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20.04.2017   Vermutlich der letzte Nationalpark-Besuch: Der Acadia Nationalpark am Atlantik in Maine.

Viel Fahrerei und Eintauchen in die Historie von Charleston in Süd-Carolina        2.04.2017

Einen Zwischenstopp legten wir am 31. März bei St. Augustine im Fort Matanzas NP ein. Der Strand dort ist fantastisch zum Joggen. Ich war zwar schon erkältet, aber dennoch zwang ich mich zu einer Stunde Galopp. Nach Übernachtung auf dem Strandparkplatz (lasst Euch da nicht erwischen...ist eigentlich nicht vorgesehen), ging es dann am nächsten Tag nach Brunswick. Auf dem Highway I95 sehen wir schon viele Winterflüchtlinge wieder nach Norden touren. Den Autokennzeichen nach waren es vor allem Franco-Kanadier aus dem kanadischen Québec, die wohl zu Ostern bei ihren Lieben zu Hause sein wollten. Wir strebten den Walmart in Brunswick an und da sahen wir sie wieder - große Luxus-Wohnmobile und dann meist noch ein Auto drangehängt. Das ging sogar bis zur Kombination: Womo + Motorrad + Auto. Wobei die Senioren-Motorräder jetzt drei- bis vierrädrig sind, wohlgemerkt...

 

Am 2. April dann kurvten wir dank frühmorgendlicher Anreise um 9 Uhr auf den Besucherparkplatz in Charleston ein. Noch war nicht viel los. Wir hatten auch gleich begriffen, dass das Parken neben dem Visitor Centre am Sonntag kostenlos ist. Super - unsere Basis war somit zentrumsnah. Versorgt mit Stadtplan aus der Tourist-Info nebenan, zog ich dann los. Hans wollte sich erst noch einmal ausruhen und dann getrennt losgehen. Fünf Stunden Stadtbummelei für mich sowie Beschäftigung mit der reichhaltigen Geschichte von Charleston - herrlich. Das einzig Doofe war, dass die Nase unaufhörlich lief und mir meine deftige Erkältung auch Plattfüße verliehen hatte. Und so schlurfte ich zuerst etwas plan- und richtungslos durch die unbelebten Straßen und genoss einfach die ruhige Sonntags-Atmosphäre.

 

Weiß gekleidete Kirchengänger ließen mich dann neugierig werden und ich sprach die nächste Dame, eine schwarze Amerikanerin, auf ihre weiße Bekleidung an. Sie gehört einer Baptistengemeinde an und erklärte mir, dass die Kirchenbesucher jeden ersten Sonntag im Monat in weißer Bekleidung kommen. Freundlich lud sie mich zum Gottesdienstbesuch ein. Ich wollte es mir überlegen.

 

Charleston hat unzählige Kirchen der verschiedensten Religionszugehörigkeiten. Doch das ist nichts Untypisches für eine amerikanische Stadt. Am Sonntag fällt dies eben umso mehr auf, weil man die Kirchenbesucher bemerkt. Ich kann die verschiedenen Glaubensströmungen immer noch nicht richtig auseinander halten - seien es nun die Methodisten, die Baptisten, die Presbytirier. Alle diese Kirchenzweige sind wohl zwischen römisch-katholisch und evangelisch anzuordnen. Dann gibt es aber auch wieder "Mutationen" wie die episkopalen Methodisten und dann wird es ganz schwierig. Während ich so über die verschiedenen Kirchen sinnierte, stand ich plötzlich wieder vor einem nächsten Gotteshaus. Diesmal deutete ein Schild daraufhin, dass es eine A.M.E. Kirche sei.

 

Damit es für mich begrifflicher wird, habe ich einfach mal nachgefragt. Mein "Opfer" war ein schwarzer "Türsteher", der am Aufgang zur Kirche das Gottesdienstprogramm verteilte. Er erklärte mir kurz, was unter der A.M.E. - Kirche zu verstehen ist.

A.M.E. steht für African Methodist Episcopal - Church. Also eine Kirche mit mehr methodistischer Tradition, die hauptsächlich von Schwarzafrikanern besucht wird. Die methodistische Glaubenslehre ist der evangelischen angelehnt, wobei aber nicht die Lehre im Vordergrund steht, sondern Gesinnung und Umsetzung des Glaubens im täglichen Leben.

Nun aber wieder zu Charleston: Ich erhielt von dem netten Herrn auch sofort die Einladung zum Gottesdienst. Dieser hätte zwar schon begonnen, aber es wäre kein Problem, noch in die Kirche zu gehen. Und so fasste ich mir ein Herz und wurde im Eingangsbereich der Kirche von weiteren Herren im schwarzen Anzug willkommen geheißen. Ich musste meinen Rucksack zur Kontrolle öffnen und wurde darauf hingewiesen, keine Fotos während des Gottesdienstes zu machen.

 

Ja, und dann bekam ich einen Platz zugewiesen. Gott sei Dank in einer der hinteren Reihen. Von dort konnte man gut nach vorne blicken und die Predigt des Geistlichen miterleben. Und es war in etwa so, wie ich es mir vorgestellt hatte: Ein schwarzer Priester trug mit viel Dynamik und sogar Dramatik in der Stimme seine Predigt vor. Thema war zum Palmsonntag, dass Jesus sein Blut für die Menschheit geopfert hat. Während seiner Predigt benutzte er das gesamte Plateau und untermalte seine Intonation mit eindrucksvoller Gestik. Die Gemeinde ging den spannungsgeladenen Vortrag mit und bekräftigte ihren Priester mit Handzeichen, Klatschen, Nicken oder einem tiefen "Yeah".  Es war so viel anders und emotionaler als ich es je in einem Gottesdienst erlebt habe. Und das machte es zu einem besonderen Ereignis.

Als einige Besucher nach der Predigt die Kirche verließen, schloss ich mich an, denn ich wollte meinen Stadtrundgang noch weiter fortführen. Zunächst einmal musste ich innerlich etwas herunterfahren und setzte mich zur Mittagspause an ein Pier. Während ich an meinem Brötchen kaute, beobachtete ich den Schiffsverkehr.

 

Danach ging es weiter zu einer Fototour im Zentrum Charlestons. Charleston besitzt einen noch größeren Schatz an alten Herrenhäusern aus dem 19. Jahrhundert als es Savannah hat. Über Kopfsteinpflaster wanderte ich durch enge Straßen und blickte hie und da in bezaubernde Hinterhofgärten. Erst der Zustand meiner müden Füße zwang mich dazu, wieder zur Tourist-Info zurück zu marschieren. Gerne wäre ich noch länger in einem der Parks geblieben und hätte die besondere Sonntags-Atmosphäre in mich aufgenommen. Doch da wartete jemand auf mich....

