Wir hatten in Swakopmund schon die letzten (Souvenir-) Einkäufe getätigt, so dass wir in Windhoek nicht gezwungen waren, noch Erledigungen in der Stadt zu machen. Für uns war der Aufenthalt in Windhoek Trappies und Winnie gewidmet, denen wir noch Tschüss sagen wollten. Dabei war aber unser Ansinnen Trappies nicht noch Arbeit aufzubürden, da wir ihre Kochkünste und ihre Neigung Gäste gut zu bewirten, kannten. So kamen es zu einem WhatsApp-Wechsel, der dann von Trappies taktisch klug mit "ich habe einen großen Topf Gemüsesuppe gekocht - wollt Ihr dabei helfen, den Topf zu leeren?" beendet wurde. Wir nahmen an.
Den ganzen Mittwoch, 4.08., trödelten wir auf dem Campingplatz herum. Der Eine vergnügte sich mit Lesen, die Andere mit Malen und Geschenke herstellen. Wir fuhren rechtzeitig los. Aber das wichtigste Werkzeug befand sich im zusammengeklappten Dachzelt - unser Handy. Mir schwante Übles. Schnell noch im Gedächtnis gekramt und die ungefähre Adresse von Winnie mir merkend fuhren wir los. Wir kennen uns ja jetzt schon etwas in Windhoek aus. Also Richtung Heinitzburg, den Luxushügel hinauf und dann in die Kasteel Straat einbiegen. Ich war sicher, wir würden das Eckhaus von Winnie und Trappies sofort erkennen. Eine halbe Stunde hatten wir ja auch noch Zeit. Was aber dann folgte, war eine Schmach. Zweimal kurvten wir in der Ecke Kasteel Straat / Sanderburgstraße herum. Nach der zweiten Runde hielt Hans entnervt an und ich stand auf den Reifen und kurbelte das Dachzelt ein wenig hinauf, um unser "Goldstück", wie es von Hans eher spöttisch benannt wurde, herauszufingern. Dann folgte ein noch auf dem Dach herumturnen und die Klemmen schließen, denn die Leiter hatten wir zurückgelassen. Aha, ja, Sanderburgstraße 30. Mit der Hausnummer konnten wir dann mehr anfangen, kurvten dann aber noch ein letztes drittes Mal in die Irre, bis ich meinen Blick mal etwas mehr weiten ließ und auf ein Eckanwesen deutete. Ja, da sah man auch den weißen Landrover Defender von Winnie. Punkt 18:00 Uhr. Endlich gelandet.
Trappies berichtete später, dass sie uns mit Verwunderung verfolgte, als wir dreimal am Haus vorbeituckerten. Zwar etwas zu früh - aber das hätte nichts
ausgemacht.
Übrigens - die Gemüsesuppe war total lecker mit warmen Ciabattabrötchen und danach (wie kann es anders bei Trappies sein) zur Abrundung ein exotischer Obstsalat.
Danke Euch Beiden für die schönen Stunden in Eurem Zuhause. Wir freuen uns, wenn wir Euch in Goslar einmal zu einer Wanderung einladen dürfen!
Bild mit Hans als Hundefreund auf dem Campingplatz Elisenheim. Logisch - Luna und Molly bekamen ja immer feine Häppchen von Hans ab und hatten daher alle Geduld der Welt, um eine weitere Gabe abzuwarten.
Freudig wurden wir von Molly und Luna auf der Elisenheim Guest Farm begrüßt. Gleich fiel uns Lunas lange Narbe auf. Auf Nachfrage wurde uns erklärt, dass Luna wohl mal wieder auf "Baboon"-Jagd, also Pavianjagd, gewesen sei. Die Affen mit ihrem kräftigen Kiefer und langen Zähnen sind Hunden weitaus überlegen und ein Pavianexemplar hat auch nicht lange gefackelt und Luna übel zugerichtet. Gott sei Dank nicht lebensgefährlich und die Wunde ist absolut gut verheilt. Hoffen wir nur, dass Luna dabei auch ihren Teil gelernt hat...
Beim heutigen Joggen hat mich ein Alpha-Pavian-Männchen auf einem Felsen gewarnt. Der laute Ruf halte an der Bergwand wieder und ging mir durch Mark und Bein. Ich musste unwillkürlich an Luna denken.
Ich komme sogar zum Malen auf der Elisenheim Guest Farm und starte Versuche mich selbst auf Steine zu pinseln (von einem Bewerbungsbild) ...
