Es war uns klar - es würde einigen Fahrstress mit sich bringen, bis wir diesen Nationalpark erreichen würden. Und so war es dann auch. Mir kommt diese Afrikareise als mehrmonatigen Stresstest vor. Zumindest trainiert es meine sogenannte "Stressresilienz"...
Und wieder einmal haben die Bilder Vorrang. Je höher wir nach Zentralafrika vordringen, umso schlechter werden die Wifi-Zugänge. Komisch - Länder wie Malawi oder Mosambik boten mir mehr Internetservice an als Tansania oder etwa Kenia. Oder wir betreiben einfach eine schlechte Unterkunftsrecherche. Damit ist mein Göttergatte doch recht zufrieden mit meiner bisherigen Reiseplanung...
Wir haben uns den Masai Mara Nationalpark ausgesucht, weil er eine Alternative zur Serengeti in Tansania darstellt. Die Serengeti wäre für uns als Selbstfahrer bis zu 10 x teurer geworden! Vielleicht herrscht ja in Tansania der Grundsatz: Hast Du gutes Fahrzeug und bist Du weiß, so bist Du reich. Bist Du reich, dann zahlst Du mindestens das Zehnfache. Also selber schuld, wer mit einem neuen Landrover Defender einreist und sich keine braune Schuhcreme ins Gesicht schmiert.
Der muss eben nach Kenia fahren, was von Arusha ausgehend 2-3 zusätzliche Tage Fahrerei bedeutet. Abgesehen von dem Visum mit 100 US-Dollar für uns Zwei kostet der Eintritt in den Masai Mara NP schlappe 160 Dollar für die zwei Weißen. Pro Tag, sprich 24 Stunden wohlgemerkt! Die schottische Seele von Meister Hans stöhnt auch dabei leicht auf. Aber nun ja, jetzt sind wir nun mal hier...
Nach der ersten Fahrphase von Arusha nach Longido sind wir also am 1. Januar 2019 über die Grenze gen Nairobi getuckert. Mittlerweile wird es mir magentechnisch schon anders, wenn ich den Namen von Großstädten höre. Die Grenzformalitäten sind an diesem Tag - prosit Neujahr - einmal richtig gut gelaufen. Gab zwar ein bisschen hin und her mit der Bezahlerei, aber sie hatten ein Wechselbüro gleich mit im Gebäude und dank meiner App "IOverlander" war ich gut vorinformiert. Dass man uns einen Visumstempel mit 2.01.2019 in den Pass setzte und dann nachher einfach nur mit dem Kuli eine EINS daraus machte (meine Bürokratenseele schreit auf), lassen wir mal unter den Tisch fallen. Es war mit einer Stunde Aktion an der Grenze eine Turboangelegenheit und zeugte mit dem Umstand, dass beide Grenzstationen, sowohl Tansania wie auch Kenia, in einem Gebäude untergebracht waren, davon, dass man es auch professioneller machen kann. Soweit - so gut.
Der Stress kam dann später auf der Straße auf. Mit einem Wort: Die Kenianer fahren kriminell. Überholmanöver, die einem die Haare hochstehen lassen. Am schlimmsten sind wie immer die Reisebusfahrer. Überholen vor der Kuppe oder Kurve mit Null-Sicht, ist obligatorisch und bestenfalls Ausdruck von doller Männlichkeit.
Ich bin ja im Auto nicht zartbesaitet, aber wenn ich schon mal kurz aufschreie, weil es wieder arg eng wird beim Überholen, dann hat das auch seinen Grund. Der Meister hinter dem Steuer kann das dann gar nicht recht verstehen. Ich habe einfach kein Vertrauen in die lieben kenianischen Autokünstler und rechne mit jederzeitigem Ausscheren.
Wir, Hans und ich, kommen jedenfalls nicht zu einer Basis des gegenseitigen Verständnisses, denn für mich bedeutet defensives Fahren etwas anderes als für die holde Männerwelt. Mir kam es jedenfalls so vor, als messen sich die turbogeladenen Pferdestärken, geführt von Testosteronboliden, just auf der Straße nach Nairobi. Und mein Männe mit hochrotem Kopf mittendrin. Es versteht sich von selbst, dass es im Auto zur Auseinandersetzung über Fahrweise und Fahren im Ausland im Allgemeinen kam. Keine Einsicht. Wer fährt, hat recht. Daraufhin verzog sich Petra nach Ankunft auf dem Campingplatz in Nairobi schmollend und hing sich erst einmal ans Handy um an Neujahr die lieben Verwandten zu kontaktieren.
Eines wurde mir klar: Noch ein paar solcher blutdrucksteigender Fahrtage und meine innere Erregung steht auf 180. Es war dringend Stressmanagement angesagt. Als ich zudem noch nachts, geplagt durch einen Bremsen- oder Wespenstich, schlaflos dalag, den nächsten Tag plante und las, das die Piste zum Masai Mara teils fürchterlich schlecht ist (von Nairobi etwa 6 Stunden für …. km), schwante mir schon das nächste Desaster.
Daher versuchte ich morgens nähere Auskünfte von Rückkehrern aus dem Nationalpark zu erhalten. Sie konnten mir allerdings nur bestätigen: Üble Wellblechstrecke, Fortkommen teils nur mit 15 km/h und im Nationalpark teils die gleichen Zustände. Prost Mahlzeit! Das neue Jahr fängt gut an. Ich hielt es angebracht, Hans über meine Neuigkeiten vorab zu informieren, um Erwartungen niedriger zu schrauben. Er wollte es nicht glauben... Zumindest war uns Beiden klar geworden, dass wir mit unserem Reisefortschritt zurückhaltender werden müssen. Nicht zu viel in die Zeit hineinpacken, hieß die ausgerufene Devise.
Hier unsere Route in Kenia:
Und so fuhren wir dann los. Zuerst ging es noch die Hauptstraße A104 gen Nordwesten. Nach ca. einer Dreiviertelstunde bogen wir nach Narok ab. Dort genossen wir nochmals einen zivilisierten Einkauf in einem Tusky-Supermarkt mit guten Angebot. Magentechnisch mit warmen Pizzastücken gut versorgt, ging es dann in die Mörderetappe. Viel mehr möchte ich nicht berichten. Es war ein Herumgegurke mit 15 - 20 km/h und der Suche nach einigen guten Fahrspuren, die unsere Stoßdämpfer nicht so strapazierten. Gott sei Dank hatte der chinesische Bautrupp, der gerade eine neue Straße zum Park baut, schon eine kleine Teilstrecke geteert. Welch Wonne! Ansonsten war es aber sehr kritisch. Anfangs hatte ich damit zu rechnen, dass das ganze Unterfangen abgebrochen wird. Zumindest ließ es sich aus den teils fluchenden Äußerungen von Hans so deuten. Aber es ging weiter.
Die Geduld ausgelutscht bis aufs Letzte, erreichten wir den angestrebten Nachtstandort. Als Übernachtungsquartier hatte ich mir den Kommunalen Campingplatz im Sekenani Village herausgesucht.
