleicht treffen wir ja die eine oder andere auf unserem Winterzug gen Mexiko.
Die Kalksteinberge ziehen sich fort. 40 km südlich von den Carlsberg-Höhlen sind die Guadalupe Mountains. Wir überqueren heute die Grenze zu Texas. Hans hat eine schöne Tour herausgesucht. Es geht in den McKittrick Canyon.
Das Besondere an dieser Jogging-Strecke ist der grüne Bewuchs des Canyons, denn es gibt hier in der Chihuahua-Wüste- ja, tatsächlich - Wasser. Ein kleiner Bach, mal unterirdisch, mal sichtbar, fließt durch das Tal. Das gibt dem Ganzen eine idyllische Note. Ahorn, Steineichen, Madronen (die mit der braunen Rinde - siehe Foto), Kiefern und die gewohnten Yuccas sowie Agaven finden sich am Rande unseres Weges. Die Madronen haben rote Früchte, was mir ein Fotomotiv gab.
Auf dem Rückweg haben wir das Steinhaus von Wallace Pratt aufgesucht. Durch einen Film im Besucherzentrum waren wir bereits vororientiert. Pratt, ein Geologe, hat in den 20er Jahren in der Umgebung nach Öl gesucht. Dabei wurde ihm der McKittrick Canyon gezeigt, er hat sich in das Tal verliebt und er hat große Teile des Tales gekauft, um sich dort ein Sommerhaus zu bauen. Später hat er alles dem Nationalpark vermacht. Auf der Veranda des Anwesens stehen mehrere Schaukelstühle, geradeso, als wäre W. Pratt eben davon aufgestanden und hätte eine Runde um das Haus gedreht. Das Haus selbst war verschlossen, aber man konnte durch die Fenster Teile der Wohnungseinrichtung erspähen. Selbst ein Anzug hing noch an einem Ständer.
Wir testeten die Schaukelstühle und fühlten uns einen Moment zurückversetzt in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ja, in der Stille und Einsamkeit des Tales ließ es sich leben.
Nein, wir sind noch nicht in Mexiko. Wir rollten gemütlich gen Texas und haben den Big Bend Nationalpark angepeilt. Der liegt am Rio Grande, dem Grenzfluss zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko.
Die Situation hier für die Pflanzenwelt stellt sich anders dar. Man bekommt deutlich mehr Blüten zu Gesicht, die Natur ist üppiger. Kaum zu glauben - um 6:00 Uhr geht hier langsam die Sonne auf und um 17:00 Uhr kommen die letzten Sonnenstrahlen über den Berg. Zumindest ist das im westlichen Teil des Parks so. Bereist man die östliche Parkecke, überschreitet man eine Zeitzone und wir haben es dann eine Stunde später. Aber mit 7:00 Uhr Sonnenaufgang sind wir hier immer noch weit entfernt von den momentanen Zeitgegebenheiten im winterlichen Deutschland. Auch die Tagestemperaturen sprechen eher für eine Klimalage im Sommer. Tagsüber hat es zwischen 25 und 30 Grad Celsius. Das wirkt auf Laune und Lust zu Sport richtig elektrisierend.
Am ersten Tag fahren wir in der Westecke des Parks ein bisschen herum und schauen uns zuerst einen Box-Canyon an. Das ist ein schluchtförmiges Tal, was keinen Ausgang hat, also endet. Unser Canyon heißt "Burro Mesa" und endet mit einem "Pour-off". Das heißt wörtlich übersetzt Ausguss - ihr seht auf dem Hochformatbild, wo das Wasser nach Regenfällen von einer Hochebene in die untere Mesa stürzt. Das waren bestimmt 100 Meter - Genickstarrenqualität!
Gegen Abend wollen wir dann endlich mal den Rio Grande zu Gesicht bekommen. Wir suchen eine Bootsanlegestelle auf. Hohes Schilf versperrt uns zuerst den Anblick des Flusses. Die Grillen zirpen. Ein laues Lüftchen verschafft uns angenehme Verdunstungskälte. Und da sehen wir ihn - zwar braun und schmutzig, aber mit ordentlicher Strömung nach Osten fließend. Die Landschaftsszenerie vor 200 m -Felswänden lassen ihn gewaltiger erscheinen. Wir wollen mehr sehen und wandern den Weg in den Santa Elena Canyon hinein. Muschelkalkfelsen lassen uns zur Betrachtung innehalten. Dann haben wir das Ende des Weges erreicht und schauen in Stromaufwärtsrichtung in den Canyon hinein, der vom Fluss vollständig ausgefüllt wird. Durch "Schilfwälder", die von Wegen durchkreuzt sind, geht der Weg wieder zurück. Weit hinten leuchten die Berge im glühenden Abendrot. Abendidylle.
Wir müssen aber wieder zurück, denn wir dürfen nur auf Campingplätzen im Nationalpark übernachten. Keine Lust dazu. Also nutzen wir die "Old Maverick Road" dazu, um auf kürzerem Weg wieder zum Ausgang zu kommen. Der Ranger am Eingang des Parks hatte uns vorgewarnt ... Dabei fing es so gut an. Eine ungeteerte Straße, einigermaßen geebnet, die von Yuccas gesäumt wurde. Doch dann kamen ausgetrocknete Flussbetten mit Kieselsteinen und Felsen und - wir sahen nicht mehr sehr viel. Es war mittlerweile stockdunkel geworden und die Scheinwerfer des Fahrzeugs boten nicht genügend Ausleuchtung des Terrains. Ruckelnd im 15 km/h Durchschnittstempo ging es über die Piste. Manchmal gab es Kreuzungen - wir nahmen einfach die uns besser erscheinende Strecke. Manchmal dachten wir, jetzt haben wir die Piste verloren, denn sie verengte sich zu einer schmalen Einwegstrecke, die manchmal tiefen Sand aufwies. Mann, können die Ranger nicht mal einen Grader, der alles wieder gerade schiebt, durchfahren lassen? Wir haben auf jeden Fall beide Blut und Wasser geschwitzt und hofften bei tiefen Bodenwellen inständig, dass unser Nugget nicht aufsitzt. Die schwache Beleuchtung hob Unebenheiten plastisch hervor und man meinte, dass die Bodenunebenheiten noch größer sind als sie sich dann beim Durchfahren herausstellten.
Irgendwann war diese Strecke, die als befahrbar für Fahrzeuge aller Art galt, auch vorüber. Es kostete uns einige Kekse bei der abendlichen Schleckerei, um wieder herunter zu fahren...
Wir fahren in das "Innere" des Nationalparks. Hier hat es eine kleine, aber feine Bergwelt mit Höhen bis zu 2.387 m (eben dieser Emory Peak). Wir lassen uns im Besucherzentrum über die Wandermöglichkeiten hier instruieren und entscheiden uns für einen Gang zur Südkante der Berge, dem South Rim.
Es geht los. Stetig steigt der Weg an. Immer wieder kommen uns schwer bepackte Trekkingwanderer an. Entlang der Wege hat es zahlreiche Backpacking-Campplätze im Angebot. Ein Wanderer "von oben" grüßt uns und fragt woher wir kommen. Es entwickelt sich ein längeres Gespräch. Gesprächsthema hauptsächlich: Der gewählte Präsident der Vereinigten Staaten.
Weitere Wanderer gehen an uns vorbei und ich erkläre die Wegblockade mit: "Hey, wir machen hier im Busch Weltpolitik.. Die Erklärung wird mit breitem Grinsen quittiert.
Doch nun zum Wandern: An der Wegkreuzung Richtung Emory Peak müssen wir uns entscheiden. Wollen wir den Gipfel dazu nehmen? Ja, wir wollen. Noch sind wir ganz gut drauf.
Der Weg zieht sich in schön gelegten Schleifen im Schatten den Berghang hinauf. Bild 2 zeigt den Emory Peak, der am Schluss zur kleinen Kraxelei einlädt. Bild Nr. 4 zeigt den Blick zum Besucherzentrum.
Auf dem Rückweg vom Gipfel schlagen wir uns in die Büsche und entdecken tatsächlich eine kaktusfreie Stelle. Mittagsnickerchen. Dann weiter Richtung South Rim. Wir haben die Möglichkeit abzukürzen, entschließen uns aber dennoch, entlang der Südkante des Massivs weiter zu wandern. Und es lohnt sich. Die Luft fühlt sich wie Herbst an. Einige Bäume am Wegesrand haben noch ihr Herbstlaub. Die Sonne wärmt uns von hinten den Rücken und ein ständiger warmer Wind verhindert, dass es uns zu warm wird. Wir sind am South Rim angekommen. Zwar ist es diesig, doch tief unter uns zeichnet sich hügelige Ebene klar ab. Ein Blick auf die Uhr: Es ist bereits 14:30 Uhr und wir haben noch gute 10 km zu gehen. Nun aber hurtig, denn wir wollen nicht in die Dunkelheit geraten.
Mit dem letzten Tageslicht sind wir um 17:10 am Auto gelandet. Die Beine und Füße sagen uns: Wir haben heute 24 km und 900 Höhenmeter bewältigt. Es war für unsere momentane Verfassung hart an der Grenze.
Die Wanderung ist auf Grund ihres Profils eine Drei-Sterne-Empfehlung von uns. Vielfach verläuft sie im Schatten und die Anstiege sind moderat. Die erbeuteten Rundblicke sind bombastisch.
Es ist heiß und wir setzen uns zusätzlich in einen "Hot Spring", gespeist durch unterirdische heiße Quellen. Auf solch eine verquere Idee muss man erst einmal kommen. Aber sucht man solch eine Badestelle auf, dann heißt es: Badehose raus!
Nicht nur wir spüren, dass draußen ungewöhnliche Sommertemperaturen herrschen. Bei um die 30 Grad kommen auch Tiere zum Vorschein, die sich sonst eher im Gebüsch aufhalten. Auf der aufgeheizten Teerstraße kriechen Taranteln herum. Wir entdecken auf unserer Fahrt vier große Exemplare und kurven vorsichtig darum herum. Auf dem Rio Grand Campingplatz spricht uns ein Texaner an und erzählt, dass er kurz zuvor eine Klapperschlange auf der Straße gesehen hat. Wow! Ob wir auch ein solches Exemplar zu Gesicht bekommen? Leider nicht.
