Wir fahren von Nordmalawi bei Kyela über die Grenze nach Tansania und fühlen uns in dem Bergland vor uns erst einmal in einer anderen Welt. Plantagen mit Bananenpalmen, Teebüsche und später Gummibaum-Plantagen zur Kautschukgewinnung. Es ist alles in frisches Grün getaucht. Wie gut das den Augen tut! Das ist der Vorteil der Regenzeit, die alles sprießen lässt. Die Straße ist mit einem Auf und Ab wunderschön abwechslungsreich und die Bankette sind nicht ständig mit Plastikmüll verunreinigt.
Aber das ist und war der erste Eindruck, denn Tansania ist in seinem Landschaftsprofil eben unterschiedlich. Da gibt es die großen Savannen, von denen die Serengeti die bekannteste sein dürfte. Und es gibt die hügelige Landschaft mit Buschweiden, wo man auch auf die Massai trift (Nomadenhirten, die hauptsächlich in Südkenia leben). Und dann findet man natürlich die hohen Berge, wie den Kilimandscharo (5.895 m hoch) oder den Mount Meru (4.562 m hoch).
Das erste Foto zeigt eine Anlage mit Teesträuchern. Ich konnte noch nicht herausfinden, welche Teesorte das sein soll. Er wird grün geerntet und dann vermutlich fermentiert. Die nächsten Fotos kommen mit dem Thema "Bananenernte":
Unsere erste Fahrtroute in Tansania:
Tansania und Süd-Kenia, das sind die Regionen, in denen die Massai heimisch sind. Das Straßenbild ändert sich. Man erkennt die Massai oft an ihren karierten Tüchern, die sie um den Oberkörper tragen. Und immer ist ein Stock dabei - Sinnbild für das Hirtendasein der Massai und sinnvoll, um die Tiere zu treiben, aber auch um Schlangen oder andere Bodentiere zu verjagen.
Ich habe noch keinen Massai mit Speer gesehen, aber oft sind sie mit einer Machete bewaffnet und haben einen massiven Schlagstock dabei, der an einen langen Oberschenkelknochen erinnert.
Das Bild wird dann besonders bunt, wenn die Massai auf dem Moped unterwegs sind: Tradition trifft Moderne.
Das Fahren wird zunehmend stressiger. In Tansania sind größere Anteile der Bevölkerung motorisiert wie zuvor in Malawi oder Mosambik. Wir verfolgen wieder unsere Strategie, geregelte Fahrpausen einzulegen und diese mit einem kleinen Gang zu kombinieren. Und so entdecken wir auch einen Baobab-Baum, dem zur Ernte Pflöcke eingetrieben wurden. Eigentlich eine tolle Kletterroute - UIAA 2 oder vielleicht sogar 3 - es könnte ja mal ein Pflock herausbrechen und dann wird es schwieriger...
Was ist wohl in den Köpfen dieser Matata (Minibus) - Fahrer oder des Reisebusfahrers vorgegangen? Der Bezug zur großen und mittlerweile brisanten Weltgeschichte, widergespiegelt auf den Heckscheiben der Beförderungsmittel.
Wenn man die hochgefährliche Fahrweise dieser lieben Chauffeure anschaut, dann ist es nicht anders wie bei den dargestellten Politikern: Ein Spiel mit dem Leben der anvertrauten Fahrgäste oder Bevölkerung. Die Polizei stoppt diese Fahrer nicht - oder wurde sie bestochen? Wo ist die Weltpolizei, die das freie Spiel irrer Politiker stoppt?
In Tansania wird es auf unserer Reiseroute von Mbeya bis nach Arusha schwierig mit den Unterkünften. Wir suchen daher günstige Hotels, um ein zivilisiertes Übernachten mit Dusche zu
garantieren.
