ab 26.02.2023  Erstes Inselhüpfen nach Sardinien

 

Die Idee mit Sardinien kam mehr spontan von Hans, näherten wir uns doch Livorno mit der Möglichkeit Fähren zu nutzen. Sie entsprach aber auch einer meiner Reiseideen vor Antritt unserer Tour. Und so wurde schnell entschlossen online gebucht.

Wir nahmen die Nachtfähre ab 22:00 Uhr, die um 7:30 in Olbia ankommen sollte.  Der Raum mit unseren gebuchten Liegesesseln muffelte und so zogen wir uns zur area passagieri zurück wie noch einige Andere und breiteten unseren Schlafsack auf einer Coachreihe aus. Nicht gerade komfortabel, da zu schmal in der Liegefläche, aber für eine Nacht ließ es sich aushalten.

 

 

Es riecht würzig! Die Macchia, wie das Buschwerk und die Stauden hier heißen, teilt uns mit - wir sind auf Sardinien gelandet. Zwar mit müden Augen, doch beim Abbiegen nach Norden werden die Augen gleich vom türkisgrünen Wasser verwöhnt.

 

 

Tafoni heißen die sonderbar verwitterten Granitsteine, die wir auch schon aus Korsika kennen . Dabei ist im Gegensatz zu der Wollsackverwitterung eine sogenannte Kernverwitterung vorhanden. Das Innere des Gesteins verwittert unter Einfluss von Salz oder auch anderen Lösungen und wird auch physikalisch durch Wind abgetragen.  Es gibt dazu verschiedene wissenschaftliche Theorien. Am Ende bleibt eine Hartschale übrig. Die teils mystischen Stein-Verwitterungs-Gebilde regen die Phantasie an. 

 

 

Das nächste Bild zeigt die zwei Verwitterungsformen: Im Vordergrund die Wollsackverwitterung mit den Rissen und im Hintergrund die Tafoni-Bildung

 

 

Manchmal entstehen ganz eigentümliche Tafoni-Formen:

 

 

Dazwischen mal (Selbst-) Portraits der Autorin....

 

 

Wanderungen durch die Macchia

 

Auf Wanderungen durch die Stein- und Buschwelt Sardiniens wird die Nase durch viele würzige Kräuterduftnoten verwöhnt. Derzeit findet man noch blühenden Lavendel und Rosmarin. Manchmal mischt sich dazu auch Thymian. In geschützten Lagen blüht der Ginster. Am Wegesrand begegnen einem Steineichen, Wacholder und hier und da auch verschiedene Kieferarten. Auch der Eukalyptusbaum hat sich eingenistet.

Ich liebe es, mir manchmal Kräuter zu zupfen und ihren Duft zu genießen. Ätherische Öle der Pflanzen sorgen vor allem nach Regen und darauf folgender Sonneneinstrahlung für den typischen Macchiaduft.

 

01.02.2023

Im Nordwesten von Sardinien - Am Capo Testa

 

Vor der Halbinsel mit dem Leuchtturm des Capo Testa finden wir einen tollen Standplatz, von dem auch gleich ein Naturpfad losgeht, der uns Blicke auf Tafonis und hinüber zum Capo Testa garantiert. Auch Korsika ist nicht weit. Man sieht deutlich die Steilküste bei Bonifacio. Nur ein 12 km breiter Meeresarm trennt die beiden Länder.

 

Wir sind in der Region der Gallura gelandet.

 

Die Halbinsel des Capo Testa. Darunter der Faro, der Leuchtturm.

 

 

Korsika lässt grüßen. Man sieht die weißen Felsen von Bonifacio auf Korsika im Hintergrund. 

 

 

03.03.2023   Rote Granitfelsen bei Isola Rossa

 

Eigentlich wollten wir heute nach Castelsardo an der Küste, aber die roten Granitfelsen von Isola Rossa, einem ehemaligen Fischerdorf und heute natürlich touristischem Ort, ziehen uns magisch an.  Kurzerhand biegen wir von der Landstraße SP90 ab und fahren jetzt schon an die Küste.

Wir schlendern gemütlich durch das 176-Seelen-Dorf, dass wie bei anderen Tourismuspunkten derzeit von Handwerkern bevölkert wird. Die Sonne lädt uns zu einem Eis und Cappuccino ein. Beeindruckt bleiben wir bei einer Häuserzeile stehen, in deren Vorgarten viele Kakteenarten stehen.

