Ehemals bis 1975 eine portugiesische Kolonie, nach der Unabhängigkeit dann 16 Jahre lang in einen Bürgerkrieg verwickelt und seit 1992 dann Demokratie und langsame Stabilisierung - Mosambik hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich.
Auch heute noch bremsen hohe HIV-Raten, Arbeitslosigkeit (ca. 25 %) und typisch afrikanische Geburtenraten (ca. 5 Kinder im Durchschnitt pro Familie) den wirtschaftlichen Aufschwung. Mosambik gehört somit immer noch zu den zehn ärmsten Ländern der Welt.
Die Südafrikaner lieben die Küste am Indischen Ozean und bevölkern in ihren großen Sommerferien ab Anfang Dezember die Campingplätze und Hotels im Süden Mosambiks. Und wie überall auf der Welt: Da, wo es schön ist, kauft man sich ein. Man baut sein Feriendomizil an der Küste und installiert sich. Auch das stellen wir bei unseren Strandspaziergängen fest.
Der Norden ist politisch instabiler. Dort gibt es immer wieder Unruhen zwischen den Oppositionsanhängern und dem Militär. Auch die Infrastruktur, insbesondere die Straßen, sollen lt. Berichten von Reisenden in einem dürftigen Zustand sein. Wer in Mosambik einigermaßen zügig durch das Land reisen will, ist auf die wenigen ausgebauten Straßen wie die EN1 entlang der Küste angewiesen.
1. Dezember 2018
Wir haben uns entschlossen, nicht den Hauptgrenzübergang bei Komatipoort zu benutzen, sondern über den Kruger Park von Nordwest über den Grenzübergang Giriyondo einzureisen. Das vermeidet Grenzstaus und Belästigung durch Händler. Aber es bedeutet auch, dass wir nochmals für den angrenzenden Nationalpark Limpopo in Mosambik zahlen dürfen und auch 70 km Piste durch diesen Nationalpark bis zum Massingir Dam zu bewältigen haben. Ich ahne schon - es erwartet uns eine kleine Tortur...
Und es traf dann auch so ein, wie ich zuvor befürchtete. Die Anfahrt nach Xai-Xai (knappe 300 km) war stressig. Viel Waschbrett-Piste, dann wieder loser Sand. Hans hatte nach der Piste durch den Nationalpark schon die Faxen dicke. Es war keine Strecke zum Vergnügen. Doch es ging weiter. Danach kamen unzählige Schlaglöcher auf der Route nach Chokwe. Auf der EN1 machten wir einen Fahrerwechsel, um die Fahrbelastung gleichmäßiger zu verteilen. Und es erfolgte ein Aufatmen, als wir in Xai-Xai ankamen. Wir sind direkt zum Strand (Praia) durchgefahren und haben den erstbesten Campingplatz genommen.
Schön, dass es noch andere mit dem gleichen Ziel gibt. Wir standen nicht verwaist auf dem Platz, sondern Elin und Markus aus der Schweiz gesellten sich noch zu uns. Somit hatten wir anregende
Gespräche.
Mit den Informationen von Markus zum Fischkauf sind wir dann losgetrottet, um "unseren Fisch" einzukaufen. Man hat leider nicht immer die Kamera dabei. Aber es war ein tolles Spektakel, denn
jeder der 5-6 jungen Fischverkäufer mit Kühltruhe am Strand wollte sein Prachtexemplar an den Mann, sprich Hans, bringen. Wir haben dann 2.6 kg Red Snapper (roter Schnappfisch) für ca. 7 Euro
erstanden (500 Metical). Und man filetierte uns den Fisch gleich noch. Das war angenehm.
Ansonsten verliere ich über diesen anstrengenden Tag keine Worte mehr. Ich war einfach fertig und ging früh schlafen.
2. Dezember 2018
Unten eine Ansicht unseres Fahrzeuges beim Frühstücken am nächsten Tag.