Auch kleine Geschenke und Mitbringsel werden fertig fabriziert. Die kann ich jetzt aber nicht uploaden, denn sonst ist ja die Überraschung vorbei.
Häppchenweise geht es nun an die Grenze bei Ariamsvlei. Am ersten Abend übernachten wir frei in der Nähe von Mariental. Gott sei Dank hörte der LKW-Verkehr irgendwann in der Nacht auf und Ruhe kehrte ein.
Die Weiterfahrt auf der B1 Richtung Süden mutet etwas öde an. Daher liegt einer meist hinten auf dem Bett und lässt es sich gut gehen, während der Andere am Steuer
die Kilometer abspult (in Deutschland eher undenkbar...). Oft geht es über 10 Kilometer schnurgeradeaus und die Landschaft links und rechts ist eintönig. Wie freue ich mich, als am 2. Tag die
Karasberge an der Strecke erscheinen und das Landschaftsbild interessanter gestalten (s, Bild).
Wir finden einen netten Campingplatz bei Grünau , ca, 160 km vor der namibischen Grenze und können uns in Ruhe auf den nächsten Tag vorbereiten. Ein bisschen mulmig ist es mir schon - wird an der
Grenze alles gutgehen? Es gibt nunmal Umstände, die man nicht besonders beeinflussen kann und dazu gehört die Gemütsverfassung eines Grenzbeamten...
Unweit von der Grenze bei Ariamsvlei haben wir hinter Büschen einen Wildcamping-Standort gefunden. Wir bekommen den Lärm an einer Erzabfüllanlage mit. Auf Zugloren wurde aus Südafrika Erz oder Mineralien angefahren, die für den Weitertransport auf große Lastzüge, eigentlich mehr LKW-Trains von über 20 Metern, umgeladen werden. Dabei führt doch die Bahnlinie weiter ins namibische Landesinnere. Unglaublich!
Wir hoffen, dass die Betriebsamkeit irgendwann in der Nacht endet. Pustekuchen - der Rubel bzw. namibische Dollar muss rollen und damit auch die Lastzüge. Die Nacht war unruhig und kurz.
Das nun kommende Grenzprozedere ist nicht bebildert. Hatte keine Lust auf (zusätzlichen) Ärger an der Grenze. Unsere Strategie war, so früh wie möglich die
namibische Grenze zu passieren. Wir hatten die Hoffnung, dass zu nachtschlafender Zeit kein Grenzbeamter Lust hat, ein Auto zu inspizieren. Alles, was Stein oder Mineralien heißt, war von mir aus
dem Dachzelt entfernt worden. Auch da wollte ich keinen nächtlichen Dachaufbau.
Mulmig wurde uns, als wir an der Grenze die hell erleuchtete Halle mit der Röntgenanlage erblickten - ein Feindbild. Gegen 5:30 Uhr stellten wir uns bei
den namibischen Einwanderungsbehörden ein. Es war noch stockdunkel und keiner war im Büro. Dann endlich - eine Toilettenspülung wurde betätigt und eine voluminöse Dame schlurfte
nachtwandlerisch daher. Wir bissen uns auf die Zunge. Nur jetzt kein falsches Wort. Nach dem Ausstempeln unserer Pässe fragte ich zaghaft, zu welcher nächsten Station wir nun zu gehen hätten.
"You can drive through!" - also so viel wie "Sie können passieren"! Ein weiterer Stein plumpste - diesmal von meinem Herzen. Erste Station geschafft...
Dann im Bummeltempo zur 17 km entfernten südafrikanischen Grenzkontrolle. Wir wollten um 6:00 Uhr da sein, um gleich einen Covid-Schnelltest machen zu lassen. Lt. Aussagen einer Hotelangestellten aus Grünau macht das Labor an der Grenze um 6:00 Uhr auf. Nein - wieder eine vollmundige Aussage, die nicht stimmte. 8:00 Uhr meinte der Herr der Einwanderungsbehörde, der überhaupt nicht erbaut war, dass zwei vielleicht Corona-verseuchte Europäer seinen Schalterraum betraten. Man wurde rauskomplimentiert. Erst mal zu den Gesundheitsbehörden bzw. zum Test.