Und auch hier steht ein Torre - einer der Wehrtürme, die zur rechtzeitigen Sichtung von feindlichen Truppen bzw. zur Verteidigung der Küste errichtet wurden. Bereits ab dem 9. Jahrhundert n. Chr. begann man mit den Festungsanlagen. Damals stand Sardinien unter pisanischer und dann genuanischer Herrschaft. Eine systematische Errichtung und Besetzung der Wehrtürme wurde dann während der spanischen Herrschaft im 16. Jahrhundert betrieben. Feindliche Eindringlinge kamen aus Nordafrika wie auch aus türkischen Gebieten. Im 16. Jahrhundert nahm die Piraterie mehr und mehr zu. 

 

 

 

 03.03.2023

Tempio Pausania im Landesinneren - Die Korkeichenwälder in Sardinien

 

Nicht nur Isola Rossa war ein kurz entschlossenes Reiseziel - auch die Kleinstadt Tempio Pausania mit ihrer netten Altstadt, dem centro storico, wurde von uns heute angesteuert. Das Wetter war gut und somit wagten wir eine Fahrt in Richtung Berge. Tempio Pausania liegt auf ca. 600 m Höhe und diese Lage spürte man beim Gang in die Altstadt. Anorak und Regenjacke waren zwingende Begleiter.

Die Stadt beherbergt eine sehenswerte Kathedrale und einen Gerichtshof, ist also eher ein Verwaltungssitz. Was neben den Stadtkern besonders bemerkenswert ist, ist die wunderbare abwechslungsreiche Berglandschaft mit Granitformationen, kleinen Weiden und Korkeichenwäldern. Wir fühlten uns wie im englischen Cornwall oder dem nordenglischen Lake District, der ähnliche Natursteinmauern und Weiden mit uralten Bäumen aufweist. 

70 - 80 Prozent der italienischen Korkproduktion kommt aus Sardinien. Ein einmal geschälter Baum kann erst nach 9 - 11 Jahren wieder geschält werden. Eine für die Korkproduktion genutzte Korkeiche kann noch ein Alter von 150 - 200 Jahren erreichen. Nicht nur Weinkorken werden aus Kork hergestellt. Kork wird auch für Fußboden-/Wandbeläge oder als Schüttung für Dämmung verwendet. Die Jungfernrinde (vor der ersten Schäle) ist in der Regel stark zerklüftet und kann nur eingeschränkt genutzt werden.

 

 

 

Die Altstadt von Tempio Pausania ist sehenswert!

 

Der historische Bahnhof ist Zeitzeuge vergangener Zeiten. Die Museumsbahn "Terreno Verde"  fährt heute noch und bedient mehrere kleine Museumsstrecken in Sardinien. 

 

04.03.2023  Castelsardo an der Küste Nordwest Sardiniens

 

Wir übernachten noch im Hochland und erleben einen schönen Sonnenaufgang, der das Land in wunderbare Grüntöne verzaubert. Bei der Fahrt Richtung Küste malt die Sonne eine frische grüne Landschaft, die den Augen guttut. Frühling! Alles ist im Erwachen begriffen. Die Sonne hat schon richtig Kraft und wir müssen uns für den Gang in den Küstenort Castelsardo eine leichtere Bekleidung heraussuchen.

 

Ein Arrangement in Grün:

 

 

 

Korkeichenwälder und Weiden mit Kühen, Pferden und weißen Ziegen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Artischockenfelder in der Ebene in Blaugrün-Tönen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bergstraße nach Castelsardo.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 04.03.2023

Wären wir nicht schon in der Region Cinque Terre gewesen, hätte uns der Anblick von Castelsardo verzückt. So aber war das Auge schon etwas verwöhnt. Das Composé aus farbigen Häusern, hier aber modern, wirkte dennoch in seiner Anordnung harmonisch und zugleich anziehend.

 

 

 

Auf unserem dreistündigen Stadtrundgang gab es viele Fotomotive. Die kleine Kirche an der Burg aus dem 13. Jahrhundert oder der Laden mit Kunsthandwerk und selbst geflochtenen Reusen.