Danach sind wir auf Spaziergang gegangen und haben ein besseres Resort entdeckt. Gegen Mittag dann Umzug zum Mantego-Resort, was ca. 4 km weiter küstennordwärts liegt. Alles auf Sand. Demnächst müssen wir uns wirklich mal mit dem Differentialgetriebe auseinander setzen, was wir schon seit Island nicht mehr benutzt haben. Jetzt wird es bei diesen tiefsandigen Verhältnissen Zeit.
Der PKW auf dem Bild blieb beim Ausweichen im Sand stecken.
Es ist Sonntag und wir sehen weiß gekleidete Kirchgänger, die gerade aus der Kirche strömen.
Unterwegs am Strand.
Gut zum Abhängen. Let's chill.
Wir waren zwei Nächte in dem Montego Resort. Dabei haben wir auch die Sandpiste zum Joggen benutzt. War zwar manchmal mit recht tiefem Sand bestückt, aber was einem nicht umbringt, trainiert einen.
Dann tauchte wieder etwas Ungeduld auf. Zumindest bei Hans. Ich kann dann schon einmal die Beine hochlegen oder mich mit dem Internet beschäftigen. Und unsere Haftpflichtversicherung für Mosambik war noch zu regeln. Also zurück zur Hauptstadt der Provinz Xai Xai (spricht sich Schei-Schei) und dort endlich die Versicherung abschließen. Und dann bei richtigen Backofentemperaturen Richtung Norden nach Tofo. Tofo liegt auf einer kleinen Halbinsel in der Nähe der Stadt Inhambane und ist bekannt für seine Tauch- und Schnorchelreviere mit richtigem "big fish" wie Mantarochen oder Walhaie.
Die Fahrerei war auch bei offenem Fenster eine schwitzige Angelegenheit. Unterwegs haben wir uns wieder bei guten Gelegenheiten mit Obst versorgt. Mangos, Ananas, Kokosnüsse haben wir gleich eimerweise in das Fahrzeug einverleibt, als wollten wir in Tofo überwintern. Hans ist ein guter Einkäufer...
Es gibt nicht nur Obst zu kaufen. Nein auch das überlebenswichtige Holz oder Holzkohle ist am Straßenrand gestapelt. Leckere Cashewnüsse werden ebenfalls angeboten. Allerdings sind sie nicht ganz billig. 200 Metical kostet eine ordentliche Tüte voller geschälter, gerösteter Cashewkerne. Das sind immerhin da. 3 Euro.
4. Dezember 2018
Endlich angekommen in Tofo, wählten wir das Turtle Cove Resort, das Swimming-Pool und ordentliche Duschen anbot. Leider wird gerade gebaut und unser Camping-Standort ist ein bisschen zwischen den Hütten liegend. Es fehlt uns an genügend Privatsphäre. Wir schauen uns im Ort um und entdecken am nächsten Tag Fatimas Nest, wo sich ein englisches Pärchen mit Auto und Zelt niedergelassen hat. Es entwickelt sich sofort ein nettes Gespräch und nach einem guten Preisangebot für 4 Tage sagen wir zu. Wir kommen!
Unten: Turtle Cove Resort, Tofo, Mosambik
Nach dem Mittagspäuschen fuhren wir dann zu unserem neuen Standort. Doch wir hatten uns den Standplatz morgens nicht gut genug angeschaut. Wir sind zwar mit viel Schwung durch den Sand zu unserer ausgesuchten Stelle gekurvt. Als wir aber das Fahrzeug drehen wollten, kostete es alle Fahrkünste. Ständig drehten trotz zugeschaltetem Differentials die Räder durch und wir schoben Berge von Sand vor den Reifen her. Hans orgelte hin und her, was das Zeug hielt. In minimalen Schritten bekamen wir gedreht und turnten tatsächlich aus dem heiklen tiefsandigen Bereich zu einem besseren Stellplatz zwischen Bäumen. Schweiß auf der Stirn und die Knie mit Puddinggefühl. Das war knapp und wir hätten fast Hilfe gebraucht. Der Wagen stank im Frontbereich fürchterlich. Erst einmal alles abkühlen lassen. Puuh.