Keine Gäste dort. Auch nicht schlecht. Wir wurden sogleich vom örtlichen "Generalmanager" (so benannte er sich selbst) des Campingplatzes in Empfang genommen. Gestern war der Platz natürlich noch
voll besetzt gewesen. Just heute sei niemand da, aber morgen kommen wieder viele Gäste. Egal. Ich wollte nur noch Ruhe und machte es mir auf einer Holz-Hängematte bequem und schaukelte mich erst
einmal wieder in mein persönliches Gleichgewicht. Hans war sehr aktiv und organisierte einen örtlichen Rundgang mit unserem Generalmanager. Er war zufrieden, den Gang auf 10 US-Dollar
heruntergehandelt zu haben. Ich hätte den Abend gerne ruhig ausklingen lassen. Stattdessen trottete ich notgedrungen hinter den Beiden her. Es war dann aber doch noch hochinteressant, denn ich
erfuhr somit Einiges über die Kultur der Massai.
Unser Generalmanager gehört dem Stamm der Massai an und wohnt unweit des Campingplatzes. Er selbst hat eine höhere Schulbildung genossen und konnte auch studieren. Nach mehreren Engagements in anderen kenianischen Städten zog es ihn nun wieder in seine Heimat zurück. Wir haben die Schule, die mit privater Unterstützung von Niederländern erbaut wurde, besichtigt. Karge Schulräume mit aufgemalter Tafelwand und kleinen Einzelbänken. Zumindest hatten Schüler einige Übersichten und Lehrbilder gemalt, die teils an den Wänden hingen. Morgen sollte die Schule nach den langen Sommerferien wieder starten.
Dann wurde uns das Domizil einer Amerikanerin gezeigt. Sie wohnt beim Massai-Dorf und ist mit einem Massai verheiratet. Was aber putzig ist, ist der Umstand, dass der Massai auch noch eine schwarze Massai-Zweitfrau hat. Wie kann solch eine Konstellation gelingen? Wandern zwischen zwei Welten? Interessant.
Früher war die Heirat zwischen Massai von den Eltern arrangiert. Heute geht es wohl mehr nach dem Umstand, wo die Liebe hinfällt. Eine Frau darf etwas kosten: Mindestens drei Kühe, einen Schafbock, ein Schaf, Honig, Hochzeitsbeigaben und die Ausrichtung des Festes für das Dorf... und...und. Ob das alles heute noch so umgesetzt wird, konnte ich nicht herausfinden. Zumindest sind das die traditionellen Vorgaben in dem Clan, mit dem wir Kontakt hatten.
Rechtsprechung findet bei den Massai immer noch innerhalb ihres Dorfclans statt. Es gibt zwar die parallele Schiene des kenianischen Staates, aber der Clan behält zusätzlich seine Rechte zum örtlichen Gericht. Wir erfahren, dass eine Tötung eines Stammesangehörigen von dem Clanchef und seinem Gremium, den Ältesten, im Strafmaß festgelegt wird. Und wieder geht es um Kühe und Schafe. Bei einer Tötung? Ich fühle mich plötzlich in einer anderen Welt. Wir reden auch über Religion, Homosexualität und andere prekäre Themen. Unser Gesprächspartner, der Herr "Generalmanager" erhitzt sich zunehmend. Und das, obwohl er die Themen selbst anspricht. Homosexualität wird bei den Massai nicht geduldet. Für ihn steht es unter Todesstrafe. Ich vermute, dass sich Massai mit einer solchen Ausrichtung vom Stamm absetzen und flüchten, denn für sie wird es dann recht gefährlich. Eine offene Bekennung, ein Outen, zu ihrer sexuellen Orientierung wird es bestimmt nicht geben. Aber nicht immer lässt sich alles verheimlichen.
Die Massai sind aufgrund ihrer polygamen Lebensweise und der Ablehnung von Präservativen sehr HIV-gefährdet.
Während unserer Gespräche spüre ich immer mehr diese andere (emotionale) Welt, die mehr urvölkisch und auch triebgesteuerter ist und ich fühle mich nicht mehr wohl. Massai, insbesondere die
Bewacher von Camps, also die Askari Massai sind mit Speer oder schlagstockartigen Waffen und Machete bewaffnet. Ich ahne, dass diese Männer dem Thema Jagd und Kampf viel näher sind als
unsereins, der nicht mehr täglich kämpfen muss, um sich zu ernähren.
Im Grunde genommen sind sie Nomaden, die mit ihren Herden von Weideplatz zu Weideplatz ziehen. Heute geht das nur noch im Kleinen. Sie leben in festen Häusern und treiben ihre Herden zu
Weideplätzen in der Umgebung. Immer wieder hört man, dass sie auch nachts Gebiete im Nationalpark nutzen. Durch die großen Viehherden (mindestens 50 Rinder sollte man als gestandener Mann
schon haben) sind die Flächen stark überweidet.
Was wir aber auch zu verstehen bekommen, ist der Umstand, dass es einer Begleitung bei der Begehung der Örtlichkeiten braucht. Uns wird unmissverständlich klar gemacht, dass uns die Dorfbewohner sonst ständig um Geld oder andere Gaben bitten würden. Daher habe ich in Absprache mit unserem Führer auch keine Fotos gemacht. Ich wollte keinen Deal mit Fotos und Geld.
Ganz speziell war auch die Begrüßung. Wir wurden achtungsvoll mit Handschlag begrüßt. Unser Guide hat Kinder, auch Jugendliche, mit einer Hand auf den Kopf, wie bei einer Segnung, begrüßt. Älteren gab man dann auch wieder die Hand. Erstaunlich - wir trafen einen 80-jährigen Mann an, der noch beachtlich fit erschien. Die Massai sind meist hochgewachsen und recht schlank und sehnig. Frauen und Männer tragen Schmuck, meist Ohrschmuck. Heute ist dieser aus Kunststoffperlen gefertigt. Früher hat man Naturmaterialien für Ohrschmuck und Halsketten benutzt. Die Ohrläppchen sind bei vielen Massai aufgeschnitten und geweitet.
Die Hauptpisten im Masai Mara ärgerten uns. Also wählten wir die Nebenwegchen aus. Und diese waren weitaus angenehmer zu fahren, da sie nicht so ausgefahren waren. Die gute Laune im Auto war somit gerettet.
Ohne Zugang zu einer Karte (so etwas gibt es wohl irgendwo zu kaufen, nur am Sekenani-Gate definitiv nicht) blieb uns nur meine App "Tracks4Africa", die die Parkwege in etwa angab. Also orientierten wir uns per GPS und Smartphone. Wegmarkierungen sind nur sehr selten zu finden.
Dann war zu entscheiden: Folgen wir den doch zahlreichen Tour-Fahrzeugen, die natürlich über die Tierstandorte orientiert waren, oder gehen wir selbst auf Suche? Klare Entscheidung des Fahrenden: Wir sind doch hier nicht im Zoo, sondern wollen die Tiere selbst ausfindig machen. Kleine Enttäuschung bei mir. Schluck, dann gibt es heute wohl keine Löwen zum Ablichten. Das war dann in etwa auch so. Wir haben zwar einen Löwen undeutlich ausmachen können. Dieser war aber in seinem Grasversteck so von Tourfahrzeugen umringt, so dass man fürchten musste, dass dem lieben Tier gleich auf den Schwanz gefahren wird. Da war bei mir auch die Liebe zum Tier größer als der Wunsch nach einem Bild. Nein, so bitte nicht. Hans wendete und wir tourten alleine durch das Gebiet.
Unten die Situation mit einer Löwin direkt hinter dem Busch im Gras versteckt. Man sieht ein bisschen ihren Rücken. Die Löwin ist halb umkreist von den Tourenfahrzeugen. Wo bleibt die Rücksichtnahme auf die Natur?