 

Das smaragdgrüne Meer verzauberte mich. Wie gern wäre ich jetzt mit meinem Packraft-Kajak an der Küste entlanggepackelt. Die Lufttemperatur in der Sonne stimmt so langsam, aber die Wassertemperatur mit 14 Grad ist einfach noch zu kühl. Zudem möchte man danach das Boot und sich selbst abbrausen - derzeit haben weder Campingplätze noch Strandinstallationen geöffnet.

 

 

Tschüss Castelsardo! Es war schön hier....

 

 

Castelsardo bei Nacht 

 

Etwas zum rasanten Fahrstil der Italiener

Beobachtungen von unserem Standplatz vor dem Ortseingang Castelsardo aus.

 

Zugegeben - es ist ganz angenehm, wenn man nicht von einer Autoschlange verfolgt wird, nur weil einer der Genossen am Lenkrad nicht fähig ist uns zu überholen. Das passiert selten, seit wir die italienische Grenze überschritten haben. Was aber häufiger passiert, ist ein brandgefährliches Überholmanöver, besonders auf unübersichtlichen Bergstrecken und vor Kurven. Das lässt manchmal an einer gesunden Gefährdungseinschätzung der FahrerInnen zweifeln.

Was fast Standard ist, ist Geschwindigkeitsüber-tretung bis Raserei. Und wenn man so vor dem Ortseingang von Castelsardo steht und die Autofahrer in den Ort hineinfahren sieht, hat das nix mit ein bisschen Ausrollen zu tun. Da wird mit unverminderter Geschwindigkeit weiter ins Centro gefahren. Als dann auch bei den Carabinieri, der italienischen Militärpolizei, oder bei der Polizia locale die Geschwindigkeitsanzeige beim Ortseingang hektisch zu flackern anfängt, wird es klar. Hier wird die Straße wohl mit der Rensstrecke von Monza oder Imola verwechselt und jeder standesgemäße Italiener sieht sich in der Nachfolge der Ferrari-Ikonen. Weshalb sonst hätte man zwei Polizei-Lamboeghinis zur Verfolgung von Autobahnrasern in Italien eingesetzt?

 

06.03.2023  Wieder auf der Landstraße Richtung Alghero

 

Nicht weit von Castelsardo stoppen wir an einem Café, um stylisch unseren "Morgen-Cappuccino" einzunehmen. Dabei gehört auch ein Croissant, mein Favorit ein Croissant de crema, dazu. Wir beobachten das Ritual der Italiener auch einfach nur zur Croissant-Auslage zu gehen und sich solch ein frisches köstliches Teil für die Fahrt mitzunehmen. Das Café heißt auf Grund seiner Lage "Bar Trattoria La Roccia dell' Elefante" und zeigt Bilder des Wahrzeichens der Region, dem Roccia dell' Elefante, einer bizarren Tafoni-Felserscheinung.

Seht Ihr den Elefanten?

 

 

Das Ganze ist eingebettet in eine grüne Landschaft mit Natursteinmauern, die Felder abgrenzen. Man fühlt sich nach Cornwall oder in den Lake District von Nordengland versetzt.

 

 

07.03.2023  Capo Caccia

 

Markant ragt es mit seiner nordwestlichen Steilküste in das Mittelmeer hinein. Wie man unten unschwer erkennen kann, besteht das Massiv aus Kalkstein. Auf der Westseite sind daher viele Höhlen und Höhlensysteme entstanden, die teilweise zugänglich sind.

 

Die bekannte Grotta di Nettuno (Neptunsgrotte) ist ein ca. 4 km langes Höhlensystem, was zu einem kleinen Teil besichtigt werden kann. Dazu führt eine 650 Stufen-Treppe die Steilwand hinunter bis auf etwa einen Meter über Meeresspiegel. Am Eingang der Höhle könen Boote anlegen. Allerdings wird uns bei dem Wellengang am heutigen Tag klar, dass dieses Unterfangen nur  bei gutem Wetter machbar ist. Heute rollen die Wellen hörbar heran und brechen sich hart an den Felswänden. Umso geheimnisvoller und abenteuerlicher erscheint uns der Höhlengang mit Führung. Ein 120 m langer See, durch Meerwasser gespeist, lässt die Kalksinterablagerungen, Stalaktiten (von oben herabwachsende Tropfsteingebilde) und ihre Gegenstücke, die Stalagmiten, in besonderer Weise zum Vorschein treten. 