Die aufgestaute Wut entlud sich dann an der Rezeption. Das ist kein Campingplatz - das ist ein Sandloch. Jetzt wissen wir auch, weshalb man Fatimas Nest ein "Loch" genannt hatte...
6. Dezember 2018 - Nikolaustauchen
Wir sind ja zum Schnorcheln und Tauchen gekommen. Schnorcheln bot sich nicht an, weil die See zu aufgewühlt ist und die Sonne sich nur partiell zeigt. Außerdem scheint die Zeit der Walhaie hier vorbei zu sein und sie sind weiter gewandert. Eigentlich gut, das mit der Sonne. Aber mittags ist es dann meistens wieder wolkenlos und man greift freiwillig zum Sonnenhut.
Wir sind unterwegs und klappern diverse Tauchschulen ab. Am Ende entscheiden wir uns für ein Angebot aus unserer Unterkunft, die mit "Diversity Scuba" kooperiert. Wir erhalten 25 % Rabatt
(bestimmt vorher eingepreist...). Doch dann heißt es plötzlich, dass wir noch eine Auffrischung brauchen, bevor man uns in die tiefe See - natürlich in Begleitung eines Dive-Masters - entlässt.
Es folgt etwas Diskussion mit den Mitarbeitern. Wieso lässt man vielleicht bluthochdruck-verdächtige, nicht ausdauerfähige, BMI-Rekordhalter ohne Auffrischung ins tiefe Wasser, die eben mal ihre
100 Tieftauchgänge überstanden haben und im Logbuch nachweisen können - und uns nicht, die wir uns immer um unsere sportlichen Fähigkeiten bemühen? Es hilft nichts. Die Tauchschulenorganisation
PADI schreibt es vor. Also haben wir mit Juni, der total nett ist, nochmals die wichtigsten Tauch-Skills wiederholt. Ausrüstung fertig machen, Check, dann Anziehen, im Wasser die Maske clearen,
Umgang mit dem Regulator, Schweben unter Wasser, Notfallszenarien. Das Ganze fand im Pool der Tauchschule statt.
Die Riffe in dieser Gegend um Tofo liegen ca. 20 - 30 m unter Wasser. Unser Tauchgang soll uns an das Riff "Galleria" führen und dazu müssen wir 30 m tief tauchen. So ein bisschen mulmig war es
mir, da ich früher schon mit dem Druckausgleich Probleme hatte. Das muss klappen, sonst wird es unangenehm und Auftauchen ist angesagt.
Nach dem Kurzlehrgang ging es dann auf das Boot, eine Art Zodiak mit Festrumpf. Man hat uns vorgewarnt. Der Wellenritt war schnell und mit vielen "Bumps" bespickt. Hier war man mal nicht
entspannt, sondern hatte es eilig.
Das Tauchen im Mosambik-Kanal kann tückisch sein, da sowohl mit starken Oberwasser-Strömungen wie auch Tiefenströmungen gerechnet werden muss. Juni, unser Dive-Master, hatte uns im Briefing
darauf vorbereitet. Legogo begleitete uns und tauchte als Erster mit Boje und Leine ab, um uns den Weg zum Riff zu markieren. Hans hatte es schon abgetrieben und er kam gemeinsam mit Juni
näher, während ich an der Leine langsam abtauchte. Doch wir waren alle Drei noch zu weit entfernt und ich war mittlerweile am Ende der Leine an der Boje und drohte Legogo zu behindern. Dieser
turnte derweil munter hinab. Also abwarten, bis unser Dive-Master samt Hans näher kamen. Die Leine hing richtig schräg. Man musste kopfüber aktiv abtauchen, immer der Leine entlang. Unten war
Festhalten am Riff angesagt, um nicht zu schnell abzutreiben. Das Warten und Sammeln kostete mich wertvolle Atemluft und Anstrengung und ich war froh, als wir dann mit der Strömung am Riff
entlang schwebten. Eigentlich sollten wir sogenannte Putzerstellen der Mantarochen sehen. Doch wir waren noch zu sehr mit Beieinander-Bleiben beschäftigt, dass dafür keine Zeit blieb. Aber es gab
richtig große Schwärme mit größeren tropischen Riff-Fischen. So große Tropenfische hatten wir noch nie gesehen. Clownfische, Engelfische und wie sie heißen - alle im Großformat. Ein prächtiger
Feuerfisch schwebte unter mir. Muränen und eine große Meeresschildkröte brachten Freude. Leider gab es wegen der Tiefe nur eine Tauchzeit von 20 Minuten. Wir haben aus Sicherheitsgründen auf eine
längere Tauchzeit verzichtet und keine unterteilten Dekompressionsstopps eingelegt, sondern warteten eine gute Zeit auf 5 Meter Tauchtiefe, um den Stickstoff wieder Zeit zu geben auszugasen.