 

 


Wir Verkrümeln uns vor dem Verkehr in einem State Park          5.04.2017

Nun kommen wir immer mehr in dicht bevölkerte Teile von Virginia. Über mehrere Autobahnen gelangen wir nach Virginia Beach. Dort befindet sich an einem Landzipfel der "First Landing State Park". Der Name ist abgeleitet von der Örtlichkeit, an der Anfang des 17. Jahrhunderts die ersten Siedler in Virginia anlandeten. Kleine verschlungene Pfade im Park führten zu sumpfigen Tümpeln mit altem Baumbestand, zu Seen und Dünen. Die Zypressen, die im Wasser stehen, haben an ihren Wurzelenden kleine Stümpfe, die aus dem Wasser ragen. Das verbessert anscheinend ihr Stehvermögen im Wasser.

Während Hans schweißtreibend seine Runde läuft, gönne ich mir krankheitsbedingt einen langsamen Trott und genieße vor allem die Zurückgezogenheit des Biotops. Doch es war heute noch Fahrtstrecke zu bewältigen...

 

Zurück im Verkehrsgetümmel der Metropolen Norfolk und Hampton dauerte es nicht lange, bis wir keine Lust mehr hatten, im Stop-and-Go Verkehr mitzutun. Wir warteten den frühen Abend ab und begaben uns dann auf die Überfahrt durch den Chesapeake-Kanal. Ein wenig Sucherei und Fragerei - dann stand der Übernachtungsplatz fest. Trotz Verbotsschildern stellen wir uns auf den Walmart-Parkplatz von Williamsburg, denn andere tun es auch. Und wie erwartet werden wir auch in unserer Nachtruhe nicht gestört.

 

 


Unterwegs im Shenandoah  Nationalpark     6./7.04.2017

So langsam nähern wir uns Washington D. C. - und zwar auf 800 - 1000 m Höhe auf dem sogenannten Skyline Drive ("auf dem Horizont") des Shenandoah Nationalparks (ca. 170 km lang). Noch ist hier der Frühling nicht ausgebrochen. Die Bäume haben noch kein Laub und es liegt Schnee in der Luft. Und tatsächlich - am zweiten Tag kommen wir nach einer Schnellwanderung wieder zum Auto zurück und es wirbeln die ersten Schneeflocken durch die Luft. Gerade mal 2 Grad Celsius zeigt unser Autothermometer an und wir sitzen Suppe-löffelnd im Auto und lassen die Standheizung laufen.

 

Der Shenandoah-Nationalpark wurde 1935 gegründet. Bei dem Bau von Straßen, Mauern und der Wiederbepflanzung mit Bäumen ist das amerikanische Civilian Conservation Corps hauptsächlich beteiligt gewesen. Es gab einige Camps, in denen junge Amerikaner im Alter von 18 - 25 Jahren, die arbeitslos waren und sich freiwillig für die Arbeit im Corps gemeldet hatten, lebten. Die Führung war im militärischen Stil und wurde von Offizieren in der Reserve oder anderen Militärs gewährleistet. Bauprojekte zum Wohle der Öffentlichkeit, zumeist in Nationalparks (Wege-/Straßenbau und Unterkünfte) waren Einsatzgebiete. Das Programm ist von Präsident Roosevelt ins Leben gerufen worden, um jungen Amerikanern in den Jahren der wirtschaftlichen Depression eine Zukunftsperspektive zu geben. Es bestand von 1932 - 42. Zwar nicht für jeden jungen Menschen geeignet oder von allen beliebt, gab es doch vielen jungen Menschen erste handwerkliche Kenntnisse, Sinngehalt und Orientierung im Leben - und nicht zu vergessen: Es gab auch jeden Monat ein kleines Entgelt.

 

 

 

Am nächsten Tag dann strahlender Sonnenschein und wärmere Temperaturen. Wir warten die Mittagszeit ab und machen uns auf eine 16 km-Runde auf dem Dickey Ridge Weg. Nun bekommen wir die ersten Frühlingsblüher zu sehen. Sogar eine Garder Schlange liegt am Wegesrand. Allerdings ist sie auf Grund der Kälte so bewegungsunfähig, dass sie sich nicht einmal bewegt, als unser Schatten über sie hinwegwandert. Am Schluss rauchen die Fußsohlen. Wir sind es als Strandjogger einfach nicht mehr gewohnt, mal 4 - 5 Stunden auf den Füßen zu sein. Diese Form müssen wir uns erst wieder aufbauen.

 

 


Shenandoah, der Dritte    09.04.2017

Wir ließen es locker angehen. Nach Hausmütterchen-Diensten wie Wäsche waschen sind wir wieder in den Nationalpark getuckert. Dort haben wir eine dreistündige Wanderung mit netter Pause zum Hogback Mountain unternommen. Danach war ausgiebiges Kochen angesagt. Mmmh, es gab Lachs mit Kartoffelbrei und Salat. Mal wieder eigene Küche statt der Einkehr in diverse Fast Food-Lokalitäten.

 

Abends fuhren wir dann nach Washington. Leider hatten nicht nur wir diese Idee und auf dem Ring, der I 495, ging nach kurzer Zeit gar nichts mehr. Irgendwann hatte Hans die Faxen dicke und fuhr vom Ring - geradewegs Richtung Innenstadt, sprich Downtown Washington. Bei mir Schweißausbruch pur. Das ist das Horrorszenario für jegliche Navigiererei. Nach dem ersten Anraunzer durch meinen Göttergatten habe ich dann trotzig meine Dienste eingestellt, bis er sich dann auch im Dunkeln im Innenstadtgewirr nicht mehr zurechtfand. Da fand ich es dann doch angebracht, mein Smartphone wieder zu zücken und wir fanden dann unseren Übernachtungsplatz auch ohne weitere Umwege.

