Unsere Besuchererlaubnis für Namibia läuft am 14. Juni ab. Also ist es an der Zeit, neue Überlegungen anzustellen für die Weiterreise. Eigentlich ist nach dieser Zeit ein Zweitaufenthalt in Südafrika geplant. Lt. Recherchen ist das aber nicht so einfach, wie wir uns das vorstellen und wie das 2019 noch anstandslos funktionierte. Schon bei unserer Ausreise im März mit Zwischenintermezzo "PCR-Test" an der namibischen Grenze gab es bei der Rückkehr nach Südafrika und Wartezeit auf das Testergebnis nur noch 7 Tage. Denn wir waren ja bei unserem Besuch am namibischen Grenzposten offiziell aus Südafrika ausgereist. Keine Gnade mehr - die Dame vom Immigration Service kennt offensichtlich nur zwei Dinge: Entweder gibt es drei Monate oder eben 7 Tage. Dazwischen ist nix.
Nach zwei Tagen Rennerei und Telefoniererei in Windhoek wissen wir es: Südafrika ist gnadenlos und hat offensichtlich kein Interesse an Touristen-Finanzspritzen. Wir müssen davon ausgehen, dass wir an der Grenze zu Südafrika nur noch 7 Tage zur Ausreise genehmigt bekommen. Selbst in der HIgh Commission of South Africa, wo wir vorstellig waren, konnte uns nicht geholfen werden. Dort sind wir mit Hinweis auf Gesetzeslagen hinauskomplementiert worden. Wir sollen uns doch an die Grenzstationen wenden. Mit denen haben wir dann auch ausgiebig telefoniert. Ja - es gibt noch eine Möglichkeit: Rückkehr ins Heimatland und erneute Anreise. Dann gibt es wieder 90 Tage. Na danke.
Wir haben ja Gott sei Dank noch eine andere Option, die wir dann auch angegangen sind. Erst Erkundigungen bei Freddy und Rita und dann noch bei Christina von der Elisenfarm einholen und dann ab zum Department of Home Affairs und Immigration und dort eine dreimonatige Verlängerung unseres Aufenthalts eben in Namibia beantragen. Ich war in meinem Leben ja schon öfters in einer solchen Abteilung, aber nie in der Situation, dass ich mal als Bittsteller für die eigene Person auftreten muss. Hier in Windhoek flutschte es aber ohne Probleme. Die richtige Argumentation ins Antragsformular eingetragen und dann Abgabe der Pässe. Man fragte freundlich an, wann wir die Pässe denn wieder abholen wollten - morgen oder übermorgen? Das waren doch postive Anzeichen!
Zwei Tage darauf die gleich Prozedur. Nein, eigentlich war es keine Prozedur, denn wir konnten uns immer an einen Soldaten vor Ort wenden, der uns höflich und unter Umgehung einer 50-m-Menschenschlange gleich zur richtigen Stelle verwies. Nicht, um uns als Weiße bevorzugt zu behandeln, aber Hans ist Senior-Citizen, also Rentner, und die haben in Namibia selbst bei einem Spar an der Kasse schon mal Vortritt. Und erst recht im Ministerium! Außerdem mussten wir an einen anderen Schalter als die vielen Schwarzen, die mit einer Nummer versehen draußen geduldig warteten. Ein kurzer Blick in den Pass: Juhu, weitere drei Monate bis Ende August! ... und hörbares Aufatmen.
Das muss gefeiert werden. Food Lovers ist eine Supermarktkette mit einem etwas besseren Lebensmittelangebot. Da kann man auch gut Fleisch kaufen. Und es gibt eine große Salatbar. Also mal ordentlich aufhäufen und Salat futtern! Jetzt schmeckt es wieder.
Wir haben jetzt so richtig viel Muße und sind nun schon fünf Tage in Windhoek. Immer wieder entdecken wir neue Ecken. Da ist Raith's Bäckerei und Deli-Geschäft, in dem es leckere belegte Brötchen zu Mittag und Marzipanhörnchen gibt. Dann ist unweit "Uncle Spike", der eine Fundgrube mit gebrauchten Büchern ist und wo man auch seine ausgelesenen Bücher eintauschen kann. Und Kaffee trinken hoch oben auf der Terrasse der Heinitzburg mit Blick über Windhoek ist ein Genuss!
Aber auch im Elisenheim-Campingplatz werden wir immer vertrauter mit Andreas und Christina, den Besitzern. Andreas nimmt unsere Campingtruppe mit auf eine 4x4 - Fahrt zu seinem Damm und der Umgebung.