Das ist das Schöne an Masai Mara. Dieses Tierschutzgebiet besteht in seinem südöstlichen Bereich aus weitem hügeligem Grasland, das von Schirmakazien durchsetzt ist. Man kann die Tiere weithin erkennen und über das Wegenetz gut erreichen. Und man kann ihnen sehr nahe kommen. Das macht den Reiz dieser Safari aus. Die Hauptakteure an unserem Safaritag waren ganz klar die vielen verschiedenen Vögel. Ob Sekretärvogel oder Kronenkranich oder Bienenfresser. Die Vogelwelt war zahlreich und bunt:
Dieser Strauss lief uns am Abend noch über den Weg. Ein großes imposantes Tier.
Die Warzenschweine sind zwar überall zu finden. Dennoch waren sie im Masai Mara recht putzig, weil wir sie frisch aus ihrer Suhle kommend ertappten. So ein schlammbedecktes Borstenvieh ist doch etwas Besonderes:
Es war toll - immer wieder tauchten große Elefantenherden auf. Wir konnten ihnen recht nahe kommen:
Dieser wuchtige Bulle hatte gekreuzte Stoßzähne. Das hatte ich bisher noch nie gesehen:
Noch weiteres Elefantöses:
Was sitzt da unter dem Gebüsch? Aha, Schakale. Anscheinend junge Schakale. Die Eltern führen ein Ablenkungsmanöver aus und kommen aus dem Busch bzw. rennen über das Feld. Wir aber fahren um den Busch herum und erblicken die zwei Jungen.
Hans entdeckt Erdmännchen auf ihrem Bau.
Eine Hyänenmutter hatte sich zuvor noch im Sand der Straße gerekelt. Nun musste sie unserem Auto weichen.
Die Antilopenarten waren zwar nicht so zahlreich vertreten wie im Kruger Park. Aber wir sahen auch neue Vertreter dieser Tierarten und müssen erst noch im Bestimmungsbuch nachschauen, um sie richtig benennen zu können.
Hier die restlichen Tierbilder dieser 8-stündigen Safari.
Toll - wir konnten einfach unter einem großen Baum Mittagsrast machen und aussteigen. Das wäre bei einer Safari im Kruger Park undenkbar gewesen, wo striktes Aussteigeverbot besteht. Später gesellte sich auch ein Tourfahrzeug zu uns und wir konnten uns Tipps einholen.
Was fehlt noch in der Tiersammlung? Natürlich die Giraffe. Diese gab es sowohl im Masai Mara NP. Wir stießen aber auch bei unserer Rückfahrt am nächsten Tag auf Giraffen außerhalb des Parks. Dazu muss man sagen, dass der Nationalpark offen ist. Er ist sowohl nach Tansania durchgängig wie auch in die darum herum liegenden "Conservancies" - Schutzgebiete auf deutsch Die Tiere können also migrieren. Die größte bekannte Migration ist die der Wildebest von Tansania in den Masai Mara Park. Diese findet in der kurzen Regenzeit statt, wenn die Tiere auf der Suche nach Wasser in Herden Richtung Kenia ziehen. Dabei müssen sie den Mara-Fluss durchqueren, der mit Nilkrokodilen besetzt ist. Und hier finden dann die bekannten Tierdramen statt, wenn die Krokodile den Wildebeest im Wasser auflauern.
Wir haben den Fluss also am Talek-Gate wieder verlassen und haben den Campingplatz Aruba aufgesucht. Am nächsten Tag regnete es immer wieder und wir beschlossen, nicht noch einmal in den Park einzufahren. Stattdessen traten wir die Rückfahrt an. Uns war bewusst, dass die Massai Schranken in diesen Schutzgebieten um den Nationalpark aufgebaut hatten, um nochmals Geld von Transitfahrzeugen einzunehmen. So kam es dann auch. Wir haben schon gelernt: weiße Hautfarbe heißt doppelt zahlen. Aber nicht mit uns: Wir konnten nach 10-minütigen insistierenden "Verhandlungen" den halben Preis von 10 US-Dollar für die Passage erzielen.
Unten einige Bilder:
Wir bekommen am Rande etwas von den Massai-Aufführungen mit, die vor den Dörfern stattfinden. Breites Grinsen bei Hans und der Kommentar: "Chicken-Tours". Wir fanden es nicht sehr authentisch.
Es ist Freitag. Eigentlich noch ein Werktag. Dennoch sieht man viele der Dorfbewohner nicht am Arbeiten. Es mutet uns etwas seltsam an. Da liegt so viel Arbeitskraft brach. Wenn ich an den ganzen Müll denke, der sich entlang der Piste ausbreitet, die vielen ausgewaschenen Wege und die Behausungen, die verbesserungswürdig sind - wieso lässt es diese Menschen ungerührt? Es ist als Europäer schwer, sich in diese Kulturen hineinzuversetzen.
Was uns besonders an unseren Massai-Berührungen befremdet hat, ist die Eigenschaft, dass sehr schnell die Hand aufgehalten wird. Wir haben auch den Eindruck erhalten, dass sich gewisse "Nehmer-Qualitäten" entwickelt haben, die keine Gegenleistung bringen wollen. Vielleicht kann man aber auch aus einem Massai-Rinder- und Schafhirten keinen Straßenarbeiter machen, der mit der Schaufel kraftvoll zupackt. Ich vermute, dass diese Menschen Vorstellungen von Ehre haben, die mit manchen Aufgaben nicht kompatibel zu sein scheint. Die Frage ist, wie der Anpassung an die moderne Welt dann glückt...
Auf Nachfrage wurde uns mitgeteilt, dass zwar Einnahmen aus den Conservancies, den Schutzgebieten, kommen (Lodges/Hotels müssen Abgaben zahlen), aber keine staatlichen finanziellen Unterstützungen laufen. Lediglich Investitionen für die Infrastruktur wie den Straßenbau kommen ihnen zu Gute. Mir tut es in der Seele weh, wenn ich junge Massais zu Schulzeiten mit ihren Herden neben der Straße sehe.
Und wieder einmal erleben wir ein Affentheater. Diesmal kann ich das Sozialleben der Meerkatzen aus nächster Nähe betrachten:
Nach unserem Safari-Erlebnis im Masai Mara Nationalpark wollte ich noch etwas weiter nördlich fahren. In Nairobi hatten wir Karlheinz aus Immenstaad kennen gelernt, der uns das Gebiet um den Naivasha See ans Herz gelegt hatte. Das war unser Tagesziel. Manchmal denkt Frau zwar praktisch, aber falsch. Ich lotste Hans in eine vermeintliche Abkürzung durch ein größeres Dorf. Aber oh Graus: Wir verhedderten uns trotz GPS fürchterlich in dem Dorf und Hans musste sich durch tief ausgewaschene Rinnen und enge Gassen kämpfen. Anfangs war er noch von der Idee begeistert gewesen. Dann tönte es immer mehr: "Nie mehr wieder! Gleich handeln wir uns einen Nagel auf diesen fürchterlichen Pisten ein!". Ich duckte mich und hoffte inständig, dass der Göttergatte nicht gleich wieder wutentbrannt Richtung Nairobi abdüst. Es dauerte mindestens dreimal so lang, bis wir unser Campingdomizil "Fisherman's Camp" erreicht hatten. Ziemlich krasse Fehlentscheidung von mir. Aber Maps.me gibt nun mal nicht an, ob die Route eher ein mittler Fußpfad ist oder eine breite Ortsdurchfahrt. Ich hätte diese App gerne sofort gelöscht, wenn sie mir in Großstädten nicht auch schon den Hintern gerettet hätte. Mittlerweile war ich total durchschwitzt. Die Verkrampfung löste sich, als wir dann auf der Campingwiese ein uns bekanntes Fahrzeug mit deutschem Friedrichshafener Kennzeichen entdeckten. Juhu - Karlheinz ist hier! Ein nettes Zusammensein ist damit garantiert - Aufatmen.