 

 


Toller Tag mit Julia, Nolla Mae und Mathilda in Washington      10.04.2017

Wir haben heute Julia mit ihrer Familie in Washington D. C., genauer in Mount Rainier, besucht. Mount Rainier gehört bereits zu Maryland. Julia hat uns in ihrem Wagen zum Rock Creek Nationalpark mitgenommen. Dort sind wir entlang des Baches, dem Rock Creek, marschiert, über Steine und Baumstämme geturnt und haben am Wasser gespielt. Es war wieder mal seit langem eine Art "Großelterntag" und wir haben die zwei Mädchen Nolla Mae (8 Jahre) und Mathilda (4 Jahre) in unser Herz geschlossen. Sie sind erstaunlich naturinteressiert und es gab Vieles zu sehen und zu untersuchen. Wir haben dann auch lange an einer kleinen Sandbank gesessen und gebaut, gebastelt und gespielt...

 

Danke Julia, Nolla Mae und Mathilda für diesen schönen Tag!

 


Eintauchen in die Smithsonian Museen in Washington    11.04.2017

Heute hieß es "Rauf auf's Bike" und ab in den historischen District von Washington. Zuerst ging es vorbei am Capitol, dem Parlamentsgebäude der Vereinigten Staaten. Wir staunen über die weißen Marmorfassaden. Das Dach des Capitol wurde unlängst überarbeitet. Ja, der Parlamentssitz ist ein Prunkstück und überstrahlt auf seinem Hügel die Stadt.

 

Dann haben wir das Smithsonian Institute angefahren, um uns dort über die Museen zu informieren. Ein hübscher Backsteinbau, der wie ein kleines Schlösschen anmutet. Die Smithsonian-Museen sind sehr informativ, werden durch den Smithsonian Fonds bzw. durch Staatsmittel betrieben und sind für die Öffentlichkeit kostenfrei. Unsere Wahl fiel auf das Naturgeschichtliche Museum. Liebend gerne wären wir in das neue Afro-Amerikanische Museum gegangen. Doch dazu gibt es jeden Morgen eine Online-Ticketvergabe und wir waren leider nicht unter den Glücklichen. Ab 6:30 Uhr läuft diese Vergabe und blitzschnell sind die Eintrittskarten, die für bestimmte Zeiten einen Zugang erlauben, vergriffen. Also tauchen wir ein in die Naturgeschichte der Welt. Meist sind es Ausstellungstafeln und Tierreplika, die uns erwarten. Aber in der oberen Etage kann man auch die lebendige Spinnen- und Schmetterlingswelt erkunden. Dorthin zieht es mich zuerst, bevor ich dann in die Ozeanwelt "hinabsteige" und mich dort umsehe.

 

Nach einer Erholungspause im Starbucks-Kaffee ging es zu einer Endrunde in die National Gallery of Art. Dieses Museum mit Skulpturen, Photos und Bildern aus vielen Kunstepochen ist in privater Hand. Zwei getrennte Gebäude behandeln die alte wie die neue Kunstgeschichte. Nach einem kleinen Rundgang steht fest: Morgen werde ich die Besichtigungstour dort fortsetzen. Das Museum ist nicht so überlaufen und man kann die Kunstwerke in Ruhe genießen. Man erhält einen guten Überblick über die Kunstepochen und das Ambiente passt zu den Kunst-Kostbarkeiten und lädt auch mal zum Sitzen und Genießen ein.


Museen, Museen an drei Tagen in Washington       13.04.2017

Nach einem Interims-Jogging im Greenbelt Park im Norden von Washington, was schon zu Maryland gehört, fahren wir wieder Richtung Zentrum. Dort haben wir in der 17. Straße einen Aldi gefunden, bei dem man nach dem Einkauf auch das Auto tagsüber stehen lassen kann. Der Aldi-Markt befindet sich in einem Stadtteil, der vornehmlich von der schwarzen Bevölkerung bewohnt wird. Wir beobachten das Leben in diesem Viertel. Es ist schon erstaunlich, mit welchen Autodefekten hier noch gefahren werden kann. Da ist bereits ein Frontscheinwerfer bei einer Karambolage herausgefallen. Und die andere Autoseite ist ebenfalls vollständig demoliert. Der Stoßfänger wird gerade noch mit einem Seil nach oben gehalten, was an der Motorhaube befestigt ist. Und so bewegt man sich durch die Straßen der Hauptstadt - Hauptsache Auto.

 

Fußgänger und Radfahrer gehören zu den benachteiligten Bevölkerungsanteilen. Wir spüren es am eigenen Leibe, wenn wir auf dem Bike zum Capitol fahren. An der Ampel schauen wir zu, dass wir uns ganz vorne hinstellen, um dann frühzeitig loszupreschen und auf der Fahrbahn die Nase vorn zu haben. Radwege gibt es hie und da, aber sie sind zusammenhangslos angebracht und scheinen vielleicht gerade mal zu einem College oder einer Uni zu führen. Die Hinführung zur National Mall ist nicht mit einem Radweg ausgestattet. Auf der Pennsylvania Avenue, wo sich das Weiße Haus befindet, gibt es in Teilen einen Radweg, der mittig zwischen den Fahrbahnen angeordnet ist. Doch der hört dann beim Capitol auf.

 

Gestern gab es intensiven Feueralarm und mehrere Feuerwehrfahrzeuge kamen hinter uns her. Wir standen an einer Ampel und sahen nur noch die Fahrzeuge mit irrer Geschwindigkeit von hinten ankommend. Wären wir nur einen Meter weiter links gestanden oder gefahren - es wäre unser Ende gewesen. Die Fahrzeuge hinterließen Rad- und Bremsspuren in der Kurve vor uns. Ich schätze, die Leiterwagen fuhren mit einer Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern in der stark befahrenen Hauptstraße. Die Autos hatten eine Gasse freigemacht und so konnten sie mehr oder weniger ungehindert passieren.

 

Nach den nervenaufreibenden Bikefahrten genossen wir es umso mehr in die Museumswelten einzutauchen. Dabei haben wir aber immer kürzere Besuchsintervalle eingebaut, weil es Hans schwerer fiel, so lange auf den Beinen zu sein. Die Cafés in den Museen waren willkommene Ruheinseln. Heute durfte Hans das Museum wählen und so haben wir uns Amerika's Geschichte im Museum of American History vorgenommen. Während sich Hans über die Kriege im 18. und 19. Jahrhundert informierte, habe ich mich in der Abteilung der First Ladies, der Präsidentinnengattinnen umgeschaut. Mal wieder frauentypisch. Keine Sorge - auch ich habe mich noch tiefer in Amerikas Geschichte bewegt. Lässt man die Urbewohner außer acht, handelt es sich ja auch nur um ein paar Jahrhunderte. Im Untergeschoss gab es dann noch ein Jazzkonzert und auch hier wurde vorbeigeschnuppert.