Das Anlanden mit unserem Zodiak am Strand war dann wieder ganz speziell. Mit dem Festrumpf wurde mit Speed auf den Sandstrand aufgefahren. Ein heftiger Ruck und das Boot kippte am Strand dann leicht zur Seite. Ende der Tauchfahrt.
8. Dezember 2018
ZOE - DA FEHLT JEMAND oder SOMEONE'S MISSING
The Camping area Fatima's Nest is not crowded. We know each other having nice little chats. Today we said Good Bye to the South African group coming from Sodwana Bay in the Northeast of South Africa. But instead of only three men there was suddenly an extra girl appearing on the scene. Her name ist Zoe. In reality she is a nice placeholder for someone's missing. The real Zoe planned to take part in the journey but couldn't/didn't appear at the time of departure. So the three men, especially the youngest (because Zoe is his girl friend) have to deal with this. The best is to keep on being busy even with building a placeholder which can be replaced by the real Zoe every time...
Der Campingplatz Fatima's Nest ist nicht stark besucht. Wir kennen uns mittlerweile und es entwickeln sich nette Gespräche untereinander. Heute sagten wir einer Südafrikanischen Gruppe aus Sodwana Bay (NE von Südafrika) Tschüss. Aber statt nur drei Männern erschien plötzlich ein zusätzliches weibliches Wesen auf dem Platz. Sie heißt Zoe. In Wirklichkeit ist Zoe ein niedlicher Platzhalter für jemanden, der vermisst wird. Die wirkliche Zoe wollte an der Ferienreise teilnehmen, konnte/oder kam nicht zur Abfahrtszeit. So müssen die drei Männer, speziell der Jüngste (denn Zoe ist seine Freundin) damit umgehen lernen. Am besten ist es, sich mit etwas zu beschäftigen und wenn es nur ist, einen Platzhalter namens Zoe zu basteln, der jederzeit mit der realen Zoe ersetzt werden kann....
MAMMA AFRICA
Wir müssen uns ja mit dem Souvenirkauf zurückhalten, sonst platzen wir im Auto aus allen Nähten. Aber wenn es sich um Kleidungsstücke dreht, dann fällt es mir manchmal schwer, NEIN zu sagen. Es ist Samstag, 8.12., und im kleinen Örtchen Tofo findet mehr Marktgeschehen wie an den anderen Wochentagen statt.
Wir brauchen Brot und tigern um die Ecke zum Strand. Bei unserer Stammbäckerei versorgen wir uns mit leckeren Brötchen, die einen schweren Teig haben. Könnten fast mit kleinen Bauernlaiben aus der süddeutschen Heimat konkurrieren, wenn die Kruste noch etwas härter wäre.
Hans schaut sich noch nach Garnelen um. Aber nicht mehr zu dem Preis wie vor zwei Tagen. Da hatte man ihm für 2,5 kg satte 20 Euro abgeknöpft. Die Garnelen waren zwar recht groß, aber der Abfallanteil war bestimmt so 60 - 70 %. Köpfe und Schwänze gab er einem Mitarbeiter auf dem Campingplatz (Ich glaube, diese essen sogar die Schalen). Der Rest schaute uns dann etwas kümmerlich aus der Pfanne an. Heute gelang ihm ein besserer Handel. Verzicht auf sehr große Tiere, dafür weniger Schalenanteil. Unten seht ihr eine Beispielgarnele aus unserem ersten Kauf. Dann noch ein Fisch-Verkaufstisch vom Markt.