Mit den schönen Tiererlebnissen auf unserem Campingplatz lässt es sich gut entspannen. Ist diese mütterliche Fellfürsorge nicht niedlich? Ich habe ein bisschen übertrieben, aber ich bin total begeistert von diesem kleinen Affenjungen, der seine Mutter umkreiste und immer wieder zur Felldurchsuche gepackt wurde. Affen-Sozialleben:
Es gibt hier die "Black and White colobus"-Affen, zu dt. Geoffrey-Stummelaffen. Klar, sie werden allmorgendlich gefüttert und sind daher sehr häuslich. Nachts hört man ein seltsames tiefes Grummeln, das sie ausstoßen. Interessante Gesichter haben sie.
Trotz aller Niedlichkeit sind die Meerkatzen hier so zutraulich, dass sie sich frech nähern und alles Essbare erhaschen. Hat man das Auto offen stehen lassen - Schwupps - sind diese Viecher drin. So geschehen bei uns. Zwei Affenkollegen haben sich unseren Sandkuchen geschnappt und waren dann vorne auf dem Fahrersitz gefangen. Bange aus der Frontscheibe guckend, ließ ich sie dann über die Beifahrertür frei, denn hinten lauerte der erboste Hans. Die kleineren Meeraffen hatten sich einen PKW mit langer schräggestellter Frontscheibe herausgesucht und rutschten mit Wonne die Scheibe hinunter. Es fehlte nur das Jauchzen!
Wahrhaftig - die Affen sind an Spiegeln und Fensterscheiben sehr interessiert. Ein Exemplar habe ich an unserem Landy abgelichtet.
Nicht nur Hans war entrüstet über die Räuber, auch Karlheinz hatte sich bewaffnet, da sein Fahrzeug mittlerweile auch belagert worden ist. Er lacht hier zwar noch, weil ich das mit der Kamera festhielt, aber auch er hatte sein Eigentum zu verteidigen:
Mit dieser Pfanne hat es dann auch etwas auf sich: Karlheinz hat uns am Abend wunderbare Rösti in der Pfanne gezaubert. Und dazu gab es ein selbst gekochtes Gulasch. Bei solch vollständigen Küchenutensilien mit Dampfkochtopf ist dann etwas leichter zu bewerkstelligen, aber auf einer Gasflasche immer noch ein Kochkunststück. Wir ließen es uns in der Dreierrunde jedenfalls gutgehen. Mit Karlheinz'schem Gulasch gestärkt konnten wir am nächsten Morgen den Mt. Longonot ganz gut erwandern:
Der Mount Longonot ist ein knapp 2.800 m hoher Vulkankrater, der in seinem Inneren einen unberührten Wald hat. Es ist ganz nett, die Wandertour rund um diesen Kraterrand zu machen. Insgesamt gibt es etwa 700 Höhenmeter zusammen. Da die Wege steil bergan führen, erklimmt man recht schnell die Höhen. Wir haben mit Pausen vier Stunden für die Wanderung benötigt.
Man hatte wieder einmal das Gefühl, an einem mexikanischen Vulkan zu wandern. Feiner Staub, Asche - so richtig eingepudert kam man am Auto wieder an.
7. Januar 2019
Doch die Hits waren immer noch "unsere Tiere" auf dem Campingplatz. Die Meerkatzen hatten mittlerweile ihre Lektion gelernt und ließen uns in Ruhe. Elsa, die Campingplatzkuh, musste ihren Teil erst noch lernen. Sie hatte plötzlich einen Narren an Hans gefressen und war vom Auto fast nicht mehr wegzubekommen. Eigentlich ganz sympathisch, dieser wandelnde Rasenmäher. Bis auf den total üblen Mundgeruch und das stinkende Fell der Kuhdame. Ihre Sympathie drückte Elsa darin aus, dass sie anfing unser Auto abzuschlecken. Und wenn es ums heilige Blechle geht, dann versteht Hans keinen Spaß mehr.
Da war uns der Marabu schon lieber, der gebührend Abstand hielt. Breitet er seine Flügel aus, hat er eine beachtliche Spannweite von ca.. drei Metern!
Die Seeadler suchten sich hohe Bäume am Ufer aus, um von dort ihre Fischbeute zu sichten.
Die Stummelaffen hatten mit ihren lustigen Gesichtern meine Sympathie gewonnen und wurden gerne immer wieder in den Fokus genommen.
Nur ein gewöhnlicher Glanzstar, aber doch prächtig.
Was ich nicht im Bild zeigen konnte, weil es nachts stattfand: Abends wurde der Elektrozaun in Ufernähe angeschaltet, denn oft bewegt sich eine Flußpferdfamilie aus dem Seewasser und grast am Uferrand. Und das haben wir hautnah miterlebt. Schemenhaft zeichneten sich die Kolosse abends um ca. 21:00 Uhr ab. Man hörte nur das gelegentliche Schnauben und das herzhafte Rupfen des Grases. Wir haben es bewusst unterlassen, mit der Stirnleuchte das Areal zu beleuchten und verließen uns nur auf unsere Sinne. Ein unvergessliches Erlebnis.
Wir hatten am 7.01. nochmals einen Tag verlängert, denn die Pause am Naivasha See und das Zusammensein mit Karlheinz tat richtig gut. Abends war gemeinsames Essen im Restaurant angesagt, das eine gute Küche bietet. Mit Karlheinz sind wir dann auch unsere weiteren Reisepläne durchgegangen und er hat uns wertvolle Tipps gegeben.
Auf einem kleinen Gang im Umkreis des Campingplatzes wurde uns noch einmal bewusst, wie intensiv die Seelage genutzt wird. Es reihen sich Gewächshäuser an Gewächshäuser, in denen Schnittblumen,
meist Rosen, angebaut werden. Klar, dass das Seewasser zur Bewässerung genutzt wird. Dazu kommt das beständige warme Klima. Schon irre, wenn man überlegt, dass die Blumen geerntet werden und dann
kurze Zeit später, vielleicht 1-2 Tage später, im Supermarkt in Deutschland stehen. Wie viel Energie ist für solch einen Rosenstrauß aufgewendet worden! Man denke an das Wasser aus dem See, den
Gewächshausbau und die Energie für den Transport der Blumen.
Von Karlheinz haben wir gehört, dass auch schon Gewächshausbesitzer ihren Standort verlagert haben und nach Äthiopien zogen. In diesem Markt, auf dem der Preiskampf tobt, geht es natürlich wieder
einmal um die Personalkosten. Da ist den Besitzern die Verantwortung für die Arbeitskräfte egal.
Wir schlagen uns auf unserem Rundgang in die Büsche und entdecken ein kleines Tal mit einem ausgetrockneten Bach. Auch hier ist Vulkangebiet und das geologische Interesse von Hans erwacht. Wir sehen verschiedene Ascheablagerungen und entdecken natürlich Obsidian. Dabei handelt es sich um ein glasiges Magma-Gestein, das in unserem Falle tiefschwarz ist. Hans wirft manche Brocken auf massiven Stein und der Obsidian bricht scharfkantig ab. Die Bruchstellen zeigen muschelartige Formen. Die kleineren Exemplare könnte man glatt als Speerspitzen verwenden. Es macht riesig Spaß, sich durch dieses kleine Tälchen zu bewegen und ein bisschen zu kraxeln. Auf unserem Heimweg begegneten wir dann Schülern in Schuluniform auf ihrem Heimweg. Die Bitte, ein Foto zu machen, konnte ich nicht abschlagen.