Viel Freude haben wir mit den beiden Aufpassser-Hunden Molly (Mitte) und Luna (rechts). Aber Erziehung muss auch sein. Luna ist schon recht fordernd nach Streicheleinheiten oder auch mal Leckerbissen. So tappste sie mir einfach mit ihrer Pfote aufs Laptop. Da hörte der Spaß dann auf.
Das Dachzelt wurde zum Vogelbeobachtungsstand.
Für mich ist er der Inbegriff für eine Sunset-Fotografie: Der Boshua-Pass (1.730 m) ist Garant für besondere Aufnahmen.
Granitformationen und Wandermöglichkeiten inmitten der Granitkolosse haben es uns angetan. Also gibt es eine Wiederholungstat mit Aufenthalt auf der Ameib-Farm. Gleichzeitig "schielen" wir nach rechts und links und haben unseren Fokus auf Mineralien eingestellt. Wir wissen, dass so manches hervorragende Mineralienstück im Handel von hier kommt. Wir suchen wohl an den falschen Stellen. Egal. Dafür gibt es lockere Kraxelei am Elephant Head. Und Begegnungen mit Giraffen, diesmal sogar einer Herde mit ca. zwanzig Jungtieren, die durch die Buschsavanne galoppieren. Die Erde bebte...
Die Paviane sonnen sich morgens auf den Felsen und schauen verwundert den Zwei-
beinern zu, die sich (langsam) joggend durch die Felsenwelt bewegen.
Fluchtperspektive - wer ist nun größer?!? Giraffe im Hintergrund oder Hans?
Immer wieder klasse - der Ausblick aus
der Philipp's Cave, einem Naturdenkmal
mit Felsmalereien der Buschmänner.
Die Region Windhoek ist seit dem 15. Juni abgeriegelt. Nur wichtige Versorgungstransporte sind erlaubt oder Touristen können noch über den Hosea-Kutako Flughafen ausfliegen. Für alle anderen tritt die Sperre in Kraft. Das tägliche Leben in Windhoek läuft weiter und es wird gearbeitet. Aber die Mobilität ist für das Corona-Epizentrum Windhoek ein Fremdwort geworden.
Wir sind seit dem 11. Juni schon nicht mehr in Windhoek (... wir haben es gerochen...) und haben uns für zwei Wochen auf der Omandumba-Farm eingemietet. Diesmal wollen wir Einsamkeit und Natur pur und wählten das Caveman-Camp, was idyllisch in ein Felsennest gebaut wurde. Wir fühlen uns hier richtig wohl. Kein Handysignal, nur das Zwitschern von Vögeln, das mit den ersten Sonnenstrahlen beginnt und uns bis zum Sonnenuntergang begleitet. Von unserem erhöhten Standort können wir die Sonnenuntergänge beobachten und nach Tieren Ausschau halten.
So langsam verstehen wir den Tagesrhythmus der Springböcke. Morgens kommen sie von Westen hereingewandert, bleiben bei "unserem" Salzleckstein, quasi direkt vor unserem Felsplateau, stehen und einige Antilopen verweilen sich erst einmal bei einem salzigen Morgenmahl. Manch ein Böcklein vollführt tolle Sprünge in der wärmenden Morgensonne. Man bekommt einen Einblick in das Leben dieser genügsamen Tiere in einer trockenen Baumsavanne. Dann geht es für sie weiter Richtung Osten zur Wasserstelle, von der sie abends - so zwischen 17:00 und 18:00 Uhr - langsam wieder zurückwandern und im rötlichen Sonnenuntergangslicht zur Schlafstelle trotten. Manchmal stapfen die zierlichen Tiere in einer Reihe hintereinander, was ein beschauliches Bild abgibt.
Giraffen haben wir bisher nur abends angetroffen, obwohl wir ihre zahlreichen Spuren in der Sandpiste gut erkennen konnten. Anscheinend legen sie auch nachts Entfernungen zum Grasen zurück. Was uns besonders gefreut hat - es gibt Giraffennachwuchs. Drei Jungtiere konnte wir auf dem Farmgrund ausmachen. Und sie erwiesen sich als recht "gechillt" und beobachteten unser Fahrzeug mit Neugier. Insgesamt zählte die Giraffenherde sechs Tiere.
Mit der Zeit konnten wir die Vogelstimmen unterscheiden. Besonders das aufgeregte, hohe Gezwitscher der Rosenpapageien ließ uns die Bäume nach den farbenprächtigen Tieren absuchen. Ich habe mich dann einmal auf Vogelpirsch begeben, um die schnell fliehenden Vögel auch näher ablichten zu können. Nach einer Woche in Abgeschiedenheit hat man Geduld entwickelt, auch länger zu verharren und zu beobachten, wo sich die grüne Sittichart versammelt.