 

 

Am Nachmittag wandern und kraxeln wir die schrägen Hänge bis zur Brioche rotte, einer kleinen Grotte bergan und finden unterwegs tolle Fotomotive für das Auge. Schön, dass wir den Frühling auf Sardinien auf diese Weise erfahren dürfen!

 

08.03.2023   Bosa - la piccola Venezia

 

Ja, so wird Bosa, das kleine Städtchen am Fluß Temo genannt. Man findet auch Beschreibungen wie "la più bella

città della Sardegna". Definitiv sieht das Städtchen mit seinen bunten Häusern unterhalb der Burgruine aus dem 12. Jahrhundert bezaubernd aus. Und auch die Häuserzeile am Temo mit ihren Bars und Cafeterias lädt zum Stadtbummel ein. Wir schlendern durch die Gassen und versuchen etwas von der Atmosphäre des Ortes zur Siestazeit in uns aufzunehmen. Dabei fällt auf, dass trotzdem viele Tavernen offen haben und der Ort eine gastfreundliche Ausstrahlung hat.  Wir nehmen Kontakt auf zu einem schwer bepackten französischen Paar auf Tourenrädern, das uns unterwegs schon auf der Küstenstraße auffiel. Sie wollen in drei Wochen den Frühling auf Sardinien erleben und viel Sonne finden. Besser könnte man auch unser Ansinnen nicht beschreiben.

 

 

 

09.03.2023  Die Torre von Sardinien

 

Überall an der Küste sind diese Wehrtürme sichtbar als Zeitzeugen einer ganz besonderen Besatzungszeit Sardiniens. Auf Sardinien bestand von 1297 bis 1718 eine spanische Vorherrschaft und die Insel wurde von einem spanischen Vizekönig regiert. Dabei wurden zur Abwehr von Piraten die Küstentürme, ca. 70 an der Zahl, planvoll an wichtigen Zentren, die als schützenswert galten, errrichtet. Sie wurden in einem Abstand gebaut, der Kommunikation untereinander (optisch und akustisch) erlaubte. Die Eindringlinge oder auch Piraten wurden verallgemeinert Sarazenen genannt. Die Türme demzufolge oft auch Sarazenentürme. Dabei handelte es sich aber um Abkömmlinge verschiedener, oft muslimischer Volksgruppen. So seien es muslimische Vertriebene aus dem katholischen Spanien gewesen, Araber, Mauren oder Türken, die unter diesem Oberbegriff zusammengefasst wurden und die mit Piraterie, Plünderung und Sklavenhandel Regionen terrorisierten.

 

 

 

10.03.2023  Die Halbinsel Sinis mit dem Capo San Marco

 

Vortrefflich geeignet für unsere sportlichen Ambitionen und zum Sightseeing sowie Eintauchen in die Geschichte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei einem (Nordic-Jogging) erkunde ich die Halbinsel und umrunde das Capo San Marco. Der Torre ist weithin sichtbar.

 

 

Bei dem Dorf San Giovanni di Sinis, zum Beginn der Halbinsel, ist der archäologische Fundort "Tharros". Die Anlagen zeigen den geschichtlichen Ablauf der Bevölkerung Sardiniens.

 

Es hat Wind - und zwar richtig Wind. Bis zu Windstärke 7 zeigt die Vorhersage an. Und das nützen die Surfer am Strand von Funtana Meiri, einem Ort mit vielen Ferienhäusern, in dem wir seit drei Nächten stehen, aus.

 

 

Von Tag zu Tag wird es wärmer - Indikatoren sind die Tiere wie Eidechsen und Schlangen, die sich nun blicken lassen. Am frühen Nachmittag kann das Thermometer schon einmal 25 Grad erreichen.

 

 

Lagunenlandschaften bei Oristano, südlich der Halbinsel Sinis. Die Flamingos überwintern hier.

 

 

Verschiedene Landschaftsformen an der Costa Verde und im Hinterland

 

Costa Verde klassisch.:
Das bedeutet Wanderdünen und feiner roter Sand. Große sandige Badebuchten und türkisblaues Wasser. (hier: Torre dei Corsari)

 

Badebuchten...

 

 

Bergbau  (hier bei Arbus) ...

 

 

und Berge im Hinterland  (rechts der Arcuentu, den wir bestiegen haben) ....

 

 

Auf der Straße heißt es höllisch aufzupassen. Unvermutet steht ein Ochsengespann im Weg oder Ziegen versperren die Straße.