Ein ganz interessantes Domizil war die Farm Kisolanza, mit 10 Hektar Anbaufläche ein ganz beachtliches landwirtschaftliches Unternehmen. Nebenerwerb war der Fremdenverkehr mit Campingplatz. Das
Mittagessen war köstlich. Ein Salat mit selbst geernteten Blättern aus dem Kleingarten, dazu Schinken- und Käse-Sandwich. Die beste Salatkombination, die wir bisher in Afrika zu uns genommen
hatten. Feriengäste aus der Umgebung kamen nur wegen des guten Essens auf die Farm und wir hatten somit auch unsere Kontakte. Ein Rundgang um die Farm zu unweit gelegenen Teichen gab etwas
körperliche Auslastung und Zufriedenheit.
Die Dusch- und Toilettenhäuschen waren niedlich gemacht und mit Liebe ausgestattet. Ein "Donkey", ein Holzofen, sorgte für warmes Duschwasser.
Das Leben der Bevölkerung, betrachtet aus dem vorbeifahrenden Auto.
Über die Hauptstadt Dodoma, wo wir nach vielem Suchen endlich ein Domizil für die Nacht gefunden hatten, ging es weiter nach Babati. Endlich mal wieder Internet. Ich hatte zuvor die Gelegenheit verpasst, die Offline-Karten für Tansania herunterzuladen und das rächte sich jetzt. Wie schwierig es ist, sich ohne Stadtkarte in dem Straßenwirrwarr zurecht zu finden, wurde nun schnell klar. Es gab ein Schwitzen und Fluchen, denn "mein Fahrer" wünschte natürlich präzise Navigationsangaben.
Ein Dank an ….., der mich auf mein Bitten hin mit schnellem Internetzugang versorgte. Das erforderte etwas Bastelei und Ausprobieren.
Nachmittags sind wir auf einer Nebenstraße in das hügelige Umland gekurvt und haben dann auf selbst gesuchten Pfaden eine kleine Wanderung unternommen. Gut versorgt mit Regenschirm (ein MUSS in der Regenzeit) ging es dann unter plätscherndem Regenguss wieder zum Auto zurück. Der Himmel öffnet seine Schleusen in dieser Zeit sehr unvermittelt und im Nu kann man vollkommen durchnässt werden.
Zum Dank für unseren mutigen Ausflug gab es noch einen tollen Regenbogen.
Mehr und mehr erhalten wir den Eindruck, dass Tansania, so O-Ton Hans, ein "Abzockerland" ist. Das ist etwas harsch ausgedrückt, aber die Preise sind in den letzten Jahren wirklich hochgeschnellt. Pläne wie Kili-Besteigung oder Trekking auf den Mt. Meru haben wir uns wegen unserer derzeitigen körperlichen Verfassung ohnehin aus dem Kopf geschlagen. Safaris zum Ngorogoro-Krater und in die Serengeti sind nun aus Kostengründen aus dem Reiseplan gestrichen worden. Wir halten demonstrativ Abstand, wenn wir zu 1/10 des Preises ähnliche Erlebnisse im Masai Mara Nationalpark in Kenia haben können.