Also Füße hochlegen im Auto und lesen. Halb acht stellten wir uns langsam beim windumtosten Laborzaun auf. Dann dauerte es noch eine ganze Stunde, bis der Wagen des Labors um die Ecke bog. Vermutlich wieder eine falsche Auskunft. Himmel. Dann ging alles schnell. Binnen 30 Minuten hatten wir alle Formalitäten erledigt. Zum Schluss sollte noch die Inspektion eines Grenzpolizisten kommen. Der junge Polizist schaute kurz in den Wagen und stellte dann fest, dass Lissy eine Art Wohnmobil sei. Daraufhin folgte ein netter, wenn auch 15-minütiger Austausch über Auto, Coronatests und Impfungen und über viele abstruse Internetmeinungen zum Thema Corona. Aber Hauptsache es lenkte von Lissys Bauch ab. Und so gegen 9:30 Uhr ging es dann auf die lange Tour von ca. 600 km längs durch die Karoo, eine große Inlandsebene mit karger Vegetation in Südafrika.
Wir haben Graaff Reinet in der Karoo, unser Tagesziel erreicht.
Viele gute Erinnerungen verbinden uns mit dem Ort. Für den nächsten Morgen ist eine Joggingrunde im Cambdeboo National Park geplant.
Der Damm bei Graaff Reinet - ein Winterbild. Und es ist richtig kalt. Maximal 3 Grad zeigt das Thermometer an.
Aus der Hüfte geschossen beim Jogging:
Der Tag des Abschieds von Lissy rückt unaufhaltsam näher. Noch sind wir im Camping-Modus und haben uns direkt am Meer auf der Pine Lodge eingemietet. Auf
gepflastertem Untergrund können wir gut packen, den Wagen ein letztes Mal säubern und Vorbereitungen für die Abreise treffen. Wir haben ein Auge auf den Wetterbericht geworfen. Ein Sonnentag ist
uns gegönnt, bevor es dann zwei Tage mit Regen geben wird. Das stimmt uns nachdenklich. Wie können wir die Abreisevorbereitungen treffen, ohne dass das Dachzelt bzw. das Wageninnere völlig
durchnässt wird?
Wir beschließen, den Aufenthalt in einer festen Unterkunft, dem Treetops Guesthouse beim Flugplatz, vorzuziehen, um der Nässe und der Kälte zu entfliehen. Es war
ein weiser Entschluss. Am Mittwoch noch ein super Trailrunning an der Küste und dann nachmittags Wäsche waschen, packen und Wagen vorbereiten. Gegen 4 Uhr am nächsten Morgen wurde der Wind
stürmisch und dann kam der Regen herangepeitscht. Schade, ein bisschen zu früh. Wir konnten nicht verhindern, dass Nässe in das Dachzelt kam.
Im Regen wurde schnell abgebaut und dann hatten wir auch schon einen Zolltermin bei unserem Logistik-Dienstleister BLS Portco. Dort saßen wir dann mehr wie eine Stunde, unterhielten uns mit unserem Ansprechpartner Charles und die Damen vom Zoll kamen nicht. Auf Nachfrage erfuhr man dann 1,5 Stunden später, dass die Zollbeamten bei einem Lagerhaus auf uns warteten, da man einfach der Meinung war, dass der Wagen schon im Storage eingestellt sei. Und damit war dann auch die Möglichkeit der persönlichen Vorstellung unserer Lissy für diese Woche erledigt. Autsch- das tat weh. Denn die Folge des verpatzten Termins bedeutete, dass wir unser Carnet de Passage, eine Art Auto-Reisepass nicht mit uns nach Deutschland mitnehmen konnten. Denn der Zoll musste das Auto noch abnehmen, d.h. Fahrgestell- oder Motornummer mit den Carnet-Angaben abgleichen und abstempeln. Und so was dauert mal gut und gerne "zwei Tage". Nächster Vorstellungstermin sei am kommenden Montag. Mist. Weitere Konsequenz: Das Carnet muss uns mit besonderem Kurier in Deutschland zugestellt werden. Und das kostet. Doppelter Mist. Damit erhöhte sich für uns die Spediteurs-Rechnung um 100 saftige Euronen und wir konnten noch nicht mal was dafür. Wieder autsch!
Wenigstens ein Highlight des Tages gab es: Charles von BLS Portco fragte verwundert, weswegen wir auf das teure Covid-Testangebot von Nurse2U zugreifen möchten und verwies uns an das Ampath-Labor. Dort bekamen wir zwar keinen Schnelltest abgenommen, der preislich einfach attraktiver ist. Dafür war aber der PCR-Test in der Preislage von einem Antigen-Schnelltest bei Nurse2U. Also haben wir da zugeschlagen.