 

 

 

 

 

 

12.03.2023    Hafenstadt Buggeru

 

 

Buggeru ist eine Hafenstadt im Südwesten von Sardinien und bis 1977 wurde dort Blei und Zinkerz abgebaut und das Erz vor Ort auch aufbereitet. Man sieht noch gut die Bedeutung dieses Bergwerksortes an den alten Gebäuden und Bergbauanlagen. Halden wurden neuerdings in Ortsnähe an der Küste abgedeckt. Vermutlich, um die Erosion von Schadstoffen zu minimieren.

 

 

 

 

 

 

 

 

Es hat böigen Wind und wir lassen uns das Wellenschauspiel an der Hafenkaimauer von Buggeru nicht entgehen. Das Bollwerk an Wellenbrechern hat seine Berechtigung:

 

Man muss höllisch aufpassen, dass die Kameraausrüstung nicht durch die Gischt erwischt wird...

 

 13.03.2023   Steilaufstieg auf den Pilgerberg Monte Arcuentu (784 m)

 

Gestern sind wir ja schon an dem Wanderparkplatz des Arcuentu vorbeigekommen und haben uns über die Aufstiegsmöglichkeiten informiert. Heute morgen haben wir die 500 Hm dann in Angriff genommen. 75 Minuten ging es steil hinauf, bis wir dann an der Einsiedlerklause des Mönchs Lorenzo Pinna auf dem Gipfel vorbeikamen, der 25 Jahre lang jeden Sommer von 1976 an dort oben gewohnt hat und dem eine Erinnerungstafel gewidmet ist.  Der letzte Aufstieg ist mit Tafeln des Kreuzzugs Jesu gekennzeichnet.

Der Berg ist der höchste Gipfel eines 8 km langen Höhenzugs, der vulkanischen Ursprungs ist. Die Kraxelei wurde mit einem tollen Ausblick hin zur Costa Verde belohnt.

 

 

 

 

 

 

 

14.03.2023   Auf den Spuren der Bergwerksvergangenheit

 

Heute war ein (körperlich) entspannter Tag angesagt. Gemütlich ging es weiter auf unserer Reise entlang der Südwestküste Sardiniens. Bei der Angabe "Masua und Spaggio (Strand) Masua" bogen wir dann ab und beim Durchqueren eines engen Taleinschnitts tat sich vor uns ein interessanter Blick auf: Eine große Bergwerksruine beherrschte die Bucht. Im Sommer ist dieses "Stillbild der industriellen Vergangenheit" wohl besuchbar. 

 

Uns insteressierte aber mehr der Hinweis auf den "Porto Flavia". Das ist eine historische Verladestation direkt an der Steilküste. Für die Verladung des Erzs hatte man einen Tunnel gebaut und verbrachte das Verladegut dann direkt am Tunnelausgang mittels eines Krans in den Transportkahn (siehe die alten Aufnahmen).

 

 

Vor dem Meer erhebt sich der Pan di Zucchero (Zuckerhut - benannt wohl nach dem Zuckerhut von Rio de Janeiro), das Wahrzeichen dieses Küstenabschnitts. An der Ecke der Festlandsteilküste sieht man gerade noch den Turm vom Porto Flavia. Der Zuckerhut ist wahrlich ein imposantes Fotomotiv:

 

 

Und es geht weiter die Küste entlang....

 

15.03.2023  San't Antioco und Calasetta (s. Roter Punkt)

 

Bei unserer Suche nach einem Nachtstandplatz landeten wir auf der Insel San Antioco, die durch einen befahrbaren Damm mit dem Festland verbunden ist. Schon den ganzen Tag hat es Wind, der aber im Laufe der Nacht noch weiter zunimmt. Schon peitschen am Abend die Wellen gegen die Kaimauer und die letzte Fähre von der Insel San Pietro läuft mit Mühen den Hafen von Calasetta, wo wir stehen an. Am nächsten Morgen ist der Fährverkehr eingestellt. Die ganze Nacht wackelte unser Fahrzeug in den Windböen und ich hatte im Oberdeck das Gefühl, ich wäre auf hoher See. Morgens waren wir Beide unausgeschlafen und die Laune war analog zur immer noch bestehenden Sturmwitterung im Sinkflug.  Äußerste Vorsicht beim Türenöffnen war angebracht, dass sie nicht sogleich aus der Hand geschlagen wurde. Die Frontscheibe war durch herangewehte Gischt mit einer Salzkruste bedeckt und musste erst einmal mit viel Wassereinsatz fahrtüchtig gemacht werden. 