Die Taranteln sehen furchterregend aus. Das größte Exemplar war mit Beinen so ein halber Handteller groß. Aber sie gehören zu den harmloseren Spinnentieren. Ihr Gift kann dem Menschen nicht gefährlich werden. Allerdings könnte man bei einem Biss ein paar Tage lang Schmerzen haben, ähnlich einem Wespen- oder Bienenstich. Der Name Tarantel ist sehr umgangssprachllich verwendet. Die Spinnen hier in Nordamerika haben Haare und ähneln nicht so den Taranteln bzw. Wolfsspinnen aus Europa.
Die heißen Quellen in der Nähe des Rio Grande Village. Meine Uhr sagte mir: Das Wasser hat 40 Grad Celsius.
Am Tag zuvor noch Hitzestöhnen und nun läuft die Heizung die ganze Nacht. Zudem heulte ein Sturm und Petra im Oberdeck wurde immer wieder hin und hergeschaukelt. Hans hat dann die Luftfederung des Autos aufgepumpt. Wer weiß, vielleicht wäre ich ja seekrank geworden.
Am Morgen ein kurzer Blick aus dem Bett auf das Autothermometer, dann ungläubiges Augen-Aufreißen: Es hat gerade mal 2 Grad plus. Man möchte nicht aufstehen, aber der Gedanke an eine heiße Tasse Kaffee bewegt dann doch die Beine. Es dauert lange, bis wir so richtig in die Gänge kommen. Um uns vollends wach zu machen, fahren wir zum Boquillas Canyon. Der stellt sich als nicht so schön heraus im Vergleich zu dem Elena Canyon vor zwei Tagen.
Wieder zurück stehen noch einige Hausarbeiten an. Webseite auf Reihe bringen, letzte Telefonate mit den Lieben zu Hause ("Wir wissen nicht, wo wir an Heiligabend sein werden...").
Am Spätnachmittag kurven wir nochmals das von uns lieb gewonnene Chisos Basin an und gehen auf dem Lost Mine Trail bergan. Auf halbem Weg begegnet uns ein Trailrunner und warnt uns vor. Eine Bärenmutter mit zwei Kleinen wurde von ihm kurz zuvor gesichtet. Wir zwei gehen auf leisen Sohlen weiter. Aber kein Bär mehr weit und breit zu entdecken. Das wäre echt noch die Krönung gewesen.
Dafür treffen wir eine Mitarbeiterin aus dem Besucherzentrum, die mit ihrem Mann auch den Weg in Angriff genommen hat. Die Beiden sind schon gut über die 70 Jahre und arbeiten als Freiwillige im Nationalpark mit. Hauptaufgabe ist es die Besucher über Wege und weitere Infrastruktur zu unterrichten. Dafür können sie, wie auch schon bei Anderen beschrieben, mit ihrem Wohnmobil kostenlos stehen und erhalten Stromversorgung. Es entwickelt sich ein anregendes Gespräch und wir erkennen, dass die Beiden in ihrem Rentenalter schon in einigen Nationalparks gearbeitet haben und gar Insiderwege kennen. Wir bekommen ein paar Tipps für garantierte "geheime Wege", auf denen man niemand antrifft und die Naturschönheiten bieten. Das heben wir uns für ein nächstes Mal auf. Die Zwei sind alle drei Tage auf größerer Tour unterwegs. Alle Achtung. Ich könnte mir so was auch für mein "Rentendasein" in 15 Jahren vorstellen. Auf jeden Fall hält das die grauen Zellen in Schwung.
Abends stehen wir dann beim Besucherzentrum, haben unsere gesamte Computerinfrastruktur vorne im Auto zu Downloads liegen und bereiten nebenbei das Abendessen zu. Viel hat unsere Kühltruhe nicht mehr zu bieten. Wir haben wegen dem Grenzübertritt nur begrenzt Frisches eingekauft. Es wird Zeit, dass wir über die Grenze gehen.
Hans ergattert im kleinen Laden eine Dose mit Chilli con Carne und dazu passt ein Kartoffelbrei aus der Tüte. Das Magenfüllende war dann schnell geregelt. Danach tuckerte ich gemütlich zu unserem Stellplatz außerhalb des Nationalparks zurück. Es war gut, dass ich auf der bergigen Tour nur langsam unterwegs war. Ein kapitaler Hirsch hat mich auf dem ersten Pass zum Bremsen gebracht. Der Gute wusste auf der Straße erst mal nicht wohin und rannte dann doch quer vor dem Auto rüber. Junge, du konntest froh sein, dass da kein wild gewordener Texaner über den Pass gerast kam - es hätte Hirschbraten gegeben...
Zum Grenzort Presidio führt die eine Landstraße 170. Immer am Rio Grande entlang geht es auf bergigem Terrain hoch und runter. Da haben sich die Straßenbauer mal richtig Mühe gegeben.
So ein Abschiednehmen von einem Land bzw. besser Staatenverbund wie den U.S.A führt zumindest bei uns dazu, dass man sich die vergangenen vier Monate noch einmal durch den Kopf gehen lässt. Unisono kann die Zweier-Besetzung unseres Ford Nuggets sagen: Wir kämen nicht auf die Idee unseren Wohnstandort in die U.S.A zu verlegen.
In unserer Meinung haben wir uns dabei meist auf die Bauweise der Häuser oder auf den Zustand der Vehikel auf der Straße bezogen. Zugegeben, ich möchte auch nicht in einer Pressspan-Schuhschachtel wohnen, die mir beim nächsten Sturm um die Ohren fliegt. Da lobe ich mir schon den deutschen Hang zur Massivbauweise.
Das mit dem Straßenverkehr ist eine andere Sache. Ich habe zwar nicht recherchiert, aber es scheint so zu sein, dass es in den Staaten keine Straßenverkehrsbehörden gibt. Denn sonst könnten all diese Klapperkisten, wie wir sie vielfach angetroffen haben, nicht mehr als verkehrstauglich gelten. Ich hätte diese halblebigen Vierradgetriebenen eher der Kategorie Autowrack zugeordnet.
Die Polizei scheint sehr nachsichtig im Kontrollieren zu sein oder sie hat einfach nicht genügend Personal. Es ist an der Tagesordnung, dass man mit Mobiltelefon am Ohr am Steuer sitzt. Also Leute, seid ihr in den Staaten unterwegs und plötzlich wird ein Autofahrer vor Euch langsamer oder fährt Schlangenlinien: Nein, er ist nicht angetrunken, sondern textet munter mit seiner Liebsten!
Kommunikationsfreude haben wir überall angetroffen. Kommt uns ja auch zugute, denn wir lieben Diskussion und Austausch. Wenn ihr auf dem Wanderweg seid und ihr hört ein ständiges Gequassel, dann ist das hundertprozentig eine Frauengruppe. Die Amerikanerinnen können ohne Punkt und Komma reden und das eine ganze Wanderung lang! Aber wahrscheinlich hat man ihnen nur gesagt, dass sie laut sein sollen, weil sie sonst auf einen B Ä R E N treffen könnten.
Angstmache ist auch typisch amerikanisch: Nimm vier Liter Wasser für einen ganzen Tag Wandern mit ansonsten verdurstest Du! Ich habe es noch nie geschafft, selbst beim anstrengendsten Sport nicht, vier Liter Wasser am Tag in mich hineinzukippen. Dann sind die folgenden Regeln an jeder Ecke zu lesen, sollte man im Bärengebiet wandern: Laut reden, rufen, mit Glöckchen klingeln, Bärenspray zur Hand nehmen.... Führte bei uns eher dazu, manch einen nicht mehr ganz ernst zu nehmen.
Ich weiß jetzt, dass ich mich bei einem Puma nicht tot stellen darf sondern kämpfen soll. Dass es aber bei einem Bären schon helfen kann ganz ruhig auf dem Boden liegen zu bleiben. Vermutlich wird es mir nie was helfen, sondern ich werde rein aus einem Fluchtinstinkt heraus bei wirklicher Gefahr die Beine in die Hand nehmen...
Wir sind bei unserer Wiederholungstat wiederum bestätigt worden, dass viele Amerikaner einfach faul sind, wenn es um körperliche Betätigung geht. Sie vertrauen ihrem Auto mehr als dass sie ihren zwei Füßen trauen. In Massen werden sie auf geteerten Straßen den Nationalparks zugeführt, um dann kurz mit der Nasenspitze über irgendeinen Canyonrand zu schauen und danach in die Lodge zum wohlverdienten Mahl zu tigern. Lassen wir das. Wir können froh sein, dass wir nicht mit so vielen Fußmarschwilligen den Wanderweg teilen müssen.
Die Esskultur Europas haben die US-Amerikaner nicht exportiert, als sie in Scharen den Atlantik überquerten, um im verheißenen Land Gold zu finden. Nehmen wir nur einmal als Beispiel das Brot. Ein deutscher Bäcker, der in die Staaten umsiedelt, könnte sich eine goldene Nase verdienen. Manche sind auch schon auf den Trichter gekommen (siehe Bäckerei Forscher in der Nähe des Bryce Canyon) und denen reicht es, wenn sie ihre Backstube ein halbes Jahr lang aufmachen. Ansonsten ist das Brot hier meist in einer Plastikfolie verpackt und ist im Nu weich. Süßigkeiten wie Kuchen finden wir hier übersüß. Weihnachtsplätzchen mit Zimt oder feine Lebkuchen kennen sie hier gar nicht. Wir vermissen unser gutes Bauernbrot mit einer echten Kruste!
Fastfood-Ketten werden hier niemals untergehen, denn es ist ja auch so bequem sich einfach schnell was am Tresen zu bestellen. Wir nutzen diesen Service zwar auch, dennoch schaffen wir es auch an den meisten Tagen mal schnell was zu brutzeln.
Aber da sind ja noch die vielen Nationalparks und State-Parks, in die man hinein- und hinabtauchen kann und sich an der schönen Natur erfreuen kann, die es so in ihren Eigenarten nicht in Europa gibt. Und das bringt uns dann immer wieder dazu, doch in die Vereinigten Staaten zu fahren...