 

Nach der Kaffeepause ging es dann getrennte Wege: Es gibt ein extra Museum of American Indians, dass Ausstellungen zur indigenen Bevölkerung in den US-amerikanischen Staaten zeigt. Und das war nochmal richtig interessant. Eine Photoausstellung von einem Photographen mit Indianer-Hintergrund aus den 60er Jahren hat es mir besonders angetan. Die Schwarz-Weiß-Fotos zeigten hauptsächlich Szenen aus Indianerzusammenkünften. Man erkannte in den Bildern, dass die eigene Identität durch Tragen von traditioneller Bekleidung gesucht wurde.

 

Eine Persönlichkeit möchte ich kurz vorstellen: Rosie, the Riveter. Dazu habe ich auch das Bild eines Plakates (s. u. ) eingestellt. Rosie, eine erfundene Person, hat in der Zeit des 2. Weltkrieges wie so viele Frauen, die nicht direkt in der Armee dienten, in der Produktion gearbeitet. Rosie war die Hauptperson in einem Propagandafilm, der Frauen für die Arbeit in der Rüstungsindustrie anwerben sollte. Rivets sind Nieten und Rosie soll mehrere tausend Nieten an einer Flugzeughülle angebracht haben. Der Slogan "We can do it!" (Wir schaffen es!) bedeutet, dass Frauen auch an typischen Männerarbeitsplätzen ihre Aufgabe erfüllen (können). Das Motto war damals: " Wer einen Elektromixer bedienen kann, der kann auch mit einem Bohrer umgehen." Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Spruch wohl von einem "Mannsbild" kam...

Das Bild finde ich ganz nett, steht es doch auch für die in den späteren Jahren werktätige Frau und ist Sinnbild für ein neues Bewusstsein der Frauen in ihrer Rolle in der Gesellschaft.

 

 


Mal andere Wal-Mart Erfahrungen ...   14.04.2017

Damit wir unsere Reisesitztätigkeiten auch entsprechend erfüllen können, turnten wir nochmals auf der 7,5 km Runde im Greenbelt-Park. Heute ging es schon flotter voran. Wie schnell verliert man doch seine Jogging-Fähigkeiten. Nach dem letzten Training war ich total platt und die Füße taten weh. Der zweite Versuch heute brachte eine viel positivere Erfahrung.

 

Dann ging es auf die Autobahn. Heute war Karfreitag. Wer aber denkt, dass in der US-amerikanischen Gesellschaft an "Good Friday" mehr Ruhe einkehrt, hat falsch gedacht. Die Shops waren geöffnet. Die Straßen waren voll. Auch Handwerker arbeiteten. Anscheinend, bis auf die Veranstaltungen in den diversen Kirchen, ein völlig normaler Arbeitstag. Daher dauerte es nicht lange und wir standen Richtung Baltimore im Stau. Mühsam suchten wir uns einen Weg über verschiedene Nebenstraßen, die nicht so überfüllt waren. Es dauerte mehrere Stunden, bis wir aus dem Ballungsgebiet Baltimore herausgefunden haben und in nördlicher Richtung nach Pennsylvania unterwegs waren.

 

Zwischen den Städten Lancaster und Reading (ja, lauter englische Namen. Woher kommt das wohl?) haben wir in Ephrata einen Walmart zum Übernachten entdeckt. Beim Befahren des Parkplatzes kam uns sogleich eine Kutsche mit zwei wohl Amischen Frauen entgegen. Auf dem Parkplatz sind eine Reihe von Kutschen-Unterständen angebracht, in denen weitere Pferdegefährte warteten.

 

Wer sind die Amischen? Sie kommen vorwiegend aus dem Südwestdeutschen (wie ich!) oder aus der Deutsch-Schweiz. So seit 1710 besiedelten sie diese Gegend von Pennsylvania, die sehr fruchtbar ist. Die Amischen sind  einer protestantischen Glaubensbewegung entstammend. Sie sind Anhänger der Täuferbewegung, haben sich aber von den Mennoniten abgespalten. Die Täufer bekennen sich zur Erwachsenentaufe, denn nur Erwachsene können sich für eine Religionszugehörigkeit entscheiden. Sie sind streng gegen Gewaltausübung und leben sehr zurückgezogen und oft noch ohne moderne Techniken. Sie sind sehr familiengebunden und die Geschlechterrollen sind klar verteilt. In unserem Walmart erkennt die Frauen sie sogleich an langen Röcken und einem Häubchen am Hinterkopf.

Dennoch hat sich das Erscheinungsbild der zumeist jungen Amisch-Frauen auch etwas gewandelt. Da gibt es schon einmal einen Rock im T-Shirt-Stoff oder in Jeans und Badeschläppchen dazu statt der traditionellen himmelblauen und geblümten Kleider und der derben Schuhbekleidung. Die Männer sind schon schwieriger zu identifizieren. Wenn sie mit Hut im Auto sitzen, dann klappt das. Ansonsten ist die Bekleidung in Jeans auch nicht anders wie bei der sonstigen amerikanischen Bevölkerung.

 


Ostersamstag Wanderung  auf dem Appalachian Trail in Pennsylvania   15.04.2017

Der Appalachian Trail zieht sich über ca. 3.500 km von den Staaten Georgia bis in den höchsten Norden nach Maine. Und da ist es kein Glückstreffer, wenn er uns auf unserer Reise durch die US-Staaten nach Norden immer wieder begegnet. Und so auch heute. Ziel unserer 4-Stunden-Wanderung waren zwei Felsformationen, von denen man einen schönen Ausblick über die Täler und Hügel Nordost-Pennsylvanias hat: Der Pulpit-Fels und der Pinnacle in der Nähe der Stadt Hamburg.

Nicht lachen - auch die Deutschen sind nach Amerika ausgewandert. Wir haben heute mehrere Firmenbezeichnungen in deutsch gesehen. Vermutlich gibt es in dieser Ecke einige Amerikaner mit deutschem Hintergrund.

 

Leider war die Natur auf unserer Wanderung noch nicht so weit entwickelt wie wir uns das wünschten. Dies ermöglichte Fernblicke, aber es fehlte einfach etwas die Sonne und die Blumen. Dafür erblickten wir im ersten Drittel des Weges ein Prachtexemplar von Schlange. Wir konnten sie aber nicht identifizieren. Nach einem Blick ins Internet scheint es aber eine "Black Rat Snake" (Schwarze Erdnatter, nicht giftig) zu sein. Sie erdrosselt ihre Beute wie z. B. Mäuse, Ratten oder Hasen. Die Arme war bei 15 Grad Außentemperatur kaum fähig sich zu bewegen. Eine Wanderin vor uns wäre fast auf das gut 1,5 m lange Exemplar getreten.