 

 

Es ging zurück auf das Festland Richtung Cagliari. Dann aber bogen wir wieder zur Costa del Sud ab, um die schöne Küstenstraße SP 73 zu nehmen. Immer noch rüttelte der Wind an unserem Fahrzeug. Die Eukalyptusbäume, die die Straße säumten, bogen sich. An der Küste sahen wir zum ersten Mal den aufblühenden Riesenfenchel. Immer wieder war ich versucht, mal eine Fenchelknolle am Straßenrand auszugraben.

 

Es hat sich gelohnt - fern vom Straßenverkehr Richtung Cagliari zuckeln wir in Ruhe auf der Küstenstraße. Bei der Mittagsrast gibt es lohnende Ausblicke.

 

Mein Lieblingsbild heute: Kirschblüte und das Meer als Hintergrund 

 

 

17.03.2023  Punta Molentis im Südosten von Sardinien

 

 

Wir gehen auf einen Spaziergang zur Bucht und finden einen versteckten Traumstand an der Punta Molentis. Wunderbar feiner Sand und türkisblaues Meer. Es herrscht Sonnenschein und wir gehen zum ersten Mal ins Wasser. Allerdings nur bis zu den Knien - Kneippen ist angesagt.

 

 

18.03.2023  Wanderung am Capo Ferrato (siehe roten Punkt)

 

Wanderung von 7 km zwischen mannshohen Büschen und Kakteen durch eine wilde Granitlandschaft mit Tafonis. Begleitet werden wir vom harten Wellenschlagen des Mittelmeeres und dem Schreien der Möwen. Der Blick hinunter vom Kap ist bemerkenswert. Alles ist eingerahmt von der gelb blühenden baumartigen Wolfsmilch (Euphorbia dendroides). Manchmal kommt gelb blühender Ginster hinzu und passend zur dominierenden Farbe Gelb dann auch gelbe Margeriten und gelber Klee.

 

 

 

 

 

 

 

 

Composé in lila und weiß

 

Und wieder gibt es tolle Tafoni-Strukturen. Sogar einen durchlöcherten Fels konnten wir ausmachen.

 

 

19.03.2023

8 km Jogging um das Capo Ferrato - um 7:00 Uhr morgens ganz alleine für uns

 

Es ging manchmal auf schwierigem Terrain durch die Macchia. Teils hatten wir tief ausgewaschene Sandpisten oder wir mussten uns auf schmalen Pfaden durch die Büsche kämpfen. Auch ein Tafoni-Wahrzeichen haben wir entdeckt! Riesig - man erkennt die Ausmaße dieses Steingewölbes erst, wenn man sich unmittelbar davor oder im Innern des Tafonis befindet. 

 

 

20.03.2023  Fahrt in die Berge nach Brucei

 

Die SS125 Richtung Cagliari (die alte Strada Statale 125) biegt von San Priamo westwärts und führt in die Berge. Wir fahren bis zum Passo Arcu e Tidu und biegen dann zum Bergort Brucei ab. Schade - die Berge sind heute wolkenverhangen. Wie gerne wäre ich auf die Wandertour zu den sieben Brüdern (Settefratelli) gegangen, die sich als mächtige Granitwahrzeichen im Südwesten erheben.

Dennoch hatten wir auf diesem Bergabstecher ein tolles Schluchtenpanorama mit Granitwänden.

 

Wir erreichen den Ort Brucei in den Bergen und wandern durch die Gassen.

 

 

Und es geht wieder zurück.

Diesmal fuhren wir meerwärts und wir folgten alles der SS 125, immer sorgsam darauf achtend, dass wir nicht aus Versehen auf die Schnellstraße gelotst wurden.

Unten sieht man den Ape (ital. zoologisch - "Affe"), ein Modell von Piaggio, der uns oft begegnet. Eine Art Allzweckwaffe als Fortbewegungsmittel der Bauern und man kommt selbst durch die schmalste Gasse damit. 

 

 

In der Ebene findet man oft Vignetos, Weinanbauanlagen. Schafherden bevölkern die Wiesen. Und die Osterlämmer sind schon da. Wir sehen, wie drei Hütehunde eine Schafherde anführen.