Dann teilten sich unsere Wege. Schon während des Garnelen-Einkaufs wurde ich von jungen Händlern bedrängt, die ihre Sarongs an die Frau bringen wollten. Schnell waren die Tücher, noch nicht gesäumt, ausgebreitet. Mir gefallen die Muster. Aber das merken die Händler nur allzu schnell. Andererseits mag ich es gar nicht, wenn man intensiv versucht, mir etwas anzudrehen. Ich versuchte, dies den jungen Burschen klarzumachen, dass sie da mit uns Europäern vorsichtiger verfahren sollten. Ansonsten fliehen wir und bleiben diesem bedrängenden Marktgeschehen fern. Zuerst orientierte ich mich an anderen Ständen, aber da gefielen mir die Muster nicht so. Also wieder zurück zu der Jungenbande. Der Handel ging bestimmt eine halbe Stunde. Mittlerweile gesellten sich andere junge Sarong-Verkäufer noch dazu, die mich früher schon einmal angesprochen hatten. Seelische Zwickmühle. Zum Schluss wurde ich für gut 6 Euro plus Nähen Besitzerin von zwei Sarongs, denn ich wollte ein bisschen ausgleichend einkaufen.
Sarongs sind große Tücher, die einfach um den Bauch zu einem Rock gewickelt werden. Ich darf verraten, dass sie nicht ganz so kühlend sind, wie ich dachte... In Deutschland verwende ich die Tücher vielleicht als Strandliegetücher.
Ruben von Fatimas Nest Campingplatz hat das Bild von mir aufgenommen. Es war ein regelrechtes Fotoshooting. Der Kerl hat das richtig inszeniert. Im Gegenzug habe ich mit ihm eine Fotosession mit dem Handy gemacht und darf sein Bild publizieren.
Demonstration, wie man so einen Sarong bindet. Ganz originell - vorgeführt von einem Mosambikaner. Rechts: Ruben
9. Dezember 2018
Der letzte Morgen in Tofo. Heute wird nicht am Strand gejoggt. Stattdessen stehen wir um 4 Uhr auf und wandern mit Foto bewaffnet am Strand entlang. Wir wollen den Sonnenaufgang sehen. Aber heute will sich die Sonne nicht recht zeigen. Dafür gibt es einen bedrohlich dunklen Himmel, der einen interessanten Hintergrund abgibt. Die Krabben, denen ich sonst morgens beim Joggen begegnet bin, werden nun abgelichtet. Auch die Strandansicht unseres Restaurants, Fatima's Nest.
Wir nehmen Abschied von Leanne und Win, dem englischen Paar, die mit ihrem Fahrzeug nun schon über zwei Jahre unterwegs sind. Es waren anregende Gespräche mit den Beiden gewesen und wir haben viel von Malawi, unserem nächsten Reiseland gehört. Ihr seht die Beiden auf dem Bild oben, rechts und links von mir.
Das nächste Ziel ist Vilankulos an der Küste. Ich habe es mir ausgesucht, weil es dort das Bazaruto Archipel zum Schnorcheln gibt. Türkisblaues Wasser soll uns erwarten. Noch ist nicht Hochsaison. Ab 15. Dezember rollen die Südafrikaner an. Diese Tage wollen wir noch an diesem Küstenabschnitt von Mosambik genießen und dann gen Malawi ziehen.
Wie immer auf Tour, gibt es interessante Eindrücke. Händler, die einen Reisebus belagern. Oder Ziegen, die auf einem Ananastransport mitfahren müssen. Vielleicht mobiles Fleischdepot?