So, jetzt haben wir abgerechnet. Bis auf ein Wiedersehen im April 2017. Da werden wir uns wieder sehr auf die Nationalparks in den USA freuen.
Um 8:00 Uhr, nein wir sind ja wieder in der alten Zeitzone, also um 7:00 Uhr, fuhren wir bei Presidio über die Grenze. Erst einmal hatte ich die Aufgabe, unsere in den Reisepass eingepinnten Aufenthaltserlaubnisse („tags“) für die Staaten wieder an die Behörden zurückzugeben. Wir brauchen im nächsten April eine neue Karte. Die alte hätte ohnehin nur noch bis Mitte Februar ihre Gültigkeit gehabt. Wir haben ein 10 Jahre gültiges Besuchervisum für die U.S.A, dass uns auf Antrag jeweils eine maximale Aufenthaltsdauer von 180 Tagen beschert.
Etwas irritiert standen wir dann beim amerikanischen Zoll an einem Stoppschild – keiner kam. Also bin ich wieder losgerannt und habe gefragt, ob wir einfach so durchfahren können und wo denn bitte schön der mexikanische Zoll sei. Wurde daraufhin angegrinst und man teilte mir mit, wir sollen einfach weiterfahren. Nach einer Brücke kommen die mexikanischen Zollbehörden. Dort würde man uns weiterhelfen.
Dann wurde es nicht mehr so gemütlich. Erst mal verzweigte es sich – Deklaration ja oder nein. Nein, wir haben nichts zu verzollen. Von einem maskierten Zollbeamten (zum Fürchten sah er aus) wurden wir in eine Haltebucht gewiesen. Frage nach den Fahrzeugpapieren. Wir rückten unsere Kopie des Fz-Scheins heraus. Dann die Pässe. Dann kam er ins Auto und durchsuchte das Innere flüchtig. Schränke, Kühltruhe etc. wurden aufgemacht. Zum Schluss fragte er mich nach dem Inhalt unseres Wasserkanisters. Das Wort kannte ich: Agua, d. h. Wasser, kam prompt die Antwort. Meint der etwa, wir als Anhänger von jeglichem nicht-alkoholischem Getränk würden ein badisches Obstwässerle in Zehnliterabmessung transportieren?
Dann ein zustimmendes Nicken. Wir können die Grenze passieren. Äh halt, meinte ich, wir brauchen noch eine Touristenkarte für den Aufenthalt und die Import-Erlaubnis für unseren Wagen! So was, wir hätten glatt ohne Papiere in Mexiko einreisen können! Das wäre uns bei einer Fahrzeugkontrolle aber schlecht bekommen. Ja, wir können da drüben parken. Die Einreisebehörden sind im Gebäude nebenan, meinte er dann noch auf Nachfrage.
Wir kamen in eine große Halle. Von einem Beamten, an einem Tisch sitzend, wurden wir herangewunken. Einer konnte etwas Englisch. Na, Gott sei Dank. Wir wurden gefragt, wo wir denn in Mexiko fahren wollen und wie lange der Aufenthalt in Mexiko sein würde. Das konnten wir aus dem effeff. Wir zählten unsere Reiseziele auf. Ein zweiter Beamter meinte: Auch nach San Cristobal de las Casas? Das ist seine Heimatstadt. Na klar, entgegnete ich und bekam einen erhobenen Daumen entgegen gestreckt. San Cristobal ist ein nettes Touristenörtchen in Chiapas mit vielen Kirchen und einem netten indigenen Markt.
Das Weitere ging dann recht flott. Wir sollten für die Amtshandlung 46 Dollars zahlen. Dazu geht man zu einem sogenannten Banjerito, einem speziellen Kassenschalter. Dort war viel los. Dicke Dollarbündel wurden immer wieder abgezählt und abgepackt. Die verdienen hier gar nicht schlecht. Mit dem Zahlbeleg bekamen wir unsere Pässe und Touristenkarten.
Ok, nun der zweite Akt: Die Einfuhrerlaubnis für unser Auto. Unser Campervan (Wohnmobil will ich den Nuggy nicht nennen, dazu ist er zu pimpfig) ist ja wirklich was Besonderes. Was haben sich US-Amerikaner und auch Kanadier darum versammelt und diesen kompakten Schlaf- und Küchenwagen bestaunt. Kamen wir zu unserem geparkten Auto zurück, wurden wir von Passanten fast jedes Mal interviewt und so manch einer hat eine Kurzbegehung unseres Vehikels gemacht. Wir hätten den Wagen schon hundertmal verkaufen können. Eine heilige Kuh also. Aber ein Fahrzeug, das nicht im System der Mexikaner gespeichert ist. Das Fahrzeug gibt es in Mexiko nicht. Und es dauerte. Ich sollte das Original des Fahrzeugscheins aus dem Wagen holen. Dann wurde die Chefin des Banjeritos zu Rate gezogen. Daraufhin sind wir mit dem Mitarbeiter zu unserem Auto getigert, wo die Schlüssel-Nr. noch einmal überprüft wurde. Dem hat unser Wahldomizil auch gut gefallen und ich musste daraufhin mein Handy an die Chefin weiterreichen, damit sie ein Bild der heiligen Kuh bestaunen konnte. Tja, und dann haben sie uns letztendlich die Lösung mitgeteilt, dass unser Nuggy nun einfach unter der Kategorie „Auto“ für die Einfuhr eingestuft wurde, was uns recht war. Dieses Prozedere hat immerhin gut eine Stunde gedauert. Aber dafür konnten wir mit einem Import-Aufkleber für die Frontscheibe das Gebäude verlassen. Bis jetzt waren wir ganz relaxt gewesen, doch nun begann der Kampf auf der Straße. Kampf – das heißt erst einmal volle Konzentration auf die Straße um gut um Schlaglöcher und über Topes zu kommen.
Wir sind in Mexiko, dem Land der Topes. Ihr wisst nicht, was das ist? Das sind die hinterhältigsten Geschwindigkeitsbremsen, die ich kenne. Es sind in die Straße eingebaute, quer liegende Teerhügel, die schon mal die Stoßdämpfer killen können, so steil sind sie. Ist man freundlich, hat man diese mit gelber Diagonalstreifung markiert. Doch viele Topes wurden schon lange nicht mehr gepflegt, die Farbe ist verblasst und so ist man im besten Falle durch Schilder, im schlechtesten Falle durch Bremsspuren vorgewarnt. Die ersten drei unmarkierten Topes auf unserer Fahrt waren richtig gemein, aber wir haben sie erkannt. Ja, und dann fuhren wir auf der autobahnmäßig ausgebauten Straße Richtung Chihuahua. Schmutzig ist es rechts und links der Fahrbahn. Es glitzert überall durch liegen gebliebenen Scherbenunrat. Das ist Mexiko.
Chihuahua – eine 4,7 Millionen Einwohner zählende Stadt. Riesig. Doch wir haben ja meine Offline-Karte im Handy und ich lotse Hans durch die Innenstadt zum Walmart. Hier haben wir erst einmal richtig Probleme beim Geldabheben, so dass eine Kreditkarte von Hans deaktiviert wurde. Bei seiner zweiten Kreditkarte ging das Theater auch los und er hat nun auch nur noch einen Schuss frei für die Pin-Eingabe. Ich habe dann mit meiner Karte zumindest 5000 Pesos rausbekommen. Das sind um die 250 Dollar.
Einkaufen bei Walmart machte dann wieder Spaß, da das Preisniveau unter dem in den Vereinigten Staaten lag. Mit voll bepacktem Einkaufswagen
tigerten wir wieder zurück zum Auto. Ohne Handy-Karte und GPS-Anzeige wären wir nicht so elegant aus Chihuahua herausgekommen, denn die Beschilderung ist bescheiden bis gar nicht vorhanden. Aber
mit Offline-Karte und GPS ging alles prima und wir fuhren am Abend noch 50 Km Richtung Chihautemoc, einem nächsten Reiseziel.
Wir tankten an einer PEMEX, der staatlichen Tankstelle und fragten nach der Möglichkeit dort zu übernachten. Kein Problem. Problem war es aber den
Tankwart zu bezahlen. Wir hatten nur große Scheine. Er sollte uns 45 Pesos herausgeben, was er mit Achselzucken und „no cambio“ verweigerte. Wir stückelten den Zahlbetrag dann in Pesos und Dollar
um ihn zu befriedigen. Diese Gauner. Immer die gleiche Masche. Ist also wichtig Kleingeld in der Tasche zu haben.
Zudem war der Tankwart nicht erbaut davon, dass Hans das Tanken selbst übernahm. Somit konnte er sich kein Trinkgeld ergattern. Aber es war gut so, wollte der gute Mann uns doch den Waschlappen aus unserer Wasserzuführung entfernen, um uns den Diesel dorthinein zu kippen. Nee, das übernehmen wir schon selber…
Hier unten seht Ihr einen "Reductor de velocidad" oder einfach Topes oder in meiner Sprache
"Stoßdämpferkiller"...
Die Nacht war unruhig gewesen, da LKW-Lärm von der naheliegenden Autobahn uns in der Nachtruhe störte. Wir wachten früh auf und setzten wir unser Fahrzeug Richtung Creel in Bewegung. Creel ist einer der Hauptorte im Nationalpark Barranca del Cobre (Kupferschlucht). Von hier aus kann man Touren in die Canyonwelt buchen oder aber, wie wir, sich weiter orientieren hin zu Orten wie Urique oder Batopilas, die tief unten in den Schluchten der Sierra Madre Occidental liegen.
Unterwegs begegneten uns die ersten Pickups mit Soldaten, das Maschinengewehr auf dem Pickup montiert. Diesen Anblick kenne ich ja schon, aber trotzdem ist es recht befremdlich für mich. Überhaupt sind Waffen mehr im mexikanischen Alltag sichtbar, sei es bei Mitarbeitern eines Geldtransports, die von Wächtern mit Sturmgewehr begleitet werden oder sei es bei den maskierten Militärposten an der Straße mit Bewaffnung.
An der Straße nach Creel versuchen Kleinbauern Brennholz zu verkaufen. Säuberlich wird es am Straßenrand aufgeschichtet.
