Die letzten Tage in GraaFF Reinet

 

Graaff Reinet hat ein industrielles Unternehmen - die MONTEGO Tierfutterfabrik. Die Besitzerfamilie Van Jaarsveld ist im Ort aktiv und engagiert sich vielfältig. Im Besitz der Familie befinden sich auch eine Reihe von Oldtimern, die in einer Ausstellung präsentiert werden. Zusätzlich hat man ein weiteres Museumsgelände eröffnet, das "Village", wo neben Restaurant und historischem Laden noch weitere Sammlerobjekte stehen. Hans liebte es, Zeit in beiden Ausstellungen zu verbringen.

 

Danke Dir, Lee!

 

20. Mai 2019

 

Thank you, Lee!

 

 

Es hat sich ein Ritual entwickelt. Jeden Tag sind wir ins Assembly Church Café gegangen und Lee hat uns dort einen köstlichen Cappuccino gemacht. Lee ist die zentrale Figur in diesem sozialen Treffpunkt. Dank ihrer Herzlichkeit und dem warmen Empfang, den sie uns bereitete, waren wir treue Cafébesucher. Sie hat einen Bücherverkauf eingerichtet, den sie nebenbei betreibt. Aber es ist hauptsächlich die persönliche Ansprache bei einem guten Café, die den Zulauf dieser kirchlichen Einrichtung ausmachen. Sonntags muss es wild zugehen, wenn Dutzende von Kirchenbesuchern den Raum stürmen, um ihren Kaffee und ein Stück Brownie zu ergattern. Da hat Lee jede Menge zu tun. Jeder liebt die gute Seele des Hauses, die auch immer ein offenes Ohr für die Besucher hat. Dank Dir Lee für die schöne Zeit an diesem Ort!

 

Hier auch in Englisch:
Everyday we went to the Assembly Church Café to enjoy the magnificent cappuccino of Lee. It became a joyful habit. Lee (see her on the photo) is the central person in this social meeting point of the Assembly Church Graaff Reinet. Thanks to her we got a very warm welcome and we enjoyed her cordiality. So we became her trusty guests. In this café Lee has also a book corner where you can buy cute gifts and religious books. But I think it is the nice chat and the delicious coffee which attracts the citizens of Graaff Reinet. Sunday is the "crazy day". After the services a lot of church members look for their coffee and their piece of brownie and Lee has lots to do. Everyone loves "the good soul of the house" who always has a sympathetic ear for the visitors. Thanks to Lee for the wonderful time with you!

 

22. Mai 2019

 

Nun sind wir schon zehn Tage hier. Immer wieder haben wir den Aufenthalt verlängert, weil die Bedingungen optimal sind.

 

Ja, so langsam kennen wir uns wirklich in Graaff Reinet aus. Gestern sind wir auf Ratschlag von Lee zu einem örtlichen Metzger gegangen. "Meats" - ein althergebrachter Metzgerladen. Da geht der Chef sogar selbst noch zum Jagen. Die Qualität ist 1 A. Hans hat eine Kudu-Lende gekauft. Das Kilogramm für etwa 8 Euro. Heute hat er daraus runde Lendenmedaillons gebraten. Das Antilopenfleisch ist ein Gedicht! Noch nie hatte ich solch ein zartes Fleisch genießen dürfen. Und das Schöne ist - es geht auch in der Schale unseres Primus-Trekkingkochers. Also ohne großen Aufwand.

 

Tschüss Graaff Reinet - auf nach Port Elizabeth

 

Das letzte Jogging im Camdeboo-Nationalpark und ein letzter Kaffee-Besuch bei Lee. Dann starten wir nach Port Elizabeth. Unten sind die besten Tierbilder aus unseren Nationalpark-Besuchen bei Graaff Reinet.

 

Die Kudu-Antilopen sonnen sich am Berghang. Es ist früh am Morgen und noch kalt.

Der Schildkröte sind wir zweimal begegnet. Es war das größte Exemplar, dass wir in den ganzen neun Monaten gesehen haben. 

Die Bergzebras sind im Bestand gefährdet. Man erkennt sie am weißen Bauch und dem braun umrandeten Maul.

Endlich bekomme ich mal ein junges Bergzebra vor die Kamera.
Das Gnu hat ein prächtiges Gehörn. Sieht man in dieser Form selten.
Eland-Antilopen sind die größte Antilopenart und können mächtige Sprünge vollführen, obwohl sie eher behäbig und kuhförmig aussehen.

 

Tschüss Hans, tschüss Petra! Ihr wart lange auf dem Jesa Campingplatz. Habe Eure Streicheleinheiten genossen. Noch mehr aber die Hähnchenabfälle und das gute Brot...