Wir haben Pech. Hans wird von der Verkehrspolizei angehalten. Seine Geschwindigkeit wurde mit Radarpistole gemessen. Er soll statt 60 km/h gemessene 71 km/h gefahren sein. Zuerst wollen sie 300
südafrikanische Rand von ihm (ca. 19 Euro). Unverschämt. Das Ganze endet mit viel Diskutiererei bei 1000 Metical (14 Euro). Ich steige mit meinem Handy aus und nehme provokativ den Namen und die
Nummer des Polizisten in mein Handy auf. Dieser stellt gerade einen Beleg für die gezahlte Strafe aus. Als ich von der ganzen Szene, Auto und Polizist, ein Foto mache, gibt es Protest. Man fragt,
ob ich Journalistin bin. Ich soll die gemachten Fotos zeigen. Diese hatte ich aber schnellstens wieder gelöscht. Hans besänftigt mich, als ich entrüstet dem Polizisten entgegne, dass er ja das
Gesetz vertritt und somit keine Ängste haben muss, dass ich etwas veröffentliche. Er müsse sich doch im Recht fühlen.
Bevor das Ganze entgleist, suchen wir das Auto auf.
Gott sei Dank ist es auf der Fahrt etwas bedeckter und wir schwitzen uns nicht zu Tode. Klimaanlage wird bei uns nicht angemacht (Frage mich, wieso eigentlich nicht?). Anordnung von Mr. President. Als wir in Vilankulos ankommen, bewegt sich kein Lüftchen. Das ist bei mehr wie 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit dann als mörderisch zu bezeichnen. Also ab unter die kalte Dusche.
Das Meer ist viel ruhiger als in Tofo. Allerdings zeigt der Wetterbericht zwei folgende Tage mit Regen an. Ich schiele zum Kajak im Garten und weiß ja unser Schnorchelzeug in Griffweite. Uns wird schon was einfallen.
Unten der Baobab-Baum, der unserem Camping-Standort seinen Namen gibt. Und dann noch die erste Strandansicht.
10. Dezember 2018
Am nächsten Morgen war das Wetter gar nicht so schlecht. Aber wieder sehr heiß. Die Gemüter erhitzten sich. Um noch eines drauf zu legen - ich kochte. Damit ich mich wieder abreagieren konnte, packte ich mein Schnorchelzeug (Gott sei Dank hatten wir es angeschafft) und stampfte wütend bei Ebbe-Tiefstand über das flache Wasser, bis ich Schnorcheltiefe erreichte. Man sah zwar nicht sehr viel in den Tangwäldern, aber ich kann Euch sagen: Gegen die Strömung anzuschwimmen lässt die Wut verrauchen. Ich habe mich ausgepowert.
12. Dezember 2018
Es ist früh am Morgen und in der Hoffnung auf eine gute Internetverbindung wandere ich mit dem Laptop zur Bar des Zeltplatzes hinunter. Marina, die für die Aktivitäten von Baobab Beach zuständig ist, trinkt ihren Morgentee und ich höre, dass das Wetter heute so gut ist, dass eine Ocean Safari startet. Es handelt sich um eine Ganztagestour mit Schnorcheln und einem Mittagessen am Strand. Obwohl es noch nicht ganz aufgeklart hat und windige Verhältnisse herrschten, entschieden wir uns für die Teilnahme, denn: Es hatten sich nicht viele angemeldet. Um 8:15 Uhr saßen wir im Boot und düsten entlang der Küste, um noch andere Gäste aufzunehmen.
Es war ein "bumpy ride", ein großes Geschaukele im Boot. Nach etwa 90 Minuten landeten wir auf der Bazaruto-Insel, wo unsere Besatzung Tisch und Kochutensilien auspackten, während wir 7 Gäste auf Dünenwanderung gingen. Dort wurden wir erst einmal "sandgestrahlt". Der Wind wirbelte den Sand nur so um unsere Füße und es war an der Grenze, dies zu ertragen. Aber es gab Gott sei Dank auch die Windschattenseite. Es machte Spaß, die Inselwelt Richtung Riff zu fotografieren. Seht selbst.
Dann wird es Zeit zum Schnorcheln. Lustig. Wir müssen erst ein Gewässer zwischen Bazaruto und der Nachbarinsel durchqueren, was sich "Waschmaschine" nennt. Nachdem die Personenreihe mir gegenüber
völlig durchnässt aus diesem Part herauskommt, weiß ich wieso. Wieder mal Glück gehabt und die richtige Bootsseite gewählt.