Mittags trafen wir dann an unserem Wunschort ein, drehten eine Autorunde im Ort, fanden aber keine Tourist-Info oder Ähnliches. Also machten wir uns zu Fuß auf die Suche. Erster Anlaufpunkt war das Best Western Hotel an der Hauptstraße, wo wir weiter an die Hauptplaza verwiesen wurden. Es ist wirklich nicht Hochsaison in Creel und der superkleine Pavillion namens Tourist-Info war natürlich nicht besetzt. Nun standen wir etwas ratlos an der Plaza. Lasst uns zum Museum tigern, was an der Bahnstrecke lag. Dazu muss man sagen, dass eine Panorama-Bahnstrecke von Los Mochis am Pazifik über Creel nach Chihuahua im Hochland führt. Der Chepe, wie der Zug liebevoll von den Einheimischen genannt wird, befördert die Zugreisenden über reizvolle Eisenbahnbrücken quer durch die Sierra.
Im Museum hatten wir Glück. Ein Souvenir-Verkäufer konnte sich in Englisch mit uns unterhalten und wir haben erste Infos zu den Sehenswürdigkeiten in der Umgebung erhalten. Es gibt tatsächlich eine Art Tourist-Info, in der zwei ältere Mexikanerinnen in einem Sessel thronten und huldvoll auf einen Tisch zeigten. Dort fanden sich Prospekte, aber gerade mal 30 % davon handelten von der näheren Umgebung. Als besten Anlaufpunkt stellte sich der Tourveranstalter „Tres Amigos“ heraus, der eine Kopie mit Wegen aus der Umgebung zur Hand hatte. 10 Pesos (0,5 Dollar) und die Übersicht gehörte uns.
Siesta haben wir am Lago Arareko, einem kleinen Stausee gemacht und sind dann abends wieder ins Städtchen gefahren. Bei Nacht erwacht das mexikanische Leben! Im Hotel Parador haben wir uns nach einem guten Restaurant erkundigt. Das Cabana gegenüber wurde empfohlen, wo wir dann einen Tisch bestellten. Wir haben das Hotel angelaufen, weil uns die Zimmerpreise interessiert hatten. 40 Euro für ein Doppelzimmer incl. Frühstück sind ein guter Preis. Der Empfangsraum lud zum Verweilen ein. Ein Kaminfeuer brannte und zauberte eine nette Atmosphäre. Ich wäre am liebsten dort geblieben. Aber wir haben ja unser Ford-Minidomizil.
Es ist 18 Uhr und draußen auf der Straße fuhr eine mexikanische Autoarmada an uns vorbei. Mexikanische Volksmusik tönte aus den Autoradios. Werten wir es als ein Zeichen von Lebensfreude. Ich glaube nicht, dass dies die typisch mexikanische Art ist, Frauen auf sich aufmerksam zu machen.
Indigene Frauen und Kinder, die Tarahumara, also Nachfahren der ehemaligen Azteken in der Sierra Madre Occidental, boten auf Fußwegen und Plätzen ihre selbst angefertigten Waren an. Es gibt nette Körbe aus Kiefernmaterial geflochten zu kaufen. Genähte Topflappen oder Schmuck hatten sie auch ausgelegt. Sie bieten einem die Waren an, sind aber dennoch zurückhaltend und bleiben fern, wenn man dankend ablehnt. Das Flanieren auf den Fußwegen ist somit kein Spießrutenlauf.
Vor den Toren der Stadt haben die Tarahumara Behausungen. Die Wäsche flattert am Zaun. Es ist ein Stacheldrahtzaun! Aber irgendwie scheint das zu funktionieren.
Die Kleidung der Tarahumara-Frauen ist sehr farbenfroh. Meist tragen sie längere, wallende Faltenröcke, passende Blusen und bunte Schultertücher. Die Männer hatte ich nicht in traditioneller Bekleidung gesehen. Sie trugen Jeans und Hemd sowie den typischen hellen Cowboyhut. Die Tarahumara wurden früher von den Spaniern zur Arbeit in den Bergwerken und auf den Haciendas gezwungen und haben sich daher immer mehr in die unberührte Bergwelt der Sierra zurückgezogen. In den Schluchten herrscht ein eher tropisches Klima und die Tarahumara haben mit der Zeit begonnen Vieh zu halten. Ursprünglich gingen sie auf Jagd, wobei sie eine Hetzjagd betrieben und das Wild die steilen Hänge der Schluchten hinaufjagten. Die Tarahumara sind sehr bekannt als gute und ausdauernde Läufer. Traditionell liefen sie barfuß oder mit einfachen Riemensandalen. Ein guter Läufer konnte hundert Kilometer und mehr zurücklegen. Noch heute findet ein Ultramarathon in der Sierra Madre statt, an dem auch Tarahumara-Läufer teilnehmen.
Wieder zurück in das abendliche Creel. Zwischen den Fußgängern und Händlern laufen die herrenlosen Straßenhunde herum, die hier aber gut genährt aussehen und auch recht freundlich wirken. Ist aber ein fremder Hund z. B. auf einer Pickup-Ladefläche, dann wird dieser ordentlich verbellt. Hier hat jeder Hund sein Bettelrevier und Eindringlinge werden nicht geduldet.
Als wir unseren reservierten Platz im Restaurant Cabana einnahmen, setzte sich zu unserer Überraschung ein deutscher Auslandsstudent mit mexikanischer Freundin an den Nebentisch. Er studiert an der FH Reutlingen, ist gerade an einer Partneruniversität in Mexiko und macht hier seine Abschlussarbeit im Logistikbereich. Wir haben uns angeregt unterhalten und haben u. a. erfahren, dass ein Uniabsolvent in Mexikos Wirtschaftsunternehmen gerade mal 400 Euro im Monat verdient – also noch bei Mami zu Hause leben muss. Mich hat natürlich auch das Rollenverhalten in mexikanischen Paaren interessiert. Ja, ja. Ähnlich wie in Spanien ist der Mann ein Machotyp. Anscheinend, so wurde mir zugeflüstert, kann es sehr wohl sein, dass er neben seiner Angetrauten auch noch eine Freundin hat. Während das den Frauen natürlich verboten ist und der Macho-Typi sehr „eifersüchtig und rachelustig“ reagiert, wenn sich ein Nebenbuhler für „seine“ Freundin oder gar Frau interessiert. Kehrseite der Medaille für die mexikanische Männerwelt: Haben sie eine Freundin, dann müssen sie auch die kompletten Paarausgaben übernehmen. So ist es wohl Sitte, darauf achten besonders die Muttis der Töchter.
Bilder unten:
Kein Wunder, dass es kaum mehr Klapperschlangen in freier Natur zu sehen gibt. Die sind jetzt in Alkohol eingelegt.
Die Freiluftfahrt auf dem Dach des roten Vans macht in den Schalensitzen bestimmt Freude.
Unsere „Karte“ von Tres Amigos zeigte uns eine Mountainbike-Strecke zum Lago Arareko, einem kleinen Stausee, dann zum Tal der Mönche (Valle los Monjos) und über die Mission San Ignacio wieder zurück nach Creel. Das waren gute 20 km, die wir gemütlich abradelten. An dem Zugang zur Rundstrecke durften wir erst einmal unseren Touristen-Obulus in Form von 50 Pesos abgeben. Auch der Zugang zum Tal der Mönche war mit einem Seil abgesperrt und der gute Wärter kassierte nochmals 20 Pesos (1 Dollar) von uns.
Die Strecke insgesamt hat sich aber gelohnt. Das Tal der Mönche war idyllisch und ruhig. Kein Touri in Sicht. Wir selbst bezeichnen uns ja nicht als Touristen, sondern eher als Reisende. Wir machten im Tal unser Mittagspicknick sowie das Nickerchen. Mit 20 Grad Außentemperatur ließ es sich prima in der Wiese liegen.
Die Mission San Ignacio war eher enttäuschend. Die Schule dort war in einem ordentlichen Gebäude untergebracht. Aber die Häuser rundherum sahen verfallen aus. An der Kirchmauer saßen die Tarahumara-Frauen und flochten ihre Korbwaren aus dünnen Pinienstreifen und Sotolmaterial. Was uns gefiel, war die besondere Ruhe, die wir vorfanden. Keiner rannte hektisch betriebsam herum und auch die Kinder waren zurückhaltend in ihrer Art und spielten friedlich.
Die Strecke zurück nach Creel führte dann auf einer Art landwirtschaftlichem Weg, ungeteert, zwischen Feldern und Wiesen hindurch. Mal flatterte die gesamte Familienwäsche an einem Zaundraht (Stacheldraht!) Mal sah man friedliche Schweine, die sich am Wegesrand im Matsch suhlten oder die Erde nach Essbarem durchwühlten. Kühe lagen mitten im Weg und wirkten relativ ungerührt ob unserer Erscheinung. Wir fühlten uns gute hundert Jahre zurückversetzt. Na ja, was wir halt so über Filme aus der Zeit mitbekommen haben – wir sind ja keine Methusalems. Halb verfallene Hütten und auch mal eine Höhlenwohnung (s. Bild) stellten die Behausung der indigenen Landbevölkerung dar. Eine Frau wusch die Wäsche in einem kleinen Bachbett, was kaum Wasserzufluss hatte. Aber trotz aller Einfachheit und vielleicht auch Armut – überall herrschte Frieden und Ruhe und das war für uns eine erholsame Erfahrung.
Morgens haben wir uns mit dem Auto in Richtung Urique in Bewegung gesetzt. Die Straße von El Devisadero nach Südwesten (Nr. 25) ist relativ neu. Als wir aber durch San Rafael durchfahren müssen, haben wir es wieder mit den gewohnt schlechteren Straßenverhältnissen Mexikos zu tun. Eine ständige Kurverei um Schlaglöcher ist gefordert. Dann wieder super Straßenbelag, allerdings gibt es viele Steine und kleine Felsen am Straßenrand. Die Straße ist toll in die Landschaft gelegt und lässt immer wieder Blicke in Schluchten zu.
Dann die große Enttäuschung: Unsere Fahrt endet in Behauchilas am „Busbahnhof“. Wir steigen aus und interviewen die Busfahrer. Führt keine geteerte Straße nach Urique? Nein. Es ist alles ungeteert in die Schlucht hinab. Wann geht der nächste Bus? Um ein Uhr. Wie lange dauert es? Hmm, so drei Stunden mit dem Bus. Wie lange mit dem Bike? Bestimmt fünf Stunden.