 

Der Weg war immer wieder sehr steinig und so übten wir uns heute etwas im Felsenturnen und Balancieren. Das Sweatshirt blieb den ganzen Weg an und kaum am Auto zurück, fing Hans auch gleich damit an, ein warmes Mittagessen zu brutzeln. Wir hatten unterwegs nette Gespräche u. a. mit einem jungen Israeli. Auch am Auto kam ein chinesisches Pärchen zu uns, die sich für uns und das Auto interessierten. Sie hatten ihr Auto, einen Volvo, schon von den USA nach Skandinavien verschifft, um dort Urlaub zu verbringen.

 

 


Ostermontag-Wanderung in den Catskill Bergen und eine besondere Hundebegegnung ....     17.04.2017

Eigentlich hatten wir uns heute eine Joggingtour in den Catskill Mountains herausgesucht. 10 km und so um die 750 Höhenmeter sollten es werden. Ziel waren drei Berggipfel, alle um die 1.200 m hoch: Black Dome, Thompson Cole Mt., Blackhead. Ausgangspunkt war ein Parkplatz auf 650 m ü. M.

Aber das mit dem Joggen klappte nicht. Denn der Wanderweg war gesät mit Steinen und Felsen, teilweise gab es noch Rinnen mit Schnee und Eis, die zu durchsteigen waren. Und auch das Profil, das gnadenlos steil den Berg hochführte, lud wirklich nicht zum Renntrott ein.

 

Wer aber joggte, das war Oskar. Oskar heißt nicht nur Oskar, sondern hat noch 4 zusätzliche Namen. Dazu kommt, dass er in zwei Mountainclubs ist, also irgendwelchen Wandervereinen. Das beweisen zwei Aufnäher auf seinem "Anzug". Auf dieses besondere Prädikat hat uns sein Herrchen stolz hingewiesen. Bei Oskar handelt es sich um einen 12 1/2 jährigen Terriermischling (in Menschenalter immerhin über 80 Jahre), der hart im Nehmen ist, was Wandertouren angehen. Es ist unglaublich, welche Lauffreude in den vier kurzen Beinchen stecken. Bleibt Herrchen mal stehen, um z. B. mit uns zu reden, dann wird Oskar aber ungemütlich. Denn laut kläffend macht er darauf aufmerksam, dass es weitergehen soll. Langes Stehenbleiben gibt's nicht. Und so sind Herrchen und Oskar die gleiche Runde wie wir im Schnellmarsch gewandert. Allerdings in umgekehrter Richtung. Somit hatten wir das Vergnügen, die Beiden unterwegs nochmals zu treffen, nachdem wir gleich schon zu Beginn der Wanderung die Bekanntschaft gemacht hatten. Die Leistung der Beiden: Knappe 1.000 Hm und eine Wegstrecke von ungefähr 15 km und das so in 4 Stunden. Hut ab an die vier Hundepfoten!

 

Herrchen verabschiedete sich zum Schluss noch von uns. Ein Angebot an Oskar - wir hatten Steaks gebraten - lehnte er ab. Er meinte, Oskar nimmt nichts von fremden Personen. Recht hat der Gute! Auf ein hoffentlich noch langes Leben, Oskar!

 


Von den Catskills zu den White Mountains - Schneewanderung          19.04.2017

Sollen wir oder sollen wir nicht? Schon gestern machten wir einen kurzen Abstecher zum Wanderparkplatz zum Mt. Lafayette (1.600 m) und sahen, dass der Weg noch vollkommen mit Schnee bedeckt war. Allerdings war der ausgetretene Pfad gut begehbar und das strahlende Sonnenwetter lockte. Heute nun kam die Sonne morgens nur sehr zögerlich heraus. Kalt war es, als wir morgens das Auto beim Walmart in Littleton verließen. Das Autothermometer zeigte 2 Grad und die Lust zum Wandern war im "Eiskeller". Daher das Motto: Erst mal auftauen lassen und noch ein Käffchen bei Mc Donalds trinken.

 

Und die Sonne kam immer mehr heraus. Zwar kein Vergleich mit dem Vortag, aber die Wetterentwicklung war doch so, dass wir zuerst einmal zum Wanderparkplatz fahren wollten. Dort angekommen dann wieder ein Meinungsbild von 1:1. Da die Sonne schien, wollte ich los. Hans war noch am Zögern und fühlte sich auch nicht wirklich fit. Mir zuliebe schwenkte das Fähnchen dann zum Aufbruch. Sicherheitshalber packten wir noch die Steigeisen ein, um für Eisbedingungen gewappnet zu sein.

 

Wir sind vom Parkplatz Lafayette Place in 550 m ü. M. gestartet. Der Weg machte Spaß. Es war ein Jonglieren auf einer Restschneebrücke, die sich über lange Strecken durchgängig den Berg hinauf zog. Ziel war die Greenleaf Hütte in knapp 1.300 m Höhe. Nach fast zwei Stunden wurde der Weg bedeutend steiler und vereister und verlief in Rinnen. Wir zogen zur Vorsicht die Steigeisen an. Als es aber dann immer wieder blanken Fels zu übersteigen gab, schlug ich vor, umzukehren. Zwei Stunden reichten für einen Trainingstag. Der Höhenmeter zeigte gute 700 m Steigleistung an. Wir waren also noch etwa 100 m unter der Hütte, die ohnehin geschlossen hatte. Abwärts gehen mit Steigeisen machte richtig Laune. Ein gutes Training für Alpentouren. Ich spürte aber mit der Zeit meine Fußgelenke. Man war es schlichtweg nicht mehr gewohnt. Und so turnten wir die andere Hälfte des Rückweges mit Trekkingstöcken auf dem Schneeweg.

 

Man glaubt es nicht: Weiter unten begegneten uns Wanderwillige, die mit Hallensportschuhen und Stiefeletten unterwegs waren. Au weia, hoffentlich geht das gut! Wir warnten sie vor den Bedingungen weiter oben am Berg, ernteten aber nur Gelächter. Egal, sie müssen ihre Erfahrungen selbst machen.

 

Wir schlüpften nach 3,5 Stunden ins warme Auto. Gerade rechtzeitig: Während wir unseren Kaffee tranken, startete draußen der vorhergesagte Regen. 