Mit Spannung erwartete ich die Schnorchelei am "Two Mile Reef". Wir hatten die Ebbenzeit abgewartet und man hatte manchmal mit eingezogenem Bauch über Riffteilen zu paddeln. Es erwartete uns eine
reichhaltige Welt der Korallenfische, allerdings keine Walhaie oder Mantas, wie vielleicht vermutet. Aber das Wasser war zu Teilen sehr klar und erlaubte das Fotografieren. Hans hatte morgens mit
dem Kapitän ausgehandelt, dass wir mindestens 90 Minuten Zeit fürs Schnorcheln bekamen. Nach 60 Minuten hatten wir dann genug. Trotz Temperaturen in den höheren 20er Graden wurde das Wasser durch
den Wind sehr durchmischt. Ich war froh, dass das Boot am anderen Ende des Riffs geankert hatte und mir einen Orientierungspunkt beim Schnorcheln bot. Unterwasser-Eindrücke siehe unten.
Nach dem Schnorcheln kam dann der Mittagsschmaus. Ich hatte meine Picknickplane mitgenommen und wir alle saßen darauf unter einem von unserer Besatzung installierten provisorischem Sonnendach. Der Koch war fleißig gewesen und hatte auf Grillkohle am Strand Reis und Gemüse gekocht. Dazu gab es gegrillte Makrele und Hähnchen. Abgerundet wurde das Ganze mit frischer Ananas und Mango. Es schmeckte nach dem doch zehrenden Schnorcheln herrlich! Und die Gespräche waren wie immer interessant. Von Eindrücken aus Südafrika (Geologe bei einer großen Bergwerksgesellschaft) zu einem Kanadier aus British Columbia, der dort in der Bergrettung tätig war - immer wieder trifft man auf sehr weltgewandte und weitgereiste Menschen, mit denen man Bilder des Erlebten und Meinungen austauschen kann.
Nach diesem Tag, der unsere Metical-Kasse etwas strapaziert hatte, gab es in Vilanculos nichts mehr, was uns noch interessiert hätte. Der Ort selbst war uns zu unaufgeräumt und schmutzig - welch Gegensatz zu Tofo. Wir schafften hier noch ein Jogging auf einer Sandstraße. Alles Weitere wäre eine Wiederholung gewesen. Also war die Abreise am nächsten Tag eine schnell entschlossene Sache.
Nach etwas Kurverei im Ort und der Suche nach diesen wundervollen Bauernbrötchen sind wir dann gut bestückt Richtung Norden gefahren. In meiner App "Tracks4Africa" war die Strecke mit "bad
potholes" gekennzeichnet und diesen tiefen Schlaglöchern entgingen wir dann auch nicht. Es war eine elendige Kurverei sowohl von Hans wie von mir. Manchmal kam man nur mit 20 km/h vorwärts. Die
Fahrzeit zog sich dahin. Richtige Entspannung zwischendurch gab es nicht. Um 15 Uhr kamen wir dann an der Kreuzung an, wo wir uns entscheiden mussten: Über eine Sandpiste in die Berge und
dann nach Chimoio oder weiter die Nationalstraße und dann die Quertrasse über die EN6. Wir hatten keine Geduld zu einer Kurverei auf Sand und Schotter und nahmen die richtige Variante. Dann
spätnachmittags endlich auf der EN6, fühlten wir uns wie in Europa. Zweispurige Straßen, üppige Beleuchtung - der autobahnähnliche Ausbau von der Hafenstadt Beira Richtung Zimbabwe lässt nur
einen Schluss zu: Hier waren die Chinesen und haben für diese Infrastruktur gesorgt. Und tatsächlich war es so, dass in der Region Chimoio Kohlelager gefunden wurden. Zwar keine sehr
energiehaltigen Kohleflöze, aber doch so zahlreich, dass das Interesse der Chinesen an Ausbeutung entstand. Diesen Umstand genossen wir nach einem strapaziösen Fahrtag mit Wonne.