Also haben wir es aufgegeben und sind wieder umgekehrt. Wir haben ja die Möglichkeit von Creel aus Richtung Südosten nach Batopilas zu fahren (140 km einfache Strecke), um dort etwas in der Schlucht zu wandern.
Aber für heute haben wir einen anderen Ersatzplan. 6 km vor Creel gibt es den Abweig zu den Rekowata-Thermen. Da uns empfohlen wurde, nicht mit dem Auto hinab zu fahren, haben wir die Bikes genommen. Zuerst geht alles auf besandetem Weg mit leichtem Gefälle bis zur Zahlstation (Km 3). Dann haben wir einen Mirador, einen Aussichtspunkt besucht, um danach hinab Richtung Schlucht zu fahren. Ca. 3 km vor den Thermen kommt eine raue Straße mit eingepflasterten Felsbrocken und Steinen. Selbst mit den Bikes ist es unangenehm, die Kehren hinunter zu fahren. Es war gut, das Auto nicht genommen zu haben. Für den Nugget ist diese Straße nicht zu befahren, das ist Landrover-Gebiet. Nach mehreren Spitzkehren schließen wir auch die Bikes an einen Baum und nehmen die Beine in die Hand. Es ist mittlerweile 14:30 Uhr nachmittags und wir müssen uns sputen. Kurz vor dem Thermalbad begegnet uns ein Hund, der mich total an unser Flöckchen erinnert, nur dass er schwarz mit weißer Brust und Pfötchen ist. Und dieses freilaufende Tier bleibt uns die nächsten anderthalb Stunden treu, liegt am Schwimmbecken und isst bereitwillig meinen Müsliriegel.
Das Baden hat gut getan und wir steigen hurtig die steile Bergstraße wieder hinauf. Dann müssen wir noch die Räder ein gutes Stück schieben, bevor wir uns wieder auf den Sattel schwingen können. Es ist auch Zeit – gerade gibt es das letzte Abendrot und die Sonne ist verschwunden. Nun wird es schnell kalt und wir sind froh endlich am Auto zu sein. Die Fahrt hat sich gelohnt. Wir waren die Einzigen im Thermalbad und konnten den Ausblick vom Wasser auf die Schluchtwände voll und ganz genießen.
Ich wollte ja gerne mal reiten und hier in der Sierra Madre bei Creel ist das Reiten sehr erschwinglich. Bei Norberto auf seiner Hacienda (s. Visitenkarte) sind wir bei einem guten Anbieter gelandet, der auch mit Abstand die besten Preise bot. Norberto war so nett und erklärte sich bei unserer Spontananfrage dazu bereit, uns an Heiligabend von 12 – 15 Uhr mit in die schöne Umgebung Creels zum Ausritt zu nehmen. Und das, obwohl drei Kinder im Alter von 6, 9 und 15 Jahren auf ihren Papa warteten…
Zuerst einmal musste er für Hans ein passendes Pferd finden. Denn mit seiner künstlichen Hüfte und den Muskelproblemen durfte es kein breiter Pferderücken sein. Dann wurde aufgesessen und es ging los – und das gleich zu Anfang gnadenlos steile Hänge hoch, so dass man erst einmal etwas komische Bauchgefühle hatte. Aber ich sagte mir einfach, dass die Pferde den Weg gewiss schon hundertmal gegangen sind, also ggf. am Sattel festhalten und einfach Norberto her. Meine Shavella, eher Muli-Typ, war auch ganz gefügig. Sie wollte allerdings manchmal gerne traben und ließ sich nur ungern bremsen. Hans hatte mehr Mühe mit seinem Pferd, was es auf Sonderwege abgesehen hatte. Hier und da mal am Busch fressen wollten beide. Aber da hab es die Hacken.
An der Mission Ignacio angekommen, war für Hans eine Pause angesagt. Nach kurzem Überlegen entschloss er sich nach dieser Dreiviertelstunde, lieber wieder zurück nach Creel zu wandern. Seine Muskeln sagten ihm, dass es besser sei, nicht weiter auf dem Pferderücken zu sein. Norberto nahm das Pferd von Hans und weiter ging es. Wir ritten bis zum Lago Arareko, wo wir dann Richtung „Tal der Frösche“ und „Tal der Pilze“ abdrehten. Ich muss schon sagen, dass Norberto recht locker drauf war. Er hatte so viel Vertrauen zu mir, dass ich auf Ebenen auch mal vorneweg traben konnte und er mit seinem Pferde-Anhängsel hinterher kam. Durch die Mission durfte ich vornean reiten, nachdem er mir den Weg erklärt hatte.
Dann ging es wieder an Berghängen entlang und durch kleine Täler, wobei ich Norberto gerne den Vortritt ließ. Es ging manchmal echt steil in die Tiefe. Da gibt es auch keine Videos davon, weil ich mich schlichtweg mit beiden Händen halten musste. Für’s Erste haben drei Stunden Reiten gereicht. Ich hatte mir eine Fahrradhose unter meine Trekkinghose angezogen, so dass die ohnehin Bike-geschundenen Poknochen nicht zu sehr strapaziert wurden. Wir hatten eine Pause von 10 Minuten am See eingelegt, ansonsten ging es die ganze Zeit mal im Trab, mal im Schritt durch die Landschaft. Ich war total begeistert von dieser Erfahrung und es wird bestimmt nicht mein letzter Ritt auf dieser Reise.
Wer auch ein Pferdeabenteuer in Mexiko planen möchte, dem sei die Kontaktadresse von Norberto wärmstens empfohlen. Er stellt sich auf die Wünsche der Gäste ein und richtet sich nach den jeweiligen Vorerfahrungen im Reiten. Seine Hacienda in Creel befindet sich neben dem Secretaria de Salud, der Klinik.
Am Heiligabend schlendern wir noch etwas durch das kleine Örtchen Creel. Autoschlangen bewegen sich durch die Hauptstraße. Es mutet wie ein Autocorso an. Es ist eher lärmig als weihnachtlich ruhig und andächtig. Viele Restaurants haben bis 20:00 Uhr noch geöffnet und wir setzen uns nach einer windigen Runde in ein kleines Comida. Wir dürfen bei einem Pärchen am Tisch Platz nehmen, da sie gleich mit ihrem Essen fertig sind. Es entwickelt sich ein lebendiges Gespräch. Sie ist US-Amerikanerin aus Michigan und studiert Psychologie an einer privaten Uni in Monterrey (Mexiko). Er hat eine leitende Funktion in dieser privaten Universität, die der Laureate-Gruppe angehört. Wir werden von den Beiden zu einem Besuch in Monterrey eingeladen.
Es ist Heiligabend, 22:00 Uhr. Wir sitzen im Auto. Draußen stürmt es und der Wagen wackelt etwas. Jetzt werden die wenigen Schleck-Schätze aus den USA herausgeholt. Auf die Lindt-Kugeln haben wir es zuerst abgesehen. Wir sitzen beide auf dem unteren Bett von Hans und schlürfen einen heißen Tee. Eine Kerze brennt auf dem Sideboard und es ist Zeit die letzten Tage etwas aufzuarbeiten. Wir stehen mit unserem Wagen 5 km vor der Stadt an einem kleinen Halteplatz an der Straße nach Batopilas. Weiter unten im Tal gibt es ein kleines Gehöft – sonst nichts, nur Ruhe…
Zum Video:
Keine Angst Boris - es ist kein Hechelvideo. Wenn, dann hätte höchstens Muli Shavella hecheln müssen...
Wir setzten uns um 8 Uhr Richtung Batopilas in Bewegung, was 140 km von Creel (2.300 m) entfernt liegt. Heute wollten wir endlich einmal in eine Schlucht hinunter fahren. Was das heißt? Na ja, so um die 1.500 Höhenmeter würde es bestimmt hinunter gehen, ggf. sogar mehr.
Die Landstraße 25 war erst einmal ganz gut erhalten. Kaum Schlaglöcher und keine Felsen oder Steine auf der Fahrbahn. Kaum aber waren wir nach etwa 95 km auf die Straße 101 Richtung Batopilas abgebogen, ging es los. Hans musste höllisch aufpassen. Oft gab es gerade mal die vom Berghang gegenüberliegende Fahrbahnseite, die passierbar war. Das Gute: Wir hatten kaum bis gar keinen Verkehr und so konnten wir die gesamte Fahrbahn nutzen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit von 40 km/h sank nun noch mehr. Manchmal schlichen wir nur so um die uneinsichtigen Kurven. Nach 15 km auf der 101 kamen dann die Serpentinen und es ging in das Schluchtensystem hinunter. Unser Nugget bezwang Spitzkehre für Spitzkehre und langsam sanken die Angaben meines Höhenmessers. Tolle Aussichten wurden uns geboten. Ich hing aus dem halboffenen Fenster und knipste mit meiner Kamera, was das Zeug hielt.
Dann auf einmal kam ein Gestank in die Nase, den man so ein bisschen kannte – könnte von einer Kupplung oder Bremse sein. Hans fuhr weiter. Nach ein paar weiteren Spitzkehren wurde dieser Geruch dann noch eine Stufe intensiver und Hans stellte den Wagen in einer Kurve ab. Das roch nicht gut – „kurz gebratene“ Bremsbeläge? Hans stieg aus. Auf „Anweisung“ blieb ich sitzen – Frauen haben von Motor & Co. eh keine Ahnung und sollen den Mund halten. Also still sitzen und keine Panik schüren.
Was mich aber dann doch beunruhigte, waren Rauch oder Dämpfe, die ich durch das Fenster der Fahrertür aufsteigen sah. Oh Gott, sollten sich unsere Bremsbeläge eventuell gerade verewigen und in gasförmigen Zustand in den Himmel aufsteigen? Erste Entscheidung von Hans: Wir fahren nicht mehr weiter hinunter. Wir haben erst 800 Hm nach unten gemacht. Wer weiß, wie lange es noch hinunter geht. Verlässliche Höhenangaben von Batopilas im Tal habe ich in der Eile auch nicht gefunden. Diagnose von „Onkel Doktor“: Unser Nuggy hat eine zu schlechte Motorbremse und die Straße ist einfach mit ihren Spitzkehren zu steil, so dass ständig stark heruntergebremst werden musste. Kurze Rücksprache mit mir und wir beschlossen die Bikes zu nehmen, um weiter runter in die Schlucht vorzustoßen.