 

 


Erfahrungen am Straßenrand      20.04.2017

Wir fahren ja vornehmlich Nebenstraßen und können so ein bisschen vom Leben auf dem Land mitbekommen. Schon in New Hampshire ist es uns aufgefallen. Mehr und mehr sieht man desolate Behausungen, bei denen der Müll um das Haus verteilt ist. Dieses Erscheinungsbild kommt so häufig vor, dass es auffällt. Da fragt man sich nach den Gründen für solche verwahrloste Grundstücke bzw. Häuser. Ist es eine nicht funktionierende Müllentsorgung, ist es ein Zeichen von Armut oder ist es das freiheitliche sich Ausleben von Amerikanern nach dem Motto "Tun und lassen, was man will"?

 

Nach kurzer Recherche scheint es den Menschen in den nördlichen Staaten New Hampshire und Maine nicht so schlecht zu gehen. Zumindest für Maine gilt, dass das durchschnittliche Einkommen an 31. Stelle aller 49 Staaten steht. Also kein Schlusslicht. Müllabfuhr gibt es wohl auch, zumindest deuten die am Straßenrand stehenden Müllbehälter daraufhin. Also doch eine eher charakterliche "Schwachstelle"? Mmmh. Weiß nicht. Auf jeden Fall entrüstet sich meine deutsch-ordentliche Seele jedes Mal, wenn ich z. B. massenweise Kinderspielzeug ums Haus verteilt sehe... Bin ich zu konservativ denkend?

 

Zu dem Bildern unten: Schnappschüsse aus dem Auto. Ja, hier leben wirklich Menschen!

 


Der Kreis schließt sich .... diese Straße fuhren wir schon in 2016    20.04.2017

Ein denkwürdiger Tag: Heute fahren wir auf der US 2-Bundesstraße in Maine ein Straßenstück doppelt! Denn bereits zu Beginn unserer Reise waren wir hier von Kanada kommend Richtung Westen unterwegs. Nun hat sich wahrlich der Kreis geschlossen und dies erinnert uns daran, dass es bald Zeit ist, nach Hause zurück zu kehren. Ein wenig Wehmut ist bei diesen Gedanken schon dabei. Was war alles in diesem einen Jahr an Reiseaktivitäten und Erlebnissen!

Doch dann richten wir wieder den Blick nach vorne. Es gilt, die noch verbleibenden drei Wochen sinnvoll zu verbringen. Also fahren wir weiter unserem nächsten Ziel entgegen: Der Acadia Nationalpark.


Ankunft im Acadia Nationalpark in Maine     20.04.2017

Vielleicht mit ein bisschen schwerem Herzen, denn es könnte der letzte von uns bereiste Nationalpark sein. Zumindest wird es der Letzte in den USA sein - der Acadia Nationalpark an der Atlantikküste von Maine.

 

Er empfängt uns nicht mit Sonnenschein. Kühl ist es und regnerisch. Bei Temperaturen unter 10 Grad, Nebel und Regen machen wir uns auf den Weg ins Besucherzentrum, um dort Vorschläge für die nächsten Tage zu erhalten. Danach siegt die Neugier. Wir fahren, ja typisch amerikanisch, die Parkstraße (27 Meilen) ab. Hin und wieder strecken wir kurz die Nase aus dem Auto und genießen an einem Ausguck die Sicht auf Meer und Küste. Hoffentlich kommt bald gutes Wetter!

 


Wir fühlen uns wie zu Hause - Unterwegs auf Granit  im Acadia NP   21.04.2017

Wer sagt's denn: Heute Morgen waren die Straßen abgetrocknet und es nieselte nur noch leicht. Als wir dann gegen 10 Uhr in den Acadia fahren, hört auch der Niederschlag auf. Wir kaufen uns eine Wanderkarte und entscheiden uns für die Tour auf den Beehive ("Bienenkorb"), dann zum Mount Gorham und an der Küste wieder zurück. Insgesamt sollen es so um die 10 km werden. Die Höhenmeter sind bescheiden und werden bei max. 200 Hm liegen.

 

Die Tour auf den Beehive , der wirklich die Form eines Bienenkorbes hat, ist eine kleine Kraxeltour. Zur Absicherung sind Eisenkrampen und kleine Geländer angebracht. Der Fels ist fast vollständig abgetrocknet und es macht Spaß, die Felsen hoch zu turnen. Wir werden mit einer freien Aussicht auf den Sand Beach, die einzige sandige Bucht im Acadia, belohnt.

Dann geht es weiter zum Gorham-Gipfel. Wir fühlen uns wie im Brockengebiet. Der Weg ist mit Felsgeröll besetzt und führt schön gelegt durch kleine Fichten- und Birkenwäldchen auf das Plateau des Gorham. Man sieht, dass zu Urzeiten Gletscher die Felsen abgeschliffen haben.

 

Danach wandern wir zur Küste hinunter und erkunden diese bis zum Otter Cliff. Seeotter sehen wir leider keine. Die Tierwelt im Acadia zeigt sich nicht. Das ist etwas enttäuschend. Hin und wieder blinzelt jetzt sogar die Sonne durch. Doch die Tagestemperaturen bleiben deutlich unter 10 Grad. Wanderer, die uns begegnen, sind in warme Winterkleidung eingepackt. Auf unserem Rückweg entlang der Küste bekommen wir nun auch den Wind ins Gesicht geblasen und spüren die Kälte. Handschuhe sind jetzt bei mir angesagt.

Wir sehen auf dem Küstenpfad immer wieder vom Sturm abgedrehte und geborstene Fichtenstämme. Es muss hier mitunter sehr starke Winterstürme geben. Es tut den Augen gut, die saftigen und gesunden jungen Fichtenzweige zu sehen (siehe Bild).

 

Aber wir haben vorgesorgt. Das Auto ist gut vorgewärmt und ein heißer Tee tut sein übriges...

 

Am Spätnachmittag stelle ich unser Auto am Hafen in Bar Harbor ab. Während Hans heißen Kakao trinkt und sich in spannende Kapitel seiner Lektüre vertieft, strolche ich durch den Ort. Es macht bei der Witterung aber keinen Spaß, sich lange draußen aufzuhalten und so wird es mehr ein Geschäfte-Hopping. Bald kehre ich wieder ins warme Auto zurück und genieße den Ausblick in den Hafen.

Im Örtchen Bar Harbour...