Dafür war die Übernachtungssuche schwieriger. Campen bei einem Hotel vor Chimoio wurde bei 30 Euro Gebühr mit Entrüstung quittiert und so endeten wir auf dem Parkplatz der TOTAL-Tankstelle in
Chimoio mit Bewachung durch einen Soldaten für 3,50 Euro. Nach etwas Wartezeit war ein Schlafen ohne Oropax möglich. Allerdings wurde man um 4 Uhr vom Muezzin geweckt, der laufstark zum Aufstehen
rief. Und danach rief auch Hans zum Café auf der Motorhaube, den es nun auch nicht mehr im Bett gehalten hatte. Also früher Aufbruch gegen 5.30 Uhr und wieder erwartete uns ein langer Tag mit
Fahrerei Richtung malawischer Grenze nach Tete.
Es geht in die Berge. Gott sei Dank. Die schwüle Hitze ist manchmal unerträglich. Bei einem Einkaufszentrum mache ich mir mein Shirt nass, um Erleichterung zu bekommen. Es tut gut, das kalte Wasser über die Beine laufen zu lassen und die Füße zu waschen. Wenn man solche Nachtstops ohne Duschmöglichkeit hat, kommt irgendwann das Gefühl des Schmutzig-Seins auf. Man sehnt sich nach Dusche und mehr Körperhygiene. Die schmutzige Wäsche sammelt sich an. Irgendwie muss man dann wieder für sich "ins Reine kommen". Es ist auffällig: Hier in Afrikawasche ich viel häufiger meine durchschwitzte Wäsche und auch die Dusch-Einsätze sind mehrfach am Tag. All das hilft anscheinend beim mentalen Überleben als Basic-Reisender.
Der LKW-Verkehr ist nicht mehr so dicht wie am Vortag. Aber immer noch müssen wir lange Auflieger überholen, die sich ebenfalls Richtung Grenze bewegen. Der gesamte Schwerlastverkehr liegt mangels Schienenvariante auf der Straße. Liegen ist gut - am Vortag hatten wir mindestens 20 liegen gebliebene Schwerlaster passiert, die die Schlaglochstrecke nicht überlebt hatten. Achsbruch, Radprobleme, was auch immer. Die Strecke forderte bei den schlecht gewarteten Fahrzeugen einen Tribut. Mangels Warndreiecke wurden einfach belaubte Äste auf die Straße gelegt und warnten somit passierende Autos.
Wir sind anspruchsvoller geworden. Als wir Tete, den letzten großen mosambikischen Ort vor der Grenze zu Malawi, erreichen, wollen wir nicht in die Altstadt zum Zambezi-Fluss hinunter, um dort auf dem Campingplatz zu übernachten. Die Hüttenstädte in diesem Stadtteil kommen uns zu schmutzig vor. Wir sind nicht bereit zu irgendwelchen Zugeständnissen und bleiben auf der Hauptstraße ortsauswärts. Dann ein bisschen Europa tanken: In einem Shoprite-Supermarkt kaufen wir bei gutem Angebot ein und setzen uns dann in einen KFC-Schnellimbiss. Hähnchen und Burger in kühl akklimatisiertem Raum - Verschnaufen. Dann Planung. Schaffen wir es vor dem Dunkelsein und der Grenzschließung noch bis zur Grenzstadt Zobue? Wir versuchen es.
Zugegeben, wir sind etwas unvorbereitet, da wir ja ursprünglich in Tete übernachten wollten. Ich schaue mir schnell im Ebook-Reiseführer die Umrechnungskurse an, um etwas über die malawischen Kwacha orientiert zu sein. Es war gut, ein bisschen Ahnung zu haben, denn wir wurden auf mosambikischer Seite von "helfenden Händen" überrannt.
Doch diese Geschichte habe ich unter dem Menüpunkt "Malawi 2018" gepackt.
Hier noch unsere Reiseroute in Mosambik, ausgehend von der letzten Karte die vom Grenzübergang bei Giriyondo bis nach Xai-Xai ging. Nun der zweite Teil von Xai-Xai bis zur Grenze von Malawi.