Ich bereitete schon alles fürs Biken vor, dann ging plötzlich der Alarm unserer Reifendrucksensoren an und es piepste unaufhörlich. Reifen links vorne zeigte 7,2 bar an und das bei sonstigem Reifendruck von 4,3 – 4,7 bar. Jetzt kam bei Hans Action auf und mit Waschschüssel bewaffnet ging er zum Rinnsal, was in unserer Felsenkurve herunterfloss. Wasser und Bodenlappen zum Abkühlen ran an die Felgen war alles, was er im Moment tun konnte. Neue Parole: Wir biken nicht, sondern fahren mit dem Auto wieder hoch, damit sich die Felgen auf der Fahrt abkühlen konnten. Und ein Stoßgebet: Hoffentlich sind die Scheibenbremsen auf Grund der hohen Hitze nicht verzogen…
Auf der ersten Passhöhe haben wir dann nach unseren Autofelgen geschaut – alles wieder runtergekühlt. Dann war tiefes Aufatmen und Pause angesagt.
Jetzt waren wir 90 km von Creel entfernt und quasi schon auf dem Weg nach Süden. Weshalb also noch einmal nach Creel zurückfahren? Lasst uns das Hochland weiter exploren und dann an die Pazifikküste in die Wärme kurven. Nach zwei Stunden Pause zuckelten wir also langsam wieder zur Straßenkreuzung zurück, wo wir nach Südwesten auf die 25 abbogen. Es gab viel zu sehen unterwegs. Da war ein „echter“ alter Tarahumara mit Bluse und den ursprünglichen Sandalen, der an der Straße entlang ging. Das dunkelbronzene Gesicht war von Furchen durchzogen und er hatte einen Stock als Gehhilfe. Aber er hatte einen stolzen aufrechten Gang. Dann sahen wir ein Tarahumara-Paar, dass stur eine Fahrbahn zum Gehen in Anspruch nahm.
Da war wegab von der Straße eine verendete Kuh, über die sich eine Horde von Aasgeiern hermachte. Dann sah man viele Tarahumara-Frauen, schwer bepackt mit Baby auf den Rücken gebunden und Taschen in der Hand. Und je näher wir in die Stadt Guarachi kamen, umso öfter sah man junge Mädchen in feiner Feiertagskleidung und „Kriegsbemalung“ (Übersetzung: stark geschminkt). Offensichtlich wollten sie zum Feiern in die Stadt. An der ersten PEMEX-Tankstelle von Guarachi fragten wir zwecks Übernachtung, was gestattet wurde, und fuhren zu einem kurzen Einkauf in die Stadt. Danach waren wir fix und alle und besonders für Langschläfer Petra war frühes Zubettgehen angesagt.
Bilder:
Geheizt wird mit Feuer: Eine Rauchglocke hängt über dem Tal.
Guarachi lag um die 2.400 m hoch und es war kein Wunder, als wir morgens aus dem Fenster schauten und rundherum der Boden tief gefroren war. Ein Glück – seit wir im Besitz einer neuen Batterie sind, murrt die Standheizung auch bei solchen Höhen nicht mehr, sondern spendet uns warme Nächte mit 14-16 Grad im Auto (von uns so eingestellt). Nur die Scheibenheizung der Frontscheibe hat durch den langen Sprung ebenfalls einen Knacks abbekommen, wobei die unteren 15 cm auf der Beifahrerseite erst nach und nach ihr Eis verlieren. Wir wollen in die Wärme!
Die Nacht war für mich zumindest ruhig gewesen. Hans kann nicht so früh schlafen gehen und hatte wohl noch ein LKW-Manöver auf dem PEMEX-Parkplatz anhören müssen. Dafür hatte ich ein
PEMEX-Toilettenabenteuer. Geht nicht davon aus, dass eine Toilette in Mexiko sicher Wasser hat! Meine hatte weder Wasser für die Toilette noch für die Hände. Da half auch kein Deckellupfen des
Spülkastens und manuelle Schwimmerbetätigung. Da stand ich armer Tropf nun in der Toilette und verließ sie mit gesenktem Kopf, wobei ich aber noch die Tür weit offen stehen ließ, um wenigstens
den Gerüchen einen Weg ins Freie zu erlauben…
Also Trick 17: Erst mal Toilettenspülung testen, so lange müssen die Bedürfnisse warten.
Wir setzen uns früh in Bewegung und hoffen auf ruhige Verkehrsverhältnisse am Stefanstag. Unsere Rechnung geht auf und wir können meist alleine in der Bergwelt kurven. Busse und Autos lassen wir weitestgehend passieren. Die mexikanischen Autofahrer toben sich machomäßig auf der Straße aus und fahren wie die Henker. Manchmal reicht es ihnen gerade noch, die Kurve zu kriegen. Ein Autowrack am Weg bekam ich auf Fotopapier. Da hilft nur defensives Fahren und Abstand. Wir haben so manchen Hund tot am Straßenrand liegen sehen. Kein Wunder bei den Rasern.
Thema Hunde: Gleich zu Anfang haben wir uns einen großen Sack Hundefutter besorgt. Wir wissen, dass wir es an unserem Trainingsvulkan Malinche bestimmt mit einer größeren Anzahl von Hunden zu tun haben werden, die liebend gerne die Wanderer auf den Gipfel begleiten (in der Hoffnung, was vom Vesper abzubekommen). Und da wollten wir nicht mit leeren Händen dastehen. Nun hatten wir bei Walmart Chorizo-Würste gekauft, die uns aber gar nicht schmeckten. Also schauten wir nach bedürftigen Hunden am Wegesrand aus und wurden heute auch fündig. Das arme Tier, was von uns bedacht wurde, hatte sich eine Pfote verletzt und war recht abgemagert. Es macht Freude zumindest an Weihnachten für ein besonderes Hundemahl gesorgt zu haben.
Die Stimmung heute war kritisch. Zwei Tage anstrengendes Autofahren zerrten an den Nerven. Dazu kam der kleine Bremsen-Zwischenfall von gestern, das Stimmungsbarometer sank und Hans und ich fauchten uns im Auto an. Hilft nur eines: Rauf auf die Bikes. Bevor wir auf die Straße 24 einbogen, um nach Hidalgo dal Parral zu fahren, haben wir die Bikes genommen und sind in einer Richtung 16 km zurück gestrampelt. Eine Anhöhe mit 300 Hm waren auch zu bewältigen – das brachte meine Lungen zum Pfeifen. Ja, ja, So schnell nimmt die Form ab. Danach war Haarewaschen angesagt und zumindest ich fühlte mich mit mir selbst wieder im „Reinen“.
Wir sind jetzt zwar aus dem Sierra Madre-Kernland heraus, aber haben immer noch Kurven im Hügelland zu nehmen. Die Straße nach Durango ist mal neu ausgebaut. Mal ist man ganz plötzlich man aber wieder auf einem Stück alter Straße mit all ihren Tücken. Es fehlen auf der ausgebauten Strecke noch viele Brückenbauten und man kurvt umständlich auf einer Piste um die Brückenbaustellen. Alles geht recht langsam vorwärts. Man braucht viel Geduld.
Man sieht immer wieder verlorene Ladung auf der Straße. Im Bergland hat ein Laster mit Holz ein gutes Teil seiner Ladung peu à peu auf der Straße gelassen. Ladungssicherung wird in Mexiko schlampig gemacht. Anscheinend wird am Steuer gerne getrunken. Das Billigbier in Mexiko, meist die Marke Tecate, wird einfach schwupps aus dem Autofenster entledigt. Die Bierdosen sieht man gehäuft auf der Straße.
Was auffallend ist - es stehen immer wieder Fahrzeuge an der Straße – der Fahrer befindet sich unter dem Auto oder guckt gerade in die Motorhaube, weil irgendwas nicht stimmt. Spricht nicht gerade für eine gute Wartung der Fahrzeuge. Wir sind froh, dass unser Nugget keine Mucken macht. Lediglich ein Blechteil scheppert etwas. Hans konnte es noch nicht lokalisieren. Unsere Bremsen funktionieren aber weiterhin einwandfrei.
Straße bedeutet Kampf in Mexiko – Das Recht des Stärkeren zählt. Also sind die mit PS-Bolliden am längeren Hebel. Wir bzw. Hans, der das Meiste fährt, gehen in die Defensive und setzen den Blinker. Sollen sie doch vorbeirauschen. Kein Gefecht auf der Straße…
Wir haben vor bei Durango eventuell eine Einkaufspause zu machen. Als wir aber eine Ringstraße entdecken, die eine nördliche Umfahrung bietet, gehen wir dem Stress einer 500.000 Einwohner-Stadt aus dem Weg und biegen aus dem Ring dann nach Süden wieder Richtung Bergland bzw. Mazatlan ab. Der nächste Ort, El Salto, sieht so schmutzig aus, dass keiner von uns Lust verspürt, zu halten und nach einem Restaurant zu suchen. Die Luft ist vom Rauch der Häuser geschwängert. Industrieanlagen und kleine Handwerker mit viel Unrat um die Werkstadt verbessern das Bild auch nicht gerade. An der nächsten Siedlung, La Ciudad genannt, halten wir dann, um wenigstens an diesem langen Fahrtag ein wenig die Füße zu vertreten.
Das Glück ist uns hold. Wir sehen an einem Hauseingang eine ältere Frau stehen, die offensichtlich etwas anbietet. Denn es stehen bestimmt 6-7 Menschen um sie herum. Und richtig: Es gibt Elote – gekochten Mais. Diesen kann man entweder in einem Becher gereicht bekommen, in den heiße Maiskörner in Soße mit geriebenem Käse und Gewürzen kommen. Oder man kann sie als „Elote entero“, als ganze gekochte Maiskolben bekommen, die mit Mayonnaise bestrichen werden. Dann kommt wieder geriebener Käse und Chiligewürz darauf. Das schmeckt echt gut! Allerdings hatten wir diesmal Bleichgesicher-Maiskolben, die nicht so ganz intensiv im Geschmack waren. Da habe ich schon bessere Elotes bekommen.