 


Juhu, Sonnenschein im Acadia Nationalpark     23.04.2017

Nach einem total verregneten Samstag ist der heutige Sonntag mit Kaiserwetter eine freundliche Überraschung. Und so heißt es auch sogleich rein in die Wanderschuhe und auf in noch unbekannte Teile des Acadia Nationalparks. Wir haben uns den Beech Mountain vorgenommen, dessen Gipfel zwar nur bescheidene 256 m aufweist. Doch reizvolle Wanderpfade führen zu dem Beobachtungsturm auf seinem Gipfel. Ausgangspunkt war der Long Pond. Strecke der 2,5 Stunden Tour: ca. 8 km. Höhenmeter insges.: ca. 450 Hm.

 

Während der Wandertour sind uns immer wieder vom Sturm abgedrehte Baumstämme aufgefallen. Ein Stamm wurde ca. 10 m weit geschleudert und steht nun steil aufragend mitten auf dem Wanderweg Richtung Beech Mountain. Kaum vorzustellen, welche Naturgewalten im Winter wirken müssen. Es ist auch noch nicht richtig Frühling hier. Keine einzige Frühlingsblume haben wir bisher zu Gesicht bekommen. Wir laufen quasi durch eine bergige Landschaft, die gerade mal vom Winterschlaf aufgewacht ist.

 

Nachmittags haben wir uns dann noch den Leuchtturm bei Bass Harbor angeschaut. Dank des strahlenden Sonnenscheins machte es richtig Laune auf den Felsen herumzuturnen und in die kleinen Pools nach Meeresleben zu schauen, die die Flut an der Küste zurückgelassen hat.


Fantastische Ausblicke vom Cadillac Mountain     24.04.2017

Es wird nun immer wärmer. Bereits am Morgen gab es um die 10 Grad und mein Wunsch stand fest. Eine 10 km-Runde über den Dorr Mountain auf die höchste Erhebung des Acadia, den Cadillac Mountain (470 m). Lacht nicht bei diesen Höhenangaben. Die Wege hier haben es in sich und wir bekamen heute auch 500 Höhenmeter zusammen. Wir sind den Ladder Trail, einen Leiternstieg, der aber hauptsächlich viele Steinstufen aufwies, zum Dorr - Gipfel hinaufgestiegen. Dann ging es den Schluchtweg wieder hinunter und zum Cadillac Gipfel hinauf. Viel Blockgeröll und manche Platten machten den Weg interessant. Belohnt wurden wir mit einer tollen Aussicht vom Cadillac bei bestem Frühlingswetter!

 

So langsam sind wir jetzt wieder Harz-akklimatisiert. Wir laufen auf Granit, wir befinden uns teilweise in ähnlichen Höhenlagen und die Temperaturen sind zumindest derzeit ähnlich. Eigentlich kann es jetzt heimgehen, oder nicht?

 


Feierabend-Wanderung      25.04.2017

Erst um 16 Uhr, aber dann gleich in die Höhe. Wir sind auf dem Emery-Weg nochmals auf den Dorr-Berg hinaufgestiegen. 2 Stunden und 400 Hm waren das Fazit.

 

Wir trafen auf dem Weg nach unten einen netten Trailrunner aus den Niederlanden. Er hat sich seit 2004 in dem nahen Bar Harbor niedergelassen und züchtet Miesmuscheln. Wir haben seinen Lauf zum Gipfel des Dorr Mt. zwar ein bisschen gestoppt, aber die Unterhaltung und der Tausch von Adressen und Anregungen war ganz interessant.

 

Das hat mich dazu gebracht, mich ein wenig über die Miesmuschel-Zucht zu belesen. Wir waren selbst schon auf Erntefang in Frankreich, an der Atlantikküste, unterwegs gewesen. Ein bisschen blauäugig waren wir damals. Man kann nicht immer Jagd auf die Miesmuscheln machen. Miesmuscheln filtern das Meereswasser. Meeresalgen produzieren u. a. auch Giftstoffe und diese können sich bei den Miesmuscheln anreichern. Gerade im Sommer, wenn die Gewässer wärmer werden, steigt die Gefahr. Deshalb lieber etwas vorsichtiger sein. Miesmuscheln im Handel sind streng kontrolliert - sagt man. Die kultivierten Muscheln werden an Holzpfählen oder auf Seil- und Netzmaterial herangezogen, das entweder im Wasser hängt oder am Meeresboden verankert ist.

 

Ja, und dann wird an der Küste in Maine viel gefischt. Die Hummer-Fangsaison beginnt wohl erst richtig ab Mai. Heute ist der Hummer ein Leckerbissen für Gourmets. Kaum zu glauben - zu Zeiten der Kolonisierung Amerikas galt der Hummer als Armenspeise. Der Hummer wurde bei Ebbe an den Küsten aufgesammelt. Erst ab so etwa 1850 verwendete man die Fangkörbe zum Fischen. Maine ist der Hummer-Hauptlieferant für die gesamte USA.


Zum Abschluss im Acadia NationalparK: Kleiner "Duathlon" mit Radfahren und Wandern     27.04.2017

Neblig war es heute und somit sind wir erst so gegen halb 11 Uhr mit dem Auto Richtung Nationalpark losgefahren. Kurz vor 12 war es dann soweit. Räder geölt und überprüft und dann auf die geteerte Parkstraße. Mittlerweile zeigte sich hin und wieder die Sonne. Trotzdem waren unsere Jacken schnell feucht von dem noch immer vorherrschenden Nebel.

 

Am Jordan Pond, einem kleinen See, lockte dann ein Kaffee und von der Terrasse des Gebäudes konnten wir die zwei Erhebungen South Bubble und North Bubble am Ende des Sees ausmachen (Bubbles sind eigentlich Blasen. Vermutlich wurden die Erhebungen so genannt, weil sie rundlich sind). Die Aussicht von dort oben auf den See müsste fantastisch sein. Also stand auch ein kleines Wanderziel fest, was dem strapazierten Hintern Erholungspause gönnte.

 

Hinterher waren wir noch so gut drauf, dass wir mit dem Bike noch auf den Cadillac Mountain (aber Teerstraße) gestrampelt sind. Auch nochmal 300 Hm gesammelt. Hans hat es fertig gebracht, meine Federung, die festsaß, so lange zu quälen, bis sie zwar nachgab, aber dann auch steckenblieb. Und so durfte ich dann mit Hintern in Schräglage auf den Berg ächzen.