Abendstimmung am Naivasha-See und Abschiednehmen von Karlheinz. Es waren erfüllende Tage des gemeinsamen Erlebens!
8. Januar 2019
Keinhorst ist wieder on Tour. Der Wagen rollt wieder. Wo? Auf der fürchterlich stark befahrenen A104 (nein, es ist keine Autobahn), der Hauptverkehrsader Richtung Nairabi bzw. dann Richtung
Mombasa. Wir wollen wieder zurück in unser Wildebeest Eco Camp nach Nairobi, um dann von dort am nächsten Tag auf kenianischer Seite gen Kilimanscharo zu fahren. Wir erhoffen uns ein kleines
Wandergebiet am Fuße des Kilis.
Ich habe mir heute jeden Seufzer oder sonstige Laute als Beifahrer verboten. Ich will ja meinen treusorgend kämpfenden Chauffeur nicht ablenken. Aber es war echt wieder heftig. Man muss einfach
damit rechnen, dass man jederzeit auf das Bankett ausweichen muss, weil hemmungslos auf der Gegenseite überholt wird oder man auf eigener Fahrbahnseite von einem von hinten ankommenden Gefährt
abgedrängt wird. Mehrfach waren wir zu Dritt auf zwei Fahrbahnen. Kenia ist definitiv ein Raserland mit dem Merkmal, dass Geschwindigkeits-Schilder Seltenheitswert haben. Oder sind sie vielleicht
einfach von Rasern niedergemäht worden? Kurzum - nichts für schwache Nerven. Der Southern Bypass, die südliche Umfahrung Nairobis, mit verminderter Verkehrsdichte tat dann richtig gut. Wir haben
heute nochmals gut eingekauft, geht es doch wieder in das Buschland. Der Obstkauf am Straßenrand ist immer ein Erlebnis.
Was sehen wir?
Gemäht wird mit Machete - da ist man nicht so schnell fertig und man kann viele Menschen beschäftigen.
Will man Autos zum Stillstand bringen, dann legt man solche "stacheligen" Eisenträger aus.
Frauen sind Schwerlastträger...
Obstkauf an der Straße
Kindertransport auf afrikanisch
Soldaten können auch im Lastwagen ihre Scherze machen.
Wie in Südafrika - Anwesen, die etwas auf sich halten, sind mit hoher Mauer und Elektrozaun gesichert.
Über den Campingplatz Wildebeest Eco Camp in Nairobi fahren wir weiter Richtung Südosten an die kenianische Grenze zu Tansania.
Unten noch ein Bild auf dem Campingplatz vom "Hadida", dem Hagedasch aus der Ibisfamilie. Dieser Vogel mit seinem Ruf, der wie "Haa-deh-dah" klingt, begleitet uns nun seit unserem Start in Port Elizabeth in Südafrika. Er hat mehrmals dafür gesorgt, dass wir unfreiwillig früh durch das Geschreie aus dem Bett geholt wurden.
9. Januar 2019
Wie immer ist die Autofahrt interessant:
Sowohl in Kenia wie auch in Tansania gibt beachtliche islamische Bevölkerungsgruppen. In Kenia gehören ca. 10 % der Bevölkerung (um die 4,3 Mill.) dem muslimischen Glauben an. In Tansania sind es
sogar 35 %.
In beiden Ländern hat sich in den vergangenen 20 Jahren auch das traditionelle islamische Gedankengut verbreitet. Der urtümliche islamische Glaube, der seit dem 13. Jahrhundert von der arabischen
Halbinsel, sprich heutiges Oman, dem Jemen und auch dem Iran kommt, ist eher moderat. Erst in der Neuzeit kamen radikalere islamische Gruppierungen hinzu. Ereignisse wie 1998, der Anschlag auf
die US-Botschaft in Nairobi, oder 2013 der Angriff auf ein Einkaufszentrum in Nairobi, sind Ausdruck dieser Radikalisierung.
Die islamischen Bevölkerungsteile finden sich hauptsächlich im östlichen Streifen von Kenia und Tansania mit Meereskontakt. Aber auch in Malawi mit seiner islamisch geprägten Sklavenvergangenheit und Mosambik haben Moslems größere Anteile an der Bevölkerung.
Unten eine der Moscheen in Nairobi:
Straßenetikette unterwegs:
Mangels Warndreiecken sind liegengebliebene Fahrzeuge, meist LKWs, mit irgendwelchem Buschwerk abgesichert. Passiert sehr häufig...
Und prompt steht der liegengebliebene LKW da. Erst mal im Schatten überlegen, woran es liegen könnte.
Polizei, Dein Freund und Helfer. Aber nicht in Tansania.
Mopedfahren - natürlich ohne Helm und inclusive Bananenstaude
Bananen, Bananen....
9. Januar 2019
Reisegefühle entwickeln und verändern sich ja bekanntlich mit dem Reisefortschritt. Wie aus unseren Berichten aus Kenia herauszulesen ist, konnten wir uns nicht so recht in das Leben der Massai hineinfühlen. Wer aus einem "Schaffer-Ländle" wie Baden-Württemberg kommt, der stößt hier in Südostafrika auf andere hitzebelastete Arbeitskulturen. Auch müssen wir, die wir bestaunt und beguckt werden, uns erst mit diesen anderen Kulturberührungen auseinander setzen. Man will einfach manchmal seine Ruhe und bekommt sie nicht, weil fast bei jedem Stopp plötzlich Gesichter aus dem Busch auftauchen.
Nun gut, das heißt eben Reisen. Ein Zusammentreffen ganz besonderer Art ist Karlheinz zu verdanken, der sich die Mühe machte, Hans über Kenia und andere Länder zu orientieren und seine Tipps preisgab. Und Karlheinz meinte, wir sollten Joseph anrufen und seinen Basic-Campingplatz in der Nähe des Amboseli-Nationalparks besuchen. Gesagt - getan. Ich rief Joseph am Vorabend unseres Besuchs an und meinte, dass wir irgendwann vor Einbruch der Dunkelheit bei ihm eintrudeln würden. Es war dann ca. 13:00 Uhr, also wir den Weg zu ihm entlang fuhren. Kein Schild zeigte uns die Einfahrt zum Campingplatz im Busch. Gott sei Dank hatte ich die Worte von Karlheinz noch in den Ohren: "Ihr seht das dann an den Steinen". Also, wer Joseph besuchen will, der kann sich an dem untenstehenden Bild orientieren. Der Abzweig befindet sich an der Piste von Kimana zum Eingang des Amboseli NPs, ca. 10-12 km von Kimana entfernt.
Unten seht ihr Joseph mit dem Kilimandscharo im Hintergrund auf unserer Morgentour am 10. Januar 2019:
Was uns Joseph dann beim Eintreffen vorschlug, war ganz nach unserem Geschmack: Jeder Massai besitzt in der sogenannten Conservancy, also einem Schutzgebiet, Land von ca. 60 Acres. Das muss so etwa ein 1/4 Quadratkilometer sein. Und Joseph wollte uns Teile seines Landes zu Fuß zeigen. Insgesamt waren wir mit ihm zweimal zu Fuß unterwegs. Einmal sind wir mit dem Auto quer durch das Schutzgebiet geturnt.