 

Ein Gewitter braut sich zusammen und wir freuen uns, dass unser Nugget mal von dem Salzbelag etwas befreit wird. Am Meer bei Tortoli/Arbatax angekommen, erleben wir beim Strandspaziergang am Lido Orri eine tolle Stimmung mit düsteren Wolkengebilden.

 

 

21.03.2023  Ab in die Berge!

 

Wir entdecken den Bergort Ulassai, der auch eine Hochburg für Sportkletterer ist. Auf unserem Entdeckungsrundgang sehen wir überall gebohrte Routen in einem sehr anfordernden Kletterprofil von UIAA 7 - 9. Es tun sich tolle Blicke auf den Ort Ulassai auf.

 

 

Hans hat Hunger auf Pizza. Aber man ist in der vorösterlichen (Nicht-) Saison und da heißt es auch Entbehrungen hinnehmen zu müssen. Die einzige Pizzeria hat nur zum Wochenende geöffnet und das natürlich typisch italienisch nur "la sera" (am Abend). Und so bleibt es beim Spaziergang in Ulassai.

 

 

22.03.2023  Joggen ohne Pizza im Bauch

 

In der Nacht hatten wir drei weiße Kastenwägen, alles Kletterer aus verschiedenen Ländern, als Nachbarn. Während sich in diesen Einfachcampern noch nix tat, sind wir morgens um 7:30 Uhr bei frischen Temperaturen um 7 Grad losgejoggt. Hans hatte sich vorher schon erkundigt und auf steinigen Bergpfaden ging es erst einmal in die Höhe, so dass die Jacke bald im Rucksack landete. Ein Schild gab das Ziel vor: "Vedetta". Ein klasse 360 Grad Aussichtspunkt. Die knapp 2 Stunden Joggingtour in Wellness-Qualität hat sich wieder einmal gelohnt.

 

 

Hinterher war so was Ähnliches wie Komaschlaf angesagt. War wohl doch etwas strapaziös gewesen. Geweckt wurde ich von einem durchdringenden Gebimmel. Im Traum verfluchte ich die sich nähernden Ziegen und dachte an die Umwandlung in einen Ziegenbraten. Derweil saß Hans grinsend im Unterdeck und beobachtete, wie sich eine kleine zottelige Ziegenschar langsam an seine zum Trocknen ausgelegten Strümpfe und Unterhosen heranmachte...

 

23.03.2023   Abschiedswanderung in Ulassai auf den Monte Bruncu Matzeu

 

Frau hat bekanntlich Wanderwünsche und etwas widerwillig folgte der treue Ehemann der Kurztour auf den Monte Tisiddu und den Bruncu Matzeu. Belohnt wurden wir mit Blicken von oben auf das malerische Ulassai und einer kleinen Höhlenbegehung:

 

 

24.03.2023   Wanderung in die Goroppa Schlucht

 

Mein größter Hiking-Wunsch auf der Sardinienreise war immer der Abstieg in die Goroppa-Schlucht gewesen. Das bedeutet aber knackige 700 Hm Abstieg und die Gesamtlänge der Stiefelei würde 10 Kilometer ergeben. Ob wir das in der momentanen Verfasssung schaffen würden - da war ich mir nicht so sicher.

 

Das Ganze begann damit, dass ich unsere weitere Reiseroute in dieses Gebiet vorschlug. Damit hatten wir uns aber auch eine Kurverei durch die Berge um Urzulei eingehandelt, die feuchte Hände und Herzklopfen brachte und auch einen zunehmenden Unmut bei Hans bewirkte. Also war in meinem Kopf schon alles wieder ad acta gelegt. Der Zufall wollte es aber, dass wir am Ausgangspunkt nach ausgiebiger Siesta einige wenige weitere Wanderer erlebten, die zu dem Ziel Gola Gorropa aufbrachen. Mit Schmerztablette intus keimte dann auch in Hans der Wille zum Abstieg auf. Sherpani mit Beinamen Petra trägt ja alles und ordentlich mit Wasser und einem alkoholfreien Bier bepackt ging es abwärts. Und zwar nicht in gemächlichem Gang sondern so flotti und alle vor uns überholend, dass ich mit meinem Rucksack ziemlich ins Schwitzen kam, während da Einer vor mir leichteren Fußes dem Schluchteingang entgegenschritt.