Beim Heranschleichen an die Rosenpapageien entdecke ich auch eine farbenprächtige Eidechse, die sich in ihrer Farbgebung gut von dem weißen Untergrund abhebt, der durch die Hinterlassenschaften der Klippschliefer verursacht wurde. Schon mehrfach habe ich die Echsen aufgenommen, bin aber immer wieder fasziniert. Auch beim Beklettern eines Felsens schaut mich ein anderes männliches Eidechsenexemplar an.
Joggings bringen uns in verschiedene Ecken des weitläufigen Farmgrunds - und so entstand auch das "Granit-Kartoffel-Foto". Ja richtig Georg, wegschieben lassen sich diese Hinkelsteine nicht...
Unsere derzeitige Reiseliteratur passt zu unserem Einsiedlerdasein. Hans liest von Peter Stark "The white Bushman". Stark war lange Zeit auf der namibischen Farm
Onguma tätig und galt als der Löwen-Erleger, bevor er zum Wildschützer in Etosha wurde. Er war im Busch zu Hause und übernachtete lieber im Zelt im einsamen Buschland als in einem gut
ausgestatteten Steinhaus.
Ich lese "The sheltering desert" von Henno Martin. Zwei Geologen zurzeit des 2. Weltkrieges haben sich in einer Höhle inmitten der Namib-Wüste versteckt gehalten,
um sich so dem Kriegsdienst zu entziehen. Das Buch berichtet vom schwierigen Überlebenskampf in der kargen Wüste.
Wenn wir unseren Landy anschauen, sind wir zwar gut ausgestattet. Aber die Umgebungsparameter sind in mancherlei Beziehung ähnlich. Es gibt bei uns zwar keine Löwen. Für Leoparden möchte ich aber nicht die Hände ins Feuer legen. Und dass es Nashörner gibt, wenn auch nur wenige Spitzmaulnashörner, das zeigen die morgendlichen Spuren auf der Sandpad. Überhaupt schauen wir jetzt recht genau hin, wenn wir uns joggend durch das Farmland bewegen. Wir müssen uns im Gelände vorsichtig verhalten. Bei einer Wandertour durch das hohe Gras huschte eine gut ein Meter lange Schlange vor uns in den Busch. Fritz, Verwalter auf Omandumba, meinte, dass diese graue Schlange eine "mole snake" sein müsste. Wir belesen, dass diese Schlangenart mit vielen kleinen spitzen Zähnen bewaffnet ist und dass sie mitunter agressiv reagieren kann. Also Augen auf im Busch...
Wer kann Spuren lesen?
Giraffen-Fußabdruck
Ameisenautobahn (nein, keine Schlange...)
Nashorn-Fußabdruck
Pavian-Abdruck
Es ist ruhig, nur das Vogelzwitschern und hin und wieder das Brüllen der Paviane sind zu hören. Ein Arbeitsklima, das inspiriert. Und wenn wir mal keine Tiere sichten, dann malen wir sie eben selbst...
Wir haben es gut. Fritz und Barbara sind fleißig. So wurde ein Zebra geschossen und aus edlen Stücken Rauchfleisch gemacht. Nach fünf Tagen meint Barbara, dass das Rauchgleisch fertig sei. Ich kann Euch nur sagen - absolute Klasse. Innen noch zartrot und außen eine tolle, rauchige Kruste mit Pfeffer und weiteren Gewürzen. Die Beiden haben dann auch die Früchte des prickly pear cactus (Feigenkaktus) geerntet. Barbara hatte mir schon zum Empfang einen Saft der Früchte kredenzt. Nun ist das Gelee fertig. Ich liebe die Ingwervariante des Gelees. Es ist leicht säuerlich und fruchtig aromatisch. Ja, das Glas ist am Tag seiner Anwendung schon halb leer gelöffelt worden. Das sagt alles aus. Wir müssen unbedingt nochmals bei der Farm vorbeifahren und uns eindecken. Wohlgemerkt - nur Camper kommen in den Genuss der Farmprodukte, denn es dient ja auch zur Selbstversorgung.