Nur - so einfach ist das dann auch wieder nicht gewesen. Die Drive-In Möglichkeit beim Schwimmbad war um 14:00 Uhr nicht mehr besetzt. Also direkt zum Labor in der
Pickering Street fahren. Dort waren umfangreiche Papiere auszufüllen. Um dann für Deutschland noch etwas Zeitpuffer hereinzuholen (Test darf max 72 Stunden alt sein bei Einreise), sind wir
nochmals in ein Einkaufszentrum getuckert und haben uns um 16:00 Uhr wieder bei Ampath eingestellt.
Heute läuft ja alles digital. Man würde eine SMS auf das Handy bekommen und könnte dann mit Hilfe dieser PIN und den Passdaten am nächsten Vormittag gegen 10 Uhr
auf das Ergebnis zugreifen. Wer sich dann aber die Augen wund geschaut hat, war die Handybesitzerin Petra, die viertelstündlich ihr elektronisches Gerät checkte. Nix. Keine Nachricht. Um 12:00
UIhr des Folgetages war die Geduld am Ende. Anruf beim Labor. Gott sei Dank diesmal kein Call-Center, sondern eine kompetente Dame, die das schon längst erstellte Testat dann per Mail zukommen
ließ. Stoßgebet nach oben. Jetzt nur noch die elektronische Einreiseanmeldung für Deutschland fertig machen, die Gott sei Dank hochladbar war. Fühlte mich als schwarzes Schaf, als die
Quarantäneanordnung für Deutschland in einem roten Block markiert angezeigt wurde. Ja, ja, ich weiß schon - ich komme aus einem Hochrisikoland. Aber Deutschland ist jetzt auch eines - siehe
Delta-Virus-Infektionen!
Bilder von unserem Trailrunning an der Küste um Cape Recife:
Ja, und das war dann der letzte Bilderbogen, der 8,5 Monate oder anders gesagt 254 Tage in Südafrika und Namibia abschließt.
Wir werden noch oft an die spannenden Tierbegegnungen, an die erfahrungsreichen Bekanntschaften mit Outdoor-Sinnesgenossen und an stille, sternenfunkelnde Afrikanächte zurückdenken - die nun
anstehende Quarantänezeit wird uns dazu dienen, die Erfahrungsfülle zu verarbeiten und sich wieder ins geregelte deutsche Leben einzugliedern.
Was bleiben wird, ist unsere Liebe zu einem Leben im Freien und auch in Abgeschiedenheit, verbunden mit tiefem Naturgenuss.
Wir erkennen das besondere Glück, dass uns auf der Reise von 30.000 Kilometern beschieden war. Sowohl hinsichtlich unserer Gesundheit wie auch hinsichtlich der Technik. Wieder einmal hat sich
bewährt, dass ein gut vorbereitetes Reisemobil und ständige Wartung durch Hans Pannen vermeiden.
Dennoch gab es eine immerwährende Auseinandersetzung mit persönlichem Gesundheitsstatus, der Bewältigung von Krankheitsfolgen und dem Erkennen von Altersproblemchen. Das intensive
Reiseerleben konnte viele dieser Aspekte unter einem Deckmäntelchen halten. Gelernt haben wir, diese uns geschenkten guten acht Monate unseres Lebens sehr bewusst zu erleben und zu
genießen.
Allen diejenigen, die uns bei unserer Reise in Gedanken und Worten begleitet haben und mich motiviert haben weiterzuschreiben - sei es mein Bruder Georg oder Wolfram, Freundin Gaby, Bettina aus Wolfenbüttel oder Gabi vom Hardt - ganz lieben Dank! Ich freue mich auf baldigen Austausch von Bildern und Erzählungen!
Auch denjenigen, die den Kontakt mit mir über die lange Zeit aufrecht erhielten und mich gefühlt Deutschland nahe sein ließen, bin ich mit Dankbarkeit verbunden. Allen voran meine treue Freundin Gaby, die viele liebe Mails nach Afrika schickte, Marliese aus Hahndorf, der ich sehr viel verdanke, Kollegin Bettina aus Hornburg und Wolfgang aus Göttingen, die mir meinen ehemaligen Arbeitsort noch nahe sein ließen und viele Andere! Aus der Entfernung wird einem die innige Verbundenheit viel bewusster.
Eure Petra
& Hans
& Lissy