Zum Betreten der Schlucht ist ein kleiner Obulus von 5 Euro zu zahlen und los geht es mit der Kraxelei, die mir recht moderat erschien. Die Schlucht hat eine Gesamtlänge von 700 m. Der Weg ist notdürftig markiert. Über den roten Punkt wollte ich auch nicht hinauskraxeln, denn mir war bewusst, dass  die eigentliche Aufgabe ja noch auf mich wartete. Der Aufstieg ging dann besser als erwartet. Mit 95 Minuten lagen wir auch knapp bei Dreiviertel der angegebenen Zeit. Zu Fragen nach Muskelschmerzen gebe ich keine Auskunft....

 

 

Schluchtimpressionen

 

Das war vor dem Wiederaufstieg....

 

 

Weiteres am Wegesrand...

 

 

25.03.2023  Ruhetag in Cala Gonone

 

Wir schlendern gemütlich durch den Küstenort Cala Gonone und können uns an dem türkisblauen Wasser nicht sattsehen. Es hat immer wieder Sturmböen und als wir an der Mole saßen, kamen durch den Wind aufgepeitschte Gischtschleier über uns hinweg. Nichts wie schnell die Fotokamera verstauen...

 

 

26.03.2023   Jogging (für mich Nordic Walking) von der Cala Fuili zur Cala Luna

 

Der Wanderweg war laut Beschilderung auf 4 Stunden ausgelegt. Unser Sonntagsjogging wollten wir auf maximal 2 Stunden halten. Aber wie es so manchmal ist: Ein Ziel lockt und so ging es weiter und weiter. Der Weg war dabei recht steinig, so dass zumindest für mich kein "Joggingflow" entstand. Mit Stöcken bewaffnet, die mir hin und wieder eine Hilfe bedeuteten, kämpfte ich mich in leidlicher Nordic-Walking-Hüpf-Manier durch die Macchia. Ein Schnitt von vielleicht 2,5 km/h sagte dann auch zusätzlich etwas über die Beschaffenheit des Weges aus. Egal - wir waren mit die Ersten und ich genoss die Einsamkeit der Cala Luna. Nebenbei entdeckte ich dann im Schilf noch eine ca. 1 m lange, schwarze Schlange (vermutlich eine Natter), die sich in gemächlicher Art von mir bewegte, so dass ich sie gut beobachten konnte. Absolutes Highlight - heißt aber auch, dass man echt aufpassen muss, wenn man sich durch solche Feuchtgebiete wagt. Eidechsen tummelten sich in immer größerer Zahl auf den Felsen herum. Ja, es mutete wie ein Frühsommertag an. Dieses Gefühl verfestigte sich dann noch, als wir nachmittags, nach ausgiebiger Siesta, ein erstes kühlendes Vollbad im Meer machten. Bei 18 Grad Wassertemperatur und vielleicht um die 24 Grad Außentemperatur ließ es sich am Fuili Strand auch am Spätnachmittag noch gut aushalten.

Abends gab es dann die Belohnung: Pizza in der Garden Bar in Hafennähe. 

 

 

Am Nachmittag herrscht Super-Badewetter bei 18 Grad Wassertemperatur und ca. 24 Grad Lufttemperatur. Die Cala Fuili ist eine echte Traumbucht. Von hier möchte ich gerne mit dem Boot starten und die weiteren kleinen Buchten und die Grotte Bue Marino erkunden.

 

 

Wir standen in der Nacht an der Strandzufahrt zur Cala Fuili.  Zum Frühstück gab es einen schönen Sonnenaufgang.

 

 

28.03.2023   Auf der SS 389  in die Bergregion mit Korkeichenwäldern bei Bitti und Budduso

 

Man sollte den grün gekennzeichneten Strecken auf Straßenkarten folgen und so haben wir von Nuoro kommend die Bergstraße SS 389 genommen. Kurve an Kurve folgte und der Tag neigte sich langsam zu Ende, aber der "ultimative" Übernachtungsplatz neben der Straße sollte nicht so schnell kommen. Nachdem wir uns zwei Stunden lang die Augen ausgeschaut hatten und nur Notplätze entdecken konnten, kam nach 70 km Fahrt ein archäologischer Standort mit einem Nuraghengrab - das war es!