Auf einem kleinen Rundgang in La Ciudad entdeckten wir dann noch ein kleines Plakat mit Pizza im Angebot. Auf Nachfrage kam eine junge Frau aus ihrem Wohnzimmer und meinte, dass man ihre Pizza 1-2 Stunden vorher anmelden muss, da der Ofen erst noch angeheizt werden müsste. Ulkig – das ist echtes „Slow-Food“, bei der Warterei sammeln sich dann schon mal ordentlich Magensäfte an… Wir verzichteten darauf, da es bei uns immer schnell mit der Essenszufuhr gehen muss.
Am Ende des Rundganges wurde es dunkel. La Ciudad war uns zu lärmig zum Übernachten. Wir fuhren einige Kilometer aus der Stadt hinaus und suchten eine ebene Stelle neben der Straße.
Die Straße Nr. 40 führt auf Bergrücken auf etwa 2.500 m Höhe durch die Sierra Madre Richtung Pazifikküste. Wir hätten uns auch für die kostenpflichtige Variante 40 D entscheiden können, die durch Tunnel führt und daher weitaus kürzer ist. Aber wir lieben die Berge und die Sicht in die tiefen Täler und Hans scheint die ständige Kurverei auch nichts auszumachen.
An einer Ecke haben wir einen besonders weiten Blick auf mehrere Täler. Hans stellt das Auto ab und ich packe den Fotoapparat, um einige Bilder zu schießen. Von unserem Ausguck führt ein breiter Forstweg in Richtung Tal. Hans hat eine geniale Idee. Lasst uns einfach mal zwei Stunden den Weg verfolgen und dann wieder hochmarschieren. Dann haben wir etwas Sport gemacht und können nebenbei schöne Blicke ergattern. Zwei Flaschen Wasser und die gesamte Fotoausrüstung waren schnell gepackt und los ging’s. Der Weg schraubte sich im Zickzack immer tiefer. Zuerst kam uns ein junger Mann mit zwei Mulis entgegen. Neugierig blieb er stehen und fragte uns nach dem woher und wohin. Als wir erwähnten, dass wir ein Jahr on tour sind, schaute er uns mit einem recht traurigen Blick an. Ja, ich weiß… Ich schätze ja auch meine Sondersituation, sagte ich mir innerlich. Er hatte das Ziel La Ciudad und wollte zum Einkaufen gehen. Na, da hat er aber noch eine Strecke vor sich.
Gemütlich wandern wir weiter und ich sehe viele Fotomotive. Ab etwa 2.000 m Höhe gibt es Epiphyten (Aufsitzerpflanzen) an den Bäumen zu bewundern. Diese Schmarotzerpflanzen sehen in ihrer bordeauxroten Farbe recht apart aus. Der Blick auf die Bergrücken tief unten im Tal, auf denen auch Wege zu erkennen sieht, ist phänomenal. Wir hören ein Fahrzeug und gehen zur Seite. Ein älterer Pickup kommt langsam den holprigen Weg hinunter. Wir entdecken ein schönes Plätzchen und pausieren. Unter uns sehen wir, wie ein Lastwagen mit Kran sich den Berghang hochmüht. Er hat ein Seil an seinem Kranausleger befestigt, was um einen Baum gelegt wurde. Damit versucht er sich wohl den Berghang hinaufzuhieven. Unser Pickup-Fahrer kommt derweil rückwärts wieder den Berg hoch, weil er wohl nicht an dem LKW vorbeifahren konnte. Er steigt aus und kommt zu unserem Picknickplätzchen. Ein kleines Gespräch entwickelt sich. Klar, die Straße ist blockiert und er kommt nicht zu seiner Ranch. Wir warten, bis der LKW die Straße freimachen konnte und setzen uns dann in gebührendem Abstand hinter dem LKW bergaufwärts in Bewegung. Als der LKW mal wieder in einer Kurve steht, stiefeln wir an ihm hurtig vorbei. Passt uns, wir wollten sowieso die Strecke nach oben im Schnellgang bewältigen. Ja, und so ging es dann auch. Mit dem LKW im Nacken haben wir 600 Hm in 1,5 Stunden gemacht, während wir für die Schlendertour nach unten 2,5 Stunden benötigten. Fast hätte der LKW-Fahrer mich zum Schluss erreicht. Doch es gelang mir, vor ihm oben zu sein und ein Bild von ihm zu machen. Im Auto war Frischmachen angesagt. Wir waren komplett durchgeschwitzt und der Staub des Weges hing an unseren Beinen bzw. Hosen. Oje, das gibt wieder viel Handwäsche. In Mexiko ist es nicht so bequem mit der Wäscherei. Könnte man zwar auch abgeben, aber das dauert, bis die Wäsche fertig ist. Also müssen wir selbst Hand anlegen.
So langsam geht es an den Hängen der Sierra Madre hinunter. Es wird immer wärmer und die Pflanzenwelt ändert sich. Man sieht die ersten Bananenstauden. Bougainvilla hängt dick über Mauern. Die Luft wird schwüler und wir drehen die Fensterscheiben ganz herunter. Bald sind wir am Pazifik.
Was war ich sauer auf Hans. Ich wollte über Nacht mehr in den Bergen bleiben und nicht schwitzend im Oberdeck liegen. Aber er saß ja am längeren Hebel und fuhr immer weiter hinunter. Auf 600 m Höhe erbarmte er sich und fuhr das Auto in einer Kurve auf einen Platz. Ich, Löwe im Sternzeichen, brüllte innerlich und verschwand sogleich in mein kleines Domizil unter dem Hochdach, machte meine Netz vor, deckte alles mit Badetuch ab und wollte von meinem Göttergatten nichts mehr wissen… Zumindest nicht an diesem Abend. Sauer auf so wenig Gehör auf meine Bitte schaufelte ich Danone-Joghurt in mich hinein, steckte die Kopfhörer-Stöpsel in die Ohren und hörte lautstark Musik, die mich wieder aufbauen sollte.
Am nächsten Morgen war dann die Wut wieder verraucht. Nun ging es recht schnell bis auf Meereshöhe und in Absprache bogen wir kurz vor der Hafenstadt Mazatlan auf die Sinaloa 15 nach Escuinapa ab. Ich hatte keine Lust auf Kurverei und Suche nach einem Walmart in Mazatlan. Da bekamen wir es bequemer 40 km weiter bei Rosario in einem Ley-Supermarkt.
In Escuinapa kam uns dann noch ein Bodega Aurera-Supermarkt vor die Nase und der Rest an Einkäufen wurde erledigt. Für mich ganz wichtig: Guacamole-Salsa von Herdez. Die eignet sich prima zum Guacamole machen im Schnelldurchgang. Einfach Avocado mit der Gabel zerdrücken, ggf. klein geschnittene Tomate dazu und die Salsa zum Würzen und fertig ist sie. Mach‘ ich mir oft und gerne.
Der im Bild gezeigte Teller ist schon ein richtiger Seniori-Teller, nicht wahr? Geht auch runter ohne Zähne… Ja, ja, wir müssen uns so langsam umstellen mit der Kocherei…
In Escuinapa war was los. Irgendwie feierten die so was wie den Tag des Pferdes. Eine Reitergruppe, dazu Musikkapellen, hatten sich bei der Bodega Aurera versammelt. Und dann ging die Parade gerade los als wir auf den Supermarkt zuliefen. Das Video soll veranschaulichen, wie die Mexikaner so sind, wenn sie Paraden machen. Hinterher kam dann noch die „Mujeres“, die Mutti auf Pferd. Die hatte aber wohl wenig Reiterfahrung. Hans und ich wetteten, dass diese Biene in der nächsten Kurve vom Pferd fliegt. Die Kurve hat sie noch gekriegt, das Weitere konnten wir nicht mehr einsehen.
Kurz nach Mittag bogen wir dann in den uns bekannten Campingplatz „Las Lupitas“ bei Teacapan ein. Zuvor wurden wir von Autofenster zu Autofenster noch lieb von Kurt mit seinem Labrador begrüßt, der uns Hilfe beim Internetzugang in seinem Haus anbot.
Ja, und auf „Las Lupitas“ trafen wir dann wieder Bob, den Schlangenkenner aus Oregon, mit seiner Partnerin an. Kurzes Wiedersehens-Pläuschen und dann Platzsuche. Von Bob erfuhr ich, dass der Übernachtungspreis 120 Pesos, also 6 Dollar oder Euro pro Tag beträgt. Vor 6 Jahren war er vielleicht bei 100 Pesos. Ich weiß es nicht mehr richtig. Dafür bekommt man aber auch nicht allzu viel aber es reicht aus um sich einzurichten und die Basics abzudecken. Ein Platz, Duschmöglichkeit im Freien, wenn der Wasserbehälter aufgetankt wurde und Toilettenmöglichkeit. Aber auch einen idyllisch gelegenen Strand, der sich prima zum Baden eignet. Bei etwa 25 Grad Wassertemperatur ist das Wasser angenehm abkühlend, wenn man so dampft wie ich an diesem Tag. Dann unter die Dusche gestellt, Hängematte raus und sich in dem bisschen Schatten räkeln, was eine Kokospalme noch bot. Man spürte, dass man sich an diese hohe Luftfeuchtigkeit erst noch gewöhnen musste. Jedes bisschen Bewegung brachte einen zum Schwitzen.
Es ist Ferienwoche für die Mexikaner. Zwischen Weihnachten und Neujahr haben sie in der Regel frei und das machte sich am Strand bemerkbar. Ungerührt von meiner Hängematte und unserem bisschen erkämpften Standplatz machten sie sich mit mitgebrachtem Tisch und Picknickzeug breit. Direkt vor der Nase quasi. Ein Stoßgebet zum Himmel noch, dass sie nicht Hard Rock in Überlautstärke laufen ließen. Mit Herz-Schmerz-Polka à la Mexikana kann ich mich noch arrangieren, wenn sie nicht dröhnend ist. Protestierend baute ich mir meinen Stuhl zusammen und setzte mich in den Schatten hinter das Auto. Dort bekam ich dann den Fuß- und Motorradverkehr mit, der sich auf dem kleinen Wegchen hinter uns bewegte. Und so machte ich dann auch Bekanntschaft mit Linda aus Kamloops und anderen US-Amerikanern, die sich auf ihrem Nachmittagsspaziergang befanden.