Unser erster Gang:
Am Abend des 9. Januar erhellte bezauberndes Abendlicht die Savanne und in dieser wundervollen Stimmung begegneten wir Giraffen, Elefanten und Antilopen. Auch die Vogelwelt war sehr vielfältig.
Es ist ein völlig anderes Gefühl, zu Fuß auf Fotopirsch zu sein. Bei jedem Schritt fürchtete man, auf Schlangen oder anderes Getier zu treten. Joseph wanderte in seinen Sandalen aber herzhaft
durch das hohe Gras und das sagte mir dann, dass es mit der Schlangengefahr nicht weit her sein kann. Allerdings schnappte man sich etliche Kletten auf, die durch die Socken durchstachen.
Die Tiere in diesem Schutzgebiet sind wild. Es ist kein Nationalpark, in dem jeden Tag Hunderte in blechernen Fahrzeugen durch das Gebiet touren und in dem die Tiere wissen, dass ihnen niemand etwas zuleide tun wird. Hier, in diesem großen Gebiet, kennen die Tiere höchstens die Massai. Sie fliehen relativ schnell, wenn sie uns zu Gesicht bekommen. Das gilt zumindest für die Giraffen und Antilopen. Es fällt auf, dass die Giraffenpopulationen in diesem Schutzgebiet sehr groß sind.
Bei den Elefanten gilt es höchste Vorsicht walten zu lassen. Haben sie Nachwuchs, ist großer Abstand geboten. Wir folgten also den Elefantenspuren hügelaufwärts und in Sichtweite der Dickhäuter bewegten wir uns in einem großen Kreis um sie herum. Das Abendlicht tauchte die ganze Szene in warme Farben. Es war still - wir hörten nur die Laute der Natur. Wir waren hellwach und schauten vorsichtig um uns herum, denn auch Löwen und Leoparden nennen dieses Gebiet ihr Zuhause.
Zum Abschluss machte uns der Kili ein Geschenk und gab seine Schneekappe etwas preis. Ein bisschen Wehmut entstand in meinem Trekkingherzen. Aber Vernunft siegt - keine Chance derzeit bei unserem Fitnesszustand und den Gesundheitsproblemen, diesen Berg zu besteigen. Wir müssen uns andere Ziele suchen...
Am Abend hatte Eligah, der jüngste Bruder von Joseph, schon ein Lagerfeuer vorbereitet. Es sollte uns die wilden Tiere fernhalten und war zugleich Treffpunkt. Wir saßen rund um das Feuer und erhielten von Joseph und seinem Bruder viele Infos zum heutigen Leben der Massai.
Eligah ist ein Vorzeigeschüler und einer der Besten in seiner Altersstufe auf der weiterführenden Schule . Er hat große berufliche Pläne und möchte gerne Pilot werden. Sein Gesichtsausdruck ist sehr bestimmt, als er mir das erzählte. In der Secondary School, der weiterführenden Schule, muss 280 Dollar Schulgeld pro Jahr bezahlt werden. Dafür muss der Massai-Clan zwei Kühe verkaufen oder eintauschen. Und so setzt sich Eligah jeden Morgen in das Matata, den Minibus, und fährt eine halbe Stunde nach Kimana zur Schule.
Während wir so am wärmendem Feuer saßen, bereiten sich Joseph und Eligah einen Tee zu. Es ist Schwarztee, der mit viel Ziegenmilch getrunken wird. Ziegenmilch ist auch der Morgentrunk. Die Massai essen gern Ziegenfleisch, was dann meist mittags zu sich genommen wird. Abends ist die Mahlzeit dürftiger - meist nur Ugali, was eine Art großer Maiskloß ist. Habe ich auch einmal in einem Restaurant gegessen. Ähnlich wie Polenta. Leider nicht recht geschmackvoll. Es kommt auf die Zutaten und Soßen darauf an.
Wir sitzen unter dem großen afrikanischen Himmel und sehen die klar blinkenden Sterne. Es ist fast völlig ruhig - kein Zivilisationslärm mit Autos oder Motorrädern. Nur die Hyänen und die eigentümlichen Laute der Zebras sind zu hören. In der ersten Nacht war es mir etwas unheimlich. Man hat die Bilder von Löwen und Elefanten, die um das Auto herumschleichen, im Kopf. Aber keine Spur. Allerdings hat in der letzten Nacht unseres Aufenthaltes wohl ein Greifvogel oder ein anderes Tier seine Beute bei mir oben verspeist, denn es fanden sich überall Bluttropfen auf dem Autodach und der Motorhaube. Und ich schlief derweil tief und fest...
10. Januar 2019
Unser zweiter Gang:
Am nächsten Morgen wollten wir den Kili ohne Wolkenkappe sehen. Leider hatten wir kein Glück. Der Kili hatte keine Lust sich zu enthüllen. Wir wechselten das Gebiet und streiften weiter durch den Busch. Auf einem erhöhten Punkt machte Hans mit dem Fernglas ein Löwenpaar aus. Es hockte auf einem Felsen, ca. 1 km entfernt von uns. Wir schauten uns an: Keine Frage - nichts wie hin!
Joseph, sonst auch nicht langsam unterwegs, hastete durch den Busch. Wir hinterher, immer wieder Ausschau haltend, ob die Löwen sich noch auf dem Felsen befanden. Gerade Linie war nicht möglich, denn links von uns bewegte sich eine Elefantengruppe in gleicher Richtung und wir mussten immer wieder ausweichen. Dann - ca. 200 Meter vor dem Felsen - ein letzter Klick mit dem Foto und die Tiere hatten uns bemerkt. Wir sahen nur noch, wie sie vom Felsen hinuntersprangen und im Busch verschwanden. Kurze Zeit später hatten wir ihren Lagerplatz erklommen. Keine Spur mehr von den beiden Tieren. Etwas enttäuscht sah ich mein etwas undeutliches Bild auf dem Fotodisplay an. Schade - aber es war total abenteuerlich gewesen. Nassgeschwitzt standen wir da und machten in der Ferne die Elefanten aus. Nun hieß es, den langen Rückweg wieder anzutreten. Zur Orientierung hatten wir ja Joseph. Ich hätte in diesem Buschland ohne Handy-GPS meine Probleme. Und wieder mussten wir abrupt stoppen und unsere Richtung ändern, denn wir liefen auf Elefanten auf. Egal, welche Fotoergebnisse entstanden, diese Tour hatte es in sich, keimte doch in uns der alte Jägerinstinkt auf, der alle Sinne erwachen ließ. Es macht viel mehr Freude, wenn man mit einem kleinen Angstgrummeln im Bauch unterwegs ist und hinterher froh ist, dass nichts passiert ist. Danke Afrika und Danke Joseph - Das ist Leben!
Nachmittags war noch eine Autosafari im Umfeld des Amboseli Nationalparks angesagt. Weitaus weniger Spaß! Lustig war dann die Rückfahrt, denn wir schnappten Susann, eine Schwester von Joseph, auf und es wurde nun recht eng im Auto. Sie hatte die Eltern versorgt, die in einem anderen Dorf leben. Joseph, mit 39 Jahren der Älteste, hat 8 Geschwister. Er selbst hat zwei Frauen und hat insgesamt fünf Kinder, vier Jungs und ein Mädchen. Susann hat sieben Kinder, sechs Mädchen und ein Junge. Und alle wollen sie in die Schule und das Schulgeld muss bezahlt werden...