Jonny, ein Wildhüter, der mit uns öfters Kontakt hielt und ca. 400 Meter weiter in einem Wohnwagen lebt, war stolz, als ich ihn ablichten wollte. Ich versprach ihn einen Fotoabzug, was aber leider nicht mehr klappen sollte. Ich hatte nicht mit dem frühen Samstags-Geschäftsschluss des Omaruru-Städtchens gerechnet und stand mit meinem Begehren kurz nach 12 Uhr vor verschlossenen Türen. Also startete ich einen Versuch und nahm den Pinsel zur Hand. Es führte prompt zum Protest von Jonny, der sich im Foto-Abbild nicht so recht erkennen konnte. Stimmt, das Gesicht ist wirklich anders geworden. Bin doch auch nur ein Hobbypinselkünstler....
Es ist Vollmond und jeden Abend zeigt sich der Mond in einer anderen Position über den Bergen. Schnell steigt er empor. Uns wird bewusst, dass der Mond sich deutlich rasanter auf seiner Umlaufbahn bewegt. Die Sonne lässt sich mehr Zeit. Ein glutroter Feuerball taucht zwischen den Bergen im Westen unter. Es wird Nacht auf unserem Campingplatz. Das Sternenbild des "Kreuz des Südens" hat uns auf unserer Reise jeden Tag begleitet. Und die Venus blinkt strahlend hell. Voller Ehrfurcht blicken wir auf den Nachthimmel. Gewaltig, was sich nun immer deutlicher am Himmel abzeichnet. Die Milchstraße lässt sich nun ausmachen und das Sternbild des Skorpions ist erkennbar.
Statt des Vogelgezwitschers hört man deutliche Eulenrufe. Hin und wieder brüllen die Paviane im gegenüberliegenden Felsmassiv und das Echo vervielfältigt
diese tiefen, unheimlichen Rufe. Noch ein letztes Mal auf dem Felsenplateau schlafen - ohne Zivilisationsgeräusche.
Morgen geht es weiter.
Im Cactus & Coffee Campingplatz gibt es alles, was wir benötigen: Gutes Wifi und Netzverbindung für Telefonate, idyllischer Platz mit Ruhe und eigenen Sanitäranlagen, freundliches Personal und ein gutes Restaurant. Dem Besitzer bringen wir wieder einen größeren Mineralienfund mit. Diesmal möchte er den Stein zu Hause aufstellen und nicht im Café lassen.
Wir organisieren mit vielen Telefonaten unsere Heimreise am 14. August. Unsere Reisetasche, noch in East London stehend, wird durch Ena nach Port Elizabeth
transportiert, wo das Schiff mit Landy Lizzy um den 15.8. ablegen wird. Danke Ena - das erspart uns viele Kilometer Umweg zwischen East London und Port Elizabeth!
Natasha von Portco erweist sich wieder einmal als eine Perle und hilft uns die Termine um Zollvisite, PCR-Test und Abgabe des Fahrzeugs im Hafen von PE (Port Elizabeth) zu regeln. Auch der Flug
passt - am Abend des 14.8. werden wir mit Qatar Airways über Johannesburg und Doha nach Berlin fliegen. Wir sind erleichtert, dass sich momentan alles so gut aneinanderfügt. Die Verspätungen
kommen dann sowieso noch. Fehlen nur noch die letzten Buchungen für die Nacht vor dem Abflug und den Mietwagen für die Fahrt in Deutschland. Jetzt heißt es, die noch zur Verfügung stehenden sechs
Wochen in vollen Zügen zu genießen. Wir haben auch schon Vorstellungen, wo wir nochmals Gast sein wollen....
Mittlerweile stieg Namibia in eine verschärfte Form des Lockdowns. Es dürfen keine Gäste von außen mehr im Restaurant bedient werden. Für die Camping-Haus-Gäste gibt es eine Ausnahme. Andere "Hungrige" werden über Take-Away versorgt. Wichtiger für uns: Die Regionalgrenzen haben geschlossen. Eine Touristenregelung steht noch aus. Wir überlegen hin und her: Können wir die geplante Fahrt in den Nordwesten zum Marienfluss noch machen, weil wir dann von der Erongo-Region in die Kunene-Region wechseln müssen? Nach Recherchen und Ermunterungen sind wir dann am 1. Juli losgezogen. Zuerst eine Nacht Wildcamping am Brandberg und dann Richtung Norden. Die Etappen kommen dann auf der Juli-Seite.
Im Rückblick Dank an alle, die uns zu diesem "Reiseschlenker" ermuntert haben. Und - es gab keinen einzigen Roadblock (Straßensperre) bis zum Kunene-Fluss.
Anfahrt zum Brandberg
"Brand"Berg am Morgen
Standplatz für die Nacht
Es geht weiter