 

Kaputt aber zufrieden landeten wir gegen 17 Uhr wieder beim Auto. Unsere Fitnesskurve in Sachen Radfahren ist heute ein klein bisschen nach oben fortgesetzt worden. 50 km hat mein Hinterteil schon lange nicht mehr auf dem Rad ausgehalten. Die Wanderung war mit 4 km zwar kurz, aber knackig.

 

Fazit: Der Acadia Nationalpark hat es in sich und bietet sehr viel unterschiedliche Sportmöglichkeiten wie Wandern, Klettern, Trailrunning, Mountainbiken und Kajakfahren. Das Landschaftsprofil ist ansprechend und abwechslungsreich. Hier kann man problemlos eine Woche Urlaub machen, ohne dass man zum Wiederholungstäter wird.

 

 


Abschied auf Raten ... wir fahren über die Grenze nach Kanada      29.04.2017

Nun beginnt das Abschied nehmen. Heute sagen wir den USA adé. Wir sind in dem US-amerikanischen Calais am St. Croix Fluss und übernachteten hier. Am Morgen werden dann die letzten Dollars beim Einkauf ausgegeben. Auch für einen Kaffee bei Mc Donalds reichen die Dollars noch. Dann geht es zur kanadischen Grenze in der Nachbarstadt St. Stephen.

 

Hier wurden wir von der Zollbeamtin erst mal nicht so nett empfangen. Ob wir in Deutschland denn keine Stoppschilder kennen? Anscheinend hatte sich Hans so dicht hinter seinen Vordermann gestellt und ist diesem in die Grenzabfertigung gefolgt, ohne zu warten oder entsprechenden Abstand einzuhalten. So konnte sie unser deutsches Kennzeichen auch nicht richtig einsehen. Gab dann auch ein kleines Hin und Her, bis sie unsere Buchstabierung des Kennzeichens verstand. Das war aber auch der einzige Haken an der Grenzabwicklung. Fragen nach Pfefferspray und dergleichen haben wir ohne mit der Wimper zu zucken verneint. Ich weiß mein Pfefferspray wohlbehalten ganz tief im Kleiderschrank....

Noch kurz ins Zollgebäude, um dort wieder den Stempel für die Aufenthaltsgenehmigung als Tourist von einem halben Jahr zu erhalten und dann ging es Richtung Fundy Nationalpark an der Atlantikküste.

 

Die Fundy-Bucht weist einen sehr hohen Tidenhub auf. Man sagt sogar, es sei mit 16 m Unterschied zwischen Ebbe und Flut der höchste Unterschied in der Welt. Wir wollen uns, je nach Wetterlage, den interessanten Küstenverlauf anschauen. Vielleicht juckt es uns aber auch noch einmal und wir setzen uns aufs Bike, um die Parkstraße zu befahren. Heute ist sehr gemischtes Wetter. Mal reißt der Himmel auf und die Sonne blinzelt hervor, mal ist es regnerisch. Es wird spannend, ob sich am morgigen Sonntag der prophezeite Sonnentag einstellt.

 

Abends laufen wir noch etwas in dem kleinen Örtchen Alma, am Fuße des Nationalparks an der Küste gelegen, herum. Wie auch anderswo an der Atlantikküste im Norden werden Hummer und andere Meerestiere gefischt. Wobei nach Aussagen eines Hummer-Fischers derzeit im April nur Saison für den Hummer ist. Alma liegt auch im seeligen Vorsaisonschlaf. Die meisten Hotels und Motels haben geschlossen. Wir finden die Ruhe sehr erholsamer und haben auch schon eine nette Waldnische zum Übernachten an der Landstraße ausgespäht.


Packen und eine Bike-Tour im Fundy Nationalpark     30.04.2017

Der blaue Himmel hat sich eingestellt, aber gleichzeitig ist es auch wieder kühler geworden. Um 7 Uhr morgens hatten wir nur 5 Grad Celsius. So hält es uns noch ein wenig im warmen geheizten Fahrzeug. Um die Zeit sinnvoll zu verbringen, wird schon einmal das Fahrzeug gepackt. Überall zwickt und zwackt es an genügend Stauraum. Aber das größte Kunststück wird es noch sein, den Reiserucksack für den Flug fertig zu machen und die 23 kg Freigepäck entsprechend auszunutzen. Das wird Konfliktstoff geben...

 

Gegen Mittag macht Hans dann die Bikes fertig, Ketten werden geölt und meine festsitzende Sattelfederung bekommt er auch wieder flott. Wir fahren Richtung Point Wolfe, einem Ausgangspunkt für eine schöne Küstenwanderung. Hans schlägt vor, zum Warmwerden noch 250 Hm beim Anstieg von der Küste mitzunehmen und so strampeln wir uns erst einmal den Berg hinauf. Fotos werden gemacht und warm eingepackt geht es wieder hinunter und zum Abzweig nach Point Wolfe. Am Point Wolfe stand früher ein Sägewerk. Die Stämme wurden den Fluss hinunter geflösst und dort verarbeitet. Kaum zu glauben, der Küstenwald war früher vollständig kahl geschlagen. Die Bäume im Nationalpark sind um die 60 Jahre alt, so alt wie der Nationalpark eben.

Das Sägewerk bzw. die Holzindustrie hat u. a. dazu beigetragen, dass der Bestand des Atlantiklachses hier drastisch abgenommen hat. Das Sägewerk hat Sägespäne und andere Abfälle einfach in den Fluss geleitet. Ein Grund für die Verschlechterung der Wasserqualität im Meer. Man vermutet aber auch, dass die Erwärmung des Meeres dazu beiträgt.

 

Nachdem wir uns auf einer Holzterrasse etwas ausgeruht haben, sind wir ordentlich durchfroren. Keiner hat mehr Lust auf eine zusätzliche Wanderung und wir strampeln uns an dem hügeligen Profil auf der Rückfahrt wieder warme Füße. Als Belohnung gönnen wir uns eine große Portion Pommes an einem kleinen Imbiss. Der Einzige im Ort, der derzeit geöffnet ist. Bei Calvin's Lobsterverkauf erkundigen wir uns nach frischem Fisch. Doch es gibt nur Tiefgefrorenen, da wie gesagt, die Saison dafür noch nicht eröffnet ist. Also verzichten wir auf ein Fischmahl und schauen etwas traurig auf das Hummerbasin. Aus Prinzip und als Protest gegen die unmenschliche Art des Lebendfanges und der Haltung bis zum Kochen essen wir keinen Hummer!