Afrika, wo sollen all die vielen Menschen wohnen und arbeiten?
Marliese hatte es mir ans Herz gelegt und mich mit allen Informationen versorgt: Wir sollten den Freund der Familie auf seiner Farm in Kenia besuchen. Aber wie so oft kommt es anders. Wir waren willens Richtung Taveta und dem Nationalpark Tsavo zu fahren, um Arie zu besuchen. Leider verschlechterten sich die Pisten derart, dass das "Heilix Blechle" Vorrang bekam und geschont wurde. Mmh - ich war zwar enttäuscht und Marliese ebenfalls. Aber wer nun mal nicht fährt und repariert, hat eben wenig Einspracherecht. Und so musste ich abends leider unsere geänderten Reisepläne durchgeben und mich entschuldigen.
Dafür ging es nun von Oloitoktok über die Grenze nach Tansania, immer am Fuß des Kilimandscharo entlang. Was für eine andere Welt begegnete uns nun! Grün, fruchtbar, überall Bananenpalmen, Mais, blühende Bäume. Und an den Straßen warteten noch grüne Bananenstauden darauf, aufgeladen zu werden. Diese Region bekommt definitiv viel Steigungsregen ab und ist gesegnet mit einem feuchtwarmen Klima.
Vor dem bekannten Ort Moshi steuerten wir Marangu an. Hier befindet sich der Beginn der meistbegangenen Marangu-Route auf den Kilimandscharo. Natürlich waren wir neugierig und fuhren die
Bergstraße bis zum Tor. Allerdings drehten wir gleich wieder ab, wollte man uns doch die Trekkingtour verkaufen oder uns mit Souvenirs beglücken. Weiter unten kauften wir Obst ein und ließen
unseren Wagen gleich stehen. Dann wanderten wir zwei Stunden in dieser Bergregion rund um das Dorf Marangu und nahmen die natürlich stimulierende Trekking-Atmosphäre in uns auf. Busse, Minibusse
oder Tourenfahrzeuge mit Trekkingaspiranten und müden Rückkehrern befuhren die Bergstraße. Auf den Gefährten dick bepackte Rucksäcke. Straßenhändler boten gebrauchte Wanderschuhe an (Leider
durfte ich kein Bild machen). Überall sah man Zeichen der kommerziellen Trekkingunternehmen. Eine Besteigung des Kilimandscharo ist ab etwa 1.100 Euro zu haben. Dazu kommen noch die Trinkgelder
für den Führer, die Träger und den Koch. 7 Träger/Guide sollen es wohl für eine Person sein. Uns wurde mitgeteilt, dass bei drei Wanderern schon 11 weitere Begleiter angestellt werden sollen. Es
gibt diverse Routen auf den Killimandscharo, die auch weniger begangen sind wie die Marangu-Route.
Danach war die Devise: Wir wollen weiter. Wir müssen uns moderatere Ziele aussuchen als Mount Meru, Mt. Kilimandscharo oder Mt. Kenya. Und die Wahl fiel auf die Usambara Berge. Eine Region, in der früher die (deutschen) Farmer aus der trockenen Ebene vor Dar es Salaam Wochenendderholung fanden.
Marktgeschehen auf der Fahrt nach Marangu:
Das Marangu-Tor: Der Zugang zur Marangu-Route und den Nationalpark am Kilimandscharo.
Von Momo (ca. 400 Hm) ging es aufwärts Richtung Lushoto (ca. 1400 Hm). Wo waren wir hier gelandet? Oberallgäu mit Palmen? Tessin? Eine gut geteerte Straße führte bergan. Die ersten felsigen Hänge und Wasserfälle waren sichtbar. Wir fühlten uns in einer anderen Welt, europäischer als wir es dachten. Irgendwie voralpin durch die Geländestruktur. Schon tönte Hans: "Das ist die beste Straße, die wir bisher in Tansania gefahren sind!" Ja, das ist unsere Welt: kühler, eine frische Windbrise, tolle Ausblicke, Berghänge und wenig Verkehr.
Ich hatte uns einen Campingplatz auf der Irente Farm ausgesucht, die ca. 5 km von dem kleinen Fremdenverkehrsörtchen Lushoto entfernt liegt. Leider war nicht die ganze Strecke geteert und meine Hände wurden wieder etwas feucht. Aber das Sträßchen hatte einen guten, steinigen Unterbau und ließ sich fahren. Vom Campingplatz wurden wir auch nicht enttäuscht. Die Zufahrt war sehr holprig, dafür gab es einen gut gemähten, grasigen Untergrund zum Stehen. Und die Aussicht war schön. Speziell von der Terrasse des farmeigenen Restaurants.
Am ersten Abend ließen wir uns von der Restaurantküche mit farmeigenen Produkten verwöhnen. Es hat geschmeckt wie bei Muttern zu Hause.
Manche Kinder freuen sich und rufen Hallo, andere sind überrascht:
Weitere Eindrücke auf der Anfahrt und ein Bild unseres Stellplatzes:
Am Abend haben wir noch einen kleinen Gang zum nahen Irente Cliff gemacht. Man sieht, es gibt genügend Futter für die Wanderfreudigen:
Und es gibt in diesem Biosphären-Reservat sogar Chamäleons:
Sonntag, 13. Januar 2013:
Wir wandern morgens nach Leshuto. Dort ist Markt und welche Frau möchte sich das nicht gerne ansehen? Neben dem örtlichen Gemüseangebot gibt es auch Gassen mit vielen Schneidern. Bunte Tücher warten darauf verarbeitet zu werden. Und ganze Berge von Second-Hand Schuhen und Kleidung suchen ihre Käufer. Ich habe das Gefühl, dass hier viele ausgetragene Schuhe von Europäern liegen.
Danach gibt es auf der Irente Farm einen Käseteller mit selbst gebackenem Brot und Käse aus eigener Verarbeitung:
14. Januar 2019
Start frühmorgens. Es geht auf eine 10 km-Rundtour entlang diverser Aussichtspunkte in die Ebene. Es hat sich gelohnt, früher aufzustehen und noch viel Schatten auf unserem Weg zu haben. Die tansanische Welt ist zwar schon aufgestanden. Die Schulkinder sind auf dem Weg und begleiten uns ein Stück. Wir kommen an der Schule vorbei. Dort haben manche Schüler Kehrdienst. Mit Ästen wird die Straße und die Zuwegung gefegt.
Unten Bilder von Schulkindern in dieser Region, die an zwei Tagen entstanden sind. Je nach Ort ist der islamische Anteil der Schüler größer, was man unschwer an den weißen Kopftüchern der Mädchen erkennen kann. Wie schon erwähnt, hat Tansania einen islamischen Bevölkerungsanteil von 35 %. Auf der zu Tansania gehörenden Insel Sansibar sind es gar 95 %, was auf die frühere
Besetzung durch die Araber zurückzuführen ist.
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Tolle Ausblicke auf unserer Wanderung entlang des Steilabfalls der Usambara Berge:
Auf der Irente Farm wird Brot gebacken. Hans gelingt es, zwei der frischgebackenen Köstlichkeiten zu erwerben. Nun haben wir für die nächsten Tage keine Sorgen mehr bezüglich des Brotkaufs:
15. Januar 2019
Wir fahren Richtung Dar es Salaam an der Küste Tanzanias und wollen unser Auto auf dem Campingplatz "Kipepeo" südlich von Dar, wie es abgekürzt heißt, stehen lassen, um ein paar Tage auf der Insel Sansibar zu verbringen.