Hans hat sich gleich auf die Suche nach Kokosnüssen gemacht. Bräunlich müssen sie sein und beim Schütteln sollte noch Kokoswasser drin sein. Mit der Axt rückt er dem Kokosbast zu Leibe, um an die Kokosnuss heranzukommen. Drei gute Nüsse konnte er ergattern. Völlig durchnässt vor Schweiß kam er zurück.
Mit Essen ist bei dieser Hitze nicht viel. Man lechzt nach Flüssigkeit. Das ist dann aber auch alles. Noch hat die Bordbatterie genügend Power, also wird am Abend noch der Tagesbericht in eine Datei geschrieben und die Fotos werden durchgesehen.
Bild Nr. 1: Die Mujeres "beim Abgang"...
Bild Nr. 2: Seniorenessen
Bild Nr. 5: Papayaplantage
Bild Nr. 7: Kokospalmen auf dem Campingplatz. Achtung! Auto richtig parken!
Bild Nr. 8: Unser Badeplatz direkt vor der Nase
Bild Nr. 9: Kokosnuss geknackt. Hans drinkt Kokoswasser, Beute liegt am Boden.
Nein, Abschlaffen wollen wir nicht, nicht wir. Zumindest am Strand entlang gehen oder laufen, und das im Schnellgang, sollte am ersten Morgen angesagt sein. Aber die Naturgewalten hatten sich gegen uns verschworen. Es war Flut und irgendwie war sie auch um 8 Uhr noch am Kommen. Wir setzten uns trotzdem in Bewegung. Die Truthahngeier saßen auf den Unterständen, die mit Kokospalmwedeln abgedeckt sind. Man nennt diese beschattenden Sonnendächer am Strand auf spanisch Palapas. Die Truthahngeier sind vor allem Aasfresser, säubern aber auch die Palapas und den Strand von Picknickresten.
Einige hundert Meter vor den Toren des Campingplatzes gibt es eine Landzunge. Vor sechs Jahren verlief die Landgrenze noch richtig als Ausbuchtung. Doch das Meer hat sich jedes Jahr immer mehr vom Land genommen. Die Brandung ist stark und auch die Kokospalmen, die den Rand des Strandes säumten, wurden ausgespült und fielen ins Meer. Der Grundbesitzer einiger Strandparzellen hat daraufhin Buhnen im Meer anbringen lassen, um die Brandung weiter draußen zu brechen und sein Land zu schützen. Auf den Buhnen stehen morgens Angler, die ihr Glück versuchen.
Mich interessiert mehr die Tier- und Pflanzenwelt. Diese Ecke am Pazifik eignet sich sehr gut zum Vögelbeobachten. Hübsche Singvögel, wie z. B. den roten Kardinal, kann man mit etwas Glück sehen. Spechte, am Meer Pelikane, Fregattvögel und Seeschwalben und die Truthahngeier, die überall hocken - es ist hier ein Vogelparadies.
Hans entdeckt am Strand eine Portugiesische Galeere , eine Art bläuliche Qualle. Sie soll aber zu sogenannten "Seeblasen" gehören. Bei diesen Gebilden muss man aufpassen. Das Gift, das die Nesseln an den Tentakeln abgeben, um z. B. Fische zu lähmen oder zu töten, kann eine Qualle auch noch nach Stunden absondern, selbst wenn sie am Strand liegt. Es führt bei Menschenkontakt zu einem unangenehmen Juckreiz mit ggf. Schmerzen, die Stunden anhalten können.
Wir stoßen bei unserem Gang auf einen Priel, der sich bei der Flutlage immer noch weiter füllt. Sollen wir jetzt unsere Joggingschuhe ausziehen? Nein, wir sind zu faul. Ggf. bekommen wir auch Probleme, wenn wir mit nassen, sandigen Füßen auf der anderen Seite wieder in die Schuhe steigen. Also beschließen wir zurück zu joggen, um noch ein paar Kalorien zu verbrennen. Uns erwartet ja nachher ein abkühlendes Bad.
Nach kurzer Pause sind wir mit dem Fahrrad in den Ort Teacapan (ca. 4.000 Einwohner) gefahren. Hans wollte zum Bäcker und ich wollte ins Internetcafé. Zuerst stellten wir fest, dass unsere Uhren falsch gingen. Wir waren eine Stunde zu früh dran. Unsere Uhren standen noch auf „Creel-Zeit“. Die Brötchen, schwer und toll schmeckend, kamen gerade erst aus dem Ofen und mussten noch abkühlen. Als Entschädigung holten wir uns zwei süße Hörnchen. Dann gingen wir zurück zum Zocalo, dem Hauptplatz, weil es dort anscheinend auch Internet geben sollte. Pustekuchen. Dafür gab es aber eine Hochzeit.
Linda, Kanadierin aus der Gegend von Kamloops, war mit den gleichen Absichten beim Zocalo eingetroffen. Und wir zwei Frauen zückten nun unsere Fotoapparate, um den Moment mitzubekommen, wenn die Braut aus dem geschmückten Auto stieg. Na, das war mal was anderes.
Wegen der Hochzeit verpassten wir fast den Brötcheneinkauf. Es war kurz vor Ladenschlusszeit der Bäckerei. Linda, ihr Mann Max und Hans stürmten zum Bäcker. Der Bäcker hatte keine Brötchen mehr. Kann doch nicht sein. Doch, wenn man fast alles auf Bestellung für die Shops backt. Also ist Hans dann zu einen der Läden gerannt, wo er gerade noch 2 der begehrten Bolillos bekam. Egal, das reicht für den nächsten Morgen. Wir haben noch eine Toastbrot-Reserve.
Unsere süßen Hörnchen verspeisten wir am Malecon, dem Flanierstreifen in Teacapan. Von dort entstanden die Fotos von unserem Standplatz in der Bucht gegenüber. Danach surften wir noch zwei Stunden im Internetcafé, bis wir gegen 18:00 Uhr hinauskomplimentiert wurden. Schon im Café bekam ich Probleme mit Gnitzen-Bissen. Die Gnitzen, nur so 2 mm groß, werden hier Noseeums genannt. An den Beinen juckte es wie verrückt. Die Sonne war bereits untergegangen und wir beeilten uns zum Auto zurückzukommen. Die Fenster unseres Nuggets hatten wir teilweise offen gelassen. Jetzt hatten wir den Salat. Kaum Licht angeknipst, zeigte sich das ganze Flugvolk, was sich schon im Auto niedergelassen hatte. Wir hatten unsere liebe Müh und Not, um wenigstens einem Teil der potentiell stichwütigen Zweiflügler den Garaus zu machen. Mir machten meine Bisse Probleme. Bei mir bilden sich immer schnell Schwellungen, sogenannte Quaddeln – und dann dieser Juckreiz. Da erinnerte ich mich an meinen kleinen Apparat, den ich dank Birgits Empfehlung noch gekauft hatte. Ein sogenannter Stichheiler, meiner ist von bite away. Auf Druck erhitzt sich eine klitzekleine Metallplatte, die man auf die Stichstelle drückt. Tut zwar auch ein bisschen weh, weil es heiß ist. Aber der Juckreiz lässt wenigstens nach. Und damit kam ich dann einigermaßen gut durch die Nacht.
Was die Nachtruhe mehr störte, war der Lärm. Immer wieder wachte ich auf. In der Bucht dröhnte es nur so von lauter Discomusik. Wollte man schon mal auf Silvester proben?
Morgens haben wir einen Sylvester-Strandgang gemacht, der einige Naturfotos einbrachte.
Klar – heute drängte es mich mit aller Macht nochmals ins Internetcafé und ich hatte Glück: Die gesamte Verwandtschaft konnte ich über Skype oder Whatsapp erreichen. Mein Herz hüpfte vor Freude!
Weniger Glück gab’s dann bei der Webseiten-Arbeit. Es waren schlichtweg zu viele Leute im Internetcafé, die das Netz belasteten. Macht nix. Hauptsache, die Lieben über dem Teich wissen, das es uns gut geht.
Um ein Uhr hatte ich mich mit Hans verabredet. Wir wollten heute zur Feier des Tages essen gehen und sind ins Restaurant Tambora geradelt. Dort gab es für mich dann Shrimps. Hans hatte sich unter seinen Empanadas was anderes vorgestellt. Als wir gehen wollten, gesellten sich noch Linda und Max zu uns, die ja mit ihrem alten Bus neben dem Restaurant stehen. Der Bus ist aus 1947, aber Max hat natürlich viel daran gemacht. Unter der Haube schläft ein neuer Motor. Ich finde das Teil total stylisch. Noch besser, dass sie damit 90 – 120 km/h zaubern können. Somit hatten wir einen vergnüglichen Silvester-Nachmittag und gingen abends früh etwas skeptisch zu Bett, was uns in der Nacht denn alles erwarten würde.
Es war dann nicht ganz so schlimm mit dem Krach. Gegen 24:00 Uhr wachte ich auf und konnte aus meinem Dachfensterchen die Raketen beobachten, wie sie sich im Meer widerspiegelten. Danach war laut Hans noch lange Discolärm zu vernehmen, doch ich schlief selig. So dolle kann es nicht gewesen sein.
AN DIESER STELLE EINEN GANZ LIEBEN DANK AN ALLE, DIE IN 2016 UNSERE REISEBERICHTE VERFOLGT HABEN, UNS FEEDBACK UND ANREGUNG SCHRIEBEN UND FÜR STIMULATION SORGTEN DIE SEITE WEITERHIN ZU PFLEGEN!
Allen unseren Freunden, Bekannten und Verwandten wünschen wir von Ferne ein Jahr begleitet von Gesundheit, Glück und Zufriedenheit. Wir hoffen, dass wir im Jahr 2017 wieder viel gemeinsam machen können!
Alles Gute im Neuen Jahr! Happy New Year! Feliz Ano!