Kopfkino in Port Elizabeth

 

Ein erfüllender aber auch ein zugleich trauriger Moment: Ich habe Telefonkontakt mit meiner an Brustkrebs erkrankten Freundin Birgit. Viereinhalb Jahre trotzt sie nun dem Gesundheitsfeind Krebs. Aber derzeit geht es ihr leider schlechter. Zwar blitzt immer noch ihre Frohnatur durch, wenn ich sie am Telefon höre. Aber ich vernehme auch die ernsten Untertöne. Sie will mich darauf vorbereiten, dass sie nicht mehr diejenige Person ist, der ich vor gut acht Monaten in Braunschweig Tschüss gesagt habe. Das tut weh. Wie kann ich sie aufmuntern?
Ich habe den Kontakt in den letzten Monaten mit ihr vermieden, denn ich dachte, es hilft ihr nichts, beruhigende Worte übers Telefonkabel zu vermitteln. Da waren die Hilfeangebote der anderen Freundinnen in Deutschland weitaus konkreter. Und ich sitze in Afrika, bin hilflos und kann sie nicht unterstützen. Ein schlechtes Gewissen plagte mich. Dann war es aber doch so, dass meine "Telefonworte" von Birgit gerne vernommen wurden. Ganz anders wie in meinen vorweggenommenen Vorstellungen. Und es ging mir plötzlich etwas besser...

 

Birgit will mir nicht aus dem Kopf gehen. Wie kann ich ihr vermitteln, dass ich auch aus der Ferne an sie denke und ihr nur das Beste für ihre Gesundheit wünsche?
Ich entwickle die Idee, mir fremde Menschen in der Innenstadt von Port Elizabeth anzusprechen, die ernste Gesundheitssituation meiner Freundin kurz zu erläutern und sie um eine Botschaft für Birgit zu bitten. Und fast jeder, den ich anspreche, macht mit! Ich freue mich über diese Menschen aus einer anderen Kultur, die so gut mit mir fühlen können und dies auch ausdrücken.

 

Die erste Dame auf dem Rathausplatz streckt ihre Hände in geöffneter Pose aus. Birgit, Du kannst die Last tragen! 

Die Schülergruppe reckt die Daumen in die Höhe und wählt einen Sprecher, der eine Videobotschaft vermittelt.

Die Jungs auf der Skaterbahn sind zuerst etwas irritiert. Aber dann stellen sie sich gerne in "Pose", ganz nach dem Motto: Birgit, lets's have fun!

Die Arbeiter auf dem Gerüst halten in ihrer Arbeit inne und recken den Daumen hoch. Sie finden es toll, angesprochen zu werden.

 

Und die deutsche Reaktion auf die Handybilder: "Petra, Du hast heute den Tag gerettet...."

 

Abschied aus Port Elizabeth

 

Arbeitsreiche Tage auf dem Campingplatz Pine Lodge Resort in Port Elizabeth. Der Landy wird innen und außen blitzeblank geputzt. Was soll in den verschlossenen Transportsack? Was geht ins Fluggepäck? Gott sei Dank hat Hans den Wagen unten mehrfach mit dem Hochdruckschlauch bearbeitet. Es hing eine Menge Sand und Dreck von den Pistenfahrten an verschiedenen Fahrzeugteilen. Mit unserem blitzenden Landy kommen wir dann zur Fahrzeugabnahme beim Spediteur. Etwas spöttisch wurden wir von den anderen Deutschen belächelt: Wem gehört der neue Landrover da draußen? Hätten wir gewusst, dass nur die Papiere geprüft werden, dann hätten wir es mit dem Putzen nicht so haargenau genommen. Alles ging in gewohnt afrikanisch-lässiger Grundhaltung über die Bühne. Und dass wir fast eine halbe Stunde auf die beiden Zollbeamtinnen warten mussten, bis sie den Standort des Spediteurs fanden, war den beiden Damen keine Entschuldigung wert. Nun  gut, wir haben schon Vorarbeit für's Einmotten des Fahrzeugs in Deutschland geleistet.

Der letzte Tag des Landy bricht an. Wie wir hören, dauert es noch ein wenig mit der Ankunft des Schiffs. Aber die Fahrzeuge sollen schon einmal in den abgesicherten Hafenbereich und auf die Ankunft des Schiffs warten. Mit uns sind noch zwei deutsche Wohnmobile zur Überfahrt angemeldet. Unten seht ihr das Abschiedsbild. Abschied haben wir im wahrsten Sinne des Wortes von vielen Reisebegleitern in unserem Landrover genommen. Als wir das Fahrzeug in Bremerhaven abholten, war die heilige Ordnung im Innenbereich komplett zerstört. Alles durcheinander geworfen, Gepäcksack aufgeschlitzt, Kisten im unteren Bereich herausgeholt und in anderer Reihenfolge wieder hineingestopft: Unser Fahrzeug ist ausgeraubt worden. Raub ist nicht so ganz das richtige Wort. Diebstahl ist besser. Denn es sind keine Beschädigungen durch einen Aufbruch erkennbar. Das Fahrzeug scheint also mit dem abgegebenen Schlüssel aufgemacht worden sein und dann wurden Gegenstände im Wert von ca. 3.000 € mal eben zum Wohle der Entwicklungshilfe Südafrikas entfernt. Wo? Vermutlich auf dem gesicherten Hafengelände in Port Elizabeth, denn nur dort war viel Freiraum um das Auto vorhanden gewesen, um Türen so weit zu öffnen, dass eine Herausnahme der Transportkisten möglich war. Good bye Africa!