Das Bild von Tansania hat sich dann verfestigt, als wir wieder einmal von der Polizei angehalten wurden. Gerade Strecke - an sich schon gefährlich wegen freier Sicht - und dann 200 Meter vor der mobilen Radarfalle noch ein gebasteltes 30 km/h Schild. Und schon winkt eine Hand zum Anhalten. Man wirft uns vor, 74 km/h in einer 50er-Zone gefahren zu sein. Macht schlappe 30.000 tansanische Schillings (12-13 Euro). Uns regt nicht die Summe auf, sondern der Umstand, dass ein 50 km-Schild weithin nicht sichtbar ist. Natürlich besänftigt das die Polizisten nicht, wenn wir die Anwesenheit eines solchen Schildes verneinen, sondern wir werden eher als komplett fahruntüchtig angesehen. Wo soll denn nun dieses Schild sein? Und wo ist verdammt noch mal das Dorf zu sehen? Also, das Schild liegt 2 km, ja wirlich!, 2 km zurück. Wir könnten ja mit ihnen hingehen (Schafft dieser bauchbeladene Polizist das wirklich?). Und wir können an diesen (verstreut liegenden) Häusern sehen, dass es sich hier um eine Inner-Orts-Lage handelt. Hans ist aufgebürstet und sein Ton wird lauter. Ich renne derweil zu diesem dubiosen 30 km/h Schild, das mich stört. Und wahrhaftig handelt es sich um ein mobiles Schild, schlecht gemalt und nun keimt bei mir die Wut heran. Aufgebracht renne ich zurück und brülle den Polizisten an, dass solch ein mobiles Schild hier nicht hingehört und dass dies Konsequenzen haben werde. Nächste Warnung: Wir werden Nachricht an den Verkehrsminister geben und so weiter und so weiter... Es geht noch etwa eine halbe Stunde lang, bis die ranghöchste Polizistin uns zum Gehen auffordert.
Es dauert aber einige Stunden, bis sich unsere entrüstete Seele wieder beruhigt.
Wen einmal das Pech verfolgt, dann klebt es auch wirklich: Zwei Tage danach, gelingt uns das Gleiche nochmals und wir werden bei der Stadtausfahrt von Arusha mit 56 km/h angehalten. Das Ganze wird uns auf einem Smartphone vorgezeigt. Die alte Wunde bricht wieder auf - im Streiten sind wir nun richtig warmgelaufen. Diesmal endet das Ganze nach 15 Minuten und wir können unsere Fahrt ohne erpresste tansanische Shillings fortsetzen. Dabei ist es wohlgemerkt völlig wumpe, ob man mit 54 km/h durch die Stadt tuckert oder mit 100 km/h durchrast - alles kosten 30.000 tansanische Shillings. Tolle Verkehrserziehung, nicht wahr?
Arusha haben wir dieses Mal nur zum Einkaufen genutzt. Und es gab herrliches Ciabatta im Sable Carree zu kaufen. Wohlversorgt sind wir nach Longido Village gerauscht und haben dort im Mountain
Resort das Quartier aufgeschlagen.
Die Region um den Longido ist schon früher von "Deutschen" heimgesucht worden - und zwar in ehrenhafter Weise! An den wuchtigen Gipfelerhebungen haben Kai Maluck, Clemens P. und Gaby L. in
Eigenarbeit und unter Einsatz eigener Mittel mehrere rassige Kletterrouten angelegt. Diese sind in einer Guide-Broschüre auch schriftlich kommentiert. Und nun stehen wir vor diesem Gebirgsmassiv
und denken an unsere Bergsteiger-Freunde und machen in Erinnerung an deren Gipfelklettereien Bilder vom Longido. Tolle Sache!
Wir erkunden die "Niederungen" des Longido am Abend, werden freundlich von den dort wohnenden Massai begrüßt und diskutieren zum Abschluss noch mit einem Junglehrer vom Stamm der Massai, der sich uns dankbar zuwendet. Ja, und wir treffen noch eine ältere Massai-Frau, die sich gerne mit mir ablichten lässt. Wir vergleichen unsere Ohrgehänge und ich muss zugeben, dass ihres weitaus prachtvoller ist.
Am nächsten Morgen hatten sich dann schon vier Massai-Frauen auf Decken vor unserem Mountain Resort plaziert und wollten ihren selbst hergestellten Schmuck verkaufen. Dankend lehnte ich ab. Es tat mir etwas leid und so holte ich meine restlichen Seifen heraus und verteilte sie an die Frauen.
Die Massai, die wir hier im nördlichen Tansania angetroffen haben, hinterlassen einen netten Eindruck. Es entstehen weitere Bilder:
Das Longido-Massiv mit seinem mächtigen Gipfelaufbau:
Weitere Erfahrungen mit den Massais konnten wir in Kenia gewinnen....
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