Eine Fahrt hinunter in die Tiefebene mit schönen Ausblicken steht uns bevor. Kurz nach 7 Uhr geht es schon auf die Reise. Dass wir erst 12 Stunden später nach ca. 350 Kilometern Fahrt wieder aussteigen würden, hatten wir uns auch nicht träumen lassen. Uns war klar, dass diese Etappe viel Stress mit sich bringen würde. Mehr Hitze und der dichte Verkehr um Dar es Salaam würden dazu beitragen. Noch am Vorabend sondierten wir im Internet nach Alternativen wie z. B. ein Flug von Arusha nach Sansibar. Doch die Entscheidung fiel dann doch für die Abreise Richtung Küste des Indischen Ozeans.
Stressfördernd war dann ein wiederholter Kontakt mit der Polizei. Wir hatten eine ausgedehnte Mittagspause gemacht und danach übernahm ich das Fahren. Kurze Zeit später wurde ich nach einer 50 km-Zone gestoppt. Uns wurde ein Bild unseres Fahrzeuges gezeigt, auf dem der Wagen mit 62 km/h Geschwindigkeit angegeben war. Wir deuteten das Bild so, dass ich zu schnell gewesen war und stritten nun um tatsächlich nicht vorhanden gewesene 50 km/h-Schilder nach dem Fahrerwechsel. Das Ganze mündete dann darin, dass ein Gehrock-gekleideter höherrangiger Polizist mit Schlagstock in unser Auto stieg und wir dann nochmals die Schildersituation vor Ort begutachteten. Letztendlich stellte sich heraus, dass nicht ich sondern Hans zu schnell gewesen war und das - 2 Stunden früher und 7 km zurückversetzt!
Oh heilige Polizei! Leider konnten wir die Nachfrage unseres Gehrock-Bekleideten nach Zigaretten nicht zufriedenstellen (Grins, Polizei ist nicht korrupt?!?). Wir wiesen unseren Polizeivertreter im Auto darauf hin, dass es nicht fair sei, eine Aufnahme von hinten unmittelbar vor Ende der 50 km-Zone anzufertigen, da man ja üblicherweise schon etwas beschleunigt. Gerede hin und her. Es endete mit einer im Auto ausgesprochenen Verwarnung (juhu - bis jetzt schon 90.000 TSh gesparrt, macht schlappe 36 Euro oder 2 Campingnächte oder zweimal essen gehen....).
Laut werden, Krach schlagen, den Vorgesetzten anfordern - es lohnt sich also, da die Spitzbuben immer halblegale Spielchen treiben. Teilweise wurde es mir aber bei unserer Vorgehensweise schon etwas mulmig, da Hans wirklich im Bundeswehrjargon losgelegt hatte. Man könnte ja vielleicht auch auf die Idee kommen, noch eine Strafe für Beleidigung draufzulegen, wenn man sich als "Nichtsnutz und Gauner" tituliert fühlt....
Sumasumarum ist seine Vorgehensweise auf jedenfall in der monetären Auswirkung rekordverdächtig.
Bilder aus der Fahrt aus den Usambara Bergen:
15. Januar 2019
Wir fahren also in der Tiefebene Richtung Dar es Salaam und erfahren wieder einmal die schwüle Hitze des Tieflandes. Yucca-Plantagen sind rechts und links zu sehen. Die Pflanzenfasern verwendet
man als Sisal zur Seilproduktion.
Es ist schon nachmittags, als wir auf die stark befahrene T1-Verkehrsader stoßen. Hier kommt wieder viel LKW-Verkehr in Richtung Küstenhafen Dar es Salaam. Wir müssen noch dringend einkaufen und es ist schwer geeignete Geschäfte zu finden. Obst holen wir immer von Straßenständen. Hier haben wir kein Problem, Ananas und Mangos zu erwerben. Aber wir brauchen noch Wasser. Dann endlich gelingt es uns einen Händler zu finden, der uns die 7-l-Wasserbehälter verkauft. Und er war so nett, uns gleich noch gekühlte Flaschen hinzuzugeben. Wahrscheinlich sahen wir mit unseren hochroten schwitzenden Köpfen etwas erbarmenswürdig aus.
Von nun an ging es nur noch im 20 km/h Tempo die letzten 20 Kilometer nach Dar es Salaam. Es erforderte viel Geduld - ich mag große Städte nicht. Sie bringen nur Stress. Wir biegen so früh wie möglich vor dem Stadtzentrum ab und fahren Richtung Nyerere Brücke, damit wir den Campingplatz auf der anderen Flußseite erreichen. Es geht zwar nun zügiger voran, aber wir befinden uns immer noch in der Stadt. Kein Entkommen. Mittlerweile war es schon 18:00 Uhr und die Sonne wollte uns verlassen. Dann wieder Suchen nach der Campingplatz-Zufahrt. Um 18:30 passierten wir das Tor des Kipepeo-Campingplatzes bei den letzten Sonnenstrahlen und beginnender Mückenaktivität. Wir waren geschafft und eilten flugs zum Restaurant. Jetzt etwas Nettes zum Essen. Bei Pizza und Salat fanden wir eine ordentliche Ersatzbefriedigung.
Hier ist es heiß und man muss als Moped-Taxi vorsorgen:
Strandleben:
Reisen bringen die Bekanntschaft von besonderen Menschen. So trafen wir Hervé aus der Nähe von Paris, im wahrsten Sinne ein Weltreisender auf dem Fahrrad. Viele tolle Touren hatte er schon alleine bewältigt: Island, Südamerika, Kanada und natürlich Touren in Europa und seinem Heimatland Frankreich. Sein nächstes Ziel im Mai 2019 ist die Westküste der USA. Und momentan ist er auf der Strecke Nairobi-Kapstadt unterwegs. Als Gymnasial-Sportlehrer, der 18 Jahre auf der Insel Martinique gearbeitet hat, und als erfolgreicher Basketballtrainer bringt er die nötigen physischen Voraussetzungen und mentalen Grundbedingungen mit. Denn er fährt recht flott - und das jeden Tag. Außerdem ist er ein Minimalist, ein Meister der Genügsamkeit: Haus (MSR-1-Mann-Zelt), Küche (Kocher) und ein wenig Kleidung. All das passt in zwei Ortlieb-Radtaschen plus Kartentasche am Lenker. Toll. Ich komme mir mit meiner doch umfangreicheren Kleidertasche etwas zivilisationsgestört vor.
Hervé entscheidet sich zu täglichen Touren in den Norden und Süden von Dar es Salaam und kommt abends immer wieder zum Campingplatz zurück. Und so finden wir Zeit zu intensiveren Gesprächen und entdecken, dass es viele Übereinstimmungen in unseren Ansichten gibt. Es treffen sich drei Reisende, die sich zuallererst als Europäer fühlen und somit gemeinsam denken. Das ist gerade bei einem Franzosen nicht alltäglich. Hervé erzählt uns in seinem lustigen Mix von Französisch und etwas Englisch, wie er auch ohne umfangreiche Englischkenntnisse in Afrika zurechtkommt und zu welchen drolligen Erlebnissen das führen kann. Herzlich verabschieden wir uns nach zwei Tagen voneinander!
Beim Planen und Bilder-Anschauen:
Die Vorbereitungen zur Sansibar-Reise und die Erlebnisse auf der Insel stehen dann unter dem Menüpunkt "Sansibar 2019"...